Demokratie ist eine Farce, wenn…

Ein Plädoyer für viel politische Bildung:

„Zwischen 55 und 60 Prozent der wahlberechtigten Deutschen sind aufgrund mangelnder Kenntnisse oder Fähigkeiten nicht imstande, eine halbwegs rationale Wahlentscheidung zu treffen.“ (Dieter Roth, ehem. Leiter der Forschungsgruppe Wahlen, Mannheim)

 

Die Demokratie, Volksherrschaft, gilt nicht deswegen als die beste aller Staatsformen, weil sie grundsätzlich moralischer ist als denkbare andere, weil in ihr sozusagen das „liebe Volk“ als eine Ansammlung ausschließlich guter und uneigennütziger Seelen regiert – statt vielleicht eines bösen egozentrischen Tyrannen. Auch ein autoritärer Führer kann sehr wohl ein guter und wohlmeinender Führer sein.

 

Demokratie ist die beste Staatsform, weil sie die effizienteste sein kann, weil sie die Chance eröffnet, daß in ihr zahlreiche Menschen eines Volkes mehr nützliche politische Ideen und Programme hervorbringen als nur einzelne „Erwählte“ – oder nur eine „Führungsmannschaft“, eine „Elite“.

 

Die mögliche größere Effizienz der Demokratie kann jedoch nur dann eintreten, wenn die zahlreichen Menschen eines Volkes, die mehr nützliche politische Ideen und Programme hervorbringen sollen, von den Dingen, um die es in der Politik geht, hinreichend viel verstehen. Wenn das Volk weiß, wie es zu wirtschaftlicher Not für Menschen kommen kann, obwohl die zur Versorgung der Menschen notwendigen Güter – insgesamt gesehen – reichlich vorhanden sind; wenn es durchblickt, warum Menschen erwerbslos sein müssen, wo doch menschliche Bedürfnisse überwiegend nur durch Arbeit befriedigt werden können.

 

Versteht das Volk von den Bedingungen des politischen Geschehens nicht genug, kann Demokratie die gewünschte Effizienz nicht bringen, ist sie – so gesehen – sinnlos. Wahlen sind dann bloß ein ziemlich lächerliches Spiel, bei dem der einfache Bürger seine Macht mehr oder weniger blindlings in die Hände von - vielleicht durchaus wohlmeinenden -  Volksvertretern legt, deren politischer Sachverstand im Durchschnitt auch nicht größer sein kann als der des gesamten Volkes, aus dem sie hervorgegangen sind.

 

In diesem Fall ist es dann ungerecht, wenn „das Volk“ „die da oben“, gegebenenfalls autoritär regierende politische Amtsträger,  für eine eventuell schlechte Politik verantwortlich macht – während es doch selbst auch nicht weiß, wie eine bessere Politik aussehen soll und realisiert werden kann.

 

Demokratie, obwohl an sich eine positive, eine optimistische Gesellschaftsform, ist dann leider unfruchtbar, sinnlos, deprimierend, wenn das Volk nicht genug von dem versteht, was es beherrschen soll. Dann ist „Volksherrschaft“ nur eine Farce.

 

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