Ja - zum wirklichen Kapitalismus !

Sehr viele Menschen halten die „Überwindung des Kapitalismus“ für das unabdingbare Mittel gegen Wirtschafts-, Finanzkrisen und Sozialkrisen. Sie denken, im Kapitalismus könne es gar kein für alle gut funktionierendes und so gerechtes Wirtschaften geben. - Im sogenannten Kapitalismus, müßte man da allerdings wohl sagen, denn all die Menschen, die den Kapitalismus bekämpfen wollen, definieren diesen Begriff auf sehr unterschiedliche und ungenaue Weise.

 

 

Die einen denken dann an "Ausbeutung" schlechthin, ohne zu sagen, wie diese Ausbeutung genau abläuft und wie sie demzufolge wohl auch überwunden werden müßte.

 

Vielleicht denken andere an eine sogenannte „Vergesellschaftung der Produktionsmittel“, an eine Abschaffung der Unternehmerwirtschaft, so als hätte es im unternehmerfreien aber beamten- und kommissarreichen ehemaligen Ostblock keine Ausbeutung gegeben.

 

 

Oder sie denken an eine Überwindung der Freien Marktwirtschaft. Diese Gegner der Marktwirtschaft tun dabei so, als sei deren Gegenteil, die sogenannte Planwirtschaft, nicht nach 1990 weltweit zusammengebrochen, weil die, da an der Natur des Menschen vorbeiplanend, nicht funktioniert hat.

 

 

Oder Kapitalismus steht für die Kapitalismusgegner für Spekulation, „Spekulationsblasen“ oder Pleiten. Spekulieren und Blasen zum Platzen bringen, das kann allerdings auch jede nicht kapitalistische Wirtschaftsverfassung, das geschieht überhaupt außerhalb des Wirtschaftslebens ebenso.

 

Oder es ist die  sogenannte Zinswirtschaft (NS-Mann für Wirtschaft Gottfried Feder: "Zinsknechtschaft") gemeint, die abgeschafft werden sollte.  - Sollte das alles mit Kapitalismus gemeint sein ?

 

 

 

Die Antwort hier lautet: Der Zins sollte nicht abgeschafft werden, darf nicht abgeschafft werden, und die Unternehmerwirtschaft und die Freie Marktwirtschaft ebenfalls nicht, überhaupt der Kapitalismus nicht. Denn der wirkliche Kapitalismus, so wie er richtig definiert werden muß, ist ein Segen.

 

 

 

Was ist dann der wirkliche Kapitalismus ?

 

 

 

Was denn ist überhaupt Kapital ? Denn Kapitalismus muß ja wohl etwas mit Kapital zu tun haben. Was zunächst einmal ist also Kapital ?

 

 

 

Vorab: Was ist Geld ? - Antwort:

 

Geld ist ein Dokument, das einen Rechtsanspruch seines Besitzers auf spätere Entnahmen von Waren aus dem Güter-Geld-Kreislauf des Marktes ausweist, obwohl er selbst dem Markt – noch - keine Waren übereignet hat. Das tut er erst später, wenn ihm entsprechendes Geld wieder selbst präsentiert wird und jetzt er Waren dafür hergibt. Was er nun wiederum deshalb aus Eigeninteresse tut, da er das ihm jetzt gezahlte Geld benötigt, um damit seinerseits weitere Waren für sich einkaufen zu können.

 

 

 

Was ist dagegen Kapital ? - Antwort:

 

Kapital ist ein ausgeliehenes Nutzungsrecht an Geld (Geldkapital) oder direkt an Waren (Sachkapital). Der Transfer von Kapital dient beiden Seiten gleichermaßen: Dem Kapitalgeber, weil ihm die Kapitalübertragung eine erst für später vorgesehene eigene praktische Wahrnehmung seines Rechtsanspruchs an den Markt sichert (der Kapitalnehmer muß ihm das Kapital später irgendwann zurückgeben). Und dem Kapitalnehmer dient es, weil der zu einem früheren Zeitpunkt  Geld nutzen kann, zu dem ihm dieses nicht als Eigentum gehört.

 

Hinzu kommt, daß Sparer zum Zeitpunkt der Fälligkeit eines von ihnen gewährten Kredits nur dann mit dem späteren Vorhandensein der Warenmenge, für die gespart wurde, rechnen können, wenn Leihnehmer eben diese Warenmenge (als Summe) erstellen, um das Geld verdienen zu können, das sie zwecks Rückzahlung ihrer Schulden benötigten.

 

 

 

Das entsprechende Verfahren, der Handel mit Kapital, dieser wirkliche Kapitalismus, ist gesund, für eine erfolgreiche, zukunftsorientierte Wirtschaft sogar vollkommen unverzichtbar. – Und der Kapitalzins ?

 

 

 

Was sind und wozu gibt es Zinsen ? Gerechterweise ?

 

 

 

Wenn Geld verliehen wird, geht das Nutzungsrecht an diesem vorübergehend vom Leihgeber auf den Leihnehmer über, ist dann Kapital. Und jetzt nutzt der Leihnehmer das Kapital, zieht – jetzt statt des Leihgebers – seinen Nutzen aus diesem. – Konkret erklärt: Ein Kapitalgeber kann eine Maschine (Sachkapital) für sich selbst arbeiten lassen beziehungsweise sich mit seinem Geld (Geldkapital) eine Maschine erst kaufen und diese dann – dann als Unternehmer - für sich arbeiten lassen. In einem solchen Fall kassiert der Kapitalist als Unternehmer das Ergebnis der Arbeit der eingesetzten Maschine für sich.

 

Oder der Kapitalist verleiht Geld oder Maschine an einen anderen Unternehmer; dann kassiert zunächst dieser den Arbeitslohn des Kapitals, obwohl die Maschine eigentlich Eigentum des Kapitalgebers ist. - Wenn in einem solchen Fall der Kapitalgeber von dem beim Kapitalnehmer erzielten Arbeitsergebnis der eingesetzten Maschine einen Anteil für sich kassieren will, ist dieser geforderte Anteil der Zins. – Man kann es so sehen, daß der Kapitalist den gesamten Netto-, den Kernarbeitsertrag der Maschine – im Prinzip seiner Maschine - für sich beanspruchen will und dem Kapital leihenden Unternehmer für dessen Management die Differenz zum Bruttoertrag, den Unternehmerlohn zubilligt.

 

 

 

Der Leihnehmer ist also kein Kapitalist sondern Unternehmer. Dessen Aufgabe ist es, Investitionskapital zu besorgen, Produktionsanlagen einzurichten, Rohmaterial zu kaufen und Arbeitskräfte – das sind seine Subunternehmer – anzuwerben. Und dann muß er die produzierten Güter verkaufen. – Die Differenz zwischen seinen Kosten und seinen Einnahmen ist sein Unternehmer-Arbeitslohn. Hat er fleißig und kreativ gewirtschaftet, ist sein Unternehmerlohn – gerechterweise – höher, war er träge und phantasielos, fällt sein Verdienst niedriger aus. Der Unternehmerlohn ist kein Profit und kein Gewinn. Profite beziehungsweise Gewinne sind arbeitsloses Einkommen wie vielleicht Differenzen aus Börsenspekulationen, aus einer Beteiligung am Lottospiel, sind Erbschaften oder Schenkungen. Ein Unternehmer arbeitet aber selbst.

 

 

 

Abgesehen von der unternehmerischen Befähigung eines Unternehmers wird die Höhe seiner Kosten und seiner Erträge im wesentlichen Maße nicht durch ihn bestimmt sondern von den allgemeinen, letztlich politisch bestimmten Marktbedingungen. –

 

Zu den Erträgen: Wenn die Kunden nicht viel Geld/Kaufkraft zur Verfügung haben, sind nur niedrige Preise erzielbar. Dann kann der Unternehmer keine besseren durchsetzen.

 

Die Kosten: Sind die benötigten Produktionseinrichtungen und Rohstoffe knapp und deswegen hochpreisig, kann der Unternehmer deren Preise nicht nach seinen Wunschvorstellungen drücken. Das gilt auch für den Kapitalpreis, den Zins. Wollen in einer Zeit von Hochkonjunktur viele Unternehmer Betriebskapital leihen, ist das Kapital teuer. Ebenso ist es bei den Löhnen für die unselbständig beschäftigten Menschen, die Subunternehmer. Herrscht Vollbeschäftigung, erzielen diese Spitzenlöhne, -gehälter, -gagen, -honorare. Wartet dagegen ein mehr oder weniger großes Heer von Erwerbslosen auf eine Erwerbstätigkeit, liegen deren Einkommen auf niedrigerem Niveau, denn es warten immer Erwerbsarbeitsuchende darauf, für sich einen dann billigeren Job zu ergattern. Zwischenbemerkung: Wollte man von einem Unternehmer fordern, er solle höhere Löhne als die Marktlöhne zahlen, hieße das, ihn unfair zu überfordern. Jeder Mensch verfolgt seinen Nutzen so weitgehend, wie er es kann. Auch der Subunternehmer (Arbeiter/Angestellte etc.) nimmt seine Chance voll wahr, wenn er seinerseits gefragt ist und die Marktlöhne hoch liegen.

 

 

 

Zins verbieten ?

 

 

 

Manche Wirtschaftstheoretiker würden den Zins, also die Auszahlung des Kapitalarbeitsertrages an den Kapitaleigentümer, gern völlig abschaffen, weil sie ihn für ungerecht halten. Doch unverständlich bleibt dann immer, was am Zins, dem Arbeitslohn für Kapital also, wirklich ungerecht sein soll. - Abgesehen davon ist der Zins sogar volkswirtschaftlich notwendig – aus zwei Gründen:

 

Erstens, er lenkt die Kapitalströme in die volkswirtschaftlich beste Richtung. Das Kapital fließt – zinsgesteuert - vorzugsweise dahin, wo der höchste Zins bezahlt wird, bezahlt werden kann. Weil dort die besten „Gewinne“ möglich sind, weil dort die beste Absatzlage gegeben ist, weil dort die größte Nachfrage und wohl auch der größte oder wichtigste Bedarf zu befriedigen ist. Gäbe es keinen Zins, müßte das knappe Kapital planwirtschaftlich verteilt werden, was – gemessen am Bedarf – zu Fehlinvestitionen führen und Korruption hervorlocken würde.

 

Zweitens sollte man fragen, warum denn ein Erwerbstätiger über das Interesse an der Befriedigung seines eigenen Bedürfnisses hinaus Erwerbsarbeit leisten sollte, wenn er seinen "Überschuß" nicht als Kapital zinsgewinnbringend anlegen kann. Und Kapital schaffen sollte er doch, denn Kapital zur Finanzierung von Zukunftsinvestitionen muß sein. - Oder: Würde dem Leihgeber, dem Kapitalgeber die als angemessen zu bewertende Zinszahlung verweigert oder würde dieser Zins nicht erzielbar sein, wäre das Grund für den Kapitalbesitzer, sein Geld besser für sich selbst zu nutzen, so daß interessierte Leihnehmer ohne Maschinen wenig ertragreich oder gar nicht produzieren könnten.

 

 

 

Noch kurz eine weitere Sicht auf die Phänomene Kapital und Zins: Man kann das Ausleihen von Kapital auch als einen Verkauf – von Geld/Kaufkraft oder Sachwerten - auf Zeit, als einen befristeten Verkauf verstehen. Warum soll dann ein solcher befristeter Verkauf ohne Bezahlung erfolgen, wenn doch eine Ware, die für immer verkauft wird, ihren Preis beanspruchen darf ?

 

 

 

Wie absurd die eventuelle Wunschvorstellung von einem zinslosen, zinsfreien Transfer von Kapital ist, versteht man, wenn man sich vor Augen führt, daß man – wenn zinsfrei – unendlich kostenlos mit dem von anderen erarbeiteten Vermögen wirtschaften könnte. Ist die Laufzeit eines Kredits abgelaufen, könnte man sich immer – wiederum kostenfrei – einen neuen Kredit gewähren lassen.

 

 

 

Um Mißverständnisse zu vermeiden: Wenn von einem Hungernden o.ä. Zinsen für ein Darlehen erpreßt werden, mit dessen Hilfe sich der Arme Brot kaufen möchte, ist das ein unmoralisches Vorgehen. Gerechtfertigt ist nur der Zins für Investitionskredite, die allerdings in der Praxis 90 Prozent aller Zinszahlungen ausmachen.

 

 

 

Nicht etwa der Kapitalismus also oder die Unternehmerwirtschaft sind von vornherein unsozial, ungerecht, und die freie Marktwirtschaft ist es schon gar nicht. – In einer Marktwirtschaft steigen die Preise – die für Kapital und sonst Waren aller Art, also Investitions-, Konsumgüter und die Ware Arbeitskraft -, wenn diese knapp sind. Die Preissteigerung hat dann den positiven Effekt, daß mit all den knappen Waren in wünschenswertem Maße sparsam gewirtschaftet wird. Und daß nach preisgünstigeren Waren und Produktionsmöglichkeiten gesucht wird.

 

 

 

Auch die kapitalmarktregulierende Wirkung des Zinses ist wünschenswert. Gäbe es marktwidrig niedrige Zinsen für knappes Kapital, flösse das Kapital nicht dahin, wo es vordringlich benötigt wird, sondern würde von Schlauen für sich an Land gezogen, von solchen, die gegebenenfalls auch bereit sind, für die Kapitalvermittlung dubiose Provisionen oder krasse Schmiergelder (also doch eigentlich Zinsen !) zu zahlen.

 

 

 

Hier stellt sich die nachvollziehbare Frage, ob nicht doch für ausgewählte und besonders dringend benötigte Investitionen – im Interesse des Umweltschutzes oder zu Gunsten von unterentwickelten Völkern - gezielt niedrigere Zinsen eingeräumt werden sollten.

 

Antwort: Vielleicht sollten sie das, aber in der Praxis wird das nur selten hinreichend möglich sein, weil sich für solche „Humaninvestitionen“ einfach nicht viel Kapital anbieten wird und außerdem zu viele fragwürdige Investoren sich Billigkredite erschleichen würden. Wenn unbedingt ein Projekt gefördert werden soll, das nur niedrige Zinsen erwirtschaften kann, muß man den Investor durch Direktzahlungen so subventionieren, daß er marktgerechte Zinsen bezahlen kann.

 

 

 

Und noch folgendes: Könnten alle Beschäftigten den gleichen Lohn etc. durchsetzen – oder würde er ihnen zugestanden -, hätten die Trägen und Ineffizienten den Nutzen von dieser Regelung – und die Fleißigen würden sich bald ebenfalls nicht mehr um Effizienz bemühen.

 

 

 

Schließlich sind der Kapitalismus - und auch nicht die Markt- und Unternehmerwirtschaft - ebenso nicht schuld an der aktuellen Geißel der Menschheit, der in Deutschland und weltweit herrschenden Massenerwerbslosigkeit. – Jedenfalls in Deutschland stellen Leihgeber allen seriösen investitionsinteressierten Unternehmern, solchen, die Produktionseinrichtungen schaffen, erforderliche Rohstoffe einkaufen wollen, derzeit Investitionskapital in Fülle und zu günstigen Bedingungen zur Verfügung. Noch nie haben die "Kapitalisten" sich so sehr wie heute sogar darum bemühen müssen, ihr Kapital an den Investor zu bringen, es zu verleihen. Also billig ist derzeit das Kapital. Zentralbank- und Geschäftsbankenzinsen liegen auf niedrigem Niveau, so daß kein Unternehmer klagen muß, Investitionen seien zu teuer – deshalb könne er "keine Arbeitsplätze schaffen". An den sogenannten Kapitalisten liegt es – entgegen allen Kassandrarufen – also gewiß nicht, wenn wir heute allein in Deutschland rund sieben Millionen Erwerbslose zu verzeichnen haben. –

 

 

 

Sondern ? - Die Unternehmer investieren heute kaum in neue zusätzliche Produktionseinrichtungen, Arbeitsplätze, weil sie das Mehr an Gütern, das in den zusätzlichen Produktionseinrichtungen produziert werden könnte, wegen Kaufkraftmangels auf dem Markt nicht absetzen können. Es fehlt auf dem Markt die Kaufkraft-/Geldmenge, die erforderlich wäre, das heutzutage mögliche größere Produktionsvolumen kaufen zu können. Es fehlt den schon interessierten Kunden der Bauwirtschaft die Kaufkraft, das Geld, um genügend viele Bauaufträge – hinreichend viel Arbeitsplätze begründend – vergeben zu können. Es mangelt den Warenhauskunden an Kaufkraft/Geld, um, ihrem Bedarf entsprechend und umsatzsteigernd, Arbeitsplätze schaffend, konjunkturnotwendig viel einkaufen zu können. Es fehlt dem Staat das Geld, um Bildung, Kultur, Umweltschutz, wie an sich gewünscht – arbeitsplatzträchtig – finanzieren zu können. Es fehlt auf dem Markt insgesamt an Geld, an Kaufkraft. Wohl gemerkt: Es fehlt nicht an Kapital, das von den entsprechend hinreichend flüssigen Geschäftsbanken überall reichlich und billig angeboten wird – so daß dynamisch investiert werden könnte. Es fehlt vielmehr an Geld, Kaufkraft, weil die entsprechend zuständige Notenbank (in Deutschland die Deutsche Bundesbank als Filiale der Europäischen Zentralbank) davon seit vielen Jahren viel zu wenig in Umlauf gebracht hat und derzeit in Umlauf hält – so daß der Geldmarkt in katastrophalem Maße eingetrocknet, geschrumpft ist.