Massenerwerbslosigkeit in Deutschland ist eine überwindbare Absurdität


 

Vorbemerkung

 

Die Massenerwerbslosigkeit in Deutschland – wir haben heute in Deutschland mindestens fünf Millionen Erwerbslose; nur wer sich selbst täuscht oder sich täuschen läßt, sieht das anders – ist keineswegs nur das Problem der Erwerbslosen. Schließlich geht es voll zu Lasten der Erwerbstätigen, daß die Erwerbslosen keine Steuern und keine Rentenversicherungsbeiträge zahlen – können. Da die Erwerbslosen sehr wohl die Leistungen unseres Staates und der Rentenversicherung nutzen, kommen die Erwerbstätigen für die entsprechenden Vorteilsnahmen der Erwerbslosen auf. Würden die Erwerbslosen selbst zahlen können, wäre es möglich, Steuern und entsprechende Abgabensätze zu senken; die Erwerbstätigen behielten mehr Geld zu ihrer eigenen Verfügung und wüßten dann auch gewiß, was sie mit dem ihnen belassenen Geld anfangen möchten. – Vernünftig ist also, daß sich auch die Erwerbstätigen für die Überwindung der Seuche Erwerbslosigkeit interessieren.


Die Absurdität

 

a) Jedes menschliche Individuum hat Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse vermehren sich oder verändern sich, wechseln gegebenenfalls, in dem Maße, wie sich die Möglichkeiten zur Befriedigung der Bedürfnisse ausweiten, verändern. - Was nicht als grundsätzlich bedenklich bezeichnet werden sollte. Vor Zehntausenden von Jahren „bedurfte“ der Mensch nur eines Fetzens Fleisch von einem erlegten Wildtier und von diesem das Fell und er fühlte sich „befriedigt“. Wenn er heute eventuell nach 5-Sterne-Speisen, einem geräumigen Haus und einem Heimkino strebt, ist er dann dekadent ? Und wenn ja, wann hat er den Rubikon von Bescheidenheit zur Unbescheidenheit überschritten ? – Die erfaßte Summe von Bedürfnissen bezeichnet der Ökonom als Bedarf; als Bedarf eines Einzelnen, eines Volkes, an einzelnen Dingen oder an deren Gesamtmenge.

 

b) Zwecks Befriedigung seiner Bedürfnisse, der lebensnotwendigen und der nur darüber hinaus gewünschten, benötigt der Mensch Güter. Existentiell wichtige bis weniger wichtige Güter, bis hin zu sogenannten Luxusgütern. Übrigens: Sind Bildung, Kultur, Angenehmes, Lebensfreude Luxus ?

 

c) Alle Güter, die der Mensch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt oder auch nur haben möchte – sehen wir hier einmal von der Sonne, der Luft, dem Land und dem Wasser um uns herum ab –, muß er produzieren. Das war bei unseren Ur-Ur-Vorfahren so, bezüglich der von ihnen benötigten Felle, und das ist heute so bei dem von uns heute gewünschten – oder doch auch benötigten ? – eventuellen Opernhaus. Und er muß dabei – in der Summe – so viel Produkte produzieren, wie er zur Befriedigung seiner gesamten Bedürfnisse mehr oder weniger notwendig benötigt oder zu besitzen wünscht.

 

d) Das Produzieren von Produkten ist per Definition – Arbeit. Der Mensch muß also zwecks Produktion arbeiten. Und da er die erarbeiteten Produkte zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt, ist es schlüssig festzustellen, daß er letztlich zur Befriedigung seiner – eigenen - Bedürfnisse, seines jeweiligen – eigenen - Bedarfs, arbeitet, arbeiten muß. – Und dabei muß er dann so viel arbeiten, wie er Güter zur Befriedigung seiner Bedürfnisse braucht, das heißt: Bedürfnisse überhaupt hat. Hat oder empfindet er viele Bedürfnisse, muß er viele Bedürfnisse befriedigende Produkte erarbeiten, ist er dagegen bescheidener (oder vielleicht nur phantasieärmer ?), braucht er weniger Produkte, muß er weniger arbeiten. Achtung: In der Summe ! – Hätte der Mensch überhaupt keine Bedürfnisse, bräuchte er letztlich auch überhaupt keine Produkte zu erstellen – also überhaupt nicht zu arbeiten.

 

e) Fazit: Wenn der Mensch Produkte – im Prinzip - nur erarbeitet, weil und in welchem Maße er mit diesen seine Bedürfnisse befriedigen muß beziehungsweise möchte, und wenn nur durch Arbeit die angesprochenen Bedürfnisse befriedigt werden können, besagt das, daß einerseits die Bereitschaft zur Arbeit das Vorhandensein von Bedürfnissen und andererseits das Vorhandensein von Bedürfnissen die Notwendigkeit, das Vorhandensein von Arbeit aufzeigen, daß die Bereitschaft zur Arbeit das Vorhandensein eben dieser Arbeit beweist. Daß die Arbeitslosigkeit tatsächlich ein Paradoxon ist, ein absurdes Schauspiel. – Arbeitslosigkeit ist, wie wenn ein Durstiger vor einem von ihm selbst eingeschenkten Glas Wasser sitzt, irgendwie gelähmt, auf das Glas Wasser nur immerzu starrt, nicht daraus trinkt, und dabei dann langsam verdurstet. Arbeitslosigkeit ist ein Beispiel von tragischer politischer Fehlentwicklung.

 

Die Ursache des absurden Zustandes

 

a) Wenn der Ur-Mensch – zwecks Befriedigung seiner seinerzeitigen Bedürfnisse – produzierte, arbeitete, bedeutete das im Grunde nicht viel mehr oder weniger, als daß er im Wald Beeren suchte oder ein gefangenes Wildtier aus der von ihm gelegten Schlinge löste. Damals gab es praktisch keine Arbeitslosigkeit; die seinerzeitige Wirtschaft funktionierte auf ihre Weise ohne Unterbrechung. Allerdings total armselig. Mehr als – im übertragenen Sinn verstanden – Beeren, Fleisch und Felle konnten nicht erwirtschaftet werden. Und selbst das hier aufgezeigte extrem karge „Arbeitsergebnis“ verlangte von unseren damaligen Vorfahren einen mörderischen persönlichen Arbeitseinsatz. Effizienz sieht anders aus. Und wenn sich in der Folgezeit die Möglichkeiten für die Menschen – gemeint sind hier die politisch-organisatorischen, nicht die natürlichen, die sind eigentlich gleich geblieben – nicht entscheidend verbessert hätten, lebten wir auch heute noch fellbekleidet, in einer Hand einen abzunagenden Tierknochen, in der anderen ein paar Beeren. - Aber glücklicherweise kam den Menschen irgendwann die Idee vom „Prinzip Geld“.

 

b) Der Vollständigkeit halber: Es gab auch schon vor der Entdeckung des Geldes Fortschritte in der sozialen und damit geistigen und kulturellen Entwicklung des Menschen. Im Anschluß an die Selbstversorgerwirtschaft unserer Sammler und Jäger praktizierte man einige Zeit die sogenannte Tauschwirtschaft. Jetzt sammelte nur noch der Sammler und jagte der Jäger – als Spezialisten und deshalb ertragreicher -, und beide Arbeiter tauschten einen Teil ihrer Produkte gegeneinander aus. Und so weit der „Tauschring“ größer wurde, werden konnte, konnte der Einzelne gegen seine Leistungserträge eine größere Vielfalt anderer Produkte im Tausch erwerben. – Aber auch dieses Verfahren war immer nur relativ begrenzt. Immer mußte ein Anbieter auf einen Interessenten stoßen, der seinerseits etwas feilbieten konnte, was dem Bedürfnis, dem Bedarf eines Gegenübers entsprach. Und die jeweiligen „Handelspartner“ mußten mit ihren Gütern immer unmittelbar aufeinander treffen. Das war verständlicherweise - im Großen gesehen - nur verhältnismäßig selten zu ermöglichen. Der Tauschmarkt war da nicht entsprechend hinreichend geeignet. Dazu brauchte es den Geldmarkt – nach der „Erfindung“ des Geldes.

 

c) Aber auch die Idee vom „Geld-Prinzip“ krankte von ihrem Beginn an. Und zwar immer wieder katastrophal und für längere Zeiträume entscheidend. - Und will man jetzt die Frage erörtern, inwiefern und warum die Geldwirtschaft immer wieder nicht optimal funktionierte, kommt es darauf an, wie man den Begriff Geld und dessen Aufgabe definiert. - Also was ist Geld, was soll es sein, und wozu soll bzw. kann es für die Menschen nützlich, was soll deshalb seine Aufgabe sein ?

 

Bei der Suche nach der hier hilfreichen Antwort führt uns schon der Begriff „Geld-Prinzip“ vom Wege ab. Denn Geld ist tatsächlich keine abstrakte Idee, kein theoretisches Prinzip, keine Philosophie und erst recht keine Religion, etwa um einen guten oder bösen Götzen („Mammon“). Geld eröffnet - im Prinzip – lediglich die Möglichkeit, etwas zu tun oder zu lassen. Geld ist Mittel zum Zweck; ein äußerst wichtiges zwar, aber immer nur ein Mittel, ein Instrument, das wir Menschen einsetzen, uns dienlich machen, gestalten, ausstatten, reglementieren können – und sollten. Geld ist ein wichtiges Instrument; vielleicht steht ihm auf der entsprechenden Bedeutungsrangliste der Platz zwei nach dem Feuer zu.

 

In bis heute bekannt gewordenen Fachbüchern werden immer wieder die gleichen drei „Fachdefinitionen“ von Geld mehr oder weniger wörtlich wiederholt. Es kann hier nicht näher auf diese eingegangen werden. Aber für nachdenkliche Zeitgenossen ist leicht beweisbar, daß die vom „Wertmaßstab“ einfach unsinnig ist. Ein Maßstab, der selbst niemals eine fixe Größe sein kann ? Die zweite Definition „Wertaufbewahrungsmittel“ ist in der Praxis unhaltbar. Man stelle sich den Besitzer einer Truhe voll Gold-Dollar vor. Wenn es da geschieht, daß irgendwo auf der Welt eine Ader mit – sagen wir – Tausende Tonnen Gold entdeckt wird, sinkt der Goldpreis weltweit gravierend und damit der Wert seines „Wertaufbewahrungsmittels“. Oder wenn auf der Welt eine große Dürre ausbricht und demzufolge eine Hungersnot; dann bekommt unser „Reicher“ für seinen aufbewahrten Reichtum bald nur noch einen Bruchteil der Lebensmittelmenge von vorher. Wenn man aus der Theorie vom „Wertaufbewahrungsmittel“ bestimmte praktische Konsequenzen zieht, wird diese sogar höchst gefährlich. Wir kommen auf diesen Punkt gleich noch einmal zurück. Die dritte und im Prinzip akzeptable Definition „Tauschmittel“ kann einem entsprechenden Interessenten vielleicht wie folgt noch verständlicher gemacht werden.

 

Geld - genauer: jede Geldeinheit, jeder Cent und jeder Euro – hat die Funktion einer – sagen wir -Saugpumpe. Diese Saugpumpe sorgt dafür, daß dem Unternehmer die Produktion seines Unternehmens abgekauft, abgesaugt wird – gegen unser Geld also. Auf daß der Produzent seine Produktion finanzieren, seine Vorlieferanten, seine Subunternehmer – das sind unter anderem auch seine Angestellten und Arbeiter – bezahlen kann. Auf daß diese zu Geld kommen, das sie wiederum als Saugpumpe einsetzen, mit dem sie wieder Produktion absaugen. Was da läuft, kann man den unendlichen „Güter-Geld-Güter-Geld-Kreislauf“ nennen. – Dieses Geld hat allerdings seit seiner ersten Einsetzung immer wieder oder in gewissem Maße durchgängig daran gekrankt, daß man es, zu statisch, bestaunte und verehrte, statt die Zweckmäßigkeit, die Notwendigkeit seines dynamischen Einsatzes zu erkennen. Das Problem auf den Punkt gebracht: Bis in unsere Tage – und damit alle sich immer wiederholenden Wirtschafts-/Konjunkturkrisen verursachend – messen die Wirtschaftswelt, die Wissenschaft und dann zwangsläufig auch das Publikum der Frage des Geldwertes größte, der Frage seiner Funktionsfähigkeit/Funktionstüchtigkeit dagegen nur lähmend geringe Bedeutung zu. Diese Primär-Fixierung auf den Wert des Geldes hat ihre Ursache darin, daß früher die Reichen ihren Reichtum zum großen Teil in der Form von Geld (das waren dann Gold-/Silbermünzen) in imponierenden Schatztruhen aufbewahrten. Da staunten die Menschen nur und dachten nicht daran oder übersahen, daß dieses als Schatz aufbewahrte Geld eigentlich als Tauschmittel beziehungsweise eben als Saugpumpe eingesetzt werden, umlaufen mußte, hinsichtlich dieser Funktion immerzu tatsächlich unentbehrlich war.

 

Tragische Folge der fast ausschließlichen Aufmerksamkeitsausrichtung auf den Geldwert war immer schon und ist bis heute geblieben, daß die Menschen - da sie überwiegend geneigt sind, einen Wert möglichst zu steigern, und da der Wert einer Sache im Kausalzusammenhang zu seiner Knappheit oder aber reichlichen Verfügbarkeit steht - immer eine grundsätzliche, latente Abneigung, wenn nicht gar eine Angst dagegen empfanden, die Geldmenge laufend dynamisch zu vergrößern. Was notwendig war und bis heute notwendig ist. – Die für das Geldwesen Zuständigen – und deren Öffentlichkeit – verhielten sich so wie gedachte Erfinder der – sagen wir – Dialyse-Apparatur, eines existentiell wichtigen Instruments also, die dessen Wert, Marktwert dadurch zu erhalten oder sogar zu steigern sich bemühen, daß sie dafür sorgen, daß dieses Instrument möglichst eine Rarität bleibt.

 

d) Wenn es Funktion des Instrumentes Geld ist, zu ermöglichen, daß die Summe der von allen möglichen Erwerbstätigen produzierten verschiedensten Produkte verkauft werden kann, damit die Produkthersteller – vom Unternehmer bis zum Hilfsarbeiter – zu dem Geld kommen, um mit diesem die Summe der von ihnen selbst produzierten Güter selbst wieder kaufen zu können – die entsprechenden Bedürfnisse haben die Produzierenden ja, sonst hätten sie ja nicht gearbeitet, um Geld zu verdienen, um mit dem Geld Güter kaufen zu können -, dann leuchtet jedem nachdenklichen Menschen ein, daß die umlaufende Geldmenge kontinuierlich so groß sein muß, daß die Summe der produzierbaren Güter, nach der Bedürfnisse/Bedarf existieren – wenn weniger Bedürfnisse gegeben sind, wird automatisch in der Summe auch weniger produziert; warum soll ein Mensch über seine Bedürfnisse hinaus arbeiten ? – auch gegen Geld abgesetzt werden kann. Je mehr Menschen in einem Land beziehungsweise Währungsgebiet leben und je mehr Bedürfnisse sie haben oder empfinden – notwendige und vielleicht eher entbehrliche -, desto mehr Geld muß die zuständige Notenbank in Umlauf setzten. Das ist eine logische Formel mit innenwohnender größter Gewalt. Wird diese Formel nicht beachtet oder kann sie – wenn auch nur scheinbar – nicht befolgt werden, sind Absatzkrisen, gegebenenfalls Zahlungsschwierigkeiten, Firmenzusammenbrüche, Erwerbslosigkeit bis zur Massenerwerbslosigkeit, Steuerrückgänge mit der eventuellen Folge von sozialen und kulturellen Einschränkungen für die Menschen, sozialen Unruhen, eventuell Kriege unabdingbare Konsequenzen.

 

Hier noch ein Gedankengang – zur Bekräftigung und gegen Mißverständnisse: Wenn der technische Fortschritt größere Produktionsergebnisse möglich macht und die entsprechend mögliche Produktionssteigerung nicht den Bedarf übersteigt, muß also parallel zur möglichen und bedarfsgemäßen Produktion immer auch die Geldmenge vergrößert werden. Sonst können nicht alle Produkte abgesetzt werden, werden Arbeitskräfte überflüssig, kommt es zu Erwerbslosigkeit. - Der ängstliche Einwand: Mehr Produktion führe zwangsläufig zu mehr überflüssiger oder gefährlicher, ressourcenvergeudender Produktion, ist entweder Ärgernis erregend oder unsachgemäß. Einmal die Frage: Wer entscheidet, was überflüssig ist ? Der Reiche zu Lasten des Unterprivilegierten ? Muß der Ärmere nicht aufholen dürfen ? – Und zweitens ist die Frage, ob gefährliche Güter erzeugt oder zu bewahrende, zu schützende Güter vergeudet werden, eine ordnungspolitische, nicht eine wirtschafts-/währungspolitische Frage. Um – selbstverständlich mit gutem Grund - zu verhindern, daß gefährlicher Unfug produziert, die Erde zerstört und die biologische Lebensgrundlage der Menschen gefährdet wird, ist es nicht gerecht und auch politisch nicht machbar, Erwerbslose einfach Erwerbslose bleiben zu lassen. Außerdem setzt effizienter Umweltschutz sogar Wirtschaftswachstum in entscheidendem Maße voraus. - Wenn ein Staat oder eine Staatengemeinschaft (EU) ihre Währung als Weltleitwährung versteht, darauf stolz ist, verbreitet sich diese Währung automatisch mehr oder weniger über die ganze Welt, wächst die Zahl der Nutzer des entsprechenden Geldes. Muß da noch besonders darauf hingewiesen werden, daß es in einem solchen Fall notwendig ist, die Geldmenge gegebenenfalls entsprechend zu vergrößern ? Sieht man hier einmal davon ab, daß es sowieso vernünftiger ist, separates Geld jeweils Staat für Staat zu organisieren.

 

 

Die Überwindung

des absurden Zustandes

 

a) Die Antwort auf die Frage nach dem Konzept gegen Massenerwerbslosigkeit ist das Resümee aus dem bisher Ausgeführten: Die zentrale Notenbank – das sind die Europäische Zentralbank (EZB) und deren Filiale, die Deutsche Bundesbank (DB) - muß außerordentlich viel zusätzliche Kaufkraft in den Markt einfließen lassen und dann die Kaufkraftmenge jeweils fortlaufend den entsprechenden Notwendigkeiten anpassen. Sinkt die Anzahl der Arbeitswilligen und/oder der Bedarf – in der Summe -, muß die Geldmenge entsprechend reduziert werden, steigen beide entsprechende Zahlen, ist sie zu erhöhen.

Die Geldmenge kann etwa erhöht werden, indem die Zentrale Notenbank der Bundesrepublik Deutschland einen unbefristeten und zinslosen Kredit einräumt – einen in der notwendigen Größe.

Stellt sich die Frage, was zu tun ist, wenn sich die EZB oder sonst eine Instanz in EU-Europa gegen eine solche Politik stemmt. Da kann man dann nur freundlich aber bestimmt antworten, daß Deutschland nicht wegen der EU/EZB im eigenen Land Massenerwerbslosigkeit klaglos hinnehmen mag. In einem solchen Fall wäre es sodann notwendig und gleichzeitig einfach praktikabel, in Deutschland eine Zweitwährung zusätzlich (!) in Umlauf zu setzen – nennen wir sie Deutsche Konjunktur-Mark (DKM) -, die dann die insgesamt nötige Kaufkraftmenge herstellt. Die Zweitwährung, dann wohl auch als unbefristeten und zinslosen Kredit verstanden und für immer im Verhältnis eins zu eins zum Euro konvertibel gehalten, läuft dann parallel zum Euro und funktioniert ganz gewiß immer problemlos. - Das beste wäre es freilich gewesen, wenn Deutschland bei seiner DM geblieben wäre – der Euro hat unserem Land nicht den geringsten wirtschaftlichen Nutzen gebracht; so erfolgreich exportiert wie heute haben wir auch schon zu DM-Zeiten -, dann könnten wir auf die - wenngleich unproblematische - Zweitwährung verzichten.

 

b) Wie viel Geld – Euro oder DKM - muß zusätzlich ausgegeben werden ? Die lapidare Antwort lautet: Soviel, bis die Erwerbslosigkeit auf nahe Null reduziert worden ist. Griffiger ist folgende Formel, die sich aus einer schlichten Dreisatz-Rechnung ergibt: Die Summe Sozialprodukt, die derzeit von den Job-Inhabern erstellt wurde und die auf dem Markt gegen Geld abgesetzt werden konnte (A), verhält sich zur derzeit im Land kaufaktiven Geldmenge (B) wie jene Gütermenge, die von den derzeit Erwerbslosen erstellt werden würde, wenn diese nicht erwerbslos wären (C), sich zur aktuell fehlenden Geldmenge (X) verhält. Also ist X = B mal C geteilt durch A.

 

c) Das neue zusätzliche Geld bekommt zunächst der Bundesfinanzminister, gegebenenfalls also in einem zinslosen und unbefristeten Euro- oder DKM-Kredit, von der Deutschen Bundesbank zur Verfügung gestellt. Der Bundesfinanzminister kann dieses Geld dann - im Prinzip - für jeden x-beliebigen Zweck ausgeben, wodurch es dann in jedem Fall, immer in den Gesamtgeldkreislauf eingeführt wird und dort fortlaufend zusätzliche Nachfrage ausübt. - Zweckmäßigerweise sollte man es dem Bundesfinanzminister aber nicht freistellen, wofür er das Geld ausgibt, sondern ihm vorschreiben, im Umfang des Geldzuflusses die Bürger steuerlich zu entlasten und an die Menschen, die wegen geringen Verdienstes gar keine Steuern zahlen müssen, sowie an die Rentner eine gleichwertige Auszahlung vorzunehmen.

 

Gutgemeinte aber unzureichende Vorschläge

 

a) Das Konzept Deficit-Spending, das der berühmte englische Währungswissenschaftler John Maynard Keynes zur Lösung des Problems Rezession/Massenerwerbslosigkeit vorgeschlagen hat, ist leider unbrauchbar. Keynes hat seine selbstverständlich wichtige Erkenntnis von der Schädlichkeit einer zu geringen Geldmenge nicht zu Ende gedacht. Er wollte zwar zwecks Ankurbelung der Konjunktur die Kaufkraft vergrößern, was in einem solchen Fall richtig, notwendig ist. Aber das meinte er dadurch erreichen zu können, daß er den Staat auf dem Kapitalmarkt Schulden aufnehmen und/oder die Steuern erhöhen läßt. Der Staat sollte mit den so erzielten Mehreinnahmen die Nachfrage nach Waren auf dem Markt vergrößern. Mit dieser Meinung lag Keynes falsch. Das vom Staat durch Schuldenaufnahme oder Steuererhöhung eingenommene Geld ist nämlich überwiegend jenes Geld, das er den Kreditgebern oder Steuerzahlern weggenommen hat. Die Geldmenge respektive Kaufkraftmenge und damit die Nachfrage nach Gütern wird damit nicht relevant vergrößert; die Konjunktur wird nicht bedeutsam belebt. Allein hinreichend wirksam ist, wenn die Geldmenge, die Kaufkraftmenge durch die Neuausgabe von zusätzlichem Geld in erforderlichem Maße vergrößert wird.

 

b) Manche wohlmeinende Politiker und Publizisten fordern von der Unternehmerschaft, mehr neue und zusätzliche Erwerbsarbeitsplätze „zu schaffen“, damit mehr derzeit Erwerbslose eingestellt werden könnten. Man macht der Wirtschaft geradezu den Vorwurf, sie sei jedenfalls mitschuldig an der aktuellen Krise, weil sie gegebenenfalls zu ideenarm, zu innovationsängstlich, vielleicht zu träge sei. Dieser Vorwurf ist arrogant. Denn selbstverständlich wäre unsere Unternehmerschaft – insgesamt – immer geistig und psychisch dazu in der Lage, neue Produktionsstätten einzurichten oder bestehende zu erweitern – wenn sie nur einigermaßen hinreichend davon ausgehen könnte, daß das Mehr an Gütern, das zusätzliche Arbeitskräfte an zusätzlichen Arbeitplätzen erstellen würden, auch auf dem Markt gegen Kaufkraft, also Geld abzusetzen wäre. Es fehlt dem Publikum aber an Geld/Kaufkraft; die Verkäufer in den Geschäften stehen neben ihren Waren und warten auf Käufer; die Verkaufsmanager bemühen sich mit Werbemaßnahmen, die inzwischen meist die Lächerlichkeitsgrenze überschreiten. Soll unter diesen Umständen noch mehr produziert und angeboten werden ? Oder muß nicht erst einmal dafür gesorgt werden, daß die potentiellen und sehr wohl von ihrem Bedarf her interessierten Käufer zu mehr Geld kommen ? Wenn heute verkündet würde, daß die Kaufkraft auf dem Markt in kürzester Zeit relevant größer würde, die heute fehlenden Arbeitsplätze schössen wie Pilze über Nacht aus dem Boden. – Was uns heute fehlt sind nicht neue sinnlose Arbeitsplätze sondern zunächst einmal entscheidend bessere Absatzmöglichkeiten.

 

c) Und dann wird von den Banken und Sparkassen gefordert, sie sollten die Unternehmen mutiger mit mehr und billigem „Risikokapital“ ausstatten, damit diese in neue Arbeitsplätze investieren könnten. Den entsprechenden Bankenkritikern sollten Orden für Schlitzohrigkeit verliehen werden. Denn: Den Banken wird ja gleichzeitig vorgeworfen, zu viele Risiken eingegangen zu sein beziehungsweise eventuell einzugehen. Und dann die Forderung nach mehr Risikobereitschaft, nach mehr Übermut im Umgang mit den Kundengeldern ! Notfalls springt der Staat ja über sogenannte Bad-Banken mit Steuergeldern ein ! - Es ist bekanntlich der Job von Banken, Kapital zu verleihen; aber es auch die Pflicht der Banken, die Einlagen ihrer Kunden sicher zu verwalten. Über Kundeneinlagen verfügen die Banken überreichlich; und wenn die Zentrale Notenbank nicht – derzeit jedenfalls – die Zinsen extrem niedrig halten und die Politik die Bürger nicht – derzeit - exzessiv zum Konsumieren auffordern würde, brächten die Bürger den Banken im Prinzip noch mehr Geldkapital. - Aber die Banken werden die von ihnen angebotenen Kredite gegebenenfalls gar nicht los ! Es gibt zu wenig Unternehmer, die Kapital benötigen, um dieses rentabel investieren zu können – wegen herrschender Absatzflaute. Die Banken weigern sich fast, Einlagen ihrer Kunden anzunehmen, indem sie abschreckend niedrige Zinsen anbieten – anbieten müssen; denn sonst müssen sie zu teuer weiterverleihen und werden wiederum ihre Angebote nicht los. Nein: Kapital gibt es genug oder kann in ausreichendem Maße eingesammelt werden. Und die Banken wollen es auch verleihen. Aber zuerst muß sicher gestellt werden, daß sich Investitionen aufgrund einer gesunden Absatzlage auch lohnen. Und für einen gesunden Absatz braucht es am Markt ausreichend viel Kaufkraft, Geld also.