Warum die USA Kriege führen – müssen

I. Ungerechte Kritik an den USA

II. Warum die USA Kriege führen - müssen

IIa. Eine Art von Idealismus

IIb. Empfundener sozialer Rückstand

IIc. Zwei gegensätzliche Philosophien

III. Die US Amerikaner sind keine Waffennarren !

IV. Warum Terroristen terrorisieren – zu müssen meinen

 

 

    I. Ungerechte Kritik an den USA

 

Die USA werden seit einiger Zeit, besonders in Deutschland, mal mehr, mal weniger, unfreundlich kritisiert, weil sie, so der Vorhalt, häufig, an den verschiedensten Orten der Welt, offiziell und direkt militärisch Krieg führten, beziehungsweise inoffiziell und indirekt intervenierten, obwohl sie dazu kein Recht hätten, d.h. sie ihre Aktivitäten nicht, eventuell durch Hinweis auf eine Wahrnehmung eigener wirklich elementarer Lebensinteressen, Verständnis erweckend rechtfertigen könnten. – So also die Kritik.

 

Diese Kritik ist ungerecht. Denn Tatsache ist zunächst einmal, sie zu bestreiten wäre eine Verleumdung, daß es auch in den USA, wie in jedem anderen Land der Welt, in Wirklichkeit kaum – dann kranke - maßgebliche Menschen gibt, die einen Krieg etwa von sich aus wünschen, leichtfertig billigen, unterstützen oder ihn gar persönlich aktiv mitführen. Quasi als „Wunschkrieger“ sozusagen fast eine, dann ärztlich diagnostizierbare, Lust verspüren bei dem Erleben, dem Wissen um, der Erwartung oder nur der Vorstellung von durch Kriege „verunglückter“, also getöteter, verletzter, gejagter oder verarmter „Kriegsbetroffener“. Nein, so sind auch „die Amerikaner“ nicht - die Amerikaner, die uns Deutsche 1945, unter Einsatz des Lebens Zigtausender, von der NS-Diktatur befreit und auch uns so das Ende eines fürchterlichen Krieges gebracht haben ! Nein, so sind sie nicht, die Amerikaner !

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Und wo es denn in den Vereinigten Staaten tatsächlich den einen oder anderen „Nero“ gäbe, der, erkennbar aus irrer Lust, „Rom“, Afghanistan, den Iran, Palästina, den Irak, Syrien o.ä. Orte gern brennen, Christen „in einer Arena“ oder überhaupt Menschen in einer „Schlacht“ gern bluten sähe, würde dieser kranke Irre in den USA wie in der übrigen Welt von seinem gesunden Umfeld schnell aus dem Verkehr gezogen. Und dabei sind dann - selbstverständlich auch in den USA - in dem hier definierten Sinne gesund nicht nur die „einfachen, friedliebenden Leute unten“, das Volk also, sondern ebenso die „strengen“ Polizisten und Richter oben - auch die Waffenindustriellen und die angeblich „rücksichtslos nach Märkten strebenden Neoliberalen“. Und schließlich im Prinzip auch die Politiker und die Militärs.

 

Ganz zweifelsohne: So gut wie alle Angehörigen des amerikanischen Volks, nicht zuletzt die Arbeiter aus der Waffenproduktion wie auch die entsprechenden Wirtschaftsführer, liegen lieber in einem Schlaraffenland am Weinbrunnen, pflanzen lieber Olivenbäumchen, „schaffen“ innerlich tatsächlich nur ungern Waffen, produzieren nicht ihrem inneren Wunsch entsprechend Kalaschnikows, Panzer Atomraketen, vielmehr immer nur sich dazu gezwungen fühlend, die Zähne zusammenbeißend, nicht etwa „zähnefletschend“. Und auch jeder „strenge Staatsschützer“ liest eigentlich lieber seinen Enkeln aus „Onkel Toms Hütte“ vor, als rebellierende Unruhe erzeugende „Schwarze zu verfolgen. Generale schreiten die Front lieber ab, als daß sie sich ihr angstvoll aussetzen. Und nur unmaßgeblich viele Wirtschaftsführer wie Politiker fühlen sich neurotisch dazu gezwungen, ihr Einflußgebiet auszuweiten, beziehungsweise „Lebensraum“ zu erobern. Nein, so gut wie kein Amerikaner möchte oder will explizit Krieg führen. Wenn er Krieg führt, fühlt er sich entsprechend dazu gezwungen !

 

Doch warum führt US-Amerika dann Kriege – oder betreibt Ähnliches ?

 

II. Warum die USA Kriege führen - müssen

 

Die USA haben drei zu respektierende und ernstzunehmende Motive für ihre immer wieder zu verzeichnenden direkten und indirekten militärischen Interventionen in den verschiedensten Regionen der Welt:

 

IIa. Eine Art von Idealismus

 

Die meisten US-Amerikaner, nicht nur einzelne Gruppen, sind überzeugte Idealisten. Ihre Vorfahren haben schließlich einmal den Atlantik „überschritten“, ihren Kontinent erst entdeckt und dann „urbar gemacht“, Freiheit und Demokratie miterfunden. Selbst Menschen der untersten sozialen Schichten dort sind irgendwie stolz auf ihre empfundene persönliche innere Unabhängigkeit, ihren - gegebenenfalls - Spielraum für Eigeninitiativen, rühmen ihren – immerhin quantitativ - großen Staat, den sie für dementsprechend großmächtig halten und der deshalb tatsächlich viel Großartiges und Hervorragendes erreicht habe und in Zukunft tatsächlich noch viel erreichen kann. Sie sind deshalb und verständlicherweise von „We can“-Versprechen geradezu fasziniert, empfinden ihre Gesellschaft, wie viel Schwächen sie an ihr auch selbst wahrnehmen, als Vorbild für die Menschen der anderen Länder der Erde.

 

Und deshalb verstehen sie es als ihre moralische Aufgabe, für hinreichende demokratische und freiheitliche Bedingungen auf möglichst der ganzen Welt zu sorgen. So wie sie die NS-Herrschaft in Europa beseitig haben, möchten sie im Prinzip überall auf der Welt Gesellschaftsformen etablieren, die der ihren Ansprüchen und ihrer Tradition entsprechen. Für dieses Selbstverständnis sollte man und kann man den Amerikanern zunächst einmal dankbar sein.

 

Diese Amerikaner, so ihr moralischer Impetus, wollen deshalb nun möglichst überall Marktwirtschaft statt Verteilungswirtschaft fördern bis einführen; mehr Individualität und Eigeninitiative, dafür weniger vom Staat zugeteilte Versorgung. Gegebenenfalls dann aber auch mehr, eigentlich Freiheit beschränkende, Ordnungs- und Moralprinzipien durchsetzen, sicherheitshalber, wenn sie empfinden, daß gewisse Freiheiten einem Volk schaden würden. Sie sehen ein Aufgaben-und Verpflichtungsspektrum für sich, das von der Beseitigung eines national-sozialistischen Regimes in Deutschland und Europa reichte, bis zu der Verhinderung von empfundener volksschädlicher „Libertinage“ („sexueller Freiheit“) da oder dort reichen kann, von der Einführung von Handelsfreiheit um der Freiheit als Prinzip Willen bis eventuell zur – gegebenenfalls als notgedrungen empfundenen – begrenzten Freigabe einer exzessiven Nutzung der Erde, die dann leider zwangsläufig zu Gunsten eines nur augenblicklichen, nicht nachhaltigen Vorteils führen mag.

 

Sie wollen oftmals für Menschengruppen auf der Erde ein politisches individuelles Selbstbestimmungsrecht erkämpfen, gegebenenfalls auch auf die Gefahr hin, daß ein solches Selbstbestimmungsrecht am Ende Schaden für die Freiheitskämpfer selbst als auch für andere Involvierte zur Folge haben könnte. Grundsätzlich meinen US-Amerikaner meistens, anderenorts Freiheiten oder Reglementierungen schaffen oder ausschalten zu sollen, schon weil sie diese Freiheiten oder Reglementierungen selbst schätzen, beziehungsweise zu erleiden gelernt haben und nun meinen, ihre entsprechenden Erfahrungen anderen Menschen auf der Erde zugutekommen lassen zu sollen. Vielleicht sieht man in den USA den Wert einer Demokratie zu absolut, übersieht, daß – noch – ungebildete Massen, die guten Herzens aber ohne hinreichende Sachkenntnis mitbestimmen wollen, eventuell keinen Nutzen sondern viel Schaden verursachen können. Daß eine Masse – noch – ohne politischen Durchblick ja auch verführt worden sein kann und dann das Falsche für sich selbst fordert und anstrebt.

 

Die US-Amerikaner meinen gegebenenfalls manches, weil sie es gut meinen, weil sie ehrlich meinen, ihre Intervention täte den jeweils Begünstigten gut oder würde sie vor Schaden bewahren. Und deshalb darf man die Amerikaner nicht schelten, sondern sollte sie lediglich im gegebenen Fall respektvoll fragen, ob sie sich nicht selbst zu viel zumuten, wenn sie zu oft und zu verbreitet die Last eines Weltpolizisten, beziehungsweise Weltbefreiers auf sich nehmen. Hilfreicher ist es in solchen Fällen vielleicht, unseren amerikanischen Freunden – nicht pseudohöflich sondern ehrlich gemeint – Rat und Tat dabei anzubieten, gute Ziele – erfolgreich - mit ziviler Politik statt mit Waffengewalt anzusteuern.

 

 

 

 

Deutschen kann man die amerikanische „Militärpolitik der Guten Absichten“ an folgenden entsprechenden deutschen Beispielen erläutern:

In Deutschland wird kaum verstanden und nur widerwillig akzeptiert, wenn Frauen in anderen Ländern der Welt, in Asien und Afrika etwa, nicht mit den Männern „gleichberechtigt“ sind, dieses oder jenes tun müssen oder nicht tun dürfen, was die Männer dort nicht tun müssen oder sehr wohl tun dürfen; daß Frauen sich dort mehr oder weniger „verschleiern“ müssen, nicht luftig und frei kleiden dürfen, nicht Auto fahren, studieren, gar wählen dürfen, körperliche Züchtigungen gegebenenfalls hinnehmen müssen. – Oder: Wir in Deutschland mißbilligen fast durchweg scharf, wenn die Politik in uns fremden Ländern, „Kulturdenkmäler“ zerstört, nennen jede entsprechende Beseitigung, aus welchen dort vielleicht als relevant empfundenen Motiven auch immer, Ausdruck von Vandalismus. Wir Deutschen gehen da – unsererseits selbstbewußt und mit „den armen Unterdrückten und Beraubten“ mitfühlend – durchgängig davon aus, daß unsere „moderne Lebensart“ besser sei, als die alte finstere „dort hinten“, und sind schnell bereit, zu schimpfen, zu verurteilen, zu intervenieren, am Ende auch militärisch unsere Ordnung, die unserer neuen Zeit, durchzusetzen.

 

Obwohl in Deutschland Frauen sich noch vor relativ wenigen Jahren „bedeckt halten“ mußten und es noch heute müssen, nicht studieren durften, während in paradiesischen Gegenden unbekümmert frei gelebt – auch freiwillig „schulfrei“ - und geliebt wurde und wird. Obwohl dort überall ja nicht deutsche Kultur „geschändet“ wird sondern deren Kultur – und nicht etwa „unsere Weltkultur“. Obwohl wir in Deutschland konsequent Zeugnisse unserer hiesige Geschichte beseitigen, wenn uns diese unsere Geschichte nicht mehr gefällt – und sich kein Asiate drüber aufregt, wenn wir Bismarck- oder Marx-Trophäen schleifen. - Wir sollten deshalb den Amerikaner nicht vorwerfen, wenn die sich überall „kümmern“, wenn wir uns ebenso weltweit kümmern beziehungsweise die Amerikaner bei ihrem „Kümmern“ unterstützen.

 

Noch etwas anderes - oder etwas, was vielleicht schon zuvor angesprochen wurde, dann noch einmal anders gesagt: Wir im Westen – und damit auch die im Focus dieses Essays stehenden US-Amerikaner – fühlen uns durchweg genötigt und deshalb schnell auch berechtigt, mehr oder weniger militärisch angreifend „einzugreifen“, wenn andere Bewegungen, Völker und Staaten „Strafverfolgungsmethoden“ oder „Kriegspraktiken“ praktizieren, die wir als inhuman empfinden – von den uns nicht sympathischen Rechtsnormen dort an dieser Stelle abgesehen. Dann etwa, wenn man dort Mitmenschen „Gliedmaßen nimmt“, weil mit denen gestohlen wurde, oder Ehebrecher exemplarisch streng bestraft oder prophylaktisch entsprechend abzuschrecken sucht. Wenn „man“ sogenannte „Kindersoldaten“ „zum Einsatz bringt“.

 

In solchen Zusammenhängen sind die USA – und auch die USA-Kritiker – verständlicherweise – sehr betroffen, und wenn die USA dann ihre – unsere – Vorstellungen von - unserer - Humanität gewaltsam verbreiten und durchsetzen wollen, dürfen wir diesen ehrbaren Kämpfern für mehr Humanität keine bösen Vorwürfe machen. Allenfalls – tief seufzend - Verständnis für die uns unmenschlich brutal erscheinenden Methoden der Fremden zu wecken versuchen, in dem wir darauf hinweisen, daß es im Prinzip nicht Sadisten sind, die dort wüten, sondern Angsthabende, die mit einem real existierenden Problem ohne ihre „Gewaltmaßnahmen“ nicht fertigwerden können, weil dieses sie – vielleicht mengenmäßig - überfordert und sie es außerdem als Folge eines unmoralischen oder – vor ihrem Gott straffälligen Tuns verstehen.

 

Zu den – zweifelsohne – inhumanen „Strafverfolgungsmethoden“ und „Kriegspraktiken“: Nicht nur dort, wo die Amerikaner gegen inhumanes Vorgehen kämpfen – auch von uns Deutschen von der Hoffnung begleitet, sie möchten das Gute an sich durchsetzen – sondern auch sonst wo, auch in den USA und nahe bei uns, werden Menschen „zur Strafe“ oder zur Abschreckung, das heißt eigentlich: aus Angst, hingerichtet, wurden „Hexen“ aus Angst vor diesen – nicht aus Sadismus – verbrannt. Und – letztschrecklich: Die sogenannten Kindersoldaten sind keine Kinder sondern Soldaten, die keine Kinder mehr sind. Diese armen jungen Menschen werden im Grunde nicht von verbrecherischen Unmenschen verantwortungslos und leichtfertig geopfert, vielmehr opfern sie sich, schon als Kinder aufgrund ihrer erlebten Lebensbedingungen auf einen empfundenen Angstfeind eingefühlt, von ihrem Schicksal zu einer „Freiwilligkeit gezwungen“ - entsetzlich, tragisch –, aus einem eigenen gefühlten „Selbsterhaltungsgetriebensein“ heraus, meist selbst. Daß da auch Sadisten antreiben oder das meist Selbstopfern jedenfalls nicht verhindern, ist so, wie es leider ist. Aber: nicht Sadisten machen einen Krieg, sondern der Krieg macht die Sadisten.

 

Und warum herrscht da und da und da Krieg ? Jedenfalls kann man ihn nicht per Krieg verhindern oder überwinden. Vielleicht hätte ein – hier eigentlich ansonsten nicht kompetenter – Dichter seine Antwort so formuliert: „Erst kommt der Bauch, dann der Friede !“. Oder noch banaler aber wahr: „Satter Bauch kriegt nicht gern !“

Helfen wir den wohlmeinenden Amerikanern also, sich - auf rechte und dann erfolgversprechende Weise – um Frieden, Humanität, Gerechtigkeit und Wohlstand auf der Welt zu kümmern !

 

IIb. Empfundener sozialer Rückstand

 

Zwar fühlen die US-Amerikaner heute sehr wohl, daß es jeweils einer der ihren war, der als erster seine Füße auf den Boden des Mondes gesetzt, 389 Patente auf dem Gebiete der Elektrotechnik angemeldet, einen Großteil der Menschen – einst - mit seiner Musik „in the mood“ versetzt hat; daß ihr Land noch heute über den größten Staatshaushalt der Welt verfügt und mit dem Empire-State-Building einmal über das entsprechend höchste Gebäude - verfügt hat – und schließlich ihr Militär diese unsere Welt 1945 von zwei faschistischen Herrschaftssystemen befreite.

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Allerdings empfinden sehr viele Amerikaner - die Anhänger der Republikanischen wie der Demokratischen Partei - inzwischen auch, wenn sie sich heute mit ihren tatsächlichen historischen Helden und tatsächlichen historischen Erfolgen identifizieren, nur so etwas wie ein Gefühl von Ersatzbefriedigung. – Sie leiden heute in großer Zahl darunter, daß sich ihr tatsächlich wunderbares Land mit seinen wahrlich fast schier unbegrenzten Möglichkeiten gegebenenfalls von Russen aus dem All zur Erde zurückretten lassen muß, Koreaner ebenso wie sie sehr leistungsfähige Computer bauen können, China über wirtschaftliche Erfolge verfügt, die manche Amerikaner auf dieses Land blicken lassen, wie Kain auf Abel gesehen haben mag; daß Wüstensöhne unserer Zeit nicht mehr – überwiegend – in Zelten hausen müssen sondern in Wolkenkratzern residieren können – und schließlich daß die USA ihren letzten Kriege, die in Vietnam, Afghanistan und im Irak – jedenfalls nicht mehr erfolgreich wie frühere abgeschlossen haben.

 

Und die US-Amerikaner – besonders die „mittleren“ und die kleinen Leute - leiden geradezu schmerzhaft besonders darunter, daß ihr heutiger durchschnittlicher wirtschaftlicher und sozialer Standard weltauffallend niedriger ist als der in manchen Ländern Europas und etwa in Australien. Der heutige Durchschnittsamerikaner ernährt sich leider billiger, wohnt weniger sicher und weniger komfortabel und ist schlechter alters- und krankenversorgt als Erdenbürger in anderen Ländern mit vergleichbaren Grundvoraussetzungen. Weltbekannte, angesehene und erfolgreiche Schriftsteller, auch patriotische amerikanische, berichten aufsehenerregend davon, wie „heruntergekommen“ (gemeint nicht im moralischen sondern im sozioökonomischen Sinn) ganze Staaten der Vereinigten Staaten heute sind, Gegenden zerfallen, wie zahlreich die Menschen dort auf ein Wunder warten, wenn sie noch warten und nicht nur dahinresignieren. Wie leicht sich aber auch aus den unzufriedenen, hilflosen und sich mißachtend fühlenden Massen ein verständlicherweise neidisches, revolutionär rebellierendes und mehr und mehr auch nach außerhalb aggressiv orientiertes Potential entwickeln kann.

 

Nun fühlen – fast alle - Menschen, die sich im Vergleich mit anderen als sozial unterlegen wahrnehmen und keine Möglichkeit sehen, ihren „Rückstand“ durch eigenes Bemühen zu überwinden, sich als ungerecht benachteiligt, suchen dann nach dem schuldigen Verursacher ihrer Benachteiligung und nach einem Weg, ihre Benachteiligung auszugleichen oder zu kompensieren. Bei der Bestimmung „ihrer“ Schuldigen und der Auswahl ihres Weges sind sie dann naturgemäß nicht sehr aufmerksam und sorgfältig; in Fällen von Not und Wut empfinden Menschen immer als vordringlicher, sich überhaupt zu agieren als vorsichtig nur zu hoffen und abzuwarten. Und aggressiv agieren beziehungsweise reagieren die Menschen dann gegebenenfalls meist mit im Prinzip relativ gutem Gewissen, da sie sich ja zu „Unrecht benachteiligt“ fühlen und deshalb „das Recht haben“, „auszugleichen“, jetzt zu ihren Gunsten, also egozentrisch bis egoistisch „zuzulangen“.

 

Dabei handelt sich also keineswegs um eine spezifisch amerikanische Unart oder gar Bedenklichkeit. So sind wir Menschen – im Prinzip – alle. Der Mensch ist eben kein sozial gesinnter Engel, vielmehr ist er ein – sagen wir – „Wesen“, das von seiner Geburt an bis zu seinem Tod nicht nur für sich selbst verantwortlich ist sondern auch „in erster Linie für zuerst“ sich und seine unmittelbaren Nachkommen – zu sorgen sich verpflichtet und berechtigt fühlt. Und das im relevanten Fall – letztlich mit allen Konsequenzen.

 

Speziell die US-Amerikaner versuchen, sich zu „wehren“, in dem sie sich bemühen – empfundene ausgleichende Gerechtigkeit schaffend sowie sicherheitshalber, damit sie nicht irgendwann noch weiter zurückgelassen werden könnten –, weltweit möglichst viel von den Produkten zu verkaufen, über die sie reichlich verfügen – Rohöl und bestimmte Feldfrüchte zum Beispiel, – und sich überall auf der Erde Absatzmärkte zu sichern und entsprechende Konkurrenten klein genug zu halten beziehungsweise zu verdrängen. Daß ihr Bemühen um Absatzmärkte draußen für sie einen „Schuß ins Ofenrohr“ – drinnen - darstellt, nehmen sie nicht entsprechend wahr. Vielmehr: Da, wo ihnen die – aus ihrer Sicht für sie existentiell wichtigen - Absatzmärkte streitig gemacht werden oder einmal streitig oder jedenfalls unattraktiv gemacht werden könnten, da bemühen sie sich, die aktuelle Konstellation und die zukünftige Entwicklung unter ihre Kontrolle zu bringen oder zu halten. Dabei denken die US Amerikaner durchaus ehrlich, unter einem Naturrecht stehend zu handeln und vorzugehen. Und da sollte man ihnen, die sich in einem Recht sehen, das für sie also ein Naturrecht ist, keine Vorwürfe machen. Das wäre unfair und bringt auch nichts.

Das Vorgehen der USA auf der Welt, mag es von außen als diplomatisch zu sehr drängend, als - geheimdienstlich - zu wenig diskret oder – bei militärischen Interventionen - nicht hinreichend gerechtfertigt oder zu rücksichtslos erscheinen, mag es draußen Unverständnis oder gar Angst wecken, muß so lange letztlich weitgehend unkritisiert bleiben, hingenommen werden, wie den Amerikaner nicht von seinen Freunden eine wirklich hilfreiche und in diesem Fall uneigennützige Hand geboten wird, damit diese ihr Problem – durch ihre Politik im eigenen Land – überwinden, wieder – ohne Gesichtsverlust - zu der beispielgebenden Größe zurückfinden können, für die sie noch bis zur Mitte des 20. Jahrhundert bewundert wurden.

 

Eine solche problemlösende Politik für Amerika, die in erster Linie eine entsprechende inneramerikanische Wirtschaftspolitik beziehungsweise Währungspolitik sein muß, eine jedenfalls andere als die bisher betriebene, darf und sollte man – vielleicht von Europa aus – bescheiden vorleben. Da hätte das demokratische Europa, ein demokratisches Deutschland eine durchaus erfolgsmögliche Aufgabe. Den Amerikanern besserwisserisch und hochnäsig eine „richtigere“ Politik quasi vorschreiben zu wollen, wäre aber unangemessen und würde kontraproduktiv wirken. Gegebenenfalls sehr kontraproduktiv.

 

IIc. Zwei gegensätzliche Philosophien

 

Die US-Amerikaner kämpfen – jedenfalls mehrheitlich und unabhängig davon, ob sie „Republikaner“ oder „Demokraten“ sind – für eine dem Individuum möglichst viel Freiraum gewährende Gesellschaftsform, das heißt dann im Wirtschaftsbereich: für eine – im Prinzip immer freie – Marktwirtschaft und gegen eine mehr auf ein Kollektiv ausgerichtete Verteilerwirtschaft, eine Planwirtschaft. Die Philosophie „Planwirtschaft“, von der sich die Amerikaner wohl mehrheitlich bedroht fühlen und die sie deshalb bekämpfen, sehen sie heute, mehr oder weniger überall außerhalb der „Staaten“, entweder bereits existierend oder sich entwickelnd, weshalb die USA dagegen halten. – Die Geschichte dieses Konfliktes:

 

Am Anfang der Menschheit stand der Handel, das ist per Definition der „freie Handel“, wenn man so will, die heute so genannte Freie Marktwirtschaft. Es stand da also der Handel, bei dem mit der Hand nicht nur abgewogen, geschätzt sondern auch gestikulierend über den Stand des Handels geurteilt, schließlich der Handel per Handschlag handfest gemacht wurde. Eine Zu- und Verteilerwirtschaft gab es nur innerhalb von Familien- und Sippengemeinschaften sowie in der Beziehung zwischen Obrigkeiten, die das Volk als quasi von Gott eingesetzt verstand, und eben diesem Volk. Das Prinzip der hoheitlichen Zuweisungen akzeptierte man, der ausgehandelte Handel funktionierte leidlich, zunächst als direkter Tauschhandel, anschließend als indirekter Handel, vermittelt durch das Tauschmittel Geld.

 

Was nicht besagt, daß die Menschen, geschweige denn alle Menschen, in dieser „Freien Marktwirtschaft“, in diesem frei ablaufendem Wirtschaftssystem, zufrieden waren beziehungsweise zufriedengestellt werden konnten. Das im Laufe der Geschichte immerzu fortschreitende Anwachsen des Wohlstandes in seiner Gesamtheit, eines Wohlstandes als Ergebnis fortwährender Erfindungen neuer Produktionstechniken sowie Findungen neuer Rohstoffquellen, teilte sich nämlich immer mehr, und das wurde im Volk immer mehr als empörend ungerecht wahrgenommen, auf nur relativ wenige immer Reichere auf der einen Seite und immer mehr Arme auf der anderen. Die Ursache der Ungerechtigkeit sahen das Volk und seine Denker sodann, weil man damals keine andere Ursache ausmachen konnte, in der herrschenden frei ablaufenden Wirtschaft, von der man – richtig - beobachtete, daß die bereits Reichen in ihr tatsächlich mehr Möglichkeit hatten, Reichtum weiter zu mehren, als die Armen geringen Wohlstand relevant vergrößern konnten.

 

Das Volk empfand und die Denker dachten daher, wenn man den Wohlstand – jedenfalls möglichst – gerecht nach einem gerechten Plan auf alle Menschen verteile sowie alle Menschen verpflichte, im Rahmen ihrer persönlichen Möglichkeiten und eines vernünftigen Plans für die Gesamtwohlstandsentwicklung zu arbeiten, würde das eine mehr oder weniger, jedenfalls hinreichende Gerechtigkeit schaffen. Man plante dementsprechend – guten Glaubens und guten Willens - als Alternative zur Marktwirtschaft, in der, nicht wirklich kausal mit der, man nicht zufrieden war, die sozial gemeinte Planwirtschaft. Und versuchte diese dann auch da oder dort oder weltweit einzuführen. - „Völker, hört die Signale ! Auf zum letzten Gefecht ! Die Internationale erkämpft des Menschen Recht“. - Gemeint war bei diesem Aufruf eine soziale Gerechtigkeit.

 

Allerdings: Die Planwirtschaft klappte nicht zufriedenstellend. – Wo die angestrebte gerechte Verteilung vielleicht funktioniert hätte, funktionierte aber die Erfüllung des Menschheitswunsches nach relevanter Vergrößerung des insgesamt zu verteilenden Wohlstandes nicht hinreichend. Denn, einem Naturgesetz entsprechend, strebten die Menschen, denen die geplante Wirtschaft bedeutsamen Vorteil für alle bringen sollte, grundsätzlich egoistisch, das heißt: primär nach Vorteilen für sich selbst. Sie trachteten durchweg danach, möglichst viel vom Gesamtwohlstand - in erster Linie jedenfalls – zu eigenem Nutzen zu gewinnen und ihre Eigenleistungen – aus Eigennutz – entsprechend zu beschränken. Dagegen brachte die Marktwirtschaft, wo man sie beibehielt,  wenn schon einen nicht gerecht verteilten, dann aber doch immer in der Gesamtsumme größeren Wohlstand als die auf Gerechtigkeit zielende Planwirtschaft.  - Weiter brachte die Planwirtschaft deshalb keinen Segen, weltweit verbreitet so wahrgenommen, weil ihre Vertreter sich gezwungen fühlten, sie gegebenenfalls auch mit „gutgemeinter“ Gewalt einführen beziehungsweise gerecht praktizieren zu sollen, zu dürfen. - So fehlte in den Augen der Verteidiger der – selbst von ihnen so wahrgenommenen - „ungerechten“ Marktwirtschaft in dem Model Planwirtschaft zusätzlich noch genug Wohlstand als Summe und die hinreichende persönliche Freiheit – die sie meinten.

 

In den Kämpfen, gegebenenfalls Kriegen, die meistens die USA eröffnen und dann auch überwiegend bestreiten, handelt es sich tragischerweise im Kern um eine menschheitshistorische Auseinandersetzung zwischen zwei bedeutenden gegensätzlichen philosophischen Positionen: Was hat für den Menschen Priorität, das Individuum oder die Gesellschaft ?

 

Dabei wissen die „Individualisten“ sehr wohl, daß in ihrem Einflußbereich nicht alles zum Besten bestellt ist, wenn sie auch nicht die Marktwirtschaft als den dafür Verursacher sehen; aber sie halten die „Alternative Kollektivismus“ für noch weniger „gut“ und haben denn auch die deutliche Beobachtung gemacht, daß die Alternative, die heute so genannte „sozialistische Planwirtschaft“, in der Vergangenheit „im Land und weltweit“ meist sehr schreckliche Formen angenommen hat. Die Anhänger der sogenannten „kapitalistischen Marktwirtschaft“ versuchen deshalb, die Ausbreitung des für sie „Schlechteren“ grundsätzlich zu verhindern, dessen Übergreifen auf ihre Welt, die Infizierung ihrer Welt mit dem „Ungeist“ präventiv auszuschließen. Wobei sie bezüglich Letzterem speziell von der Angst belastet sind, unzufriedene Massen in ihrem Bereich könnten sich am Ende besonders leicht entsprechend infizieren lassen und „ihr eigenes Land“ in ein Chaos stürzen. Denn „das andere“ gilt ja für sie als keineswegs besser.

 

Die „andere Seite“, die sozialistische, planwirtschaftliche, hält ihren Weg zur sozialen Gerechtigkeit für noch nicht „richtig“ zu Ende gegangen, zu Ende „gekämpft“. Sie gesteht dessen augenblickliche Schwächen, Fallen und „Noch“verhindernisse, meint aber, lediglich noch nachbessern und bisher gemachte Fehler korrigieren zu müssen. Dann, am Ende, werde man erfolgreich sein und allen Menschen Gerechtigkeit und Zufriedenheit bringen.

 

Obwohl man anfangs noch international beglücken wollte, möchte man heutzutage eigentlich lediglich in seinen jeweiligen Regionen „nationalsozialistisch“ aktiv sein; außerhalb seiner Grenzen bemüht man sich im Prinzip nur noch um die Verteidigung seiner – gemeint gutgemeinten - Bemühungen gegen die „Bösen“ draußen, die das „Fortschreiten des sozialistischen Sozialismus“ zu verhindern trachteten. Gegen jene Bösen, die ihrerseits – siehe vor ! – meinen, sich gegen die Ausweitung des „Schlechteren“, gegen eine diesbezügliche Infizierung der in ihrem Land so zahlreichen – wegen der sozialen Ungerechtigkeit gegebenenfalls leicht infizierbaren - Unzufriedenen schützen zu müssen.

 

Das heutige weltweite Chaos, das kriegerische Kämpfen, Zerstören, Verletzen, Töten, überall auf der Welt, kann und sollte eigentlich und letztlich verglichen werden, um es noch klar sehen zu können , als verzweifelten und verbissenen Kampf zweier Boxer, die beide innerlich schwach und nach außen so treffunfähig sind, daß der Kampf wegen „Technischen und moralischen K.O.s auf beiden Seiten“ abgebrochen, aufgegeben gehört, beendet. Keiner kann gewinnen, alle dagegen drohen am Ende – dramatisch, fürchterlich, entscheidend - zu verlieren !

 

Man lasse sich da nicht täuschen. Es werden in Wirklichkeit heute nirgendwo wirkliche Religionskriege geführt, ebenso wenig, wie frühere Kreuzzüge der Kreuzritter in ihrem Kernmotiv Religionskriege waren – oder Columbus ein Missionar für seine Religion. Auch mag es ein aktueller Anlaß zum kriegerischen oder vorkriegerischen Tun der USA sein, es ist aber nicht Folge der wahren Kriegsgrundursache, wenn die USA vor noch nicht kurzer Zeit mit Saudi-Arabien gegen den Iran positioniert waren, damals als das Öl noch knapp war und für die Amerikaner nicht zu teuer sein durfte, während die Amerikaner inzwischen, weil sie selbst „zu viel“ teures Öl fördern und wegen ihrer Vorkosten nun hohe Preise nötig haben, zu den Saudis auf Distanz gehen, weil diese in der Gegenwart viel und daher dann billiges Öl verkaufen, während die Ökonomen in Teheran noch in Zukunft, deshalb heute weniger und demzufolge teures Öl anzubieten interessiert sind. Die Preise für USA-Öl also nicht unterbieten.

 

Letztlich sind die Kriege weltweit Kriege zwischen zwei Philosophien: Markt oder Plan, „Individuum“ oder „Kollektiv“ ? – Also:

Um ihre Philosophie zu verteidigen, wollten die USA („Individuum“) – nach dem Verlust des Iran             an Mossadegh beziehungsweise Chomeini („Kollektiv“) nachvollziehbarerweise - in Afghanistan ein- und gegen Rußland („Kollektiv) vorrücken.

Um sich vor den USA zu schützen, „marschierte“ sodann zunächst Rußland dort ein.

Um diesem Schachzug der Russen zu begegnen, unterstützen die US Amerikaner sodann Rebellen in Afghanistan (eigentlich „Kollektiv“) gegen die Russen und zwangen so die Russen zum Wiederabzug.

 

Weil anschließend die Taliban („Kollektiv“) US-Interessen an Afghanistan im Weg standen, Taliban steht den Russen näher als den USA, bekämpfte man jetzt die Taliban.

Der Kampf gegen den Feind Taliban mußten die USA inzwischen als unentschieden aufgeben.

Nachvollziehbar, man darf es den Amerikanern nicht vorwerfen, wollten sich die schon früher gleichzeitig und jetzt aktuell aktiver im Nahen Osten gegen direkte Interessengefährdungen aus den Ländern dort und gegen Infektionsgefährdungen von dort schützen, weshalb sie die Arabische Republik („Individuum“) in Kuweit gegen den Irak („Kollektiv“) unterstützten.

 

Als sich nach dem US-Erfolg über den Irak ein Anschlußfeind, ein inzwischen allgemein äußerst gefährlicher Gegner auftat, die IS („Kollektiv“), bekämpften die USA folgerichtig jetzt auch die IS.

Gleichzeitig sehen sich die USA schon seit längerem gezwungen, ihre Interessen in der Region auch zu vertreten, in dem sie das derzeit in Syrien noch herrschende Assad-System („Kollektiv“) unter ihre Kontrolle nehmen, das ihrerseits vom IS bekämpft wird (weil dieses weniger konsequent „Kollektiv“ ist als IS).

Letztlich verfolgen die USA neuerdings Interessen im „Öl-Staat“ Kurdistan, wo sie zu beeinflussen suchen, daß diese Macht demnächst zur Gemeinschaft „Individuum“ nicht „Kollektiv“ gehört.

 

Aus dem fundamentalen Konflikt, dem ewigen teuren Kampf und den immer wieder neuen elenden Kriegen zwischen den Philosophien – sie seien hier so bezeichnet - „Individualismus“ und „Kollektivismus“ können sich die USA – zu ihrem und zum Nutzen der ganzen Welt – heraushalten, den Konflikt vielmehr auflösen beziehungsweise entsprechende Auseinandersetzungen völlig „unnötig“ machen, wenn sie sich darauf besinnen und untereinander entsprechend einigen, daß sich ihre USA, ein Land mit tatsächlich – fast – unbegrenzten Möglichkeiten, mit Hilfe einer im Prinzip von der übrigen Welt weitgehend unabhängigen und autonomen inneramerikanischen Politik, das heißt, weil Politik grundsätzlich überwiegend Währungspolitik sein muß, einer anderen neuen Wirtschaftspolitik für die USA, weitgehend heraushalten müssen und können. Daß ihnen die ganze Welt für Importe und – als Voraussetzung fürs Importieren – Exporte offen steht, wenn sie erst einmal, und das besonders dann, im eigenen Land, über ihr Währungssystem, ihre Wirtschaft, damit ihre Sozialstruktur, reformieren, sie sich zunächst auf sich selbst konzentrieren, ihr „eigenes Haus in Ordnung bringen“, statt die übrige Welt verbessern zu wollen und sich für ihre hausgemachte Miesere in der übrigen Welt schadlos halten – zu müssen.

 

Amerika hat dazu grundsätzlich, absolut, ab sofort und schnell, eine unbedingt realistische Möglichkeit und aktuelle Gelegenheit. - They must do - what they can ! – Und wenn die USA die in ihrem Land praktizierte Marktwirtschaft erst auf die Grundlage eines neuen hinreichend funktionsfähigen Währungssystem gestellt haben, wird diese Marktwirtschaft - automatisch mehr und mehr – auch voll sozialgerecht funktionieren - so daß Anhänger der Kollektiv-Philosophie die auf das Individuum Mensch ausgerichtete Marktwirtschaft nachmachen werden, statt sie, wie die Amerikaner befürchten, per direkter Gewalt oder schleichender Infizierung zu bedrohen.

 

 

III. Die US-Amerikaner sind keine Waffennarren !

 

Nein, sind sie nicht ! Sondern eher – auch was die Waffen angeht – sentimentale Vergangenheitsliebhaber. Oder sympathische, aber pseudopotente Angeber, die den Entdecker- und Vereinigungskampf in der Geschichte ihres Landes nachempfinden.

 

Wenn es heute in den USA keine industrieproduzierten Waffen „in Bürgerhand“ gäbe, wäre die Gefahr von „Mord und Todschlag“ dort mitnichten geringer. In den USA gibt es heute noch wie früher schon – das kann jeder Amerikabesucher täglich hautnah feststellen und wird in angesehener Literatur von US-Amerikanern bedrückend und eindrücklich beschrieben - relevante Gewaltkräfte, die heute auch ohne Pistolen und Schnellfeuergewehren kämpfen und morgen eventuell vermehrt kämpfen werden. Und ihre Guns u.a. werden sie schon auch einsetzen, wenn sie die nun einmal haben, oder aber auch „erforderlichenfalls“ alles reichlich andere, ihnen immer genug zur Verfügung stehende Wirksame, was ihnen gerade in die Hände kommt.

 

„Gegebenenfalls, erforderlichenfalls“. – Ein Amerikaner – wie im Prinzip jeder andere Erdenbürger – erschießt einen Einbrecher oder bricht ihm gegebenenfalls mit aufgestellten Fallen das Genick. Er erschießt die untreue Ehemalige oder – vergiftet sie. – Die heute bedrohlich wirkenden Waffenarsenale kommen erst dann wirklich relevant zum Einsatz – so ist zu befürchten und Entsprechendes zu vermeiden sollte erste Aufgabe der USA-Politik sein – wenn es dieser Politik nicht gelingt, die großen Massen von armen und ärmsten Mitbürgern, die heute – nicht nur da und dort sondern über ganze Landstriche hinweg – resignierend dahinhoffen, eine wirtschaftliche und soziale Zukunft zu eröffnen.

 

Solange das nicht gelingt, werden die „US-Armen“ den „US-Reichen“ und Scheinbarreichen immer bedrohlich erscheinen, welche Hautfarbe sie auch haben mögen; und so lange werden die Reichen und die Scheinbar- und Möchtegernreichen oder auch die Menschen, die nur Angst vor Unruhe und Terror vielleicht einmal Rebellierender verspüren, sich fürchten und sich mit ausreichenden Waffen jeder Art potentiell zu schützen trachten. Und gegebenenfalls auch dann und wann heute schon – vermeintlich vorwärtsverteidigend – ihre Waffen einsetzen. - Und -   auf der anderen Seite – werden sich die sich unterprivilegiert Fühlenden gegen die Sich-schützen–Wollenden entsprechend bewaffnen.  Ein hilfreiches US-Konzept also - nur: Wohlstand statt Waffen !

 

 

IV. Warum Terroristen terrorisieren – zu müssen meinen

 

Als Terroristen bezeichnete Kämpfer bewirken direkt entsetzliches Unheil. Sie entsetzen besonders deswegen, weil sie Frauen und Kinder „zu Hause“ und nicht nur Männer „an der Front“ heimsuchen, weil sie keinen amtlich verkündeten Krieg führen sondern, so gesehen, inoffizielle Überfälle ausführen, aus einem Hinterhalt angreifen und nicht wie die Soldaten Friedrichs II. in gereihten und offenen Formationen zum gegenseitigen Töten aufmarschieren, weil sie ihre „unkonventionellen“ und nicht legitimierte oder gesegnete „Kriegshandwerkzeuge“ einsetzen.

 

Allerdings töten Terroristen, wenn sie töten und wie auch immer sie töten, nicht um des Tötens an sich Willen. Selbst wenn sie nur ein taktisches Ziel verfolgen, also Angst machen wollen, ist nicht das taktisch Angestrebte, die Angst also, das Ziel; in solchen Fällen ist dann eben nicht „der Weg das Ziel“. So unrechtmäßig, unmoralisch, unmenschlich oder absurd es Betroffene und Beobachtende auch immer erfühlen mögen, die Terroristen kämpfen, um ein politisches Ziel zu erreichen, von dem sie meinen, gegebenenfalls nur sie meinen, es rechtfertige ihr Tun. Sie meinen, ihr politisches Ziel sei entsprechend elementar wichtig, ihr Tun entsprechend – letztlich - angemessen. Manchmal zweifeln sie an der Angemessenheit, dann behaupten sie diese umso nachdrücklicher, um in einem inneren Konflikt vor sich selbst bestehen zu können. Einzelkämpfer, die tatsächlich nicht mehr für ein Ziel kämpfen, dieses Ziel etwa aus ihrem intelligenten Auge verloren oder es von vorn herein nie verinnerlicht haben, sondern nur mitgerissen, gewissermaßen „automatisch“ vorgehen, sind in der wirklichen Praxis niemals zahlenmäßig relevant und werden von den wirklich zielorientierten Kämpfern – um des eigenen Ziels Willen – immer weitestgehend unter Kontrolle gehalten. Wobei dann leider vieles, leider Gottes viel zu vieles der Kontrolle entgehen kann. Und in der Praxis entgeht. - Entsetzlich !

 

Also die Terroristen meinen, kämpfen zu müssen, also zu sollen. Und was sollen beziehungsweise können sie dann anderes tun als das, was sie gegebenenfalls für notwendig „meinen“ ? Kann man Menschen überhaupt von ihrer gemeinten Überzeugung wirklich abbringen ? Oder kann man tatsächlich nur ihr Handeln stoppen, während die Überzeugung in den Emotionsspeichern der Gestoppten oder ihren Nachfolgern verbleibt, dort wuchert, stärker wird, um auf eine spätere Chance zu warten ? - Und zwangsläufig kämpfen die terrorisierenden Kämpfer mit den Waffen und Mitteln, die ihnen zu Verfügung stehen. Wollten sie auf deren Einsatz verzichten und auf den Besitz „saubererer“ Waffen warten, müßten sie in der Praxis das Kämpfen einstellen. Das kämpfen eines Kampfes, den sie gegebenenfalls für existentiell notwendig, deshalb für unverzichtbar und naturlegitimiert – wenn auch gesetzwidrig – „meinen“.

 

Kann es da vielleicht einzig hilfreich und für alle schutzbringend sein – für alle -, mit den für sich meinungsüberzeugten Kämpfern zu reden, sie ernst zu nehmen, so wie sie zunächst sind und - zunächst noch ? - handeln, von ihnen in klarer Erfahrung zu bringen, welches da die, wirklich gemeint, entscheidend wichtigen Ziele sind ?

Und dann gemeinsam ein Konzept zu erarbeiten, nach dem diese Ziele erreicht werden können, ohne legitime Interessen anderer zu beeinträchtigen – besonders ohne menschliche Opfer – hüben und drüben ? Denn explizit Unheil anrichten zu wollen, zu müssen, das meinen die Terroristen wohl im Grunde nicht !

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Franz Nagl (Donnerstag, 04 Februar 2016 21:17)

    Kriege bedeuten eine enorme Verschleuderung von Ressourcen und kriegerische Auseinandersetzungen laufen m.E. den Menschenrechten https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte grundsätzlich zuwider:

    1776: Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten am 4. Juli 1776 vom Kongress der dreizehn ehemals englischen Kolonien in Nordamerika zur offiziellen Loslösung von Großbritannien verabschiedet. Darin enthalten die „unveräußerlichen Rechte“ auf „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“

    Rechtliche Verankerung der Menschenrechte in Deutschland Artikel 1 Absatz 2 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland (GG) lautet: „Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

    Am 28. Juli 2010 erklärten die Vereinten Nationen in einer völkerrechtlich nicht bindenden Resolution den Anspruch auf sauberes Wasser zum Menschenrecht.[12]


    Nach der Bhagavad-gita sind Gewalt und Krieg in der menschlichen Gesellschaft unvermeidliche Faktoren, um Gesetz und Ordnung aufrechtzuerhalten.
    "Aber der Krieg wird gemacht, um den menschlichen Ehrgeiz zu befriedigen. Um des weltlichen Gewinnes einiger weniger willen wird schreckliches Elend über ungezählte Heime gebracht und das Herz von Hunderten von Männern und Frauen gebrochen!" (Abdu'l-Baha, Ansprachen in Paris)