Der Realität entsprechende Märchen zum Geld

 

Der Zaubergroschen


 Es gab zu wenig bezahlte Arbeit im Land und viele Menschen waren sehr arm …

 

... so der Buchdrucker, ein Witwer, der mangels Aufträgen die Haushälterin entlassen mußte, die zuvor seine Kinder versorgt hatte; ... und diese – nun erwerbslose - Haushälterin, die jetzt nur noch selten Gemüse beim Bauern einkaufen konnte; ... danach der Bauer, der, seit er weniger Gemüse verkaufte, weniger Geld für eigene Einkäufe beim Bäcker zur Verfügung hatte; ... endlich der Bäcker, dem es nun an Geld fehlte, beim Drucker bedruckte Tüten zu bestellen, mit denen er früher für seine Waren geworben hatte. – Allen fehlte das Geld. –

 

Da kam dem Drucker die Idee, für sich und seine Nachbarn selbst zusätzliche eigene Geldscheine zu drucken, die er "Zaubergroschen" nannte. - Und mit der Haushälterin, die er wieder einstellte, vereinbarte er, sie in dieser Zweitwährung zu entlohnen. Worauf sich die Frau mit dem Bauern einigte, ihn auch mit dem "zusätzlichen" Geld zu bezahlen. - Und der Bauer tat so mit dem Bäcker, und der Bäcker wiederum so mit dem Buchdrucker.

Anschließend bezahlte der Drucker erneut seine Haushälterin, die Haushälterin den Bauern usw., usw., immer, immer wieder – und mit dem Zaubergroschen.

 

Unsere Notgemeinschaft half sich auf diese Weise mit ihrem eigenen Geld – und da man auch noch, wenn schon zu wenige, Einnahmen in der amtlichen Währung hatte, kamen jetzt alle insgesamt etwas besser über die Runden als zuvor. Das offizielle Geld stand ihnen jeweils, fortdauernd für andere Einkäufe zur Verfügung. Da seufzte die Haushälterin – erleichtert, glücklich: "Gott sei Dank, daß es den Drucker gibt!" Und freute sich der Bäcker: "Das ist ja wie in einem Märchen!“ Worauf der Drucker, der Erfinder des "Zaubergroschen", nicht wenig stolz hinzufügte: "... und in dem alles tatsächlich funktioniert". – Und unser Bauer, ein nachdenklicher und kluger Mann, sann darüber nach, was man, ganz allgemein, aus diesem "Märchen" lernen könnte. ...

 

***

Was kann man aus diesem Märchen lernen ?

 

An dieser Stelle muß nicht festgeschrieben werden, was der vorerwähnte Bauer aus dem Märchen vom Zaubergroschen hat lernen können. Aufmerksame Leser haben aber wohl sicher die bereits vorher bei ihnen vorhandene Einsicht bestätigt bekommen, daß für ein erfolgreiches Funktionieren einer Wirtschaft im allgemeinen und eines Arbeitsmarktes im Besonderen eine hinreichende Geldversorgung des Marktes, des jeweiligen Güterkreislaufes unverzichtbar ist. Und die Leser dürften sich dann weiter gedacht haben, daß es in der Praxis selbstverständlich nicht nötig ist, daß jede Nachbarschaftsgemeinschaft in jedem Dorf für sich allein eine ausreichend große Geldmenge in der Form eines Zweitgeldes ("Zaubergroschen") ausgibt und sichert. Wenn die Menschen in allen Kommunen eines Staatswesens gleichermaßen unter einem Kaufkraftmangel zu leiden haben, was in Deutschland und Euro-Europa der Fall ist, ist es – einleuchtend – praktischer und vernünftiger, wenn die zuständige zentrale staatliche Notenbank ausreichend viel allgemein gültiges Staatsgeld in Umlauf setzt. Gefordert sind also bei uns die Europäische Zentralbank beziehungsweise deren Filiale, die Deutsche Bundesbank.

 

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Das „Wunder von Heimathausen“


Vor Zeiten hatte der Bürgermeister der Stadt Heimathausen, rund 140.000 Einwohner, seine Stadträte zu einer Sondersitzung eingeladen. Es sollte darüber beraten und entschieden werden, ob und wie eventuell die Wirtschaftskonjunktur in der Stadt, also der Umsatz der dort aktiven Unternehmen, bestmöglich angekurbelt, der örtliche Arbeitsmarkt belebt und die Steuereinnahmen, alles durch Aktivitäten innerhalb der Stadt, erhöht werden könnten.

 

a) Ein Teilnehmer der Runde schlug vor: Wir lassen rund 14 Millionen Geldscheine zum Nennwert 1 drucken, die wir vielleicht „Heimattaler“ nennen. Also 14 Millionen „Heimattaler“. Um Druckkosten zu sparen, können auch 7 Millionen Scheine zum Nennwert 2 oder 2,8 Millionen zum Nennwert 5 erstellt werden.

 

b) An dieser Stelle kam ein Einwand, den die Runde schließlich akzeptierte. Es sei besser, nicht explizit an „Taler“, überhaupt nicht an die Herstellung von „Geld“ zu denken, sondern ausdrücklich an die von Gutscheinen. Die Gutscheine sollten so einfach wie eben nur Gutscheine aussehen, vielleicht nur mit dem Aufdruck „Gutschein von Bürgern und für Bürger von Heimathausen.“ – Die Ausgabe von Geld ist neben der Deutschen Bundesbank, oder jetzt der Europäischen Zentralbank, allen anderen Personen oder Institutionen verboten beziehungsweise könnte gegebenenfalls vielleicht verboten werden.

 

c) Selbstverständlich mußte auf dem „Gutschein“ dessen Gegenwert angegeben werden und zwar mit „Gegenwert: 1 Euro“ (oder 2 oder 5 Euro). Wir drucken also 14 Millionen Gutscheine (oder 7 Millionen beziehungsweise 2,8 Millionen) zum Gegenwert von je 1 (oder 2 oder 5) Euro und insgesamt 14 Millionen Euro.

 

d) Dann, hieß es, starten wir eine gewaltige Kampagne: Wir machen jedem Bürger einen kleinen Handzettel zugänglich, besser noch: das in Wochenabständen dreimal, damit am Ende wirklich jeder Bürger von der Information auf dem Handzettel nachdrücklich Kenntnis genommen hat. Wir stellen Plakatständer auf, mit der „Information“ der Handzettel, hängen die entsprechenden Plakate in möglichst allen Geschäften aus. Wir schalten alle Vereine, Parteien, Schulen, Kindergärten ein und veranlassen diese, ihre Mitglieder, ihr Publikum über die „Information“ zu informieren, die Information sehr eingehend zu diskutieren. – Selbstverständlich tun wir alles Denkbare, um alle in der Stadt gelesenen Tageszeitungen und Werbewochenblätter zu veranlassen, die „Information“ „unters Volk“ zu bringen. Wir geben der Presse entsprechende Interviews, veranstalten Podiumsdiskussionen und Informationsvorträge. Vielleicht gelingt es uns sogar, den Regionalrundfunk und das Regionalfernsehen auf unsere „Information“ aufmerksam zu machen. Am Ende muß die „Information“ in der Stadt Tagesgespräch, ein „Running Gag“ sein.

 

Die Information lautete:

 

a) Die „Bürgerinitiative: Gutscheine für Heimathausen“ gibt in der Zeit zwischen dem 1. und 31. August dieses Jahres – vielleicht mit Unterstützung durch die örtlichen Einwohnermeldeämter - einmalig an jeden in der Stadt amtlich gemeldeten Bürger 100 (oder 50 oder 20) Gutscheine zum Nennwert von je 1, 2 oder 5 Euro, insgesamt pro Kopf Gutscheine zum Nennwert von 100 Euro aus. Die Gutscheine werden verteilt ohne jede Gegenleistung durch die solchermaßen bedachten Bürger. Die Gutscheine müssen also nicht gegen Euro gekauft werden; sie werden – wenn man so will – verschenkt, zur grundsätzlich freien Verfügung. An die Bürgerinitiative zurückgeben kann man die Gutscheine nicht, schon gar nicht etwa gegen offizielle Währung an die Bürgerinitiative verkaufen.

 

b) Alle Geschäfte und Betriebe in der Stadt werden aufgerufen, nach dem 1. September so viel Sachgüter oder Dienstleistungen vollständig oder teilweise gegen die ihnen von Kunden angebotenen Gutscheine zu verkaufen, wie sie mögen. Es wird in diesem Zusammenhang davon ausgegangen, daß sie prinzipiell nur so viel Gutscheine annehmen werden, wie sie auch denkbar wieder weitergeben können. Es wird also keinem Unternehmer zugemutet, mehr Gutscheine in Zahlung zu nehmen, als er auch wahrscheinlich wieder selbst zum Einkaufen verwenden kann. Kein Bäcker muß also 100.000 Gutscheine bei sich ansammeln, wenn er doch nicht für diese große Summe an Gutscheinen – in der Stadt - einen neuen Backofen erwerben kann.

 

c) Allen einkaufenden Bürgern derStadt wird empfohlen, von ihren Lieferanten zu fordern, daß diese Gutscheine in Zahlung nehmen, so ihnen solche präsentiert werden – jedenfalls in einem gewissen Maße -, und notfalls eben nur da einzukaufen, wo sie auf die entsprechende Bereitschaft stoßen.

 

d) Es steht nicht zu befürchten, daß eine relevante Anzahl von Unternehmen die Annahme der Gutscheine verweigern werde. Schließlich müssen die Verweigerer gegebenenfalls damit rechnen, daß sonst immer ein Mitbewerber das Geschäft macht, der seinen Umsatz dann steigert, während der eigene dagegen stagniert oder gar zurückgeht. – Daß so gut wie alle Unternehmer so etwas wie ein Kartell von Verweigern bilden, ist abwegig zu denken. Was brächte ihnen das ? Das Geschäft aller würde auf dem Stand von zuvor verharren und 14 Millionen Kaufkraft blieben ungenutzt zurück. – Es wurde im Rahmen der Propagierung dieser Aktion eine Umfrage unter den Unternehmen der Stadt gemacht: „Unter welchen Bedingungen würden Sie „Heimattaler“ in Zahlung nehmen?“ Die vernünftige Antwort aller lautete: „Unter der Bedingung, daß ich sie wieder los werde“. Danach war klar, daß alle die Gutscheine – wenn auch nicht in unbegrenztem Ausmaß - akzeptieren werden.

 

e) Wie läuft das Szenario ab? Wahrscheinlich so: Kunde X kauft beim Metzger – gegen jedenfalls teilweise - Gutscheine Weißwürstl. Der Metzger entsprechend seine Semmeln beim Bäcker. Der Bäcker sein Frühschoppenbier nach dem gleichen Verfahren beim Wirt. Der wiederum bezahlt eine Renovierung seiner Gaststube beim Maler – teilweise? – mit Gutscheinen - oder er renoviert mangels Euro überhaupt nicht. Der Maler läßt seinen Lieferwagen in der Werkstatt gegen das „Zweitgeld“ – also genannt „Gutschein von Bürgern für Bürger von Heimathausen“ - inspizieren. Die Werkstatt stellt eine Stundenputzfrau neu ein gegen – teilweise? – Gutscheine oder gewährt bereits angestellten Mitarbeitern eine Gehaltserhöhung – in Gutscheinen. Die Putzfrau oder der Automechaniker lassen ihr TV-Gerät reparieren und bezahlen mit den inzwischen beliebten „kleinen Zettelchen“. Der TV-Spezialist kauft gegen Zahlung mit diesen Zettelchen seine Semmeln beim Bäcker, seine Weißwürstl beim Metzger oder sein Schoko-Eis im Eiskaffee – alle in dem sie die „Heimattaler“ hergeben, die wir nicht „Taler“ nennen.

 

f) Niemand läuft ein Risiko. Allenfalls wenn er Unsummen der Gutscheine ansammeln würde und diese Unsummen - beschränkt auf Heimathausen - nicht loswerden kann, weil – um auf den Bäcker zurückzukommen – ein Bäcker der Stadt keinen Backofen kaufen kann sondern nur außerhalb und gegen Euro. Extrem ängstliche Zeitgenossen könnten ja vielleicht nur immer bis zu Gutscheine im Wert von 100 Euro hereinnehmen; dann verlören sie selbst dann nichts, wenn irgendwann einmal die Welt unterginge und dann zwangsläufig auch der Gutschein-Kreislauf zusammenbrechen würde. Die 100 Gutscheine, die sie dann nicht mehr gegen Waren in Zahlung geben könnten, hätte man ja zu Anfang immerhin nicht gekauft sondern geschenkt bekommen.

 

g) Die Buchführung und die Steuerabrechnung der Unternehmer kann nach Ausgabe der Gutscheine immerzu problemlos über Euro lauten. Der Gutschein ist für den einnehmenden Unternehmer immer so zu sehen wie bare Euros. Jeder Unternehmer könnte ja den Gutschein vorher selbst ausgegeben haben, weil ihm vielleicht Euro-Wechselgeld gefehlt hat. Dann nimmt er jetzt bei Entgegennahme der Gutscheine seine vorher hergeliehenen Euro ein, bucht und umsatzversteuert entsprechend.

 

Nachdem der Heimathausener Bürgermeister schließlich vorgerechnet hatte, daß Gutscheine im Gegenwert von insgesamt 100 Euro pro Kopf bei 140.000 Einwohnern insgesamt 14 Millionen Euro ausmachen und ein Mehr von 14 Millionen Zahlungseinheiten bei einer Umlauffrequenz von rund 50 pro Jahr einen jährlichen Kaufkraftzuwachs von bis zu 700 Millionen – für den Raum Heimathausen – bedeuten; und nachdem er dargelegt hatte, daß ein Mehr von 700 Millionen Zahlungseinheiten insgesamt jedem Heimathausener Unternehmer – setzen wir deren Anzahl einmal mit rund 1000 an - im Jahr und Durchschnitt um rund 0,7 Millionen Euro höhere Kasseneinnahmen verschaffen können – sehen wir einmal davon ab, daß ein kleiner Teil der Gutscheinzahler einen kleinen Teil der bei ihnen jetzt zu erübrigenden Euro außerhalb der Stadt ausgibt, also einige Euro aus Heimathausen abfließen dürften, beschlossen die Mitglieder der Bürgerinitiative schließlich einstimmig, es mit dem Gutschein zu versuchen. Schaden könnte es keinesfalls.

 

Und so nahm am 1. September dieses für die Stadt Heimathausen „Jahrhundertjahres“ das „Wunder von Heimathausen“ seinen Lauf.

 

Nachbemerkung

Unser Bürgermeistert hatte seine Idee vom „Heimattaler“ selbstverständlich nicht ins Blaue hinein geträumt. Er wußte vielmehr von vornherein, daß sein Plan schon früher öfter und mit Erfolg ausprobiert worden war. Unter schlechteren Erfolgsbedingungen, als sie in Heimathausen vorlagen, und damals noch durch Kinderkrankheiten gehandicapt.

 

Und gewiß dachte der Stadt-Chef keinesfalls daran, später solle einmal jede deutsche Stadt dem Heimathausener Beispiel folgen. Das Beispiel Heimathausen möge aber zeigen, hoffte er, daß das Florieren einer Volkswirtschaft von einer ausreichend großen umlaufenden Geldmenge abhängig ist. Vielleicht könnten die Politik und die Zentrale Notenbank ja einmal erkennen, wie notwendig es ist, die Gesamtgeldmenge in unserem deutschen beziehungsweise Euro-europäischen Währungsgebiet ganz wesentlich zu erhöhen.

 

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Papa, erklär mir das Geld !


Eine Geschichte mit Luis

 

Und der Papa fängt an.

 

Also, das ist ja völlig klar, nicht wahr ? Kein Mensch auf der Erde, und wenn er noch so fleißig und noch so klug ist, kann alles das selbst und allein herstellen, was er für sein Leben unbedingt braucht oder was er in seinem Leben gern haben möchte. – Stimmt doch, oder ?

 

Nehmen wir zum Beispiel einen Händler von Gummibärchen: Der könnte Millionen Beutel mit diesem „Lecker-lecker“ in seinem Keller aufbewahrt haben, er würde trotzdem unglücklich verhungern oder verdursten oder sonst wie umkommen, wenn nicht jemand anderes ihm Wichtiges oder Gewünschtes überlassen könnte.

 

Deshalb läuft unser Bärchen-Millionär mit drei seiner Beutelchen zum Bäcker, wenn er Semmeln essen möchte, legt die Gummibärchen auf die Theke, greift nach drei Semmeln und erklärt dem Bäcker: „Wir tauschen ! - Dreimal Gummibärchen gegen drei Semmeln“.

 

Da antwortet jedoch der Bäcker: „Nein, wir tauschen überhaupt nicht ! – Mir schmeckt dieses klebrige Zeug einfach nicht. - Außerdem strotzen diese Dinger vor giftigen Farbstoffen. - Da, nimm sie wieder und gebe mir meine Semmeln zurück !“

 

Darauf nimmt sich der Gummibärchenhändler einen kleinen Zettel und schreibt darauf: „Ich schulde dem Bäcker drei Beutel Gummibärchen, weil ich von ihm drei Semmeln bekommen habe, er aber meine Süßigkeiten nicht annehmen wollte“. – Drückt dem Bäcker sodann das Papierchen in die Hand, behält die drei Semmeln für sich und zieht ab. - „Wir haben jetzt doch getauscht, Herr Bäckermeister !“, ruft er im Fortgehen, lachend, und weiter: „Semmeln gegen das Zettelchen haben wir getauscht !“

 

An dieser Stelle unterbricht der Papa seine Erzählung und fragt den Luis:

 

„Hast Du was gemerkt, Luis ? Oder sonst, überleg‘ mal ! – Der Zettel soeben, das war doch Geld - nicht wahr ? Das in unserm Fall erste Geld. Der Süßwarenverkäufer hat hier das Geld erfunden“.

 

Aber Luis nur, ungeduldig: „Erzähl weiter !“

Deshalb fährt der Papa dann mit seiner Erzählung fort:

 

Der Bäcker kann sich gegen den Handel gar nicht mehr wehren, sein Kunde ist ja einfach abgehauen. Und der Bäcker sagt - nur zu sich: „Am Ende hole ich mir demnächst doch diese drei Beutelchen - für meinen Sohn. Der mag ja dieses Zeug - trotz meiner Warnung“.

 

Doch des Bäckers Sohn bekommt die Gummibärchen schließlich nicht. - Der Vater verspürt irgendwann Lust auf Wiener Würstchen, eilt zum befreundeten Metzger und: „Hier, mein Guter ! Gegen diesen Zettel kannst Du Dir beim „Süßen Ferdl“, so nennt man im Ort den Gummibärchenhändler, kannst Du drei von diesen süßen Tüten mit Gummibärchen, die Du so magst, abholen; und ich bekomme von Dir, weil ich den Zettel ja an Dich weitergegeben habe, drei Würste - von den größten, dabei von den frischesten“.

 

Der Metzger willigt – wortlos - in den Handel ein. Einmal weil er sich tatsächlich gern, etwa als „Nachspeise“ nach einem scharfem Gulasch, diese bunten Bärchen in den Mund schiebt; zum anderen weil er den „Zuckerlmann“ persönlich kennt und ihn als für voll vertrauenswürdig einschätzt. Er braucht sich also keine Sorgen zu machen, ob dieser den Schein, das Zettelchen wohl auch annehmen wird.

 

Aber später dann kommt dem Metzger noch ein anderer Gedanke: Klara, die Tochter vom Krämer um die Ecke, auf die unser Bäcker ein Auge geworfen hat und von der er weiß, daß sie für Gummibärchen „alles hergibt“, wird er den Gutschein für die Süßwaren freundlich lächelnd überreichen, dann, wenn er beim Krämer ein Paar Socken einkauft - morgen.

 

Und so landet das vom Bärchen-Mann vorher, irgendwann einmal beschriebene Papier über einen Kreis - Bäcker, Metzger, Klara – wieder bei seinem Beschreiber. - Und die verschiedenen Geschäfte hätten nicht stattgefunden, wären gar nicht möglich gewesen ohne diesen Zettel, ohne dieses …

 

An dieser Stelle der Geschichte zögert Papa ein wenig, und Luis wagt es, vorsichtig, leise zu fragen:

 

„ … ohne dieses Geld ?“

 

Darauf wieder Luis‘ Papa:

 

„Meinst Du auch, Luis, „Geld“ ? – Ich denke schon, es handelt sich tatsächlich um Geld. Der Zettel des Bärchen-Mannes hat genau so gewirkt wie unser Geld heute wirkt. Ohne dieses Geld hätte der Bäcker keine Semmeln, der Metzger keine Würstchen und so weiter hergegeben, verkaufen können; und der Händler für seine Bärchen keine Semmeln, der Bäcker keine Wiener und Klara keine Gummibärchen einkaufen können“.

 

„Aber, aber !“, ruft jetzt geradezu, also laut, Luis, „wir können doch jetzt, Du, Papa, kannst doch jetzt nicht auch einfach Geld – selber – machen, solche Zettel schreiben … “

 

Und der Papa antwortet sogleich: „Doch das kann ich schon, wir haben sogar einen Computer-Drucker dafür. - Aber Du meinst, Luis, keiner nimmt uns dann die selbstgemachten Zettelchen ab, nicht wahr? – Da hast Du Recht, Luis. Denn keiner kennt uns von denen, die dann für von uns beschriebene Zettelchen etwas hergeben sollten. Da könnte ja jeder hergehen und so einkaufen wollen, denken doch die Leute. Werde ich die mit „Luis“ unterschriebenen „Geldscheine“ denn auch irgendwo los ? Beim Luis wohl nicht, denn wer ist der Luis ? In dem Kreis unserer vier Menschen kennen sich zwar alle. Aber wenn „alle“ Geld machen, dann kennen „alle“ fast niemanden mehr“.

 

„Und jeder könnte – Geld machen wollen. Und damit einkaufen wollen. Und niemand mehr müßte etwas herstellen, um sein Hergestelltes gegen etwas anderes, etwas von ihm Benötigtes eintauschen zu können“. So redet jetzt Luis, schon fast so wie ein Politiker.

 

Und da stimmt der Papa dem Luis denn auch zu.

 

Er nickt mit dem Kopf und erklärt weiter: „Und deshalb, meinst Du, Luis, gibt besser immer nur eine einzige Stelle im Land das Geld aus, stellt das Geld her - heutzutage die schönen Scheine und die runden Münzen ? Da weiß dann jeder und sicher, denkst Du, Luis, daß niemand unredlich Geld macht. Nur die eine „Stelle“ gibt das gesamte Geld aus, mit dem dann alle Menschen und Geschäfte - zusammengenommen - einkaufen und bezahlen oder verkaufen und bezahlt werden. – Ja, Luis ? – Und da alle dem Geld trauen, nehmen es auch alle an, wenn sie verkaufen, und werden es alle los, wenn sie kaufen wollen.- Nicht wahr, Luis, so denkst Du. Und dann denkst Du absolut richtig“.

 

Nun ist Luis in seinem Element.

 

Er spricht ganz so, als wäre er ein Finanzminister. Und er sagt: „Wenn jetzt nur eine Stelle Geld macht, dann machen nicht alle am Ende insgesamt irrsinnig viel Geld, jedermann für sich, besonders dann nicht, wenn sie gar nichts hergestellt haben. So irrsinnig viel Geld machen sie dann nicht, daß am Ende insgesamt viel mehr Geld kaufen will, als insgesamt Dinge hergestellt werden können.“

 

Und wieder der Papa: „Ja, also, zu viel Geld ist Quatsch !

 

Dann Luis: „Ja, zu viel Geld wäre Quatsch. – Aber wir haben zu wenig Geld, Papa, nicht wahr ?“

 

Wieder der Papa: „Wir bei uns zu Hause haben geradezu immer zu wenig Geld. Das merken wir besonders dann, wenn wir nicht alles kaufen können, was wir möchten, besonders was Du Dir wünscht, Luis“.

 

„Aber – aber …“, Luis denkt nach und fragt jetzt: „ …aber hatten der Gummibärchenmann und seine Kunden zu viel oder zu wenig Geld ? Haben wir bei uns hier, hier wo wir leben, in unserem Land, alle zusammen, insgesamt genug Geld ? Oder muß die Stelle, die das Geld ausgibt, mehr Geld ausgeben ?“

 

Der Papa legt seinen Arm um die Schultern von Luis, überlegt, wie er es sagen soll. Und dann: „Also, unsere vier Leute, der „Süße Ferdl“ und die anderen, hatten, nacheinander, so viel Geld – sagen wir jetzt mal, -, daß sie so viel kaufen konnten, Gummibärchen, Semmeln, Würstchen, wie sie sich besorgen wollten. - Für mehr Waren hätten sie mehr Geld gebraucht, für weniger wäre weniger ausreichend gewesen. Wenn der Sußwarenmann mehr Semmeln als drei hätte haben wollen, hätte er dem Bäcker mehr als drei Beutel mit den Bärchen hergeben oder auf dem Zettel versprechen müssen“.

 

Luis: „Ja“.

 

Der Papa weiter: „Und wenn wir, wir alle zusammen mehr einkaufen möchten, müssen wir alle, insgesamt, mehr Geld haben, als wir jetzt haben. Also mehr Geld verdienen, also mehr von dem verkaufen, was wir arbeiten“.

 

Luis unterbricht seinen Papa: „Aber wie kommen die Leute an das genügend viel Geld, um das Mehr kaufen zu können, das andere verkaufen möchten, um mehr Geld zu verdienen ?“ Und Luis gibt sich selbst die Antwort: „… indem sie mehr arbeiten, um mehr Geld zu verdienen, ja ? Geld zu verdienen an denen, die dann mehr arbeiten müssen, um mehr kaufen zu können, ja. – Puh !“

 

Jetzt Papa: „Luis, Du denkst in die richtige Richtung. – Die „Stelle“, das ist die Politik, der Staat, muß so viel Geld ausgeben, daß alle Menschen so viel Dinge – insgesamt - kaufen können, wie sie möchten und wie sie auch, zusammen, insgesamt, herstellen können – und herstellen wollen, um mit deren Verkauf Geld zu verdienen, um wiederum damit einkaufen zu können“.

 

„Und wie kriegen die Menschen das Geld – von der Stelle, die das Geld ausgeben soll ?“, Luis grübelt.

 

„Ja, Luis, das ist eigentlich ganz einfach - eigentlich: Zunächst haben wir Menschen, insgesamt, ja das Geld, mit dem wir bisher schon kaufen können. - Wenn wir jetzt aber noch mehr kaufen und mehr verkaufen möchten - oder sollen, damit andere mehr verkaufen können -,müssen, muß die Stelle, der Staat, den Menschen, allen, entsprechend, insgesamt, zusätzliches Geld – einfach geben“.

 

„Einfach geben, einfach so ?“

 

Luis unterbricht nun seinen Papa, schreit geradezu auf: „Einfach geben, einfach so ?! Und dann uns auch ?! Mir ? Dir ?!“

 

Darauf der Papa: „Ja einfach - und gerecht - verteilen, das Mehr an Geld. Unter allen Menschen gerecht austeilen. – Dann haben gleich nach der Austeilerei alle gleich viel mehr Geld. Und anschließend diejenigen Einzelnen für sich so viel mehr Geld, wie sie mehr Waren herstellen und verkaufen – gegen Geld.

 

An dieser Stelle steht der Papa auf, zieht auch Luis von seinem Stuhl hoch, und: „Eigentlich ist jetzt alles – jetzt, zunächst einmal - Wichtige gesagt, erklärt, von mir – und von Dir. - Wir können deshalb für heute Schluß machen mit unserer Lehrstunde. – Und wir müssen sogar Schluß machen, denn die Mama hat gerufen: Zum Essen. – Also, komm, Luis !“

 

Luis danach, im Gehen, vor sich hinsprechend: „Wir alle mehr Geld ! …Hm …“

 

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Wie Maxl, des Fischers Sohn,

das Geld erfand

 

Eines Tages wanderte ein Beerensammler aus seinem Wald am Berg an den See unten im Tal, um – wie schon zuvor ungezählte Male – beim Fischer unten mit seinen mitgebrachten zwei aus Blättern geflochtenen kleinen Körbchen voll Beeren zwei Fische des Fischers einzutauschen. Zwei Portionen Beeren gegen zwei Fische.

 

Als der Beerensammler beim Fischer eintraf, eröffnete der ihm: „Heute keine Fische ! In der vergangen Nacht herrschte auf dem See ein schlimmer Sturm“.

 

Deshalb schlug der Fischer, der sich schon auf die frischen Beeren gefreut hatte, vor, daß, wenn ihm die Beeren trotzdem, wenn auch ohne Fische, übergeben würden, er morgen oder übermorgen nachliefern werde, dann also „bezahlen“.

 

Doch als dem Beerenmann, er war ein vorsichtiger Mensch,  dieses Versprechen nicht ausreichte, weil er fürchtete, es an einem Tag danach vielleicht mit einem Fischer zu tun zu bekommen, der sich nicht mehr an seine Zusage würde erinnern können, oder an dessen Fischersfrau, die dann vielleicht gar nicht informiert wäre; und als der Fischer schon zu bedauern begann, diesmal keine Beeren zu bekommen, und der Mann vom Berg bedrückt daran dachte, nun mit Beeren zurück zu müssen, die ihm bis zum nächsten Morgen wohl verdorben sein würden, meldete sich der Sohn des Fischers, Maxl, der neben den beiden Männern gestanden und deren Wortwechsel zugehört hatte.

 

Der Junge hatte zwei großen Fischgräten aufgehoben, die neben einer Hütte lagen, und erklärte den bis dahin noch verhinderten Händlern:

„Diese beiden Gräten“, er schaute abwechselnd zum Beerensammler und zu seinem Papa hinauf, „können gelten als Beweis unserer Schuld, Papa, gelten und ihm“, Maxl zeigte auf den Beerensammler, „versichern, daß unsere Schulden, Deine Schulden beglichen werden“. – Der Sohn des Fischers hielt die zwei Gräten vor den beiden Männern in die Höhe. „Für jede Portion Beeren eine Gräte, für jede Gräte einen Fisch !“, rief er aus wie ein Fischhändler.

 

Der Mann aus dem Wald nahm dieses Versprechen, nachdem auch der Fischer dem Vorschlag seines Sohnes durch Kopfnicken zugestimmt hatte, an, so daß nach einiger Zeit, in der man noch dieses und jenes besprochen hatte, der Beerensammler mit zwei Gräten in den Wald zurückstapfte, bergauf, und der Fischer seinem Sohn eine Hand auf die Schulter legte und erklärte: „Dank Deiner guten Idee bekommst Du also doch Deine Beeren, mein Guter, heute Abend“.

 

Man weiß nicht, ob es von Vater und Sohn angesprochen wurde, aber so etwas wie gefühlt könnten es die beiden vielleicht haben: Das Mittel, das den Handel Beeren gegen Fische ermöglicht hatte, das Tauschmittel also, war tatsächlich irgendwie das erste Geld.

Und weil das tatsächlich so war, soll die Geschichte von Fischers Filius hier noch etwas weiter forterzählt werden. Es gibt da mehrere Fortsetzungen, wie es wohl weitergegangen sein könnte:

 

Zunächst liegt wohl die Vorstellung nahe, daß, am übernächsten Tag vielleicht, der Mann aus dem Wald mit den Gräten wieder zum See herunter kam, um dort nun die ihm zustehenden Fische abzuholen – gegen Rückgabe der Gräten. – So kann es weitergegangen sein. Kann es weitergegangen sein.

 

Oder der Geschäftspartner des Fischers kam nicht mit Gräten sondern, wie bei den Malen zuvor, erneut mit zwei Blätterkörbchen voller Beeren daher, um wieder – wie gehabt – Beeren gegen Fische zu handeln. – „Nanu“, wird der Fischer da gefragt haben, „willst Du mir die Beeren von vorgestern schenken, wenn Du heute nicht mit den alten Gräten, wozu Du ein Recht hättest, sondern mit wieder neuen Beeren bezahlen magst ? Oder hast Du die Gräten verloren oder weggeworfen ?“

 

„Nein“, wird jetzt die Antwort gelautet haben. Und: „Ich habe mit den Gräten gestern beim Jäger einen von ihm gefangenen Hasen bezahlt. Der Jäger war damit einverstanden, bei Dir, Fischer, die zwei Fische zu seinem Nutzen abzuholen“.

 

Oder, dritte Möglichkeit des Fortgangs der Geschichte:

Nach langer Zeit kommt doch wieder der Beerenmann mit den zwei Gräten zum Fischer. – Der Fischer versteht nicht: „Ich denke, Du hättest die Gräten weggegeben, an den Jäger ?“ – „Habe ich auch“, stimmt der Sammler zu. – „Und der hat sie Dir nun zurückgebracht ?“, fragt der Fischer sofort. – „Nein, ich habe die Gräten nun vom Schilfmattenflechter; beim dem hat der Jäger mit Deinen Gräten, Fischer, dieses Schilfzeug eingekauft“. – Der Fischer nun: „Und wie kommen die zwei Gräten jetzt erneut zu Dir ?“ – Antwort des Beerenmannes: „Indem ich die Gräten von ihm gegen zwei Schälchen meiner Beeren erworben habe“. - Und dann der Sammler zum Fischer, grinsend: „Hier sind Deine Gräten – zurück !“ – Er legt sie ihm vor die Füße, nimmt zwei Fische entgegen und zieht, es türmen sich dunkle Regenwolken über dem Berg auf, wieder ab in seinen Wald.

 

Es kann aber auch so weitergegangen sein:

Der Beerensammler kam niemals mehr mit Gräten an den See. Immer nur mit frischen Beeren. Und er erhielt dafür stets zwei Fische. – Bis eines Tages ein anderer Mann vor des Fischers Hütte stand: „Mir ist versichert worden, ich könnte mit diesen beiden Gräten“, der Mann zeigte zwei Fisch-Skelette her, „bei Dir, bist Du der Fischer ?, zwei Fische bekommen“.

„Und von wem, Mann, hast Du die Gräten ? Vom Beerensammler, vom Jäger, vom Schilfschneider ?“, interessierte sich der Fischer.

Und bekam darauf zu seinem Erstaunen die Antwort: „Einen Beerensammler, einen Jäger oder einen Schilfschneider kenne ich gar nicht. – Ich bekam die Gräten von einem Unbekannten, der bei mir müde vorbeikam, den ich eine Nacht in meiner Behausung schlafen ließ, ihm etwas zu essen gab und dem ich vertraute – war das eine Dummheit von mir ?, als er mir in Aussicht stellte, ich könnte gegen die Gräten jeden Tag bei Dir frische Fische bekommen. – Kann ich das? Oder bin ich von einem Gauner betrogen worden ? – Ich habe ihn nicht gefragt, von wem er die Gräten hatte“

Der Fischer schüttelte den Kopf. „Nein, das hat alles seine Richtigkeit. Die Gräten sind von mir. Gib sie her und Du bekommst zwei Fische“. – Später, nachdem der Fremde weitergezogen war, schüttelte der Fischer noch einmal mit seinen Kopf: „Erstaunlich, welchen unbekannten Weg, in einem Kreis, meine Gräten da genommen haben …“

 

So wie bisher beschrieben, könnte die Geschichte von der Erfindung des Geldes durch des Fischers Sohn Maxl weitergegangen sein. Im Einzelnen oder insgesamt. Zu Ende ging sie jedenfalls gewiß mit einem Paukenschlag wie dem nachfolgenden. Einem „Paukenschlag“, weil er eine Wende im Geldwesen bewirke, eine Wende, die ganz klar zum Guten führte, aber zum Guten mit „Kinderkrankheiten“, die bis in unsere Zeit heute nicht „geheilt“ worden sind. – Das „Paukenschlag-Ereignis“ also:

 

Wieder meldete sich ein Mann beim Fischer. Mit zwei Gräten, die er gegen zwei Fische eintauschen wollte.

 

Der Fischer schaute neugierig auf die Gräten, von denen er meinte, sie müßten während der langen Zeit, in der sie inzwischen irgendwo rumgelegen hatten oder herumgetragen worden waren, fast gänzlich zu einem Rest verdorrt sein. Er sah aber auf Gräten wie frisch von gestern.

 

„Nein, für die gebe ich keine Fische her“, wehrte der Fischer nach einem kurzen Nachdenken ab. Dabei so, als ob er sich nicht sicher wäre, ob er im Ton forsch oder mitleidsvoll wirken wollte. Und dann erklärte er: „Meine Fische gebe ich nur für meine Gräten. Und meine Gräten können mir, wer weiß ob und wann genau, morgen oder irgendwann, präsentiert werden. Die Dinger aber, die Du da hast, Fremder …“, er hatte den Mann noch nie gesehen, … habe ich nicht als Schuldbeweis hergegeben. Die stammen nicht von mir. – Willst du mich mit denen betrügen ? Wo hast Du die hergenommen ?“ – In das Wort “Betrügen“ legte der Fischer eine gewisse Lautstärke.

 

„Oh nein“, jetzt der Fremde, „wenn an der Sache etwas faul sein sollte, dann wollte nicht ich betrügen, dann wäre ich betrogen worden. Von dem Mann, dem ich gestern bis zum Sonnenuntergang Steine geschleppt habe“, er wischte sich die Stirn, als wäre die jetzt noch voller Schweiß, „und das für zwei Fische, von denen er versicherte, ich könnte sie, statt seiner, hier am See, beim Fischer, in Empfang nehmen. - Sakrament !“

 

Darauf der Fischer: „Also faul ist jedenfalls an den Gräten hier nichts; sie sind nur zu frisch, als daß es sich bei ihnen um meine alten Gräten handeln könnte, die ich ja bereits vor längerer Zeit gegen Beeren aus dem Wald, dort oben, in Zahlung gegeben habe“.

Und schließlich: „Tut mir leid. Ich kann meine Fische nicht verschenken, sondern bin verpflichtet, sie für denjenigen zu lassen, der mir meine Gräten wiederbringt, die ich als Sicherheit übergab, als ich Beeren bekam, aber nicht mit Fischen zahlen konnte, weil ich keine gefangen hatte – wegen eines Sturms auf dem See. – Nein, tut mir leid: Von mir keine Fische !“

 

Der offenbar Betrogene schrie auf: „Dann bin ich betrogen worden ! Mein Vertrauen ist mißbraucht worden ! Diese Lumperei ! Die Gräten seien sicher, ist mir eingeredet worden ! Ein Tauschmittel Geld seien sie. – Dabei: Nichts war sicher. Aber jetzt bin ich sicher, daß ich nie mehr so ein – Geld – als Lohn annehme. - Nur noch Ware gegen Ware, sicheren Wert gegen von mir gegebenen Wert“.

 

Weil der Fischer ihn nun nicht aufhielt, zog der Mann ab, schimpfend. – „Dieser Betrug !- Ich nehme nie mehr dieses - Geld ! - Und ich werde jeden, der mir begegnet, vor so einem - Geld – warnen ! – Jeden !“ – Das Schimpfen des Mannes war noch zu hören, als man ihm kaum mehr sehen konnte.

 

Und das war der Paukenschlag: Die Warnung des Mannes verbreitete sich. Man befolgte sie. Zukünftig wollten nur immer weniger Menschen – Geld – als Tauschmittel - annehmen, so ein Geld, das niemals wirklich sicher sein konnte, weil es ja von jedermann – gegebenenfalls einfach so – in Umlauf zu bringen war.

Man führte schließlich das Gold- oder Silbergeld ein, das nicht jedermann herzustellen vermochte, weil nicht jedermann an Gold oder Silber kommen konnte.

Und im Fall des Falles, daß man es nicht wieder losbekommen würde, hätte das Geld immerhin einen eigenen – vielleicht stolzen – eigenen Wert gehabt. Den Wert des Goldes oder des Silbers. Man hätte aus Gold- oder Silbergeld immer noch auch Schmuck fürs Töchterlein anfertigen können.

 

Daß das Edelmetall-Geld einen interessanten Eigenwert hatte, war darauf zurückzuführen, daß es – wie erwähnt - den Menschen immer an genügend Gold und Silber mangelte, um viel Geld daraus machen zu können.

 

Außerdem wurde Geld fortan immerzu zu sehr und zu oft wie Schmuck in Truhen verwahrt, statt als Tauschmittel umzulaufen, Handel möglich zu machen.

 

Jetzt hatte man zwar ein sicheres Geld, aber immer zu wenig davon. Und die Menschen strebten in Zukunft immer nach Sicherheit – und hatten gleichzeitig zu wenig von dem, was sie hätte sicher leben lassen können.

 

Und so ist das bis heute geblieben. - Leider !