Was ist und wie funktionierte Geld bis heute ?


Eine Geschichte des Geldes im Zeitraffer – am Beispiel Deutschland


1) Selbstversorgerwirtschaft


Gesehen im Verhältnis zur Gesamtentwicklungsgeschichte der Menschheit, ist es noch gar nicht lange her, daß der einzelne Mensch alle Güter, die er während seines Lebens verbrauchte oder benutze – Nahrung, Behausung, Bekleidung etc. – im Prinzip für sich allein herstellte oder erntete. Der Jäger jagte den Bären selbst, aß dessen Fleisch, fertigte aus dem Bärenfell eine Art Bekleidung für sich, grub sich eine Höhle oder fertigte sich eine Hütte als Schutz gegen die Witterung. Immer selbst. Mehr als der einzelne Mensch für sich produzieren oder sammeln, fangen, fischen konnte, stand ihm nicht zur Verfügung. Unabänderlich damals war demzufolge auch, daß der Mensch nie an eine Vielfalt verschiedener Güter beziehungsweise an mengenmäßig viel Güter kommen konnte, da er nur schwer beispielsweise sowohl Bären jagen als auch Fische fischen konnte, da er doch insgesamt nur eine beschränkte Zeit für seine Bemühungen hatte und die Ausübung unterschiedlicher Aktivitäten zudem zwangsläufig mit sich bringen mußte, daß er sich für nichts hinreichend effizient spezialisieren konnte. - Sehen wir hier, der Übersichtlichkeit halber, einmal davon ab, daß er da und dort einen anderen Menschen getötet haben mochte, um sich mit dessen Gütern zu versorgen.

Die Menschen zu jener Zeit lebten also im Prinzip immer und unabdingbar ein sehr notdürftiges Leben.


2) Tauschwirtschaft


Zu Verbesserungen der Versorgungs-bedingungen für unsere Vorfahren damals kam es erst, als es diesen gelang, mehr und mehr, effektivere „Produktionsmethoden“ zu entwickeln und ergiebigere Ressourcen-Quellen zu finden – bessere Bärenfallen und dichtere Bärenpopulationen. Jetzt vermochten die Menschen Überschüsse zu gewinnen, die sie nicht – jedenfalls nicht unabdingbar - für ihr persönliches Überleben selbst benötigten.

Jetzt – denken wir nun in unserem Beispiel einmal nicht an einen Bärenfänger sondern an einen Beerensammler -, jetzt konnte der Mensch aus dem Wald also mit zwei Blätterschalen voll Beeren zum Fischer am See laufen, um seine Beeren dort gegen Fische einzutauschen.

Nehmen wir jetzt an, der Fischer seinerseits hätte zu entsprechendem Zeitpunkt zwei Fische übrig gehabt; dann hätte es da wohl nahe gelegen, daß je eine Beerenmenge gegen einen Fisch eingetauscht worden wäre. Eine Beerenmenge wäre dann von beiden Seiten als gleichwertig mit einem Fisch angesehen worden. Hätte der Fischer aber dagegen gemeint, nur ein Fisch schon stelle den gleichen Wert wie zwei Beerenschalen dar, und der Sammler hätte diese Bewertung akzeptiert, weil er sich nicht verweigern und mit seinen Beeren zurückwandern wollte in seinen Wald, weil zudem der Fischer durchblicken ließ, Beeren seien für ihn wohl nur minder interessant und er selbst könne die zum Handel anstehenden zwei Fische gegebenenfalls sogar selbst gebrauchen, dann hätten sich die beiden Geschäftspartner gegebenenfalls – der eine zähneknirschend – auf ein Wertverhältnis von zwei Mengen Beeren gleich ein Fisch geeinigt.

Das hier zum Verhältnis von Werten. Es gab also damals - und es gibt gewiß auch heute - keinen absoluten Wert. Der Wert eines Gutes richtet sich tatsächlich nie nach dem etwaigen „Produktionsaufwand“, ist immer relativ, richtet sich vielmehr immer nur nach der – gegebenenfalls durchgesetzten – Einschätzung der Interessenten.

Es sei zudem hier bereits kurz darauf hingewiesen: Für den Beerensammler waren die Fische des Fischers damals schon so etwas wie Geld – und umgekehrt. Und noch etwas ist interessant, wahrgenommen zu werden: Wenn der Mann aus dem Wald nicht relativ sicher davon hätte ausgehen können, daß der Fischer Fische anzubieten haben würde, im Sinne des Vorgesagten also Geld, wäre er wohl gar nicht mit seinen Früchten zum See marschiert, sondern hätte die Beeren Vögeln zu fressen gegeben. Man merke also: Die – relative – Gewißheit, seine Ware schließlich loswerden zu können – gegen Geld etwa – ist im Voraus zu schaffende Voraussetzung für deren Erstellung, deren Produktion. Also Schlussfolgerung daraus ? Das Geld, die Kaufkraft muß durch seine Vorabexistenz signalisieren, daß Waren zum Zeitpunkt ihrer Präsentierung abgesetzt werden können. Das zum Thema „Deckung“, auf das wir später noch ausführlich zu sprechen kommen werden.


Unser Urteil über die hier skizzierte Tauschwirtschaft: Die Tauschwirtschaft war gegenüber der Selbstversorgerwirtschaft ein Trippel-Fortschrittchen, ein Schrittchen in die richtige Richtung, wie man heute sagt. Aber wenn es bei ihr geblieben wäre, lebten die Menschen heute immer noch in so etwas wie einer Vorzeit. Denn die Tauschwirtschaft litt unter einem gravierenden Handicap: Es konnten Güter nur dann getauscht werden, wenn zwei potentielle Tauschpartner aufeinandertrafen, die wechselseitig an dem Angebot des jeweils anderen interessiert waren. Warum sollte unser Fischer Beeren annehmen, wenn er Bären essen mochte, wollte, mußte? Er konnte ja nicht gut seinerseits mit den Beeren in den Wald laufen, dort den Jäger zu treffen, um von diesem vielleicht die für ihn notwendige Eiweißnahrung zu erwerben - gegen „das Geld“ Beeren, das dann am Ende der Jäger doch gar nicht anzunehmen bereit sein mochte ? Die Tauschwirtschaft war also wohl mit ihrem Latein schon am Ende, als sie begann. Dieser Hinweis übrigens zum Thema „Tauschringe heute“, auf das wir ebenfalls noch zurückkommen müssen.


3) Die Entdeckung des Geldes


Eines Tages wanderte der Beerensammler an den See, um – wie schon zuvor ungezählte Male – beim Fischer mit seinen mitgebrachten zwei Portionen Beeren zwei Fische des Fischers einzutauschen.

Es soll hier noch einmal und besonders herausgestellt werden, daß der Mann aus dem Wald seine Früchte gewiß nicht an den See gebracht, sie vielleicht gar nicht erst geerntet hätte, wenn er nicht schon zuvor damit hätte rechnen können, daß der Fischer sie würde kaufen wollen und mit Fischen bezahlen können. Und der Fischer wäre wohl früher als geschehen und ohne zwei Fische, die er ja für sich nicht benötigte, vom See zurückgekehrt, wenn er nicht, noch eher dieser persönlich bei ihm ein traf, den Sammler als Käufer mit dem Zahlungsmittel Beeren hätte erwarten dürfen. Und weshalb verdient dieser Hinweis eine so besondere Beachtung? Der Hinweis gibt eine Antwort auf die Frage: was eher da war, das Huhn oder das Ei. Übertragen auf unsere Geschichte hier zeigt er die unabdingbare Tatsache auf, auf die wir wegen ihrer elementaren Bedeutung unbedingt noch ausführlich zu sprechen kommen werden, die Tatsache nämlich, daß jedenfalls das Geld unbedingt eher da sein muß als die Ware.


Und nun weiter in der Geschichte: Als der Beerensammler beim Fischer eintraf, eröffnete der ihm: Heute keine Fische! In der vergangen Nacht herrschte auf dem See Sturm. Da wollte der Fischer dem Sammler, der nicht gern ohne Fische wieder in den Wald zurückgelaufen wäre, zunächst – gewissermaßen nur per Handschlag – versprechen, daß, wenn ihm die Beeren ohne Bezahlung jetzt sofort übergeben würden, er morgen oder übermorgen nachliefern werde, dann also „bezahlen“. Und als dem Beerenmann dieses Versprechen, bereits auch das sehr wohl eigentlich schon als Geld interpretiert werden könnte, nicht ausreichte, griff der Fischer nach zwei großen Fischgräten, die neben seiner Hütte lagen, und erklärte: Diese beiden Gräten sollen gelten als Beweis meiner Schuld und sie sollen sichern, daß meine Schuld beglichen werden wird. Für jeden Fisch eine Gräte.

Der Sammler nahm schließlich dieses Versprechen an, das sich in den zwei Gräten materiell manifestierte. Und er lief sodann mit zwei Gräten nach Hause zurück. Und diese beiden Gräten waren dann also das erste für sich greifbare – und einigermaßen sichere – Tauschmittel, sagen wir also: das erste „wirkliche“ Geld.


Geld bedeutete Fortschritt


Man darf nun durchaus urteilen, diese Einführung dieses Geldes sei ein Fortschritt gewesen. Wenn auch nur ein kleiner. Auf jeden Fall: Der Beerensammler unseres Beispiels konnte tatsächlich mit seinem Grätengeld später Fische kaufen; unterstellen wir da einmal nicht, es könnten ja vielleicht doch noch irgendwelchen anderen Probleme aufgetreten sein. Oder er konnte mit dem neuen Zahlungsmittel bei einem erreichbaren Korbflechter eine Rückentrage erwerben. Und anschließend genannter Handwerker beim Jäger ein Bärenfell, der Jäger dann entweder Fische oder Beeren beim Fischer oder Sammler. Es ist hier ein mehr oder weniger weitläufiger „Geldkreislauf“ vorstellbar.


Die Schwächendes ersten Geldes


Und dieser Kreuz-und-quer-Lauf wirkte dann damals – deshalb markiert das Grätengeld wohl allenfalls ein kleines Schrittchen in die richtige Richtung – doch eher weniger weitläufig. Denn: Einmal konnte die vorhandene Geldmenge Grätengeld im Prinzip nie ausreichen, eine längere Geldlaufbahn mit vielen anbietenden und nachfragenden Interessenten zu finanzieren, dort einen zügigen Güterhandel zu ermöglichen; es gab hier ja gegebenenfalls nur die Gräten des Fischers. Oder zweitens: Clevere Handelsleute „druckten“ – würde man heute sagen –, setzten zusätzliches eigenes „Gräten-Falschgeld“ oder anderes Geld in Umlauf, für das sie selbst nie Güter hergegeben hatten. Auch dann wenn irgend Jemand, schon redlich wie der Fischer, ebenfalls als Schuldanerkenntnis, anderes Geld - vielleicht aus Knochen, Steinen, Holzstücken - herausgab; auf dem „Markt“ konnte in der Verwirrung sehr bald niemand mehr sicher sein, daß ihm sein Geld immer abgenommen werden würde. Nein, das Grätengeld o.ä. war besser als gar kein Geld, aber gut war es nie. Da mußte etwas noch besseres her.


4) Das Gold- und Silbergeld


Der Vorteil


Es war dann tatsächlich besser, wenn auch wieder nicht wirklich gut, was früher oder später, da und dort, mehr und mehr Fürsten und andere Herrscher in ihren Machtbereichen zwecks Überwindung des vorher, am Ende schlimmen „Währungschaos’“ einführten: So sie an Gold oder Silber kommen konnten, prägten sie entsprechende Geldmünzen aus diesen Edelmetallen, bezahlten ihre Untergebenen mit diesen, erklärten alle früher in Betrieb befindlichen anderen Geldarten für ungültig und verordneten ein Münzrecht allein für sich. Und abgesehen von der Ungerechtigkeit, daß die Obrigkeit – jedenfalls beim ersten Mal der Verwendung des neuen Geldes – mit Geld kaufen konnten, ohne das Geld ihrerseits durch die Hergabe von Gütern erworben zu haben, brachte dieses Geld aus Edelmetallen zunächst auch der gesamten Wirtschaft des Landes bedeutenden Vorteil: Jetzt war zügigerer Handel in einem größeren Umfang und in einem größeren Einzugsgebiet möglich geworden. - Aber es zeigte sich auch bald ein großer, zeitweise Katastrophen verursachender Nachteil des Edelgeldes.


Goldmangel


Wir haben schon bei der Beschreibung des „Urgeldes“ festgestellt, daß eine florierende Wirtschaft soviel Geld benötigt, daß alle Güter, die angeboten werden können und nach denen Bedarf besteht, gegen Geld verkauft und gekauft werden können. Diese Voraussetzung konnte das Geld aus Gold oder Silber im Prinzip aber nie oder nicht durchgängig voll erfüllen. Denn es gab nie genug Gold oder Silber im Lande. Fast immer im Laufe der Geschichte dieses glitzernden Geldes konnten und sollten mehr Güter produziert werden, als mit bereitstellbarem Geld gehandelt werden konnten.

Das neue Edelmetall-Geld, dessen Einführung damals gewiß wünschenswert war, um ein Chaos zu verhindern, das vielmehr dem Lande, seinen Menschen schon sehr zum Vorteil gereichte – einerseits -, leitete langfristig bewertet – andererseits - doch auch schon eine entscheidende Wende wiederum zum Schlechten, jedenfalls zum Gefährlichen dar. Es begründete eine neue Geld-Philosophie, die schlimme Folgen haben sollte und unter der unser heutiges Geld noch heute leidet. Leiden wird, solange wir diese falsche Geld-Philosophie nicht – endgültig – aufgeben.


Die falsche Geldphilosophie


Während das Prinzip „Grätengeld“ zwar von jedem Strauchdieb nachgemacht, „gefälscht“ werden konnte, war es allerdings gerade deshalb, ohne eigenen, ihm innewohnenden Wert, Materialwert, eigentlich wertlos, nur ein Instrument, ein Mittel, ein Diener; wogegen das neue glänzende Geld fortan eigenen „inneren“ Wert, einen Selbstzweck besaß, den Selbstzweck, Reichtum darzustellen. Während das Instrument ein wertvolles Gut nur repräsentierte, stellvertretend vertrat, war das neue Gold- oder Silbergeld ein wertvolles Gut an sich. Und das hatte negative Folgen. Wie gesagt: Indirekte bis in unsere heutige Zeit.


Einmal konnte es zukünftig immer nur zu wenig davon geben. Die Bevölkerungszahl, der Bedarf der Menschen folglich und die Möglichkeiten, Güter zu erzeugen, zu finden, stieg immer schneller, als die Vorräte an Geld, Silber, aus denen Geld gemacht werden sollte beziehungsweise mußte. Erst immer in dem Rhythmus, in dem das wichtige Metall irgendwo auf der Welt neu gewonnen oder schlicht geraubt werden konnte, war es möglich, die umlaufende Geldmenge, den wirtschaftlichen Notwendigkeiten entsprechend, zu vergrößern. Es fehlten also fortan durchgängig immerzu Kaufkraft, Absatzmöglichkeit, Arbeit. Das Auf-und-ab der jeweiligen Geldversorgung, der Gold-Silber-Verfügbarkeit kann man übrigens aus Büchern über Baugeschichte über die Zeiten hinweg gut ablesen.

Und speziell unter diesem Handicap jedenfalls hatte das vorausgegangene Primitivgeld – aus Gräten, Knochen, Muscheln, Steinen und so weiter - nicht gelitten.


Hilfsbemühungengegen Goldmangel


Daß Wirtschaft, Handel, der Wohlstand der Menschen demzufolge während der Zeit des Edelmetallgeldes permanent auch krankten, war der Obrigkeit seiner Zeit durchaus bewußt. Man sah: Obwohl das Geld einerseits prinzipiell nützlich war, war es meistens viel zu wenig vorhanden, um verbreitet nützlich sein zu können. Auch noch sehr viel später, als das Goldgeld schon bald vom späteren Papiergeld abgelöst wurde, gab es selbst in den sogenannten fortschrittlichen Ländern weite Regionen, die Geld, man kann es so sagen, kaum zu sehen bekamen; man behalf sich immer noch mit dem uneffizienten Tauschhandel. Und selbst im 21. Jahrhundert können Menschen Güter, die sie zu produzieren vermögen und nach denen Bedarf besteht, wegen allgemeinen Kaufkraft-/Geldmangels nicht zügig genug handeln; sie quälen sich herum in den erwähnten sogenannten Tauschringen.


Das erste „Falschgeld“


Die Obrigkeit zur Zeit des Gold- und Silbergeldes versuchte immer wieder, das Problem Geldmangel durch verschiedene Gegenmaßnahmen zu mildern. Wie schon angesprochen: Man raubte sich – erstens - Gold zusammen, wo immer man konnte. Zweitens inszeniert man so etwas wie eine Kriminalkomödie, in dem man dem Gold im Geld fortlaufend und zunehmend andere, weniger wertvolle Metalle beimengte. Man nahm dabei entweder in Kauf, daß das Geld mehr und mehr seine „Deckung“ verlor; diese sogenannte Deckung durch den Eigen-/Metallwert des Goldgeldes hatte die Menschen ja ursprünglich dazu veranlaßt, vom fragwürdigen Grätengeld oder ähnlichem aufs scheinbar wertbeständige Goldgeld zu wechseln; oder man verheimlichte sogar, daß man „beimischte“. Auf die Komplexe „Gelddeckung“, „Geldwert“, “Geldwertbeständigkeit" und „Goldwährung“ kommen wir noch einmal später zu sprechen. Und – drittens – man trieb das – zu wenige - Geld zu einem schnelleren Umlauf an.


Hierzu: Geldmünzen, die in einer Schublade liegen, oder Gräten, ungeachtet irgendwo neben einer Hütte, stellen eigentlich - genau genommen - kein Geld, keine Kaufkraft dar sondern nur Metallstücke oder Abfall. Erst wenn beide als Zahlungsmittel kaufen, einen Handel bewirken, sind sie Kaufkraft, wirkliches Geld. Und je schneller Münzen oder Gräten umlaufen, desto mehr Geld wirkt als kaufaktive Kaufkraft – auf die es schließlich ankommt.


Geldhortung


Besitzer von Gold- und Silbergeld neigten aber damals dazu, die glitzernden Münzen, soweit sie diese nicht zum Erwerb von Gütern nachdrücklich benötigten, möglichst repräsentativ und prestigeträchtig in Schatztruhen o.ä. aufzubewahren – also nicht als Geld kaufaktiv umlaufen zu lassen. Dieses Verhalten verringerte die wirksame Geldmenge, die durch die grundsätzlich unvermeidbare Knappheit der Edelmetalle sowieso immerzu zu klein war, zusätzlich. So daß die Obrigkeit – „konjunkturfördernd“ – das von ihr ausgegebene Glitzergeld gegebenenfalls in mehr oder weniger kurzen Abständen für den Fall für ungültig erklärte, wenn es die jeweiligen Inhaber nicht amtlich umprägen ließen. Und da die Obrigkeit sich die Umprägung teuer bezahlen ließ – für sie selbst war die Umprägung selbstverständlich kostenlos -, ramschten es die Münzenbesitzer nicht dauerhaft und allzu unbedenklich in ihre Truhen sondern ließen das Geld wenigstens leidlich seinen Job machen, zu kaufen, Handel zu ermöglichen. So half man sich mit dem Gold-/Silbergeld über die Zeiten.

Trotz aller Bemühungen und Tricks: Das Bessere ist der Feind des Guten, heißt es. Und deshalb mußte auf das – nun, seien wir großzügig – zwar gute aber systembedingt immer zu knappe Goldgeld möglichst bald doch das – im Prinzip – bessere Papiergeld folgen, weil Wirtschaft, Zivilisation und Kultur der Menschheit sich doch weiter positiv weiterentwickeln sollten. Und diese Entwicklung hätte sogar in eine dauerhafte und gewissermaßen ultimative Wirtschaftsblüte münden können, in eine Zeit ohne Handelsprobleme, Konjunktur- und Finanzkrisen – sowie deren bis in unsere heutige Zeit reichenden schlechten und schlimmen Folgen.

Aber, als die Banker, ja es waren Banker, als die sich anschickten, das Edelmetall durch das Papier als Geld, als Kaufkraft, als Tauschmittel, als für den Handel unentbehrliches Instrument zu ersetzen, blieben sie doch noch zu sehr verhaftet den falschen Vorstellungen, der Ideologie, von denen zuvor das Goldgeld beflügelt und getragen worden war. - Es sei an dieser Stelle – zwischendurch – die Feststellung noch einmal bekräftigt, daß eine „Angst ums Geld nicht nötig“ ist. Es soll hier herausgearbeitet werden, daß es nicht das Geld als solches ist, das uns Angst machen muß, sondern daß es die falschen Vorstellungen der Menschen vom Geld sowie deren falscher Umgang mit eben diesem Geld sind, die vom Menschen zu verantwortende falsche Ausstattung und Organisation des Geldes, die die Menschheit bedrohen. Was sehr wohl geändert werden kann.


5) Das Papiergeld


Der Vorteil


Um es deutlich zu machen: Das Goldgeld war im Vergleich zum Primitivgeld der Urzeit – Grätengeld etcetera - letztlich nicht deshalb entscheidend besser gewesen, weil es nicht stank, in kleinere Geldeinheiten teilbar und - jetzt zum ersten Mal - hinreichend hantierbar war, sondern weil es von einer zentralen und höheren Instanz ausgegeben wurde. Das neue Geld konnte nicht jeder X-beliebige unkontrolliert und unreflektiert in Umlauf setzen, damit sich einen persönlichen ungerechten Vorteil verschaffend, da er ja nie etwas für sein erstes Geld selbst hergegeben hatte. Dem neuen Geld konnte man irgendwie doch eher vertrauen; deshalb war es in einem größeren geografischen Raum einsetzbar, zwischen Menschen, die sich selbst nicht kennen mußten.

Das Edelmetallgeld hatte aber – wie erläutert - auf der anderen Seite den entscheidenden Nachteil gehabt, daß es immer nur in beschränktem Maße zur Verfügung stehen konnte; die Goldgeld-Herstellung konnte im Prinzip niemals mit dem Wachsen der Bevölkerungszahl, der möglichen Steigerung der Güterherstellung und dem sich laufend vergrößernden Interesse, Bedarf an Gütern Schritt halten. Was nötig gewesen wäre. Und das Papiergeld war da wohl die Lösung, weil es immer würde unbegrenzt eingesetzt werden können, soweit, wie das wünschenswert sein mochte.


Wie kam es zum Papiergeld?


Trotzdem wurde das Papiergeld nicht etwa planmäßig eingeführt, auf Beschluß irgendeines Mächtigen oder Weisen, sondern nur eigentlich unbeabsichtigt und nebenher.

Ideal und sehr erfolgssicher praktikabel wäre es gewesen, wenn ein Fürst oder Erzbischof eine große Menge Papiergeldscheine hätte drucken lassen, um das Geld der Zukunft dann unter allen seinen Untergebenen gerecht zu verteilen – für immer und bedingungslos. So wie er ja auch eine Straße bauen und diese den Menschen im Land für immer und bedingungslos „schenken“ mochte. Das Volk hätte dann ein funktionierendes Geld zur Verfügung gehabt, die Preise nach diesem Geld hätten sich automatisch eingespielt. Eine Zeit lang wäre auch noch gegen Gold und Silber getauscht worden und schließlich hätten sich die Edelmetalle aber in Schatztruhen zurückgezogen oder hätten nur noch zur Herstellung von Schmuck und Geschmeide gedient.


Die erste „Währungsreform“


Der Ablauf der damaligen tatsächlichen „Währungsreform“:

Ein Handelsmann aus A, der mit Goldmünzen in B einkaufen möchte, fürchtet für unterwegs einen Raubüberfall. Deshalb vertraut er in A einer vertrauenswürdigen Person sein Gold an. Dieser gibt ihm eine Quittung und eröffnet ihm die Möglichkeit, diese Quittung in B bei einem Freund oder Geschäftspartner des Gold-Aufbewahrers wieder in Goldgeld zurückzutauschen. Der Freund in B würde sich gegen Präsentation der Quittung das entsprechende Gold zur gegebenen Zeit in A wiedergeben lassen.

In B kann sodann die Quittung wieder gegen das Gold eingelöst werden; aber der Quittungsinhaber kann seinen Warenlieferanten gegebenenfalls ebenso gut mit der Quittung bezahlen, auf daß dieser die Quittung, jetzt: das Papiergeld einlöst. Und dieser muß eben das dann wiederum auch nicht, und sein Lieferant, den dann er mit dem Papiergeld bezahlt, muß dies selbstverständlich gleichfalls nicht. So kann jetzt das so entstandene Papiergeld umlaufen und umlaufen. Und lange Zeit löst keiner mehr ein – oder auch nie mehr. Das Papiergeld ist dann so gut wie oder für immer an die Stelle des Goldgeldes getreten. Und das Gold liegt im Tresor der vertrauenswürdigen Person in A.


Geldschöpfung per Kredit


Bis der Gold-Aufbewahrer einen Kunden trifft, der auch, vielleicht in C, einkaufen möchte, aber kein Goldgeld besitzt, also Goldgeld leihen möchte. Da leiht ihm der Gold-Aufbewahrer das erforderliche Goldgeld, bis dieser – nach Weiterverkauf der erworbenen Güter – seine Schuld zurückzahlen kann. Er verleiht Geld, das gar nicht ihm selbst gehört sondern seinem ersten Einleger. Und er verleiht es mit leidlich gutem Gewissen, denn das aufbewahrte Gold hatte wirklich sehr lange völlig nutzlos dagelegen; das Papiergeld war längst weitgehend an seine Stelle getreten; und jetzt konnte das Gold doch wieder nützlich wirken.

Man muß sich die hier vorgestellte Szene als Ausschnitt eines großen Netzes vor Augen führen, eines Netzes das sich immer mehr erweitert: Immer mehr Banken, die Gold „aufbewahren“, immer mehr Kunden deponieren ihr Gold dort, immer unabhängiger vom Gold läuft das Papiergeld überall um. Und immer mehr Kunden leihen sich das sonst „untätige“ Gold bei einer Bank. Und die Goldleiher deponieren das geliehene Gold fast durchweg wieder bei ihrer Leihbank gegen eine Quittung, gegen Papiergeld also. Bis schließlich nur noch mit Papiergeld gehandelt wird. Die „Bank“ braucht erst gar kein Gold mehr zu verleihen, sie kann sofort Papiergeld hergeben, verleihen.


Golddeckung?


Ohne daß hier irgendwie bewertet werden soll, ist zum Verständnis der weiteren Entwicklung des Geldwesens festzuhalten, daß die hier angesprochene Bank – und alle nicht besonders erwähnten, aber gleichermaßen tätigen Banken – neues, zusätzliches Geld ausgeben – ein Mehrfaches von dem, das der deponierten Goldmenge entspricht - , daß sie dieses Geld nicht durch eigene Warenlieferungen erworben haben und daß sie es auch niemandem schulden beziehungsweise zurückgeben müssen - und daß sie dafür Leihzinsen einnehmen. Sie verleihen und verdienen an – mehr und mehr und mehr – Geld, das sie selbst hergestellt, gedruckt haben. Und die Wirtschaft läuft und läuft – jedenfalls besser als zuvor mit dem Gold-Geld. Weil es von dem Gold-Geld immer nur zu wenig im Markt gegeben hatte und jetzt das Papiergeld, die Banknoten dynamischer ausgegeben wurden, so wie es irgendwie dem Bedarf des Marktes entsprach. So, daß die Gütermenge verkauft werden konnte, die hergestellt werden konnte und nach der Bedarf bestand.


Geschöpftes Geldwird verliehen


Merken wir uns besonders, daß zusätzliches Papiergeld immer nur nicht einfach „ausgegeben“ wurde, so wie das der zuvor kurz angesprochene weltliche oder geistliche Fürst hätte – idealerweise – tun können, sondern immer nur verliehen, als Kredit.

Und genau, daß das so war, war im Prinzip schlecht – damals schon. Und daß unsere Gesellschaft das bis heute immer noch so macht, dieser Tatsache verdanken wir in unserer Gegenwart unsere aktuellen wirtschaftlichen, konjunkturellen Probleme, unsere Krisen, Absatzkrisen, Arbeitsmarktkrisen, Sozialkrisen, letztlich auch die Bankenkrisen.

Was allerdings kein zwingender Grund zur Zukunftsangst – ums Geld - ist. - Denn das können wir ändern. Sollten wir ändern. Sehen wir also weiter.


6) Wie und wann heute Geld gemacht wird


Bunte Entstehungsgeschichte des Geldes über Jahrtausende


Hier vorab: Das bisher und das anschließend Gesagte soll nicht als detailgenaue Wiedergabe der Entwicklungsgeschichte des Geldes verstanden werden sondern lediglich als ein gewissermaßen nachgefertigtes Modell dieser Geschichte, als ein Modell allerdings dann, das in allen wesentlichen Aspekte dem schließlich Fertigen entspricht. - Das Geld wurde also keineswegs an einem so etwas wie Stichtag und an einem bestimmten Ort „erfunden“, vielmehr ungezählte Male oft, im Verlaufe von vielen Jahrhunderten, an den verschiedensten Plätzen und aus den jeweils verschiedensten Gegebenheiten heraus, „entdeckt“. Und das erste Geld wird da und dort alles Mögliche gewesen sein; und auch das spätere muß man nicht aus Gold oder Silber gefertigt haben, statt dessen ohne Weiteres auch aus Elfenbein oder Bernstein oder anderen – jetzt möglichst wertvollen – Materialien. Schließlich können sowohl das Grätengeld und Münzen wie auch späteres Papiergeld von allen möglichen Menschen, Autoritäten oder sonstige findigen Problemlösern in Umlauf gesetzt worden sein.


Eigenwertiges Gelddurch Deckung ?


Und ein Zwischenresümee: Geld haben wir bis jetzt kennen gelernt als Geld mit eigenem Materialwert, um der Sicherheit willen statt des „Grätengeldes“ eingeführt, und als Papiergeld. Beide „Währungen“ liefen zuletzt mehr oder weniger gleichzeitig um; wobei das Papiergeld einerseits - gedacht - stellvertretend für das Geld mit eigenem „inneren“ Wert aktiv war, vermeintlich durch das Gold-etc.-Geld „gedeckt“, andererseits aber schon bald in einer so großen Menge umlief, als daß es jeder möglichen Edelmaterialgeldmenge hätte tatsächlich entsprechen können. Dennoch war aber im Bewußtsein der Menschen - wenn auch latent - immer die Vorstellung verhaftet, auch als schließlich kaum noch Goldmünzen et cetera umliefen, Geld sei ein Phänomen mit eigenem – unmittelbarem oder stellvertretendem – Eigenwert – und nicht etwa nur mit einem Gebrauchswert. Und diese Vorstellung hat sich sehr verbreitet bis in unsere Gegenwart erhalten, was bis in unsere Gegenwart größten – schädlichen - Einfluß auf die praktische Geldpolitik haben sollte. Wir kommen darauf gleich zu sprechen. - Weiter: Geld wurde von alle möglichen Instanzen ausgegeben. Das Edelmaterialgeld immerhin durch Könige oder Fürsten etwa, die entsprechende Edelmaterialien als ihr Eigentum vorher besaßen, Papiergeld aber dann immer mehr auch durch „Banken“, die es dann nur noch „druckten“ und – sehr wichtig, wahrgenommen zu werden – verliehen, gegen Zinsen. – Also jetzt zum heutigen Geld, zur heutigen Geldpolitik:


Ab 1876: Deutsche Reichsbank


Die Zeit der Geldwirtschaft, wie wir sie heute erleben und erleiden, begann, als die Zahl der respektablen und - damals auch schon - weniger respektablen Geldherausgeber mehr und mehr eingeschränkt und schließlich auf wenige der jeweiligen Obrigkeit untergeordnete Notenbanken, zu allerletzt auf eine staatliche Notenbank beschränkt wurde. Ab dem 1. Januar 1876 gab es die Deutsche Reichsbank, neben dieser dann allerdings auch noch für etliche Jahr einige separate Länderbanken, die neben der Mark der Reichsbank separates Ländergeld ausgaben. Immerhin, die Konzentration hatte mehrere Effekte: Einmal begründete sie eine gewisse Hoffnung, zukünftig würde im Allgemeinen nicht allzu unbedenklich neues zusätzliches Geld in Umlauf gesetzt. Obwohl schon seit Einführung der - doch jedenfalls scheinbar goldgedeckten - Papierwährung immer eine Katastrophe ausgebrochen wäre, wenn einmal alle Papiergeldbesitzer und so grundsätzlich auch Goldgeldgläubiger ihre Goldleinlagen hätten zurückfordern, zurücktauschen wollen. Eine „Papiergeldlinie“ ging ja immer nur auf eine Goldgeldeinheit zurück. Ebenso sollte sich später, um 1921/23, zeigen, daß auch eine „seriöse“ staatliche Notenbank mit einer verbrecherischen oder völlig dilettantischen Geldmengenpolitik ein Volk in den Ruin treiben kann. Zweitens konnte man mit dem zentralen Geld leichter in einem größeren Einzugsgebiet Handel treiben – ohne an Grenzen Geld umwechseln zu müssen – als nur mit Regionalwährungen. Ein größeres Einzugsgebiet für eine einzige Währung hatte später allerdings auch immer die schmerzliche Folge, daß das umlaufende Geld nicht gleichmäßig dicht in allen Landesteilen umlief. Geld fließt immer – dort die Wirtschaft und den Wohlstand der Menschen belebend - dahin, wo schon viel Geld entsprechend – durchaus positiv - wirksam ist, weil immer viel davon dorthin fließt. Drittens sollte verständlicherweise die Geldpolitik über eine autorisierte Notenbank besser zu steuern sein als über eine unüberschaubare Anzahl von Banken mit Bänken vor der Tür. Die ersten Banken wickelten ihre Geschäfte tatsächlich über draußen vor dem Haus aufgestellten Bänken ab. Schließlich konnte der Staat sicher damit rechnen, mit seiner nun staatlichen Notenbank viel Zinsen zu verdienen. Die Zinsen der Notenbank fließen über die Bankgewinne wie Steuern dem Staatsbankeigentümer Staat zu.

Die am Ende hoheitliche Bank gewann die - zuvor - Geschäfte der „Geschäftsbanken“ im Zuge von vereinbarten und – so sagt man heute – auch durchaus „feindlichen Übernahmen“, behielt die Geldphilosophie ihrer Vorgänger aber jeweils fast vollständig bei.


Zentralbank übernimmtPrinzipien

überkommener dezentraler Geschäftsbanken


So – einmal - verlieh auch sie das von ihr ausgegebene Geld, ohne daß eine Wirtschaft ja grundsätzlich gar nicht wirtschaften kann, immer nur, statt es bedingungs- und kostenlos zur Verfügung zu stellen. Was zur Folge hatte - und bis in unsere heutigen Tage weiterhin zur Folge hat -, daß immer nur dann zusätzliches Geld ausgegeben wurde, wenn entsprechende Kredite nachgefragt wurden; und Kredite wurden vornehmlich nur in dem Maße benötigt, wie es die im Markt umlaufende und Absatz bestimmende Geldmenge zweckmäßig sein ließ. An einem Beispiel noch einmal deutlich gemacht: Neue zusätzliche und von der Wirtschaft gegebenenfalls dringend benötigte Kaufkraft wurde - und wird - immer nur nach dem Schema ausgegeben, als würde die Eisenbahn nur die Menge Waggons und erst dann herstellen lassen, wie und wann einmal Waren transportiert werden wollen; obwohl gegebenenfalls doch gerade dann immer nur begrenzt Waren produziert werden, wenn und weil eh keine hinreichende Möglichkeit vorhanden ist, produzierte Waren abzutransportieren.


Zinsforderungbeschränkt Geldschöpfung


Und – zweitens - erschwerend, ja lähmend wirkt in diesem Zusammenhang zusätzlich, daß die Zentrale Notenbank für das von ihr auszugebende Geld, das auf dem Markt doch tatsächlich wirtschaftslebensnotwendig gebraucht wird, nur gegen Zinsen zur Verfügung stellt. Diese Zinsen sind für einen Leihnehmer, gegebenenfalls für einen Investor, immer gerade dann zu hoch, wenn der Absatz – wegen Geldmangels – nicht zufriedenstellend sein kann. Er leiht also nur zögerlich, verhindert so den Geldzufluß, den notwendigen.


Die Geldschöpfung per Kreditund die Angst vorm Schuldenmachen


Sogar – drittens - ein durchaus schweres speziell psychologisches Hemmnis für eine ausreichende Geldversorgung des Marktes bedeutet die Tatsache, daß zusätzliches Geld – wie gesagt – nur als Kredit ausgegeben wird: Kredit wird assoziiert mit Schulden. Schulden sind im Volksbewußtsein verpönt. Deshalb möchte man möglichst wenig Schulden machen; was zur Folge hat, daß laufend wenig, zu wenig Geld, Kaufkraft vorhanden ist.

Noch einmal Klartext: Die staatliche Notenbank hat von ihren Vorgängern die überaus schädliche Philosophie übernommen, einen Philosophie, die im Wesentlichen für alle Konjunkturkrisen bis heute verantwortlich ist, daß eine Ausgabe von Geld nur über eine Kreditgewährung erfolgen sollte – statt notwendiges Geld in ausreichendem Maße bedingungslos auszugeben. Wie wäre der Handel zwischen Fischer und Sammler damals unmöglich geblieben, wenn der Fischer seine Gräten gegen Zinsen hätte leihen müssen? Wo doch der Fischer keinen Gläubiger hinter sich hatte – so wie allerdings die Zentralbank heute auch nicht. Im nächstfolgenden Abschnitt wird dieser Punkt noch einmal konstruktiv behandelt.


Immer noch:Schädliche Geldphilosophie


Der vierte – und gravierende - aus seiner Vergangenheit bis in unsere Zeit herübergeschleppte Erbfehler unserer Geldphilosophie ist der, daß wir in diesem Geld immer noch ein Phänomen mit einem ihm – irgendwie - innewohnenden Eigenwert und nicht nur ein – dienendes, haben wir gesagt - Instrument mit nur einem Nutzwert sehen. Immer redet man noch von einer – irgendwie – Gelddeckung, manchmal sogar noch oder wieder von einer Golddeckung. - Nun, um Geld mit einem – angeblichen – Eigenwert mag man immer besorgt sein, seine Wertminderung fürchten, eine entsprechende Wertsteigerung immerzu anstreben wollen. Und wertvoll ist im Prinzip immer das im Prinzip rare. Deshalb hat der Mensch, jedenfalls unbewußt, eine Scheu davor, die Geldmenge so zu erhöhen – wie dies gegebenenfalls aus zwingenden Gründen notwendig sein kann. Viel zu oft ist er stolz, wenn seine Währung im Wert gestiegen sein soll, als „hart“ gilt. Dabei läßt er aus dem Auge, ob der Wirtschaft als System genug von diesem Geld, vom Blut in ihrem Blutkreislauf, zur Lebenssicherung, Lebenserhaltung zur Verfügung steht. Der Mensch ist gegebenenfalls interessiert an der Spekulation auf einen Geldwertsteigerung seines Geldes, auch wenn diese Wertsteigerung unabdingbar mit dessen allgemeiner gefährlicher Verknappung verbunden ist. So als würde er bewußt Maschinen zur Blutwäsche knapp halten oder verknappen, um deren Wert hoch zu halten oder gar zu steigern.

Und dann ist es bei der – sonst ohne Einschränkung als richtig zu bezeichnenden – weitgehenden Verstaatlichung des Geldwesens noch zu einem eigentlich unmoralischen Deal gekommen:


Geschäftsbankenfälschen Geld ?


Als die Obrigkeit die Funktion des Geldausgebens mehr und mehr von den mehr oder weniger zahlreichen, mehr oder weniger privaten – sagen wir – Geschäftsbanken – abzog und auf mehr oder weniger zentrale und staatseigene Notenbanken übertrug, wehrten sich die zuvor Privilegierten energisch, ihr ertragreiches Privileg aufzugeben. Und in dem entsprechenden Kampf hatten die Konkurrenten des Staates meist die besseren Karten. Sie waren meist sehr reich geworden – durch ihr Geschäft – und verfügten über Sachkompetenz, Kundenbeziehungen und Kundenvertrauen; die Obrigkeit über das alles – jedenfalls zunächst – nicht. So kam es schließlich zu einem Kompromiß, zu einem erstaunlichen und gravierenden:

Fortan gaben die Staatsbanken neues Geld aus – jetzt neu – gleichzeitig aber die alten Privilegierten auch – weiterhin. Sehen wir einmal davon ab, daß die zentrale Notenbank anschließend auch – wie von den Geschäftsbanken gelernt - Zinsen für das von ihr neu „geschöpfte“ – so sagt man heute - Geld kassierte, dieser Zinsertrag kommt wie gesagt anschließend über die Gewinnabführung der Staatsbank an den Staatshaushalt der Allgemeinheit zu Gute, so haben wir es doch mit dem Phänomen zu tun, daß Einrichtungen, die nicht der Allgemeinheit, der Gesellschaft gehören, mehr oder wenige private Geschäftsbanken von Anfang an bis in unsere heutige Zeit autonom Geld „schöpfen“ dürfen und über dieses Geld allein zu ihrem Nutzen verfügen beziehungsweise es gegen Zins verleihen können. - Ohne daß dies hier angeprangert werden soll – es ist ja historisch so geworden -, darf hier immerhin bewußt gemacht werden, daß jeder Bürger, wo auch immer, der Geld selbst herstellt, nicht etwa der, der geliehenes Geld weiterverleiht, der es, so wie die Geschäftsbanken heute, neu, zusätzlich und zum eigenen Vorteil herstellt, daß der bestraft wird – als sogenannter Geldfälscher etwa. Jede x-beliebige Bank hingegen darf das aber – bis heute. Gegen Zinsen. Und so reich und immer reicher werden. Praktisch ist es möglich, daß Bänker X neues Geld „schöpft“, dieses Geld seinem Bruder Y - gegen Zins vielleicht – verleiht; daß der Bruder mit dem Kredit ein Haus baut, dieses Haus an den Bruder Bänker vermietet – gegen Mietzahlungen. Dann rechnen sich Zins und Miete gegeneinander auf – im Prinzip -; der Banker wohnt per Saldo, grob gerechnet, kostenlos in einem Haus, das mit selbstgemachtem Geld gebaut wurde. Noch heute so. Erstaunlich ?


Geldschöpfung wie?


Wie lief die Geldschöpfung und Geldverwaltung durch Geschäftsbanken und Zentraler Notenbank nach der Einführung des Papiergeldes und – bald danach und letzten Endes – des in unserer Jetztzeit dominierenden Buchgeldes konkret ab und mit welchen Wirkungen oder Konsequenzen? Wer oder was bestimmte die Geldmenge? Wie ergab sich diese?



Geschäftsbankengeld


Das Geschäftsbankensystem gab – wie gesagt – neues zusätzliches Geld aus, in dem es seinen Kunden Kredite gutschrieb, Kredite, welche die Banken nicht aus Einlagen ihrer Kunden refinanzieren mußten sondern durch einen autonomen „Geldschöpfungsakt“ refinanzieren durften. Einen nämlichen Geldschöpfungsakt, wie ihn auch die Zentrale Notenbank des Staates praktizierte. Um die durch die Geschäftsbanken bewirkte Geldmengenvergrößerung dann – wenigstens irgendwie formal - unter Kontrolle halten zu können, war die Geschäftsbanken-Geldschöpfung jeweils an die Höhe der von genannten Banken gehaltenen Giroeinlagen gebunden. Einer für notwendig gehaltenen entsprechenden Feinregulierung und als Sicherheitsvorkehrung sollte dabei die zusätzliche Auflage dienen, nach der die Geldschöpfungsmenge nicht die volle Summe der Giroeinlagen erreichen durfte sondern auf die Höhe der um einen sogenannten – wechselnden - Mindestreserveprozentsatz reduzierte Einlagensumme limitiert war.

Diese Geldschöpfungsbeschränkung auf die Höhe der Giroeinlagen und auch die Einforderung einer Mindestreserve hatte allerdings niemals wirklichen praktischen Wert, etwa zwecks Anpassung der Geldmenge an ein Gesamtgeldmengenziel; ein solches konkretes, den realen Bedürfnissen des Marktes entsprechendes Ziel wurde von der Währungspolitik bis heute noch nie formuliert. Wir kommen gleich noch einmal auf das Thema Geldmengenziel zurück. Und auch die „Mindestreserve“ bedeutete für die Giroeinlagen-Kunden nie wirkliche Sicherheit. Ebenso wie in den vorausgegangen Zeiten der Banker mit Bank fortlaufend ein Vielfaches an Gold ausgeliehen hatte, als ihm jeweils anvertraut worden war, gewährte später auch unsere Geschäftsbank ihrer Kundschaft tatsächlich immerzu eine mehrfach größere Kreditsumme, als sie der ursprünglich geleisteten Giroeinlage entsprach. Kredite wurden ja nicht nur einmal ausgegeben, sie kamen als neue Giroeinlagen mehrfach zurück und erhöhten so das Limit für die Gesamtgeldschöpfung. Eine Deckung für Geldschöpfung stellte die Mindestreserve zu keiner Zeit dar.


Zentralbankengeld


Die Zentrale Notenbank emittierte neues Geld hauptsächlich auf die Weise, daß sie von Geschäftsbanken Wertpapier kaufte, was hieß, daß sie Kredite gewährte gegen die Sicherheit in Form von Wertpapieren. Sie – und die Geschäftsbanken von zuvor auch – nahmen - wie schon erwähnt - Zinsen; bei der staatlichen Notenbank heißen diese Zinsen Diskont- beziehungsweise Lombardzinsen.


Geldmenge


Die von ihr zu emittierende Geldmenge orientierte die Notenbank fortlaufend an dem bereits angesprochenen Geldmengenziel. Dieses Ziel allerdings entsprach niemals dem zukünftigen Bedarf an Geld, jener notwendigen Geldmenge, die der möglichen Güterproduktion und dem zu erwartenden Güterbedarf von morgen hätte gerecht werden können, sondern wurde errechnet an dem Handelsvolumen des – etwa – vorausgegangen Jahres. Wenn also zuvor nur zuwenig Güter gehandelt werden konnten, weil es zu wenig Geld gegeben hatte, bestimmte dieser eingeschränkte Umsatz wiederum die Geldmenge – und den Umsatz, das Sozialprodukt - der nächsten Periode.

Es sollte noch einmal sehr deutlich festgestellt werden, daß eigentlich nie jemand die Geldmenge den wirklichen und volkswirtschaftlichen bedeutsamen Erfordernissen entsprechend bestimmte; sie ergab sich immer eher zufällig. Weder Geschäftsbanken noch die Notenbank orientierten sich am Geldbedarf der Volkswirtschaft, der aus der Güterbedarfsmenge und der möglichen Güterproduktionsmenge hätte errechnet werden sollen. Beide Geldausgabestellen schöpften vielmehr nur dann und in dem Maße neues Geld, wie der Markt Kredite zu leihen sich bereit zeigte. Und der Markt wiederum fragte jeweils nur insoweit Kredite nach – damit die Zufuhr zusätzlichen Geldes, zusätzlicher Kaufkraft auslösend -, wie er Kredite zur Produktion von nachgefragten Sachgütern benötigte. Wenn er wenig investieren sollte, weil – dann wegen Geldmangels – wenig Güter absetzbar waren, nahm er auch – entgegen dem wünschenswert gewesenen Trend – wenig geldmengenvergrößernde Kredite auf. Das durstige Pferd sträubte sich dann, zu saufen.


Kein sachgerechtesGeldmengenziel


Wenn schon die Notenbank auch kein wirklich sachgerechtes Geldmengenziel verfolgte – mögliche Produktionsmenge und wahrnehmbarer Bedarf -, so meinte sie dennoch fortlaufend, die Geldmenge irgendwie regulieren zu müssen. Um den Markt am Ende doch mit der notwendigen Geldmenge zu versorgen, was man auch immer für die notwendige Geldmenge hielt, oder um über eine restriktive Geldmengenpolitik den Wert des Geldes zumindest möglichst hoch zu halten. Die Notenbank senkte oder erhöhte zu diesem Zweck jeweils den Zinssatz, den bereits erwähnten Diskont- oder Lombardsatz. Dann wurden automatisch mehr oder weniger Kredite nachgefragt, was so oder so Einfluß auf die umlaufende Geldmenge hatte. Oder man begrenzte die Summe der zuvor angesprochenen Wertpapiere, die man anzukaufen bereit war, in dem man überhaupt die zugestandene Ankaufsumme begrenzte oder die Auswahlkriterien für die angebotenen Wertpapiere, die man anzukaufen, zu beleihen bereit war, verschärfte.

Die Wechselwirkung auf die Geschäftsbanken und deren Kredit- beziehungsweise „Geldschöpfungsgeschäft“ sah – und sieht heute noch – so aus, daß die Geschäftsbank einmal gezwungen wird, ihre Ausleihzinsen zu erhöhen, wenn sie ihr Ausleihgeschäft bei der Notenbank teuerer refinanzieren muß, aber sie in einer solchen Situation auch imstande ist, die Zinsen für das von ihr selbstgeschöpfte Kreditvolumen – das auf der Grundlage der Giroeinlagen ausgegebene – Verleihgeld anzuheben. Die Zinsen steigen eben „allgemein“. Und: So wie die Zentralbank ihre Zinsen senkt, umso mehr Kaufkraft in den Markt einleiten zu können; so kann es auch so ablaufen, daß die Geschäftsbanken die Zentralbank quasi nötigen, ihre Zinsen zu senken, wenn zu den Zinssätzen von zuvor Kredite vom Markt nicht mehr ausreichend nachgefragt werden, weil Investoren nur noch zögerlich investieren – wegen Absatzmangels, wegen Kaufkraft-/Geldmangels. Und die Geschäftsbanken wollen ja – zu ihrem Zinsnutzen – möglichst viel Geld verleihen.

Einfluß auf die Menge des von den Geschäftsbanken geschöpften Geldes nimmt die Zentralbank auch auf die Weise, daß sie die von den Geschäftsbanken zurückzuhaltenen – bereits erwähnten – Mindestreservesätze erhöht; so kann die Geschäftsbank hier weniger Geld in den Umlauf bringen.


7) Geld ohne Golddeckung ?


Fragwürdigkeitder Golddeckung


Bis zu deren Aufhebung 1914 hatten wir in Deutschland eine sogenannte – irgendwie – Goldwährung. Wenn nicht bewußt so doch unbewußt gingen die Menschen davon aus, daß ihre Mark irgendwie, irgendwo goldgesichert, goldgedeckt sei. Die entsprechende Annahme war aber – wie man in Bayern sagt – „ein Schmarrn“. Zwar hätte man damals schon so und so viel Mark gegen ein Goldmünze eintauschen können – aber nur wenn man unter den ersten gewesen wäre, die dies hätten tun wollen. Hätte einmal „das Volk“ unter die Golddecke flüchten wollen, wären schon sehr bald die Bankschalter geschlossen worden. Denn entsprechend viel Gold stand den Banken seiner Zeit niemals zur Verfügung. Machen wir uns hier nur noch einmal der Vollständigkeit halber darauf aufmerksam, daß Geld nicht sonnengleich strahlen sondern fleißig Handel ermöglichen soll. Wenn angemessen viel davon da ist, dann ist das Geld gut, die Währung eine gute. Und wenn einmal eine existenzielle Katastrophe über ein Land hereinbricht, dann kann man für Papiergeld gegebenenfalls nicht mehr so viel – Nahrung vielleicht - kaufen, wie man mag – aber für Gold auch nicht mehr. Auch der Wert des Goldes, nicht nur der der Papierwährung, sinkt dann; und Gold – wie Papier – kann der Mensch nicht essen.


Das erste Endeder „goldgedeckten“ Währung


Als Deutschland 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, sein Gold dringend benötigte, um im Ausland für den angestrebten Sieg einkaufen zu können, brachte es die Politik nicht länger fertig, dem Volk weiterhin eine Goldsicherheit zu versprechen. Man schaffte die Goldwährung einfach ab. Und – außer daß der Krieg begann – es passierte – geldbezüglich – nichts.


8) Die deutsche Hyperinflation


Eine Briefmarkefür 1 Billion Mark


Erst um 1920/21 passierte „es“, und da brach dann auch der absolute Wahnsinn aus.

Und speziell deshalb leiden die Menschen noch bis in unsere Zeit – bewußt oder unbewußt – unter der Angst vor einer Geldentwertung, einer Inflation. Und sie denken dann an das Gehörte von der „großen Inflation von 1921/23“. Und sie fühlen dann etwas für sie wohl Unfaßbares: Ziemlich plötzlich und schnell waren damals alle Geldvermögen einfach weg, hatten sich in Nichts aufgelöst. So als hätte eine Geisterhand sie verschwinden lassen. Anfangs rannten die Menschen so schnell, wie sie konnten, mit dem Geld, das sie soeben erst in die Hand bekommen hatten, um es schnellstens wieder gegen Waren herzugeben, die quasi im Stundentakt teuer wurden. Es herrschte so etwas wie Panik. Man kaufte auf der Post Briefmarken mit dem Aufdruck: 1 Billion Mark. Eine Eins mit zwölf Nullen – für eine Briefmarke! Irrsinn! Und am Ende bekamen die Menschen für 1 Billion von dem Wahnsinnsgeld eine neue Mark eingetauscht, die zukünftig gesund sein sollte. Und vorher hatten Schuldner Verbindlichkeiten in Höhe von – sagen wir – 100.000 Mark tilgen können, in dem sie dem Gläubiger 100.000 Wahnsinnsmark hingaben, für die sich der ausbezahlte Gläubiger zu schlechter Letzt weniger als einen neuen Pfennig zurücktauschen durfte. Das Geldvermögen eines eventuellen Altersselbstversorgers war auf diese Weise – futsch.


Obwohlkeine Naturkatastrophe


Dennoch handelte es sich damals keinesfalls um eine Naturkatastrophe. Kein eingeschlagener Riesenmeteorit hatte die Vermögen vernichtet, kein strahlengesteuerter Eingriff unbekannter Wesen aus dem All hatte die Menschen arm werden lassen. Und kein strafender Wille Gottes hatte „leeren Tisch“ gemacht. Nein, die Inflation vor 1923 war nicht von einer Höheren Gewalt verursacht sondern von Menschen organisiert worden. Die gleichen Menschen, die sie zu verantworten hatten, hätten sie auch nicht machen können. Diese Inflation – und im Prinzip jede andere auch weniger spektakuläre – kann auch in Zukunft vermieden werden. Von gesunden Menschen. Also keine Angst. Wir kommen auf das Thema Inflation noch einmal zurück.


Das Drehbuch derHyperinflation - Zwei Fehler und eine Absurdität


Eine möglichst kurze Beschreibung der damaligen Entwicklung, die aber durchaus eine einmalige Entwicklung bleiben kann:

Erster – noch einigermaßen harmloser - Fehler: Deutschland hatte 1918 den Krieg verloren und war von den Siegermächten zu gigantischen Reparationszahlungen verpflichtet worden. Zu leisten wesentlich in Sachgütern. Die Menschen, die die Sachgüter herstellten, wollten bezahlt werden – und zwar mit Mark und Pfennig. Mit Geld, das man allerdings nicht durch den Verkauf von Waren wieder hereinbekam, man mußte die Reparationsgüter ja kostenlos liefern. Dadurch, daß nun Güter aus dem Markt abflossen, die Geldmenge aber nicht entsprechend geringer wurde, war der Wert der Mark jetzt schon einmal grundsätzlich rückläufig. Indem der Staat dann aber zusätzlich Geld druckte oder als Giralgeld gutschrieb, um den Reparationsgüter produzierenden Menschen ihren Lohn zahlen zu können – was er tat -, drückte er den Geldwert weiter nach unten. – Das war ein letztlich nicht unvermeidbarer Fehler. Er hätte besser aus Steuereinnahmen und/oder eventuellen Lastenausgleichsumlagen entlohnen sollen. Deutschland hatte den Krieg verloren und Reparationen konnten nicht verweigert werden; das Volk, und zwar das gesamte, die Besitzer von Geld- und von Sachvermögen, alle mußten also zahlen, dann gleich, ob aus Steuern oder gerechteren Umlagen oder aber durch eine Kaufkraftabwertung. Der Staat ging den zweiten Weg, setzte so die damalige Inflation in Gang. Und der Staat lernte aus dem ersten Fehler, wie leicht es sein würde, einen weiteren zu inszenieren.


Ein krimineller Fehler


Zweiter – ziemlich krimineller - Fehler: Die Staatskasse mußte damals nicht nur die Deutschland von den Siegermächten auferlegten Reparationen bezahlen sondern – eigentlich - auch hohe Schulden bei eigenen Bürgern tilgen. Diese Bürger hatten den verlorenen Krieg dadurch vorfinanziert, daß sie dem Staat über den Ankauf von Kriegsanleihen Geld geliehen hatten. Weil der Saat nun aber nicht hinreichend flüssig war, kam er auf eine sehr miese Idee. Er minderte durch eine unverhältnismäßige Geldmengenvermehrung den Wert des umlaufenden Geldes, zahlte dann mit jetzt wertgemindertem Geld seine nominal ausgewiesene Schuld an seine Gläubiger zurück und machte sich dadurch – juristisch unanfechtbar - schuldenfrei. Der Gläubiger bekam über die Schuldentilgung allerdings nur einen Nominalbetrag zurück, der meist real wertlos war.

Diese Art der Schuldentilgung war nicht nur mies sondern nicht einmal mit den Augen des Staates gesehen alternativlos. Man hätte die Schulden auch einfach per Gesetzt streichen oder mindern können; der Staat hatte den Krieg verloren; der Staat, das waren die Bürger; also hätte der Bürger jetzt zahlen müssen. Angemessen wäre in diesem Fall selbstverständlich gewesen, daß der Staat nicht nur die Besitzer von Geldforderungen sondern – über einen Lastenausgleich – auch die Besitzer von Sachgütern zur Kasse gebeten hätte. Oder der Staat hätte die Schuldentilgung auf einen Tag X hinausgeschoben, anschließend eine erfolgreiche Konjunkturpolitik in die Wege geleitet, durch diese höhere Steuereinnahmen bewirkt und mit den Steuermehreinnahmen langsam aber stetig seine Schulden zurückgezahlt. Schließlich hätte er die Schuldentilgung sogar schlicht und einfach mittels Steuererhöhungen bewerkstelligen können. Aber der Staat ging den – schimpfen wir nicht, sondern sagen wir es so – miesen Weg. Und damit entledigte er nicht nur sich selbst seiner Schulden sondern entschuldete gleichzeitig ungezählte nichtstaatliche Schuldner, die nun ebenfalls ihre nominalen Schulden mit real wertlosem Geld zurückzahlen konnten. Ein Beispiel: X, der mit von Y geliehenem Geld einen Hektar Baugrund erworben hatte, konnte jetzt mit dem Erlös von nur einen weiterverkauften Morgen Land seine gesamte Nominalschuld an Y zurückzahlen.


Ein grotesker Fehler


Der dritte Fehler war dann kein wenigstens noch gedanklich logisch nachvollziehbarer Fehler sondern eine groteske Aktion inkompetenter und panikgetriebener Verantwortlicher. Zunächst hatte die im Zusammenhang mit den deutschen Reparationsverpflichtungen und den Staatsschulden nach 1918 betriebene Geldmengenvermehrung nur eine gerade noch vernunftbegrenzte Geldwertminderung, Inflation zur Folge gehabt. Man mochte seinerzeit vielleicht noch nachvollziehen, daß Forderungen von Gläubigern mit Kriegsanleihen von im Durchschnitt 1000 Mark über eine Geldwertminderung im Verhältnis 1000:1 „getilgt“ worden wären. So hätte der Gläubiger seine 1000 Mark verloren und eine zuvor 1-Mark-Briefmarke hätte jetzt 1000 Mark gekostet. Aber: Die Verantwortlichen damals müssen angesichts der nun zu verzeichnenden Inflation offenbar gemeint haben: Wenn die Preise steigen, müßte zusätzliches Geld in Umlauf gesetzt werden, damit die zwischenzeitlich teurer gewordenen Waren auch mit - mehr - Geld bezahlt werden können. Also ging man nicht etwa davon aus, daß die Preise deswegen anstiegen, weil zu viel Geld Nachfrage ausübte, sondern vermehrte nachträglich die Geldmenge, weil eine allgemeine Preiserhöhung festgestellt wurde. Und gemäß dieser Fehleinschätzung verfuhr man Woche für Woche, schließlich Tag für Tag weiter: Immer mehr Geld, angeblich weil Preise erhöht; und dann stiegen die Preise, weil weitere – hier darf man mal sagen – ungedeckte Kaufkraft losgelassen worden war. Million für Million, Milliarde für Milliarde, schließlich Billion für Billion. Man hätte das – diesen Wahnsinn? – fortsetzen können bis in die Trilliarden. Zum Schluß waren tatsächlich Trillionen Mark im Umlauf. Eine Brief-Briefmarke kostete 1 Billion. Man kam mit dem Geldscheindrucken gar nicht mehr nach – wie hätte das auch möglich sein sollen? – überdruckte etwa einen 1-Millionen-Schein einfach mit fetten schwarzen Lettern mit „1 Milliarde Mark“. Bis irgendjemand, der noch etwas kühlen Kopf behalten hatte, die Notbremse zog.


9) „Währungsreform“ 1923


1 Billi = 1000 Milli?


Ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler und ein ebenfalls anerkannter Finanzminister der damaligen Zeit, die beide dem irrationalen Treiben immerhin über Jahre zugesehen hatten, ideenlos oder erfolglos, initiierten beziehungsweise bestimmten politisch, daß nach dem 15. November 1923 eine Geldeinheit zum Nominalwert von 1 Billionen Mark gegen eine neue zum realistischeren Nominalwert von nunmehr 1 Mark umgetauscht werden konnte. Das war gut so, denn es war vorher nicht vernünftig zu begründen, daß Güter mit einem Preis ausgezeichnet werden mußten, den man einfach nur mit Hilfe einer Algebraformel darstellen konnte: 1 hoch 12 Mark. Letztlich notwendig war die Reform dennoch nicht unbedingt. Man hätte sich auch an Briefmarken zu 1 Billion Mark gewöhnen können, zwar albern aber praktikabel; oder man hätte das 1-Billion-Zahlungsmittel ja irgendwann putzig 1 Billi nennen können, 1 Billi = 1000 Milli. Allerdings hätte man dann auch alle Geldforderungen im Land umwandeln müssen: 1 Mark alt in 1 Billion Mark neu. Was man aber nicht wollte, denn der Staat (und andere interessierte nichtstaatliche Schuldner) wollten ja ihre Schulden „tilgen“.

Es darf hier nicht polemisiert werden. Aber es ist einfach historisch so abgelaufen, daß die gesamte „Währungsreform“ auch noch völlig unnötigerweise verkompliziert wurde. In relativ kurzer Zeit wechselte man zunächst die alte Mark in eine sogenannte Rentenmark um, diese nach einer kurzen Atempause in die spätere Reichsmark. Und ausgegeben und umgetauscht wurde von einer für die breite Bevölkerung nicht mehr überschaubaren Zahl von staatlichen, halbstaatlichen und privaten Einrichtungen, zu den kompliziertesten Bedingungen und mit den kompliziertesten Argumenten. Da das Volk mißtraute, die Nachfolgewährung des Billionengeldes könnte nicht dagegen gefeit sein, früher oder später ebenfalls verrücktzuspielen, mußte man dem „von Deckungsideologien erfüllten Volk ...“, wie einmal ein Wirtschaftswissenschaftler geurteilt hat, damit die Meinung vieler anderer unbefangener Kollegen wiedergebend, etwas vormachen, „ ... etwas anderes erfinden, das hinter dem Gelde stehen konnte“. Man „erfand“ also „für das Volk“ eine „Deckungskonstruktion“, nach der das aktuelle Geld, „fundiert auf Grund und Boden“ wertbeständig sei. Man erfand die sogenannte Rentenmark. Abenteuerlich, so zu argumentieren ! Wie hätte je ein Bürger, der Angst um sein Geld hatte, sich ausgerechnet an „Grund und Boden“ sichernd schadlos halten sollen? Wahnsinn!


Die Angst vor dem Wahnsinn


Und einen solchen Wahnsinn fürchten die Menschen noch heute ziemlich durchgängig. Zwar hat kaum ein Lebender von heute dieses Chaos seinerzeit bewußt miterlebt und jedenfalls Deutschland hat danach auch nie mehr eine Inflation zu verzeichnen gehabt – wir kommen auf diese Behauptung noch zurück -; aber fast alle Menschen heute treibt die Angst um, so eine Katastrophe könne sich wiederholen. Alles schaut sich ständig um, ob sich Anzeichen für eine Neuauflage von 1923 wahrnehmen lassen, was dafür spricht, was man dementsprechend nicht tun darf und was man unbedingt tun muß. Steigt der Milchpreis, dann ist nicht die Milch knapper oder sind die Milchbauern berechtigterweise anspruchsvoller geworden, dann heißt es vielmehr: „Inflation“; sinken die Kapitalzinsen, was Investitionen fördern kann, oder steigen sie, auch dann droht dieses Gespenst; macht eine Bank oder gar ein Finanzminister pleite, verliert nicht nur die Bank und hat der Minister ein „Deckungsloch“, während Gewinner Gewinne einstreichen, nein, dann ist wieder „damals, 1923“ nahe. Obwohl all diese Phänomene grundsätzlich weder Symptome, noch Ursache, noch Folge einer Geldentwertung sein müssen.


Eine Inflation istkein Naturereignis


Nein, die Alptraum-Inflation wiederholt „sich“ nie wieder; die wiederholt nur „man“, wenn Wissenschaft und Politik, wenn nicht eine leidlich kompetente und dementsprechend kontrollierende Öffentlichkeit über hinreichend Sachverstand in Währungsfragen oder zumindest über genügend gesunden Menschenverstand verfügen. Eine Inflation kommt nie zwangsläufig, etwa selbstgesetzten Sachzwängen folgend. Die Zentrale Notenbank macht sie unverantwortlicher Weise oder sie macht sie nicht. Eine Inflation hat auch mit der Schuldenlage bei Staat und Gesellschaft absolut nichts zu tun. Auch nicht damit, daß etwa die Notenbank zwecks Konjunkturförderung die Geldmenge erhöht. Den Mechanismus einer Inflation werden wir später noch deutlicher machen.


10) Die Medizin gegen die Inflation war tödlich


Doch 1923 vertraute das Volk nicht den Politikern, und die Politiker vertrauten sich selbst auch nicht. Und das Ausland vertraute auch der neuen deutschen Währung ebenfalls nicht. Die Inflationsangst überall war übermächtig. Deshalb legte man die Währungspolitik nun an eine Kette, wiederum an die Kette von früher, die „goldene“. Mit dem Reichsbankgesetzt vom 30. August 1924 führte man die sogenannte Goldwährung, die man 1914 als unvernünftig, weil völlig unpraktikabel aufgegeben hatte, wieder ein. Durch Verträge und Gesetze wurde festgelegt, daß die umlaufende Geldmenge – jetzt wieder in Reichsmark - fortan zu 40 Prozent durch Gold- und Devisenvorräte gedeckt sein müsse. Obwohl die Wertsicherheit der Währung leicht auf andere Weise hätte gesichert werden können. Man unterstellte einfach, daß eine Geldmenge, die an eine naturbedingt knappe Goldmenge gebunden, gekoppelt würde, niemals inflationär aufgebläht werden könnte. Mit dieser Unterstellung hatte man zwar Recht. Aber: Wenn die Wasserzuweisung für einen Menschen so knapp bemessen wird, daß ihm täglich nur einen Fingerhut voll zur Verfügung steht, wird er zwar niemals eine Überschwemmung verursachen – aber er wird verdursten.

Die deutsche Wirtschaft nach Wiedereinführung der Goldwährung ertrank zwar dementsprechend nicht wieder in einer Inflation, aber sie vertrocknete, sie trocknete aus. Oder so gesagt: Sie erdrosselte sich mit der „Goldwährungssicherheitskette“. Nach 1923 stieg auf dem deutschen Markt der Bedarf nach Gütern; und auch die Möglichkeit, Güter in entsprechender Menge herzustellen stieg; aber die Geldmenge, die Kaufkraftmenge, die Kaufmöglichkeit blieb gefesselt beziehungsweise wurde nach unten gezogen. Ein Bild: Man stelle sich ein Schiff in einer Schleuse vor, oben angebunden. Jetzt soll das Wasser in der Schleusenkammer abgelassen werden, was gewünscht wird und was technisch möglich ist. Aber das Schiff bleibt oben angebunden. Und erhängt sich.


Kaufkraftmangel, Absatzmangel, „Überproduktion“, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise


Jetzt stiegen – nach 1923 ging es ja zunächst einmal durchaus aufwärts - die Produktionsmöglichkeit, die Produktionskraft, das potentielle Güterangebot auf dem Markt, die Zahl der Anbieter. Aber die Geldmenge stieg nicht entsprechend mit. Die wachsende Größe des Güterangebots und die wachsende Zahl von Güteranbietern mußten sich in eine ziemlich fixe Geldmenge teilen, beziehungsweise in eine sogar immer kleiner werdende Geldmenge teilen. Deutschland hatte sich nämlich dem Ausland gegenüber verpflichtet, Auslandsverbindlichkeiten in Gold zurückzuzahlen. Diese Verpflichtung kostete Deutschland um 1930/31 mehr als die Hälfte seines Goldbesitzes. Und entsprechend mußte nun die dem Markt zur Verfügung stehende Geldmenge, die ja mit der 40-Prozent-Fessel an die Goldbestände gebunden war, immerzu reduziert werden. Von 1929 bis 1932 mußte so die Geld-/Kaufkraftmenge in Deutschland um 30 Prozent verringert werden. Während England 1931 das System des Goldstandards verließ, ging der mögliche Güterabsatz in Deutschland gegen seine „Goldwährung“ Jahr für Jahr zurück. Man war bald und mehr und mehr gezwungen, Arbeitskräfte zu entlassen, weil produktionstechnisch mehr produziert, aber nicht entsprechend mehr abgesetzt werden konnte. Wollten Unternehmen die Preise senken, um gegen eine gleiche Geldmenge mehr absetzen zu können, brachte man sich um das Kosten-Einnahmen-Gleichgewicht, denn wenn die Preise gesenkt werden mußten, blieben die Verpflichtungen – jedenfalls die langfristigen – „unreduziert“. Und wenn die Preise nach unten gingen, zögerten die Käufer mit dem Kaufen, hemmte das den Absatz. Und weil die Konjunktur jetzt lahmte, Erwerbslosigkeit hochsprang, hielten es die Menschen wiederum für ratsam zu sparen. Die Politik forderte zudem ausdrücklich zum Sparen auf. Und gespartes Geld läuft dann langsamer um als kaufaktives; so verringerte sich die Kaufkraftmenge zusätzlich, die sich aus Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit ergibt. Und so konnte wieder noch weniger abgesetzt werden, mußten die Preise möglichst weiter gesenkt werden. Ein Teufelskreis:


Deflation!


Zu wenig Geld, zu wenig Absatz, ruinös sinkende Preise, sinkende Produktion, mehr und mehr Erwerbslosigkeit, am Ende der Weimarer Republik rund 7 Millionen Erwerbslose. Man steckte in einer Deflation. Man hatte die Wirtschaft deflationär erdrosselt. Eine Deflation entsteht, wenn die Kaufkraftmenge nicht mit der wachsenden Produktionsmöglichkeit (und einem steigenden Bedarf) mitzieht. Und was bewirkte die Deflation vor 1933 schließlich? Sagen wir es so: Gegen Ende der ersten deutschen Republik war das Volk – wie während der 23-er-Inflation – unzufrieden, und bei den Wahlen reagierte es entsprechend. Endergebnis bekannt.


Man tat, was man konnte: mehr wußte man nicht


In diesem Zusammenhang eine Zwischenbemerkung: Es ist in der hier gegebenen Darstellung bisher darauf verzichtet worden, Namen von Personen zu nennen, die in der Entwicklungsgeschichte des Geldes eine bedeutende Rolle gespielt haben, Namen von Kaisern, Königen, Fürsten, Erzbischöfen, Kanzlern, Ministern oder Bankern. Das sollte im Prinzip auch so bleiben. Denn hier soll weder gelobt noch gescholten werden. Das brächte vielleicht Emotion, aber keine wirklich wesentliche Aufklärung. Denn all die Wichtigen haben im Laufe der Zeit wohl meistens das getan, was sie aus ihrer Sicht, im Großen und Ganzen, für ihre augenblickliche Zeit oder auch für die Dauer für richtig beziehungsweise für das beste hielten. Mehr konnten sie nicht, und mehr wußten sie nicht. Und Besseres dürfte sich wohl auch zur jeweiligen Zeit nur selten genügend wirkungsvoll artikuliert haben. - Nur ausnahmsweise werden nachfolgend nun doch einige Namen genannt, weil sonst die geschilderten Ereignisse zu schwer zuzuordnen sind, zu sehr wie abstrakte Geschehnisse im Raum stehen bleiben.


Weimarer Währungspolitik: Dramatisch und skurril


Nachstehend also einige Anmerkungen über konkrete Folgen der während der Weimarer Republik betriebenen Währungspolitik:


a)Zuerst ein paar Zahlen: Auf dem Höhepunkt der Inflation waren 1923 30 Papierfabriken in Deutschland damit beschäftigt, für die staatliche Notenbank beziehungsweise deren Subunternehmen Papier zur Herstellung von Geldscheinen zu produzieren. In rund 130 Druckereien stellten an rund 1.700 Druckmaschinen rund 30.000 Drucker bis zuletzt Geldscheine im Nennwert von insgesamt rund 520 Trillionen her. Eine Trillion ist eine Zahl mit 15 Nullen. Auf unterstellte 52 Millionen Menschen in Deutschland entfielen also je rund 10 Milliarden Reichsmark. Am phantastischen Ende wurden Geldscheine mit einem Einzelnennwert von je 100 Billionen Mark gedruckt.


b)Rudolf Pörtner, Alltag in der Weimarer Republik. Düsseldorf 1990:„Das Ehepaar Pörtner hatte sich 1922 entschlossen, ein Haus zu kaufen. Kosten: 800.000 Mark. Als wir am 1.4.1923 einzogen, war das ein Betrag, der nicht mehr zu beunruhigen vermochte. Ein Griff in die Westentasche genügte, alle Verbindlichkeiten einschließlich der hypothekarischen Eintragungen aus der Welt zu schaffen.“


c)Curt Riess, „Weltbühne Berlin“ in Rudolf Pörtner, Alltag in der Weimarer Republik, Düsseldorf 1990: „Gehaltsempfänger mußten am Ende des Monats feststellen, daß sie für den Lohn, den sie erhielten, so gut wie nichts mehr kaufen konnten. Um diesem Desaster abzuhelfen, wurde es zu Regel, daß Angestellte täglich bezahlt wurden. Dann sausten sie in die nahen Geschäfte und kauften. ... Mein Vater hatte mir für 14 Tage 14 Dollar in Scheinen mitgegeben, die man in Mark umwechseln konnte. Er hatte mir ein geschärft, jeden Tag zu warten, bis um 15 Uhr der neue $-Kurs verkündet wurde. Für die entsprechende Mark-Summe konnte ich dann die tägliche Pensionsrechnung, die Straßenbahn, eine Karte für die Oper bezahlen, wenn ich überhaupt die Unsummen an Mark innerhalb von 24 Stunden ausgeben konnte."


d)Fritz Tarnow, Mitglied des Reichswirtschaftsrates, „Welt der Arbeit“, 17.10.1949: „Im Oktober 1923 befand sich der Gewerkschaftsvorstand in düsterer Stimmung. In einer Sitzung des Parteivorstands mit Mitgliedern des Reichskabinetts herrschte die gleiche Ratlosigkeit. Ich ging mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Rudolf Wissell zu Reichskanzler Stresemann, der erschöpft und abgekämpft am Schreibtisch saß. Stresemann: ´Das Volk geht zugrunde, und hier sitzt eine Regierung, die auch nicht helfen kann. Wenn das Volk aufsteht, uns an die Laternenpfähle hängt – kann man es ihm verdenken?’ Finanzminister Hans Luther stürzte wie ein Gejagter ins Zimmer, rannte auf und ab und ließ sich mit einem Stöhnen in einen Sessel fallen. Er nannte die Gewerkschaftsführer ´verbrecherisch, dumm und irrsinnig´ und meinte, Stresemann verstehe nichts von der Währung. Wissell und ich saßen da wie die betrübten Lohgerber, denen die Felle weggeschwommen sind.“


e)Am 22.12.23 wurde Hjalmar Schacht zum Präsidenten der Deutschen Reichsbank bestellt. Er hatte dieses Amt zunächst bis 1930 inne, wurde dann aber am 17.03.33 erneut berufen. Vom 30.07.35 bis zum 27.11.37 bekleidete Schacht das Amt des Reichswirtschaftsministers.


Öffa- und Mefo-Wechsel


Die Wirtschaftskrise der späten Dreißiger Jahre des 20. Jahrhundert, die auf einen Mangel an kaufaktivem Geld, von Kaufkraft zurückzuführen war, bemühte man sich seinerzeit dadurch jedenfalls zu mildern, daß man die Geldmenge gewissermaßen inoffiziell vergrößerte. Eine offizielle ausreichende Geldemission als Geld-/Kaufkraft sahen die Statuten der damaligen Reichsbank nicht vor – so wie dies, wie wir sehen werden, bis in unsere Tage gegeben ist. In der Amtszeitzeit des vorherigen Finanzministers (seit dem 12.03.30 Reichsbankpräsidenten) Hans Luther kaufte die Reichsbank ab 1932 – also auf dem Höhepunkt der damaligen Deflation gegen neu emittierter Reichsmark – zwar gänzlich ungesicherte - sogenannte Öffa-Wechsel auf und vergrößerte dadurch die Geldmenge. Diese gewissermaßen heimliche Geldmengenvergrößerung war aber tatsächlich in beschränktem Maße erfolgreich, sie bewirkte tatsächlich eine – damals in großem Maße notwendige Konjunkturbelebung, eine Verbesserung auf dem Güterabsatz- und Arbeitsmarkt. Damals verringerte sich die Zahl der Erwerbslosen tatsächlich. Die Initiative zu den Öffa-Wechseln ging wohl noch von Hjalmar Schacht aus, der in den Zwanzigern auf Drängen von Luther Reichsbankpräsident geworden und dem Luther als Notenbankpräsident nachfolgt war. Als Schacht nach dem 17.03.33 erneut das Amt des Reichbankpräsidenten bekleidete, setzte er nach 1934 das Prinzip Öffa-Wechsel fort, jetzt unter der Bezeichnung Mefo-Wechsel. - War also die auf dem deutschen Markt umlaufende Geldmenge nach 1923 durch die Goldbindung der deutschen Währung extrem begrenzt, was – wie gesagt – zur Hauptursache die Wirtschaftskrise in Deutschland nach 1928/29 wurde, so linderte der Wechsel-Trick vor und nach 1933 den Geldmangel und die damit verbundene Wirtschaftrezession immerhin in gewissem, wenn auch nur in viel zu geringem Ausmaß.


Das „Wunder von Wörgl“


Und: Nicht nur die Zentralbank, die durch den Wechselankauf die Geldmenge immerhin vergrößerte, nahm den Zusammenhang zwischen ausreichend viel kaufaktivem Geld einerseits und Absatz- und Arbeitsmöglichkeit andererseits war, darüber hinaus sahen sich auch mehr oder weniger freie Initiativen im Volk gezwungen, dem Geld-/Kaufkraftmangel gegenzusteuern, den Absatz, die Konjunktur zu beleben. An zahlreichen Plätzen in Deutschland gaben – emittierten – gegen Ende der dreißiger Jahre Kommunen, Wirtschaftsunternehmen und verschiedenste vereinsmäßige Zusammenschlüsse, zusätzlich zur – knappen – Reichsmark, mehr oder weniger improvisierte regionale Zweitwährungen, die in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet neben dem offiziellen Geld zusätzlich umliefen und – erfolgreich wirkten. Obwohl das „Notgeld“, meist auf billigem Papier billig gedruckt und auch sonst mit manchmal kuriosen Eigentümlichkeiten beziehungsweise Handicaps behaftet war, selbstverständlich nur örtlich begrenzt akzeptiert wurde und nicht mit anderen Zweitwährungen kompatibel war, nahm überall, wo das Geld ausgegeben und angenommen wurde, der Umsatz der regionalen Wirtschaftsunternehmen, die Beschäftigung deutlich bis entscheidend zu. Irgendwelche schädlichen Nebenwirkungen waren in keinem Fall zu verzeichnen; nur Erfolge, die durchaus weltweit von der etablierten Wirtschafts-/Währungswissenschaft wahrgenommen und bestaunt und sogar gerühmt wurden. Geld wirkte wie Geld, ob es vom Staat oder von - vertrauensvollen - Bürgerinitiativen in Betrieb gesetzt worden war; nur genug mußte es davon geben – oder jedenfalls mehr als viel zu wenig. Das Güterangebot benötigte eine ausreichend große Nachfrage – per Geld. – Das Paradebeispiel gab seinerzeit wohl die Stadt Wörgl im österreichischen Tirol ab. Professoren aus dem Ausland kamen angereist, um das – augenscheinlich von der Geißel Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit befreite - „Wunder von Wörgl“ zu studieren. An den Bürgermeister von damals erinnert noch heute eine spezielle Gedenktafel. – Selbstverständlich waren alle diese Aktivitäten auch Schildbürgerstreiche; es waren zwar Notlösungen, die da und dort erfolgreich praktiziert wurden; aber jede Stadt Deutschlands zu einem Währungshoheitsgebiet zu machen, damit man wenigstens in diesem begrenzen Territorium einigermaßen gut wirtschaften kann, war natürlich keine intelligente Perspektive für die Dauer. Die Zentralbank hätte für das Ganze mehr Geld in Umlauf setzen müssen – und nicht nur die „Notgeldinitiativen“ verbieten lassen dürfen. Was sie schließlich tat, ihrer Hoheit und der übersichtlichen Ordnung wegen. Aber dann kam ja die NS-Zeit.


11) Das Geld der NS-Zeit


Zahlungsmittel „Führerbefehl“


Man kann urteilen, daß es keine eigentliche NS-Währungspolitik gab – daß das NS-Regime vielmehr niemals wirklich, im engeren Sinn, etwa gar planmäßig, überhaupt irgendeine Währungspolitik betrieb. Oder man kann es lapidar so sagen: Zwischen 1933 und 1945 wurde in Deutschland Handel nicht mit Hilfe von Geld betrieben – sondern – im Wesentlichen nur - auf Anordnung. Die NS-Wirtschaft war ja insgesamt noch weniger Marktwirtschaft als die der späteren DDR. Sie war Planwirtschaft pur, eine die allerdings wiederum besser funktionierte – unter dem Druck der Kriegszeit – als die des späteren ostdeutschen sozialistisch geführten Staates. Die wichtigste Aufgabe einer Währungspolitik, die Geldmenge gezielt, regulierend zu organisieren, sei es, um dem Wirtschaftskreislauf ausreichend viel Kaufkraft zuzuführen, sei es um den Wert des Geldes zu sichern, hatte man in Deutschland schon vor dem Machtwechsel von 1933 und über diesen Zeitpunkt hinweg im Prinzip aufgegeben. Man half sich, vor und nach 1933, „notfalls“, mit Mefo-Wechseln o.ä. Die waren, wie gesagt – Improvisation hin, Improvisation her – leidlich erfolgreich. Sie brachten Deutschland nach dem Ende der Weimar Republik die ersten Volksempfänger, die ersten Volkswagen, die erste Autobahn, das erste Hoffen auf „Kraft durch Freude“, jedenfalls verbreitet Kraft durch Lohn durch immerhin wieder Arbeit. Bald schaffte NS-Deutschland die Goldwährung offiziell wieder ab. In diesem Fall fand der blinde Adler – glücklicherweise – ein goldenes Korn. Dann nahm man den Reichsbänkern ihre Autonomie völlig, unterstelle die Notenbank der Politik. Schlimm schon, daß ausgerechnet die NS-Diktatoren dies taten; denn grundsätzlich kann es ja einfach nicht klug sein, daß, in welchem Staat auch immer, nicht der Staat, “der sind ja wir“, über das Wohl und Wehe des Bluts im Wirtschaftskreislaufs, des Geldes also, entscheidet sondern immer nur einige wenige mehr oder weniger zufällig ins Amt gekommene und meist befangene – um nicht zu sagen „interessengebundene“ - Beamte. Und das im Prinzip für zeitlebens. Und dann kam der Krieg; und da wurde nun ganz und gar nicht mehr gehandelt – wirtschaftlich gesehen – sondern nur noch durchgegriffen. – Werden wir konkreter:


a)Während der Kriegszeit, und für das NS-Regime begann die Kriegszeit, jedenfalls deren Erwartung, etwa 1937/38, wurden einmal schon für die Lebenshaltung notwendige Güter, Gebrauchsgüter mehr und mehr nicht mehr verkauft sondern zugeteilt. Und zum Zuteilen brauchte man nur sekundär Geld, vielmehr primär Bezugsberechtigungsausweise, heute älteren Menschen in plastischer Erinnerung geblieben als Lebensmittelkarten und Bezugsscheine. Zu jener Zeit war die Wahrscheinlichkeit, vom Bäcker ein Brot übereignet zu bekommen gegen Abgabe von Lebensmittelmarken, aber ohne Geldbezahlung, unverhältnismäßig größer als etwa gegen Geld, aber ohne „Marken“. Letzteres war eigentlich so gut wie ausgeschlossen. Der Bäcker nämlich erwarb sein Mehl auch nur höchstens formal gegen Geld – mit dem eingenommenen Geld bezahlte er im Wesentlichen nur sein Mitarbeiter -, das Mehl wurde ihm zugeteilt – vielleicht gegen Nachweis der Zahl seiner Kunden – ausgewiesen durch die Zahl der eingezogenen kleinen Papierchen - oder entsprechend der eingeschätzten Bevölkerungsdichte im Umkreis seines Betriebes. Geld spielte bei einem jeden Handel dieser Art nur eine untergeordnete, formale Rolle.


b)Und wie es beim Konsumgüter“handel“ zuging, so wurde im Prinzip auch bei der Zuteilung beziehungsweise Beschaffung von Investitionsgütern und selbstverständlich Kriegsgütern – und nach 1939 wurde der Begriff „kriegswichtig“ sehr progressiv ausgelegt – vorgegangen: Eine Behörde beauftragte einen Betrieb mit der Herstellung und Lieferung eines Gutes X. Über einen Preis, der mit Währung hätte beglichen werden müssen, wurde im Prinzip nicht gesprochen. Der Betrieb mußte seine Mitarbeiter entlohnen? Schon, aber die Mitarbeiter produzierten zu staatlich festgesetzten Löhnen oder – so es sich um „Fremdarbeiter“ handelte – einigermaßen „kostenlos“. Und für seine Lohnarbeiter bekam der Betrieb dann gerade noch – Mitarbeiter mal Pi – eine von Wert und Bedeutung, von Angebot und Nachfrage unabhängige Geldsumme überwiesen. Oder noch irgendeine „Quittung“ zur Verrechnung nach dem „Sieg“. Und auf diese Weise wurde auch mit dem Lieferanten unseres Betriebes „abgerechnet“. Viele, viele Lieferungen wurden zwischen 1939 und 1945 quasi nur oder hauptsächlich mit einem „Führerbefehl“ „bezahlt“.


c)Welche geringe Rolle die Währung während der NS-Zeit spielte, konnte man nach dem Ende des Krieges wahrnehmen. Wäre im NS-Staat konsequent mit Geld gehandelt worden, dann hätte dieser Staat eine Geldmenge emittieren müssen, von der nach 1945 eine gewaltige Inflation verursacht worden wäre, eine viel größere als die, die nach 1918 – zwangläufig – entstanden war. Aber: Dem NS-Regime ist unendlich viel Böses vorzuhalten, daß es durch eine Aufblähung der Geldmenge Inflation verursacht hätte, aber wohl nicht. Daß nach 1945 im Durchschnitt alle Konsumgüter auf dem sogenannten schwarzen Markt, also freien Markt um ein Zehnfaches teurer gehandelt wurden, als vor 1937, lag nicht an der absolut zu großen Kaufkraftmenge sondern an dem relativ zu geringen möglichen Güterangebot. Deutschland war ziemlich zerstört, lahmgelegt. Und da, wo noch Güter vorhanden waren oder produziert werden konnten, hielt man sich mit Auslieferung oder mit der Herstellung zurück, weil noch die NS-Festpreispolitik herrschte. So wurde das Angebot zusätzlich niedrig gehalten. Eine Bedienung des schwarz-freien Marktes wurde ja als ein kriminelles Vergehen geahndet.


Währungsreform 1948“:„absolut unnötig“


Wenn eine wirkliche Inflation also eigentlich gar nicht gegeben war, war es nur folgerichtig, daß Ludwig Erhard den Umtausch und die damit verbundene Umrechnung der RM in DM für „absolut unnötig“ hielt. Erhard wörtlich: „Eine Freigabe der Preise und eine Aufhebung der Bewirtschaftung hätten – von geringen Ausnahmen abgesehen – der Mehrheit der Bevölkerung mehr gebracht als die sogenannte Währungsreform. Hier war mehr ein möglichst radikaler Schnitt mit der Vergangenheit auch in Sachen Geld, den man ja psychologisch verstehen kann, die Tilgung des Begriffs „Reich“ – obwohl die Niederländer ihren Staat ja schon immer Koninkrijk nennen und selbst Japan ein Kaiserreich geblieben ist – sowie die Verschrottung der tatsächlich unansehnlichen Blech-Pfennige das unbewußte entscheidende Motiv.


12) Die Deutsche Mark - DM


DM funktionierte reibungslos


Die Deutsche Mark (DM) ist nur rund 40 Jahre alt geworden, obwohl sie eine gesunde Währung war. Jede mehr oder weniger berechtigte Unzufriedenheit mit den wirtschaftlichen Verhältnissen in Deutschland während der Jahre von 1948 bis 1990 ist in keinem Fall der DM-Währung als solcher zuzuschreiben. Die DM funktionierte von sich aus reibungslos; und sie war – so nahm man sie jedenfalls wahr - wertsicher, obwohl sie nie irgendwie „gedeckt“ war, weder durch Grund und Boden wie zuvor kurz die sogenannte Rentenmark, noch gar durch Gold. - Gesamtwirtschaftlich gesehen abträglich war im Zusammenhang mit der DM lediglich, daß die DM, wenn schon nicht „gedeckt“, so doch von außen, von ihren Machern, den Politikern und Notenbänkern anderweitig geschwächt worden ist: Es wurde durchweg zu wenig von ihr emittiert gehalten. Die Fetische „wertvoll“, „stark“ und (um Gottes Willen!) „stabil“ vor Augen, haben die Verantwortlichen fast über die ganze Zeit zu wenig Geld, also Kaufkraft erlaubt, sonst hätte die deutsche Wirtschaft über die Jahre noch mehr geblüht, als es der Fall war, und nicht immer wieder, vor allem in den letzen Jahren, mehr und mehr gekränkelt. Es ist eine Binsenwahrheit, daß etwas – dann eben auch Geld – umso wertvoller ist, je knapper es ist. Wenn man den Wert des Geldes ängstlich erhalten oder raffiniert erhöhen will, muß man nur dafür sorgen, daß es davon möglichst wenig gibt. Die Krux war, daß die sogenannte Notenbank (Bundesbank) sich zu sehr als Bank verstand und nicht etwa als Konjunkturförderungsamt. Während die Wirtschaft bei zunehmender Bevölkerungszahl, Steigerung der Produktionsmöglichkeiten und Ausdehnung des Bedarfs, des zwingenden und des nur gewünschten, mehr Geld für immer und bedingungslos, also auch zinslos benötigte, hat die Notenbank das lebenswichtige Geld immer nur – im Prinzip – vorübergehend ausgeliehen. Und dann – wertsteigernd - möglichst wenig. Und gegen Zinsen, die besonders dann Leihnehmer von einer mutigen Kreditaufnahme abschreckten, wenn ein Mehr an größerer Geldzufluß erforderlich war. Die Bundesbank handelte wie ein Arzt, der eine Bluttransfusion immer nur leihweise durchführt, für eine vorübergehende Zeit und gegen Zinsen - die umso höher, je mehr Blut der Patient dringend benötigt. Krise, Depression war also während der DM-Zeit sehr wohl ein Begriff. Was nicht Schuld der DM war, sondern in der Verantwortung der DM-Verwalter lag. Und zu einem – von Natur aus immer wechselhaften – Wechselkurs jeweils umgewechselt werden mußte die DM so wie zuvor all ihre Vorgänger auch und wie es ihre Nachfolger – wie sie auch heißen mögen – immer umgewechselt werden müssen. Wenn man eine ehrliche beziehungsweise faire Wirtschafts- beziehungsweise Handelspolitik betreiben will.



13) Der Fehler „Deutsch-deutsche Währungsunion“


Bundesrepublik Ost-Deutschland“


Als 1989 in der damaligen DDR die sozialistische Plangesellschaft, die sozialistische Planwirtschaft, die sich in den Jahren zuvor nur durch den Einsatz von Gewalt hatte aufrechterhalten können, hilflos zerbröselte, sich selbst auflöste, wäre es besser weil richtig gewesen, in einem weitgehend autonomen deutschen Föderationsstaat Bundesrepublik Ost-Deutschland sofort eine wirkliche Marktwirtschaft, eine freie also, einzuführen und fortan eine progressive, eine nachfrageorientierte Währungspolitik zu betreiben. Persönliche Freiheit für jedermann, mehr und mehr Wohlstand für alle, soziale Gerechtigkeit, umweltbewußtes Wirtschaften und friedfertiges Handeln nach innen und außen wären danach automatisch allmähliche Folge gewesen. Die Einbeziehung Ostdeutschlands in das bestehende Währungsgebiet der westdeutschen Bundesrepublik war dagegen nicht die optimale Lösung.


Hier einmal abgesehen davon, daß im Zuge der Schaffung der „Deutsch-deutschen Währungsunion“ in dem Gebiet jenseits der Elbe ungezählte Milliarden Volksvermögen buchstäblich verramscht wurden und die Aktion den Bürgern Westdeutschlands viele, viele Milliarden Steuergelder kostete, die keinesfalls den Menschen im Osten letztlich entscheidenden persönlichen Nutzen brachten, litt die gesamtdeutsche Währung und damit die Wirtschaft im Osten und im Westen von Anfang an – und sie leidet daran noch heute –, daß


a)das währungspolitische Prinzip unbeachtet blieb, daß eine Währung umso weniger für ihr gesamtes Einzugsgebiet gleichermaßen erfolgreich wirken kann, je größer das Währungsgebiet ist. Folge ist, daß die ostdeutschen Länder in Zukunft noch über unabsehbar viele Jahre wirtschafts-, weil währungsmäßige „Zonenrandgebiete“ bleiben werden. Der wirtschaftliche Wohlstand wird - im Durchschnitt - im Westen höher sein und lange Zeit bleiben als der entsprechende Wohlstand im Osten. Der Wohlstandsfluß wird fortwährend an der ehemaligen, nein: diesbezüglich immer noch gegebenen „Zonengrenze“ stoppen, weil das Geld dort zu verharren neigt, wo es schon vermehrt vorhanden ist: Im Westen.


b)daß man zwei Regionen zu einem Währungsgebiet zusammengefaßt hat, die zuvor über einen entscheidend unterschiedlich hohen wirtschaftlichen, technologischen und sozialen Standart verfügten. Das bewirkt und bewirkt auch in Zukunft, daß man „im Osten“ fortwährend nicht die aktuell richtigen wirtschaftlichen Prioritäten setzt, daß man den „Osten“ so aufbaut, entwickelt, wie es dem „Westen“ nutzt, ihm nicht schadet. Es mag übertrieben klingen, aber es stimmt: Die Bundesrepublik (West-)Deutschland hat jenseits der Elbe eine Kolonie, oder weniger scharf formuliert: einen Zubringer gewonnen.


c)daß schon bei Ausdehnung des DM-Einzugsgebiets auf die vorherige DDR nicht hinreichend berücksichtigt wurde und bis in unsere Gegenwart nicht ausreichend berücksichtigt wird, daß die Geldmenge im gesamten vereinigten Deutschland sich progressiv an der Aufgabe, dem Ziel orientieren muß, besonders in den „Neuen Ländern“ – in ganz Deutschland sowieso auch - außerordentlich viel Wirtschaftswachstum zu ermöglich, jedenfalls um im Osten den überkommenen Rückstand aufzuholen. Die Geldmenge in Deutschland – und damit im Osten – richtet sich aber prinzipiell an dem Wachstums- beziehungsweise Sozialprodukts-Ist, dem Umsatz-Ist statt am entsprechenden Soll aus und verhindert so, behindert, hemmt jedenfalls, die Erreichung des wünschenswerten Soll-Volumens. Schon im Zuge des Geldumtauschs 1990 hätte man viel mehr DM neu emittieren müssen – wenn schon nicht vermittels eines für die Ostdeutschen günstigeren Kurses, also zu deren unmittelbarem Vorteil, dann aber über Sozialzuwendungen oder Umweltschutzinvestitionen, die mit zusätzlich geschöpftem Geld, zusätzlicher Kaufkraft hätten finanziert werden müssen. Auch aufgrund der 1990 geschaffenen Bedingungen leidet Deutschland - im Osten wie Westen – gestern wie heute und morgen – an Absatzschwäche, Erwerbslosigkeit, Depression.


14) Der Euroismus, seine negativen Folgen

und die Errettungaus demselben


Wenn man die Frage, ob und in wie weit der Euroismus von speziellen wirtschaftlichen Gruppen- beziehungsweise Einzelinteressenten oder gewissen Politstrategen gefordert und betrieben worden ist, hier nicht erörtern will, so muß man aber doch feststellen, daß der Euro den Menschen in Euro-Land und der Wirtschaft dort im Gesamten keine relevanten Vorteile gebracht hat. Die Euro-Einführung war eine politische PR-Show, ein Polit-Event. Sie vermittelte ein gewisses Wir-Gefühl, vielleicht da und dort ein Gefühl von Größe, von „Wir sind wer!“, von „Was-wir-mit-dem-Euro-jetzt-alles-stemmen-können!“


Zonenrandgebietefür den Euro


Makro-ökonomisch sprach gegen den Euro und spricht auch in Zukunft zunächst einmal, was auch gegen die Einführung einer gesamtdeutschen Währung für zwei zuvor unterschiedlich entwickelte Wirtschafts- und Sozialstrukturen sprach. Die „Zonengrenze“ für den Euro liegt heute auf dem Alpenkamm – oder jedenfalls südlich von Mailand -, im Flußverlauf der Elbe, in der Breite und Tiefe des Ärmelkanals und auf den Höhen des Pyrenäengebirges. Außerhalb dieses Rahmens liegen die „Zonenrandgebiete“ mit für die Zukunft einigermaßen festgeschriebener, dauerhafter konjunktureller Unterversorgung.


Europa ist kein Staat – Europäer sind kein Volk


Größtes Problem, verbunden mit dem Euro, ist folgendes Problem: Europa ist kein Staat sondern nur ein ziemlich willkürlich eingegrenzter Teil der Erde. Es wird begrenzt im Osten in einem weiten Raum, wo vor und dahinter alles ziemlich gleich ist. In seinem Süden hört Europa auch jeweils wie an einem Straßenrand auf, an einer Straße, an der beidseitig ebenfalls mehr Ähnliches als Unterschiedliches zu finden ist - die Straße „Bosporus“ und die „Straße von Gibraltar“. Andererseits gehört England vielleicht auch heute noch mehr zum „United Kingdom“ als zu „Kontinent-Europa“.– Und explizit ein europäisches Volk gibt es schon ganz und gar nicht. Europäer in Deutschland haben weit mehr Gemeinsamkeit mit „Europa-Ausländern“ in Amerika als mit „Asiaten“ im europäischen Russland; Süditalienern, also Europäern, liegen oft Tunesier in Afrika mehr als deutlich als solche erkennbare Europäer in Schweden. Bayern fühlen nicht selten mehr Nähe zu Böhmen als zu Preußen.

Nun können zwar die unterschiedlichsten Völker im Erteil Europa schon gut, ja freundschaftlich, einander unterstützend, miteinander auskommen, sowie Türken, also Asiaten, in einem Haus wohnend, durchaus harmonisch mit Hamburgern, diese schon halb Amerikaner, nebeneinander leben können. Aber nur schwerlich mit einer gemeinsamen Haushaltskasse. – Sagen wir es kurz und eindeutig: Die historischen, kulturellen (auch die), die mentalitätsmäßigen, strukturellen, wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zwischen den verschiedenen europäischen Völkern – und somit zwischen den von diesen verschiedenen Völkern betriebenen verschieden vorprogrammierten Staatswesen, deren Philosophien – sind so groß, daß es den involvierten politisch Verantwortlichen derzeit nicht gelingen kann und auch in absehbarer Zukunft nicht gelingen wird, eine gemeinsame Haushaltsführung, eine gleichausgerichtete wirtschafts-, währungs- und sozialpolitische Zielsetzung zu beschließen, ehrlich zu beschließen, die jeweils mehr ist, als ein fauler Kompromiß, der keine der – durchaus – Freunde befriedigt oder der gar für alle Beteiligen grundsätzlich schädlich ist. Es gibt einfach keinen gemeinsamen Nenner zwischen den Vorstellungen, die etwa Tschechien und die Niederlande von einer „richtigen“ Euro-Politik haben; ja, nicht einmal die Eltern des Euro, Frankreich und Deutschland, haben da tatsächlich kompatible Interessen. Die einen wähnen sich gegebenenfalls auf eine lockere Geldmengenpolitik angewiesen, die anderen suchen sich ihr Sicherheitsgefühl in einer „stabilen“, möglichst wertvollen, das heißt dann: knappen Geldausstattung des Marktes zu erhalten.


Im Interesseeiner Freundschaftserhaltung: Zweitwährung


Da der Euro von sich heraus so gut und so schlecht ist wie jede andere Währung auch sein kann - man kann an ihm die Wirtschaft verdorren lassen oder mit ihm eine Inflationshysterie entfachen -, da auch der Euro, wie zuvor in Deutschland die DM, der Wirtschaft nicht in dem Maße und als dauerhaft und verläßlich zur Verfügung stehende Kaufkraft zugeführt wird, wie Produktionsmöglichkeit und Bedarf einer Wirtschaft dies erforderlich machen, sondern immer nur – im Prinzip befristet - verliehen wird – gegen Zinsen zudem - und da es schließlich der Harmonie im Euro-Land abträglich wäre, würde man ihn, den Euro, den Ehering zwangsverheirateter Partner, wegen seiner systemimmanenten Schwächen wieder abschaffen, kann man den europäischen Völkern, ihren Staaten heute wohl am ehesten empfehlen, ein System einer von allen Seiten „legitimierten Mätresse“ zu praktizieren, eine nationale Zweitwährung neben der multinationalen Erstwährung, dem Euro. Jedes Land sollte für sich entscheiden können, ob die von der zentraleuropäischen Notenbank ausgegebene und dann davon explizit in seinem Land kursierende Euro-Geldmenge ausreichend groß ist, um den dort möglichen und wünschenswerten Güterumsatz bewerkstelligen zu können, oder ob und in welchem Umfang man mit der Ausgabe einer parallel zum Euro und zusätzlich zu diesem emittierter eigener Landeswährung der Absatzkonjunktur, einem gewünschten Aufschwung, einer Prosperität, der Vermeidung beziehungsweise Überwindung von Krisen, Erwerbslosigkeit auf die Sprünge helfen möchte. In Deutschland könnte die Zweitwährung „Konjunktur-Mark“ (KM) oder „Wohlstandsmark“ (WM) heißen. – Der Euro, als Freundschaftswährung, könnte dann auf jeden Fall für immer erhalten bleiben – und sei es nur als Traveler-Scheck.