Warum brave Sparer und Versicherte heute keine fairen Sparzinsen bekommen und wann sich das wieder zum Guten wenden kann

Was sind faire Sparzinsen ?

 

Sparer und Versicherte verstehen unter fairen Sparzinsen verständlicherweise einigermaßen hohe Sparzinsen, damit ihre Rücklagen und Versicherungen, wenn sie einmal später gebraucht werden sollen, mit Hilfe vergüteter Zinsen jedenfalls annähernd so hoch angewachsen sein werden, wie die Sparer und Versicherte es erwartet haben und erwarten durften, weil man ihnen Entsprechendes früher vertrauenserweckend in Aussicht gestellt hatte.

 

 

 Warum schreiben Versicherungen und Geschäftsbanken, Sparkassen

 

heute nur so niedrige Zinsen gut?

 

1) Banken und Versicherungen zahlen für bei ihnen gespartes Geld dann hohe Zinsen, wenn sie das gesparte Geld überhaupt und zu entsprechend hohen Zinsen weiterverleihen können.

 

2) Banken und Versicherungen können aber derzeit bei ihnen gespartes Geld nur sehr schwer weiterverleihen. Entweder überhaupt nicht. Oder dann aber überwiegend an wenig sichere Schuldner – was sie im Interesse ihrer Einleger vermeiden sollen und vermeiden möchten, falls sie die Kundschaft nicht um deren Geld bringen wollen. Oder dann nur zu niedrigen Zinsen, aufgrund derer sie dann die von ihren Einlegern gewünschten höheren Zinsen nicht finanzieren können. Wenn Leihnehmer nur zögerlich leihnehmen wollen, würden sie sich wehren, wenn sie dann - gewissermaßen zur Strafe - hohe Zinsen zahlen sollen; sie würden dann ggf. auf das Leihen ganz verzichten.

 

3) Unternehmen und natürliche Personen leihen dann gar nicht oder nur zögerlich – bei Banken oder Versicherungen, wenn sie das Geliehene nicht nützlich genug verwenden, einsetzen bzw. investieren können. Sie leihen ggf. kein Geld, um eine Maschinen kaufen zu können, wenn sie davon ausgehen, befürchten  müssen, daß die Produkte, die die erworbene Maschine erzeugen wird, nicht zu verkaufen sein werden, weil nicht genügend Käufer mit erforderlich viel Geld kaufen können werden. Derzeit sind die Lager in den Unternehmen voll, stehen genügend bereits existierende Maschinen still; warum soll man da gegen Zinsen, höhere gar, Schulden machen, von denen man nicht weiß, ob man sie – aufgrund wegen fehlenden Absatzes fehlender Einnahmen – wird zurückzahlen können. Man will sein Unternehmen doch nicht ruinieren.

 

4) Bei dieser Sachlage kommt die Gefahr auf, daß ein Geldinstitut, bei dem Einleger ihr Geld – abgesehen von einem gewünschten Zinsgewinn - einfach nur sicher aufbewahren lassen möchten, dann Aufbewahrungsgebühren – man spricht heute von „Negativzinsen“ – einfordern, wenn die möglichen nur niedrigen Verleihzinsen, die Kosten für den Aufbewahrungsservice nicht decken können.

 

 

 Und „warum drückt die Zentralbank die Zinsen kaputt“ ?

 

1) Seit einiger Zeit stellt die Europäische Zentralbank (EZB), Präsident Mario Draghi, „dem Markt“ ganz gewaltige Kreditsummen zur Verfügung. Etwa „kauft“ sie sog. Staatsanleihen - tatsächlich „kauft“ sie da gar nichts; sie verleiht banal, bekommt Schuldscheine ausgehändigt, die man euphemistisch „Staatsanleihen“ nennt – und sie verleiht locker an Geschäftsbanken. Jeweils quasi zinsfrei. Denn die Leihnehmer, die Schuldner also, können Zinslasten wegen der schlechten Konjunkturlage meist nicht verkraften und würden zinsbelastete Kredite noch zögerlicher aufnehmen, als sie es schon bei zinsfreien tun. Geschäftsbanken können mit Krediten der Zentralbank heute verbreitet so wenig Seriöses anfangen, daß sie bei der EZB aufgenommene Gelder oft wieder an diese zurückgeben und dort aufbewahren lassen. Die kassiert dann tatsächlich für die aufbewahrten zinsfreien Gelder „Negativzinsen“.

 

2) Warum läuft das so ?

 

a) Draghi möchte den Geschäftsbanken – „um jeden Preis“ – helfen, Verleihgeschäfte notfalls mit fernen und unsicheren Leihnehmern zu tätigen. Denn das Inlandsgeschäft ist mau. Staaten möchten zwar, aber dürfen nicht zu viele Schulden anhäufen, sonst werden sie von Rating-Agenturen „zurückgestuft“, Investoren wollen wegen der schlechten Absatzlage nicht investieren und Sparer bringen ihr Geld seltener zur Bank, sparen zu Hause, weil eine S-Bahn-Fahrt zur Bank teurer kommen kann als ein „0,1-Prozent Zinsgewinn“ einbringt.

 

b) Hauptsächlich hofft die EZB allerdings, mit den „Fluten“ von Billig-Krediten doch die lahme Konjunktur in ihrem Bereich beleben zu können. Sie vergrößert auf diese Weise im Prinzip die Geldmenge – auch dann, wenn auf der anderen Seite die Niedrigzinspolitik Geldhortung und damit eine Verringerung der umlaufenden Geldmenge verursacht – und verlockt mit den Kreditangeboten Investoren, gewissermaßen wenigstens „auf Halde“ produzieren zu lassen, so immerhin doch Arbeitsplätze zu aktivieren und Steuerquellen zu erschließen.

 

Das alles bringt aber auf jeden Fall nur sehr mäßigen, nein, absolut zu geringen Erfolg. Weil es sich bei all den Liquiditätshilfen immer um Kredite, also um Schulden handelt - so wie das Gesamte in einem Währungsgebiet umlaufende Geld verliehen wurde und daher Schulden darstellt. Demzufolge werden diese „Hilfen“ - weil Kredite zu gewähren immer aus Angst vor dem Risiko vorsichtig zurückhaltend praktiziert wird und Schulden zu machen nicht nur gefährlich sondern auch moralisch verpönt ist - nur zu zögerlich angenommen und in Umlauf gesetzt. Abgesehen von der zusätzlichen traurigen Tatsache, daß die niedrigen Zinsen die legitime Vermögens-und Sicherheitserwartungen von Sparern und Versicherten mehr oder weniger zunichte machen.

 

Draghi meint es also zwar gut, aber was er tut, hilft nicht ausreichend und richtet gleichzeitig großen Schaden an.

 

 

 Und wann können Sparer und Versicherte

 

wieder mit fairen, weil auskömmlichen Zinsen rechnen ? –

 

Nur dann !

 

1) Wenn unsere Politiker erkannt haben, daß die Menge von Arbeitsplätzen, der Produktion, des Absatzes, der Konjunktur, des gerecht verteilten Wohlstandes, der Steuern etc.  – abgesehen von den technischen und ressourcenbedingten Produktionsmöglichkeiten – abhängig ist von der Menge des im Voraus vorhandenen kaufaktiven Geldes.

 

2) Daß dieses Geld – im Prinzip – ausschließlich von einer zentralen Notenbank im Voraus der Käuferseite zur Verfügung gestellt werden muß. Und zwar für die Dauer, unbefristet und bedingungslos, d.h. nicht etwa als Kredit und gar gegen Zinszahlung. Erforderliches Betriebskapital stellt die Käuferseite aus den ihr zur Verfügung gestellten Mitteln der Produktionsseite in Form von Leihgeld oder eingebrachten Geschäftsanteilen zur Verfügung.

 

3) Daß die Zentralbank das erforderliche Geld ausgibt – sukzessive – in der Menge, die den vorab erwähnten Produktionsbedingungen und dem Bedarf bzw. den Bedürfnissen, den aktuellen und den zu erwartenden, entspricht, die den Umsatz der notwendigen und gewünschten Produktionsmenge ermöglichen und bewirken soll.

 

4) Daß die Notenbank niemals an niemanden Kredite vergibt. Sollte irgendwann einmal die Summe des Bedarfs der Gesellschaft zurückgehen (nicht praktisch vorstellbar), würde die Notenbank dann nicht benötigtes Geld einbeziehen, so daß der Geldwert und damit der Wert von Geldguthaben nicht - für die Gläubiger - unfair sinkt.

 

5) Daß Geschäftsbanken absolut kein Geld mehr „schöpfen“ sondern nur noch bei ihnen – „für später“ – gesparte, angelegte Gelder an Dritte weiterverleihen (per Spargeld oder Aktienanteil etc.), damit diese „heute“ kaufen und morgen (zurück)zahlen können.

 

6) Wenn unsere Politiker erkannt und entschieden haben, daß in ihrem Währungsgebiet  - sofort - große Mengen zusätzlicher Kaufkraft, zusätzlichen Geldes zu Gunsten der Käuferseite emittiert werden müssen. Diese zusätzliche Geldmenge sorgt dann für mehr Absatzmöglichkeit, mehr zusätzlichen Bedarf an Produktionsmitteln, für mehr Nachfrage nach Investitionskapital und damit für höhere gesunde Zinsen. Und damit für die Interessen von Sparern und Versicherten. Die zusätzlichen Gelder können ohne relevanten Verwaltungsaufwand gerecht an alle Bürger verteilt werden. Bei uns in Deutschland entweder als Euro oder – insgesamt wirkungsvoller – in der Gestalt einer regionalen Zweitwährung.

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Kommentare: 4
  • #1

    G. schreibt (Dienstag, 05 Juli 2016 09:18)

    ....Was bitte ist ein un- resp. nicht braver Sparer und ein un- nicht braver Versicherungsnehmer?

    Sie setzen Sparzinsen; Sie fragen nach fairen Sparzinsen und nicht danach, was Zinsen überhaupt sind, und nicht danach, ob Zinsen überhaupt "fair" sein können.

  • #2

    Günter WoltmannZeitler (Dienstag, 05 Juli 2016 09:19)

    ...Sparer zwischen 100 und 100Millionen - egal - sparen und haben dabei ihre Vermögens- und Sicherheitserwartungen" im Auge. Ggf. werden ihre Erwartungen per Zinshöhe enttäuscht oder erfüllt. "Legitim " ist die entsprechende Erwartung doch jedenfalls wohl immerhin bei "braven" Sparern". Und von diesen ist hier die Rede....

  • #3

    A. schreibt: (Dienstag, 05 Juli 2016 09:21)

    ...Die Banken sind die eigentlichen Geldschöpfer. Nicht umsonst werden Derivate mit Laufzeitfestlegungen u.ä. kreiert, von denen keiner sicher weiß, was sie zum Ablauf wert sind. Es wird spekuliert auf Teufel komm raus....

  • #4

    Günter WoltmannZeitler (Dienstag, 05 Juli 2016 09:22)

    ..1) Wie oben deutlich beschrieben, haben deutsche Geschäftsbanken nicht etwa deswegen Schwierigkeiten, weil ihnen „brave Sparer“ zu wenig Geld leihen, sondern weil sie das ihnen geliehene Geld nicht im Markt sicher und einigermaßen rentabel weiterverleihen können. Weil Sparer ihnen also zu viel Geld bringen.

    2) Immer schon bis heute, wenn sie es sicher und rentabel loswerden können, verleihen Geschäftsbanken ihnen geliehenes Geld weiter. Darum akquirieren sie ggf. Spareinlagen und zahlen, wenn sie auch entsprechend Zinsen einnehmen, ggf. hohe Zinsen. Warum sollten sie diese – eventuell sogar hohen - Zinsen zahlen, wenn sie nicht an der Übernahme der Spareinlagen interessiert wären ? Nur wegen der derzeitigen Rezession können sie derzeit nur wenig interessiert sein.

    3) Geschäftsbanken sind insofern nur begrenzt auf Spareinlagen „angewiesen“, als daß sie auch selbst Geld schöpfen dürfen. Diese Tatsache ist ein Riesenskandal, so daß sich jeder sachkundige Mensch nur wundern kann, warum die Bürger, die das nicht dürfen, von ihren Politikern nicht fordern, diese Vorteilsnahme zu Lasten der Bürger sofort zu verbieten. Meine Freunde und ich verstehen dieses Verbot immer schon bis heute als primäre Forderung. Siehe unsere Homepage ! Erklärung: Als der Staat die Währungshoheit für sich übernahm, machte er den Geschäftsbanken die Konzession, bei ihnen deponierte Sichteinlagen, die eigentlich 100-%ig den Einlegern gehören, an Dritte weiter zu verleihen. Anfangs 10 Prozent, jetzt inzwischen nur noch 1 Prozent der Einlagen sollten sie als Sicherheitsreserve bei der Zentralbank deponieren. Gibt es ein lauteres Wort für Skandal ? Gau ? Insoweit sie heute ganz und gar einfach Geld schöpfen und dann verleihen, kann man dann nur noch schweigen – oder doch den Politikern den Marsch blasen. Aber auch „Der Freitag“ und seine Diskutanten schweigen noch.

    4) Auf die Frage einer eventuellen moralischen Rechtfertigung und gerechten Funktionstüchtigkeit des Zinses als solchen sind die Diskutanten oben aber bisher nicht eingegangen. Warum tun sie das nicht konkret und ausführlich ?