Vollbeschäftigung statt Erwerbslosigkeit



1. Die Überwindung der Massenerwerbslosigkeit


(Kurzfassung)



2. Nie mehr Erwerbslosigkeit – sondern immerwährende Vollbeschäftigung


(Ausführliche Darstellung)


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1. Die Überwindung der Massenerwerbslosigkeit


Die Massenerwerbslosigkeit ist heute nicht nur deswegen Deutschlands politisches Problem Nummer 1, weil sie den wirklich Erwerbslosen finanziell und psychologisch schadet sowie weil Erwerbstätige wegen des die Löhne drückenden Überangebots auf dem Arbeitsmarkt heutzutage gerechte, gemeint: höhere, Löhne nicht erreichen können, sondern auch, weil in unserem Land derzeit - richtig gerechnet - rund sieben Millionen Bürger nur wenig Sozialversicherungsbeiträge und eventuell keine Steuern zahlen und deshalb die Sozialkassen zu mager ausgestattet sind und es den Regierungen an Geld fehlt, um beispielsweise eine hinreichende Umweltschutz-, Bildungs-, Kultur- oder gar Entwicklungspolitik finanzieren zu können. - Und was ist die Ursache vorbezeichneter Wirtschaftskrise und was kann gegen sie - wirklich entscheidend wirksam - getan werden?

 

Die - wesentliche Ursache

 

Die wesentliche Ursache der heutigen Massenerwerbslosigkeit findet man leicht, wenn man sich vor Augen führt, daß die Zahl der Menschen insgesamt, die in der Wirtschaft zu Erwerbszwecken beschäftigt werden können, ihre Grenze da hat, wo die Gütermenge insgesamt, welche die Beschäftigten zu produzieren willens und imstande sind, nicht mehr im Markt absetzbar ist. - Anders gesagt: Es können In der Wirtschaft im Prinzip nicht mehr Menschen erwerbstätig sein, also irgendwie Lohnarbeit verrichten, als sie Güter nicht nur produzieren sondern auch verkaufen können. Denn mit dem Erlös beim Verkauf der produzierten Güter müssen die Löhne, Honorare, Gagen der Erwerbstätigen bezahlt werden. Oder so gesehen: Es kann nur so viel Sozialprodukt erzeugt werden, wie absetzbar ist.

 

Kann die Gesamtzahl der beschäftigungsbereiten Menschen insgesamt mehr Güter produzieren, als im Markt absetzbar sind, können die Beschäftigungsbereiten, die das "Zuviel" produzieren würden, nicht zu Erwerbszwecken eingesetzt werden, sondern bleiben oder werden erwerbslos. Ihnen ihre Arbeit zu bezahlen, dafür stehen dann keine Einnahmen aus dem Verkauf ihrer Produkte, keine Erträge zur Verfügung.

 

Und nun ist einleuchtend: Im Markt können insgesamt nur so viel Güter abgesetzt werden, wie die vorhandene Kaufkraftmenge entsprechende Nachfrage nach Gütern ausübt, das heißt: kaufen will. - Kaufkraft, das ist die Menge allen kaufaktiven, das heißt: im Markt umlaufenden kaufinteressierten Geldes.

 

Fazit: Die Zahl der Menschen, die zu Erwerbszwecken beschäftigt werden können, ist unabdingbar abhängig von der umlaufenden, das heißt: von der durch die jeweilige Notenbank ausgegebenen Geldmenge und der damit ermöglichten Kaufkraftmenge. Je mehr Geld die zuständige Notenbank ausgibt und anschließend im Wirtschaftskreislauf umläuft, desto mehr Kaufkraft übt im Markt Nachfrage aus, desto mehr Güter können abgesetzt werden, desto mehr Güter lohnt es sich zu produzieren, desto mehr Menschen können zu Erwerbszwecken beschäftigt werden.

 

Logischer Umkehrschluß: Können nicht im Prinzip alle an Erwerbsarbeit interessierten Menschen eine Erwerbsstelle finden, hat die Notenbank nicht die notwendig große Geldmenge ausgegeben.

 

 

Das - wesentliche Mittel

 

Das wesentliche Mittel gegen die Massenerwerbslosigkeit ergibt sich aus dem bisher Festgestellten - logischerweise: Die Kaufkraftmenge, die umlaufende Geldmenge in unserem Land muß - wesentlich, um viele zig Milliarden - vergrößert werden; die für die Geldversorgung des Marktes zuständige Notenbank muß die Geldmenge sehr beträchtlich ausweiten - und zwar nicht auf dem Wege einer Kreditgewährung sondern einer zusätzlichen Geldneuausgabe. Das ist die grundsätzliche Notwendigkeit.

 

Als Antwort auf die Frage, um wie viel die Geldmenge vergrößert werden muß, kann man Formeln erstellen; hier soll nur allgemein gesagt werden: Die Geldmenge muß solange - sukzessive vergrößert werden, bis alle Güter absetzbar sind, die Erwerbswillige erstellen können (und aus Umweltschutzgründen erstellen dürfen, selbstverständlich).

 

Die vielleicht zweite Frage, auf welchem Weg, in welcher Form das zusätzliche Geld dem Markt zugeführt werden soll, ist eine - jedenfalls im volkswirtschaftlichen Sinn - unbedeutende Frage. Das neue Geld, über welche Stationen es auch immer zufließt, wem es auch immer als erstem zugeleitet wird, steht ja im Endergebnis dem Gesamtwirtschaftskreislauf zur Verfügung, wirkt dann gegen eine gegebenenfalls herrschende Absatzkrise, vermindert, überwindet schließlich die heute herrschende Erwerbslosigkeit. ­ Zwei norddeutsche Wirtschaftsprofessoren hatten vor Jahren einmal vorgeschlagen, die Notenbank solle der Öffentlichen Hand einfach einen zinsfreien (!) und unbefristeten (!) Kredit (übrigens in Höhe von 30 Milliarden Euro, was am Ende wohl noch viel zu wenig wäre) zur Verfügung stellen. Und so könnte man es auch tatsächlich machen; aber auch anders, gleichgültig. An der Antwort auf die Frage "Wie" gibt es letztlich lediglich nachgeordnete Interessen, die hier nicht alle erörtert werden müssen. Vielleicht ist ja die optimale Antwort auf die Frage, wie dem Markt das zusätzliche Geld zugeführt werden sollte, die, daß man dem Bundeshaushalt das neue Geld zur Verfügung stellen sollte und der Bund dafür die Steuern für die Steuerbürger jeweils um den nämlichen Betrag senken müßte. Dann kann einmal der Bund nicht mit den zusätzlichen Mitteln unakzeptable Ausgaben finanzieren und verbleibt den Steuerzahlern ein höheres Nettoeinkommen.

 

 

Verursacht die Geldmengenvergrößerung eine Inflation?

 

Antwort: Nein und noch einmal nein ! Denn eine allgemeine Geldwertminderung kann nur eintreten, wenn die Geldmenge in einem Übermaß vergrößert würde, so daß die ihr gegenüberstellbare Gütermenge nicht in gleichem Maße steigen kann, weil die entsprechenden produktionstechnischen Möglichkeiten nicht gegeben sind. Eine derartige Situation kann aber in Deutschland heute und morgen nicht eintreten: Freie Arbeitskräfte zwecks Ausweitung der Produktivität gibt es genug; es warten rund sieben Millionen Erwerbslose. Und uns so viel Rohstoffe zu liefern, wie wir haben mögen, darauf wartet die Welt.

 

 

Schadet das notwendige Wirtschaftswachstum unserer Umwelt?

 

Antwort: Nein und noch einmal nein ! Wirtschaftswachstum wird in Werteinheiten gemessen und nicht etwa in Müll-Tonnen. Wir müssen mehr - und können das auch - speziellumweltverträgliche Güter produzierenund zwar auf umweltverträgliche Weise. Mehr Wachstum ist geradezu notwendig für eine wirklich durchgreifendwirksame Umweltpolitik. Umweltschutz ist eine ordnungspolitische, nicht eine wirtschaftspolitische Aufgabe.

 

 

Erwerbsarbeitsplätze

könnten genug zur Verfügung gestellt werden, wenn...

 

Zwecks Überwindung der Massenerwerbslosigkeit in Deutschland wird immer wieder lautstark nach Schaffung von mehrErwerbsarbeitsplätzen gerufen. Dieser Ruf muß ergebnislos verhallen. DennUnternehmer richten heute deshalb nicht mehr Arbeitsplätze ein, weil sie ein entsprechendes Mehr an Produkten mangels Kaufkraft im Markt dort nicht absetzen könnten. Ansonsten hätten sie schon "Mut zu Investitionen".- Und Unternehmer verlangen nach einem "besseren Investitionsklima", zum Beispiel nach niedrigeren Bankzinsen, niedrigeren Steuern, niedrigeren Lohnkosten, weniger Bürokratie und mehrFlexibilität bei den Arbeitnehmern. Dabei sind die Bankzinsen in der Gegenwart so niedrig wie fast noch nie, würden unsere Unternehmer mit den Steuern und den im Vergleich mit dem Ausland in Deutschland durchaus niedrigen Lohnstückkosten sowie den Behörden schon zurecht kommen, wenn sich der entsprechende Aufwand nur -umsatzmäßig - lohnen würde. Und Arbeitnehmer wären im Prinzip schon bereit, flexibel auf einen gegebenenfalls auch weiter entfernt liegenden Arbeitsplatz zu wechseln, wenn nur hinreichend sicher wäre, daß dieser Arbeitsplatz sicher ist.

 

 

Fazit

 

Können nur weniger Waren gegen Geld abgesetzt werden – in der Summe -, als die Summe der zur Arbeit bereiten und entsprechend interessieren Arbeitnehmer produzieren könnte, gibt es vier denkbare Folgen beziehungsweise Möglichkeiten zu reagieren:

 

a) Die Zahl der Arbeitsplätze entsprechend zu reduzieren, Erwerbsarbeitnehmer freizusetzen. Das ist derzeit praktizierte Wirklichkeit.

 

b) Die absatzmäßig erforderlichen Erwerbsarbeitsplätze irgendwie – möglichst gerecht ? – zu verteilen. Dann müssen bisher voll Beschäftigte zu Kurzarbeitern werden. Wogegen die sich wehren werden.

 

c) Das Unternehmen „beschäftigt“ mehr Arbeitskräfte wie produktiv einsetzbar sind. Dann muß das Unternehmen die „Differenz“ aufbringen, was die Unternehmen nicht können werden oder wollen werden. Hier hätte man es sonst mit „Kurzarbeit bei vollem Lohnausgleich“ zu tun. Oder die Mitarbeiter akzeptieren geringe Lohnzahlungen, damit mit der so „eingesparten“ Lohnsumme zusätzliche Beschäftige bezahlt werden können; was dann die Arbeitnehmer nicht akzeptieren wollen beziehungsweise können werden, wenn sie vorher mit Lohneinnahmen gerechnet haben, um mit diesen Zahlungsverpflichtungen ihrerseits vertragsmäßig erfüllen zu können.

 

d) Es wird von der Zentralen Notenbank so viel Geld in Umlauf gesetzt, wie dies produktionstechnisch und bedarfsmäßig angemessen beziehungsweise wünschenswert ist.

 

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2. Nie mehr Erwerbslosigkeit – sondern immerwährende Vollbeschäftigung

 

(Eine ausführliche Darstellung)

 

Aufgabe Nummer Eins

 

F.: Herr Woltmann-Zeitler, es muß wohl nicht als ein Zufall gedeutet werden, daß Sie den Programm-Punkt „Schaffung einer Vollbeschäftigungswirtschaft“ gewissermaßen als Punkt 1 Ihrer Agenda angeführt haben. - Primäre Aufgabe zwecks Schaffung von „Wohlstand für alle“ ist also... ?

A.: ... die endgültige, dauerhafte und umfassende Überwindung der heute tatsächlich bestehenden, katastrophal hohen, alle anderen wesentlichen Politikfelder lähmenden und schon mittelfristig höchst gefährlichen Erwerbslosigkeit – der tatsächlichen, nicht nur der bloß der geschönten -, also die Schaffung, Ermöglichung einer endgültigen Vollbeschäftigung.

 

F.: Wie ?

A.: Durch sofortige Praktizierung einer völlig anderen, neuen Währungspolitik – an Stelle der bis heute betriebenen falschen und schädlichen Währungspolitik.

 

Die notwendige richtige Währungspolitik

 

F.: Wie hätte die notwendige richtige Währungspolitik auszusehen ?

A.: Diese neue und unbedingt erforderliche Währungspolitik nenne ich eine "produktivkraft- und bedarfs- orientierte Währungspolitik". Ihr ist bis heute noch von niemandem mit sachkundigen, sachlichen Argumenten nachhaltig widersprochen worden. Sie sieht so aus – reden wir hier einmal der Übersichtlichkeit halber speziell von Deutschland -, daß durch eine - von einem zentralen Währungsamt als Nachfolger der bisherigen Bundes- und Europäischen Zentralen Notenbank - laufend zur Verfügung gestellte hinreichend große Geldmenge/Kaufkraftmenge die Summe aller materiellen und nicht materiellen Güter - als Summe - auf dem Markt abgesetzt werden kann, die produzierbar ist und nach der Bedarf besteht. – Hier ist nicht die Gelegenheit dazu, aber ich bin bereit, jedem Mitmenschen, der in diesem Zusammenhang Fragen hat, allgemeinverständlich, ausführlich und detailliert zu erklären, daß diese von mir empfohlene Währungspolitik, eine Politik des "fleißigen Geldes", jede Erwerbslosigkeit für die Zukunft absolut ausschließt – ganz gleich, welche Währungspolitik andere Länder betreiben; – eine Naturkatastrophe hervorgerufen durch Höhere Gewalt einmal außer Betracht gelassen. – Die positiven Folgen der entsprechenden Währungspolitik werden auf allen politischen Gebieten gewaltig, unvergleichlich sein.

 

F.: Die Notenbank soll einfach "Geld zur Verfügung stellen" ? So einfach geht das ?

A.: Die Notenbank soll nicht "einfach" Geld in Umlauf setzen sondern hinreichend viel, damit – ich sage es noch einmal - die Summe aller Güter abgesetzt werden kann, die produktionstechnisch hergestellt werden kann und die die Käufer kaufen würden - weil sie entsprechenden Bedarf haben -, wenn sie auch  entsprechend viel Geld besäßen. – Eine kurze Erläuterung: Der Mensch arbeitet, um Geld zu verdienen. Weil er mit diesem Geld – per Gütereinkauf – seine Bedürfnisse, seinen Bedarf befriedigen möchte. - Unternehmen wiederum, für die Menschen arbeiten, lassen diese aber nur arbeiten – damit diese Geld verdienen -, wenn diese Unternehmen die von ihren Mitarbeitern erzeugten Güter auch verkaufen können – gegen Geld. - Übt auf dem Markt zu wenig Geld/Kaufkraft Nachfrage aus, weil zu wenig davon umläuft, weil die Notenbank zu wenig davon in Umlauf gesetzt hat, reduzieren Unternehmen ihre Produktion oder stellen sie ganz ein – in der Summe. - Mitarbeiter – jetzt gegebenenfalls erwerbslos – bekommen keinen Lohn und haben demzufolge auch kein Geld mehr, Güter zu erwerben. – Allerdings, gäbe ihnen ein Dritter die wünschenswerte Geldmenge – sagen wir doch einmal: das neue Währungsamt -, könnten sie mit dem jetzt hinreichend vielen Geld ihre von ihnen selbst produzierten Erzeugnisse – als Summe gesehen - kaufen. - Ihre Unternehmer könnte sie dann wieder beschäftigen, ihnen Lohn zahlen; und die Mitarbeiter könnten – weiterführend beschäftigungswirksam – einkaufen.

 

F.: Und diese Modell-Szene "Arbeiter benötigt Lohn, Unternehmer benötigt Käufer, Käufer benötigt Geld, Geld bezahlt Unternehmer und damit Arbeiter", die Sie hier beschrieben haben, kann man jetzt und soll derjenige, der Ihr Konzept verstehen möchte, auf den Gesamtkreislauf einer Volkswirtschaft übertragen? - Richtig ?

A.: Richtig ! – Und das darf unser Mitdenker auch mit der Selbstgewißheit, daß er intelligent denkt. Wenn der unter einem Mikroskop beobachtet hat, daß eine einzelne Fliege über einen Rüssel verfügt, darf er ja auch logisch schließen, daß alle Fliegen ein solches Werkzeug führen, wenn er verstehen will, wie sich die Gesamtheit Fliegen ernähren. – Um diesen Zusammenhang jedem Menschen plausibel zu machen und alle Aspekte von allen Seiten zu beleuchten, habe ich schon vor Jahren ein Buch geschrieben: "Die Überwindung der Erwerbslosigkeit". Bereits dieses Buch gibt auf alle Fragen Antworten.

 

F.: Ich wiederhole noch einmal Ihre Behauptung: Die von Ihnen entwickelte Währungspolitik könnte – jedenfalls die deutsche – Massenerwerbslosigkeit für die Dauer auf Null zurückführen ...

A.: ... Ja, das habe ich in erwähntem Buch mit zig Argumenten klargestellt, in zahlreichen Szenerien bildhaft deutlich gemacht, im Vergleich mit einer so ziemlich lückenlosen Aufzählung von ängstlichen oder auch manchmal nur dummen Einwänden als schlüssig herausgearbeitet ...

 

 

Gegenbehauptungen

 

F.: ... aber, aber - entkräften  Sie auch folgende drei Gegenbehauptungen ?

a)   Eine Geldvermehrung durch die Notenbank verursacht eine Inflation.

b)   Die Massenerwerbslosigkeit – in Deutschland – sei Teil eines internationalen Problems.

c)   Die Abwanderung von Arbeitsplätzen aus Deutschland ins Ausland sei eine wesentliche Ursache unserer Arbeitslosigkeit hier.

 

A.: Absolut kein unabhängiger Denkerunter den Währungswissenschaftlern vertritt heute auch nur eine der angeführten – falschen – Behauptungen. Trotzdem werden diese Denkfehler immer wieder kolportiert – in den Medien, von nicht fachkundigen Berufspolitikern. Ich würde deshalb die wahren Sachverhalte nur zu gern so ins Einzelne gehend beschreiben, daß dann auch der letzte Zweifler angstfrei und beruhigt ist. Vielleicht bei anderer Gelegenheit; heute nur drei kurze Ausrisse:

 

Inflation ?

 

Zu einer Geldwertminderung, sprich: Inflation kommt es – logisch ! - nur dann (Einwand a), wenn die Güterproduktion nicht mit einer Geldmengenvermehrung/Kaufkraftvergrößerung mithalten kann, wenn also ein Ungleichgewicht zwischen beschränktem Güterangebot und gesteigerter Kaufkraftnachfrage eintritt. Das kann in Deutschland in absehbarer Zukunft keinesfalls passieren; unsere Möglichkeit hier, Güter zu produzieren – und zwar solche, an denen auch Bedarf besteht – ist – Gott sei Dank – praktisch unbegrenzt. – Das ewige Gerede von einer bereits heute schon zu verzeichnenden Inflation ist purer Unsinn. Wir haben in Deutschland seit Jahren – insgesamt gesehen – eine Geldwertsteigerung, eine Deflation: Fast nur monopolistisch abgenötigte Preise steigen, und das weil unsere Politik Monopole pflegt und eine wirklich freie Marktwirtschaft nicht zuläßt.

 

 

Internationales Problem ?

 

F.: Gut, kommen wir zum Einwand b).

A.: Wie viel Güter in einem Währungsgebiet abgesetzt werden können – wie also die Konjunktur läuft - hängt von der Geldmenge ab, die in besagtem Währungsgebiet in Umlauf gesetzt worden ist. Wenn wir also so viele Güter absetzen wollen, wie Menschen diese zu Erwerbszwecken produzieren möchten – um nicht erwerbslos zu sein oder zu werden -, muß die zuständige Notenbank, die von mir vorgeschlagene neue Institution Währungsamt, die Geldmenge ausgeben, die der auf den Markt hineindrängenden Gütermenge entspricht. – Was das Währungsausland tut, ist für unser Währungsinland uninteressant. Macht man außerhalb eine bessere, eine adäquate Währungspolitik, hat man dort weniger Erwerbslose, betreibt man eine schlechte, ist das entsprechende Problem dort größer. Verzeichnet das Währungsausland eine ähnlich große Krise wie heute EU-Deutschland, hängt das nicht mit unserer Krise in unserem eigenen – unzureichenden - Währungsgebiet zusammen sondern damit, daß man dort – sagen wir ruhig: zufällig – die gleiche schlechte Währungspolitik betreibt. – Achtung: Die Währungspolitik auch für unser Deutschland führt die Europäische Zentralbank (EZB). Wenn wir in unserem Deutschland etwa sieben (!) Millionen wirkliche Erwerbslose zählen müssen, weil die EZB dem Markt zu wenig Kaufkraft zur Verfügung stellt, müssen wir besagter Institution entweder Beine machen, hinreichend viel Geld in Umlauf zu bringen, oder aus diesem Verein austreten. Oder nebenbei und zusätzlich Selbsthilfe betreiben. Es kann ja wohl nicht so sein, daß wir in Deutschland ein katastrophales Problem haben, nur weil ein nur bedingt kompetenter – mehr oder wenig zufällig in sein Amt aufgestiegener – europäischer Zentralbankrat eine schlechte Währungspolitik betreibt. Außerdem kann sowieso jedem Menschen klar und deutlich gemacht werden, daß eine Währungspolitik immer umso besser funktioniert, je kleiner das Währungsgebiet ist. – Ich war dementsprechend auch entschieden gegen die Einführung des Euro. ..

 

F.: ...

A.: ...Bitte, einen Augenblick noch ! – Stellen wir uns doch auch einmal im Hinblick auf die angebliche Internationalität des Erwerbslosenproblems vor, wie es ausschaute, wenn es auf der Welt nur einen einzigen Staat Deutschland oder jedenfalls einen absolut gegenüber dem Ausland abgeschottet entsprechenden Staat gäbe. Keine Handelsbeziehungen mit Niemanden, keine Einflüsse beziehungsweise Einwirkungen von außen. Und nun die Frage zum stillen aber sorgfältigen Nachdenken: Hätte dann Deutschland oder der von mir hier angesprochene Staat ohne Außenhandelsbeziehungen etwa keine Erwerbslosen ? – Oder: Es existierte nur ein einziger "Weltstaat", keine "ansteckungsgefährlichen" Nachbarstaaten, es wären absolut keine negativen Einwirkungen von außen möglich. Meint jemand ernsthaft, ein solches Unikat "Weltstaat" würde nicht von Wirtschaftskrisen wie Erwerbslosigkeit heimgesucht – von dann doch wohl völlig unbestreitbaren selbstgemachten und selbst zu verantwortenden ? – Wo doch schon zwischen den einzelnen deutschen Bundesländern die Erwerbslosenzahl stark unterschiedlich hoch ist.

 

 

Auslagerung von Arbeitsplätzen

 

F.: Nun zu c). – Viele Menschen in Deutschland meinen resignierend, ähnliche Entscheidungen wie die – beispielsweise – vor Jahren von der Firma Nokia, ihre Produktion aus Deutschland ins Ausland zu verlagern - gegen Entscheidungen dieser Art könne man ja nichts machen -, sei nicht die geringste Ursache unserer heutigen Massenerwerbslosigkeit. – Herr Woltmann-Zeitler, Wohlstand für alle – trotzdem - machbar ?

A.: Trotzdem machbar, ohne Zweifel, ja ! - So sehr auch mich die ganz konkreten Sorgen und die vielleicht zu erwartenden aktuellen materiellen Nöte der betroffenen Menschen in Bochum und so weiter deprimierten, muß ich – um vielleicht erwerbslos gewordenen Handy-Bauern wirklich aufzuzeigen, wer ihr tatsächlicher Gegner ist, gegen den es sich zu wenden gilt – klipp und klar sagen: Nokia war nicht der Verursacher des Problems. – Produktionsverlagerungen hat es nämlich auf der Erde schon immer gegeben – jeden Umfangs -, seit dem Menschen produzieren - in der Vorzeit, im Altertum, im Mittelalter und in der Neuzeit. Immer wenn sich irgendwo auf der Erde günstigere Produktionsmöglichkeiten auftaten – aufgrund welcher veränderten Umstände auch immer: Neue Entdeckungen, Erfindungen oder ähnliches -, wurde verlagert. Und das war immer gut so; denn es ist grundsätzlich gut für die Lebensbedingungen der Menschen, wenn sie die günstigsten Produktionsbedingungen ergreifen. – Aufgemerkt ! Nach dem zweiten Weltkrieg deckte Deutschland seinen Energiebedarf überwiegend aus der im Ruhrgebiet geförderten Steinkohle. Deren Abbau war teuer, weil sie aus Tiefen von bis zu tausend Metern zu Tage transportiert werden mußte. Bis Kohle aus den USA und Kanada billiger herangeschafft werden konnte, weil dort das "Schwarze Gold" rationell aus Vorkommen an der Erdoberfläche unmittelbar in die für Europa/Deutschland bestimmten Seeschiffe geschaufelt werden konnte. Die Kohleproduktion Deutschlands verlagerte sich – so gut wie vollständig - nach Nordamerika. – Nachdem nur wenige Jahre später im Nahen Osten das Rohöl zu sprudeln begann, verdrängte die Ölindustrie nun wiederum mehr und mehr die bis dahin aus Amerika versorgte Kohlewirtschaft. Wieder eine Umstrukturierung. – Noch vor fünfzig Jahren wurde Betoneisen, das auch heute noch auf fast jeder deutschen Baustelle benötigt wird, so gut wie vollständig von deutschen Stahlarbeitern in deutschen Werken hergestellt – in überaus gefährlicher und kräfteverzehrender Arbeit übrigens, um die die Stahlarbeiter nicht zu beneiden waren; man sollte sie vielmehr dazu beglückwünschen, daß sie diesen Job loswurden. Inzwischen kennt man es gar nicht mehr anders: Betoneisen importiert Deutschland fast ausschließlich aus Süd-Ost-Europa, Indien und Gott weiß wo her. Die Produktion wurde verlagert. – Auch die Müllentsorgung war Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland ein "Handwerk" nur für Deutsche; und 2013 ? Nicht aus angeblicher "Gewinnsucht der Unternehmer", tatsächlich weil kein Deutscher diese Drecksarbeit mehr verrichten mochte, hat man die deutschen Müllwerker auf qualifiziertere Arbeitsplätze hochbefördert und statt dessen – zugegeben - billige Türken eingesetzt. Auch eine Art von Produktionsverlagerung. – Und noch einmal aufgemerkt ! Es hätte ja auch ein anderer Investor als Nokia auf den Gedanken kommen können, in Rumänien ein Handywerk in Betrieb zu setzen. Dann hätte Nokia-Bochum wegen der scharfen Konkurrenzlage auf dem Handy-Markt das Werk in Bochum ebenfalls schließen müssen. – Und: In einem hochindustrialisierten Deutschland verlieren nun viertausend Arbeiter ihren gewohnten Erwerbsarbeitsplatz, auf daß danach im heute noch unterentwickelten Rumänien viertausend bisher arbeitslose arme Schlucker – viertausend einschließlich der benötigten unqualifizierten Nur-Hilfskräfte - endlich auch einmal einen – wenn auch nur gering bezahlten – Job "gewährt" bekommen können. ...

 

F.: ... Entschuldigung ! – Herr Woltmann-Zeitler, so wie Sie die anstehende Nokia-Produktionsverlagerung kommentieren, zeigen Sie auf, daß Sie die Entlassungen in Bochum nicht für das Hauptproblem hielten sondern ...

A.: ...sondern die sehr bedauerliche aber absolut vermeidbare Tatsache, daß für die – durchaus natürlicherweise – freigestellten Handy-Leute in der Ruhrgebietsstadt nicht zügig angemessene und attraktive neue Erwerbsarbeitsplätze zur Verfügung standen und stehen, daß wir in Deutschland seit Jahren so viele Millionen Erwerbslose haben und deshalb im Zuge einer ganz natürlichen Umstrukturierung da und dort freiwerdende Arbeitskräfte nicht wo anders unterbringen können. – Wenn wir in Deutschland eine Vollbeschäftigungswirtschaft zu verzeichnen hätten, wenn wegen der durch eine – unbedingt mögliche - ausreichende Kaufkraftversorgung des Marktes bewirkte dynamische Absatzkonjunktur Arbeitskräfte insgesamt und ganz allgemein laufend gesucht würden – was der gesunde Normalfall wäre -, bemühten sich schon bevor zu erwarten stand, daß Nokia sich in Bochum nicht mehr lange würde halten können, andere Arbeitgeber um die freiwerdenden Arbeitskräfte, hätten Nokia-Leute schon früher von sich aus auf einen sicheren Erwerbsarbeitsplatz gewechselt. Vielleicht auf einen besseren Arbeitsplatz; denn so schön ist das stumpfsinnige Zusammensetzen von Handys ja auch wieder nicht. – Nicht weil Nokia auf seinem speziellen Sektor Mitarbeiter – betriebswirtschaftlich logisch, zwangsläufig - entlassen mußte, bekamen viele Bochumer Probleme, sondern weil unsere aktuelle konjunkturlähmende Währungspolitik eine allgemeine Erwerbslosigkeit im Land ausdrücklich verursacht. Durch diese tatsächlich vermeidbare aber umgekehrt politisch bewirkte Erwerbslosigkeit wird "Wohlstand für alle" entscheidend behindert beziehungsweise verhindert. – Also: Eine – das kann nicht ernsthaft in Frage gestellt werden - mögliche Vollbeschäftigung ist Voraussetzung Nummer eins für einen sozialgerechten „Wohlstand für alle“.

 

Die Elemente der „Wohlstandsgesellschaft“

 

F.: Und was sind weitere Elemente Ihrer „machbaren - Wohlstandsgesellschaft“, von der in Ihrem Buch optimistisch die Rede ist ?

A.: ... der durch uns realisierbaren . – Ich wiederhole gern immer wiederl die wichtigsten Errungenschaften:

a)   Sehr viel höhere Löhne.

b)   Sehr viel niedrige Steuern.

c)   Keine Angst mehr vor einer Geldwertminderung (Inflation) und vor Staatsschulden,

d)   Ein optimales Sozialversicherungssystem.

e)   So gut wie keine Angst mehr vor Kriegs- und Terrorgefahren,

f)    Wirklich erfolgreich gegen Umweltgefahren,

g)   Sehr viel mehr finanzielle Möglichkeiten zur Förderung von Bildung und Kultur

h)   Wirkliche Demokratie,

Und viele andere mehr. –

 

Fehlbeurteilungen und Pseudolösungen

 

F.: Hier Fragen, Fragen über Fragen:

Von Wissenschaftlern, Politikern und Publizisten werden fortlaufend ungezählte Maßnahmen vorgeschlagen beziehungsweise wiederholt, durch deren Anwendung die Massenerwerbslosigkeit in unserem Land überwunden oder doch wenigstens bedeutsam gemildert werden könne. Alle diese Rezepte, manche sogar auch versuchsweise eingesetzt, haben aber wohl bis heute nichts Entscheidendes gebracht. Können Sie, Herr Woltmann-Zeitler, vielleicht eine Auswahl dieser offenbar unwirksamen oder falschen Konzepte rezensieren ?

A.: Ja, das ist gegebenenfalls sogar notwendig. Also:

 

Der - wirkliche - Kapitalismus ist nicht schuld !

 

F.: Viele Menschen halten beispielsweise die „Überwindung des Kapitalismus“ für das ultimative Mittel gegen Wirtschaftskrise und Erwerbslosigkeit. ...

A.: ... des sogenannten Kapitalismus muß man besser sagen; denn die, die den Kapitalismus bekämpfen wollen, definieren diesen Begriff auf sehr unterschiedliche und ungenaue Weise. - Die einen denken dann an "Ausbeutung" schlechthin, ohne zu sagen, wie diese angebliche Ausbeutung genau abläuft und demzufolge wie sie gewiß überwunden werden könnte. Vielleicht denken sie an eine sogenannte Vergesellschaftung der Produktionsmittel, an eine Abschaffung der Unternehmerwirtschaft, so als hätte es im unternehmerfreien aber beamten- und kommissarreichen ehemaligen Ostblock keine Ausbeutung gegeben. Oder sie denken an eine Überwindung der Freien Marktwirtschaft ...

 

F.:   Entschuldigen Sie bitte die Unterbrechung. Wir dürfen wohl davon ausgehen, daß Sie gegen die „Ausbeutung“ von Menschen sind ...

A.: ...in unserer Wohlstandsgesellschaft gibt es aber keine Ausbeutung von Menschen – im negativen Sinn des Begriffes ...

 

F.: ... ja, und eine Ablösung der Unternehmerwirtschaft durch eine vergesellschaftete Produktion halten Sie auch für nicht wünschenswert ...

A.: ... für sehr, sehr schädlich – für fast immer schädlich, fast. - Sollte allerdings die Politik einmal zu der Vorstellung kommen, es sei für die ihr anvertrauten Menschen wichtig, ein bestimmtes Gut, bestimmte Güter zu produzieren, für die sich auf dem Markt kein staatsfreier Produzent meldet, dann darf darüber nachgedacht werden, einen entsprechenden Staatsbetrieb ins Leben zu rufen. Hier sei an Medikamente, Energiequellen, Umweltschutzeinrichtungen und so weiter gedacht. In diesem Zusammenhang über Bildung reden wir bei anderer Gelegenheit.

 

F.: „... oder sie denken an die Überwindung der freien Marktwirtschaft ...“, an dieser Stelle hatte ich Sie unterbrochen ...

A.:  Ja, diese Gegner der Marktwirtschaft tun dabei so, als sei deren Gegenteil, die sogenannte Planwirtschaft, nicht nach 1990 weltweit zusammengebrochen, weil diese Planwirtschaft – an der Natur des Menschen vorbeiplanend – nicht funktioniert hat. - Oder es soll zwecks Vermeidung von Erwerbslosigkeit die sogenannte Zinswirtschaft (NS-Mann für Wirtschaft Gottfried Feder: "Zinsknechtschaft") abgeschafft werden. Das fordern auch die Schüler des argentinisch-deutschen „Geldreformers“ Silvio Gesell. Meine Antwort hier lautet: Der Zins sollte nicht abgeschafft werden, darf nicht abgeschafft werden, und die Unternehmerwirtschaft und die Freie Marktwirtschaft ebenfalls nicht, überhaupt der Kapitalismus nicht. Denn der wirkliche Kapitalismus, so wie er definiert werden muß, ist ein Segen. ...

 

Kapitalismus – ein Segen ?

 

F.: ... ein Segen ? ...

A.: ... ja, der wirkliche Kapitalismus. – Und was ist Kapitalismus wirklich ? – Vorab zweierlei zur Begriffsklärung: 1) Die wirklichen Antipoden heißen nicht Sozialismus und Kapitalismus. Sozialismus ist eine sozial organisierte Gesellschaftsform, also eine menschenfreundliche, eine humane. Also durchaus „ja“ zum so verstandenen Sozialismus. Aber entschieden „nein“ zur Planwirtschaft, zur sozialistischen Ideologie, zum Kommunismus ! Diese – mehr oder weniger – kommunistische Planwirtschaft ist nicht menschengerecht, ist deshalb nicht sozial. Sozial dagegen ist die Marktwirtschaft. Sie entspricht dem individuellen Menschen, der prinzipiell egoistisch und deshalb nicht planbar ist – es sei denn, man nimmt ihm seine persönliche Freiheit, dominiert ihn diktatorisch. Und selbst der diktierte, aufgezwungene Plan scheitert tatsächlich immer wieder, am Ende immer wieder an der individuellen egoistischen Natur des Menschen.

 

 

Was ist Kapitalismus ?

 

2) Geld ist ein Dokument, das einen Rechtsanspruch auf Eigentum an Waren aus dem Markt beweist. Kapital ist dann ein ausgeliehenes Nutzungsrecht an diesem Geld (Geldkapital) oder direkt an Waren (Sachkapital). Der Transfer von Kapital dient beiden Seiten gleichermaßen: Dem Kapitalgeber, weil ihm die Kapitalübertragung eine erst für später vorgesehene eigene praktische Wahrnehmung seines Rechtsanspruchs sichert - der Kapitalnehmer muß das Kapital später zurückgeben -, und dem Kapitalnehmer, weil der zu einem Zeitpunkt ein Objekt – Geld beziehungsweise Waren – nutzen kann, zu dem ihm dieses nicht als Eigentum (nur als Besitz) gehört. – Das entsprechende Verfahren, der Handel mit Kapital, dieser wirkliche Kapitalismus ist gesund, für eine erfolgreiche, zukunftsorientierte Wirtschaft sogar vollkommen unverzichtbar.

 

 

Auch „ja“ zum Zins ?

 

F.: Und der Kapitalzins ?

A.: Wenn Kapital verliehen wird, geht ein Nutzungsrecht an Geld beziehungsweise Sachgütern vorübergehend vom Leihgeber auf den Leihnehmer über. Und der Leihnehmer nutzt das Kapital in der Regel auch, zieht – jetzt statt des Leihgebers – seinen Nutzen aus dem Kapital. - Konkret: Ein Kapitalgeber kann eine Maschine (Sachkapital) für sich selbst arbeiten lassen beziehungsweise sich mit seinem Geld (Geldkapital) eine Maschine erst kaufen und diese dann – dann als Unternehmer - für sich selbst arbeiten lassen. In einem solchen Fall kassiert der Kapitalist als Unternehmer das Ergebnis der Arbeit der eingesetzten Maschine für sich. Oder der Kapitalist verleiht Geld oder Maschine an einen anderen Unternehmer; dann kassiert zunächst dieser den Arbeitslohn des Kapitals, obwohl die Maschine eigentlich Eigentum des Kapitalgebers ist. - Wenn in einem solchen Fall der Kapitalgeber von dem beim Kapitalnehmer erzielten Arbeitsergebnis der eingesetzten Maschine einen Anteil für sich kassieren will, ist dieser geforderte Anteil der Zins. – Man kann es so sehen, daß der Kapitalist den gesamten Netto-, den Kernarbeitsertrag der Maschine – im Prinzip seiner Maschine - für sich beanspruchen will und dem Unternehmer für dessen Management nur die Differenz zum Bruttoertrag, den Unternehmerlohn zubilligt.

 

Ein Unternehmer als solcher ist kein Kapitalist.

Er macht keinen Profit, Gewinn,

sondern bezieht Unternehmerlohn

 

Der Leihnehmer ist dabei kein Kapitalist sondern Unternehmer. Dessen Aufgabe ist es, Investitionskapital zu besorgen, Produktionsanlagen einzurichten, Rohmaterial zu kaufen und Arbeitskräfte – das sind seine Subunternehmer – anzuwerben. Und dann muß er die produzierten Güter verkaufen. – Die Differenz zwischen seinen Kosten und seinen Einnahmen ist sein Unternehmer-Arbeitslohn. Hat er fleißig und kreativ gewirtschaftet, ist sein Lohn – gerechterweise – höher, war er träge und phantasielos, fällt sein Verdienst niedriger aus. Der Unternehmerlohn ist kein Profit und kein Gewinn. Profite beziehungsweise Gewinne sind arbeitsloses Einkommen wie vielleicht Differenzen aus Börsenspekulationen, aus einer Beteiligung am Lottospiel, sind Erbschaften oder Schenkungen. Ein Unternehmer arbeitet aber.

Abgesehen von der unternehmerischen Befähigung eines Unternehmens wird die Höhe seiner Kosten und seiner Erträge in hohem Maße nicht durch ihn bestimmt sondern von den Marktbedingungen. - Zu den Erträgen: Wenn die Kunden nicht viel Geld/Kaufkraft zur Verfügung haben, sind nur niedrige Preise erzielbar. Dann kann der Unternehmer keine besseren durchsetzen. Die Kosten: Sind die benötigten Produktionseinrichtungen und Rohstoffe knapp und deswegen hochpreisig, kann der Unternehmer diese nicht nach seinen Wunschvorstellungen drücken. Das gilt auch für den Kapitalpreis, den Zins. Wollen in einer Zeit von Hochkonjunktur viele Unternehmer Maschinen respektive Geld leihen, ist das Kapital zinsteuer. Ebenso ist es bei den Löhnen für die unselbständig beschäftigten Menschen, die Subunternehmer. Herrscht Vollbeschäftigung, erzielen diese Spitzenlöhne, -gehälter, -gagen, -honorare. Wartet dagegen ein mehr oder weniger großes Heer von Erwerbslosen auf eine Erwerbstätigkeit, liegen deren Einkommen auf niedrigem Niveau, denn es warten immer Erwerbsarbeitsuchende darauf, für sich einen dann billigeren Job zu ergattern. Zwischenbemerkung: Wollte man von einem Unternehmer fordern, er solle höhere Löhne als die Marktlöhne zahlen, hieße das, ihn unfair zu überfordern. Jeder Mensch verfolgt seinen Nutzen so weitgehend, wie er es kann. Auch der Subunternehmer (Arbeiter/Angestellte etc.) nimmt seine Chance voll wahr, wenn er seinerseits gefragt ist und die Marktlöhne hoch liegen.

 

Ist Zinsnehmen unchristlich ?

 

F.: Verbreitet wird der Zins aber doch als ungerecht bewertet. Manche Religionen verbieten ihn sogar oder haben ihn früher verboten.

A.: Stimmt, manche Wirtschaftstheoretiker würden den Zins, also die teilweise Auszahlung des Kapitalarbeitsertrages an den Kapitaleigentümer, gern völlig abschaffen, weil sie ihn für ungerecht halten. Doch unverständlich bleibt dann immer, was am Zins, dem Arbeitslohn für Kapital also, wirklich ungerecht sein soll.

 

F.: Ist es nicht ungerecht, von einem armen Schlucker Zinsen zu fordern, wenn der sich Geld leihen muß, um sich ein Stück Brot kaufen zu können – oder ähnliches ? ...

A.: ... nicht nur ungerecht sondern schamlos unmoralisch – in diesem Fall. Einem tatsächlich Notleidenden sollte man überhaupt nicht leihen sondern schenken. – Aber wir sprechen hier nicht von dem Wucherzins in Fällen von Armut sondern vom Zins für sogenannte Investitionskredite, vom Zins als dem „Kernarbeitsertrag des – geliehenen – Kapitals“, wie ich es soeben bezeichnet habe. Dieser Zins ist gerecht. – Deshalb lehnen ihn auch die christlichen Kirchen in der Praxis heute gar nicht mehr ab. Die christlichen nicht, und die muslimischen in Wirklichkeit auch nicht mehr. Im Zweifelsfall zahlt eine Bank im Arabischen einem Einleger zwar keinen Zins, dafür schüttet sie aber am Ende eines Geschäftsjahres zu Gunsten dieses einen Gewinn aus. Und sie fordert dann von ihrem Schuldner auch keinen Zins – aber eine Gewinnbeteiligung oder ein sonstiges Privileg. ...

 

F.: ...

A.: ... Entschuldigung, vielleicht sollte ich hier erst einmal fortfahren: Abgesehen davon, daß er als Preis des Kapitals gerechtfertigt ist, ist der Zins sogar volkswirtschaftlich notwendig – aus zwei Gründen: Erstens, der Zins lenkt die Kapitalströme in die volkswirtschaftlich richtige Richtung. Das Kapital fließt – zinsgesteuert - vorzugsweise dahin, wo der höchste Zins bezahlt wird, bezahlt werden kann. Weil dort die besten Gewinne möglich sind, weil dort die beste Absatzlage gegeben ist, weil dort die größte Nachfrage und wohl auch der größte und/oder wichtigste Bedarf zu befriedigen ist. Gäbe es keinen Zins, müßte das knappe Kapital planwirtschaftlich verteilt werden, was – gemessen am Bedarf – zu Fehlinvestitionen führen und Korruption hervorlocken würde. Wenn in einer Planwirtschaft knappes Kapital zinsfrei verteilt wird, ist der Leihnehmer gegebenenfalls von sich aus bereit oder wird vom Leihverteiler irgendwie genötigt, diesen irgendwie zu bestechen. Zweitens sollte man fragen, warum denn ein Erwerbstätiger über das Interesse an der Befriedigung seines eigenen Bedürfnisses hinaus Erwerbsarbeit leisten sollte, wenn er seinen "Überschuß" nicht als Kapital zinsgewinnbringend anlegen kann. Und Kapital schaffen sollte er doch, denn Kapital zur Finanzierung von Zukunftsinvestitionen muß sein. Oder: Würde dem Leihgeber, dem Kapitalgeber die als logisch zu bewertende Zinszahlung verweigert oder würde der Zins nicht erzielbar sein, wäre das Grund für den Kapitalbesitzer, seine Maschine beziehungsweise sein Geld besser für sich selbst zu nutzen. Dann müßte der sonst gedachte Leihnehmer in seinem Unternehmen ohne Maschine wenig ertragreich oder gar nicht wirtschaften. ...

 

F.: ...

A.: ...Gleich, ja ? - Noch kurz eine weitere Sicht auf die Phänomene Kapital und Zins: Man kann das Ausleihen von Kapital auch als einen Verkauf – von Geld/Kaufkraft oder Sachwerten - auf Zeit, einen befristeten Verkauf verstehen. Warum soll dann ein solcher befristeter Verkauf ohne Bezahlung erfolgen, wenn doch eine Ware, die für immer verkauft wird, ihren Preis beanspruchen darf ? Und: Wie absurd die eventuelle Wunschvorstellung von einem zinslosen, zinsfreien Transfer von Kapital ist, versteht man, wenn man sich vor Augen führt, daß man – wenn zinsfrei – unendlich kostenlos mit dem von anderen erarbeiteten Vermögen wirtschaften könnte. Ist die Laufzeit eines Kredits abgelaufen, könnte man sich immer – wiederum kostenfrei – einen neuen Kredit gewähren lassen.

Um Mißverständnisse zu vermeiden, bekräftige ich noch einmal: Wenn von einem Hungernden o.ä. Zinsen für ein Darlehen erpreßt werden, mit dessen Hilfe sich der Arme Brot kaufen möchte, ist das ein unmoralisches Vorgehen. Gerechtfertigt ist nur der Zins für Investitionskredite, die allerdings in der Praxis 90 Prozent aller Zinszahlungen ausmachen.

 

F.: Wenn der Zins als ein gerechtetes Instrument des Kapital transferierenden Kapitalismus verstanden werden soll, wie Sie es verstanden haben möchten, dann ist also der Kapitalismus also eine gute Sache, ja ?

A.: „Kapital transferierender Kapitalismus“, das haben Sie gut gesagt. Denn weil es für die Wirtschaft, für die Menschen heute so gut wie existentiell wichtig ist, daß Kapital transferiert wird, dann sind Kapitalismus und Zins keinesfalls – von vornherein – unsozial, ungerecht sondern sozial.

 

Sozialer Kapitalismus ?

 

F.: Sozialer Kapitalismus, also ?

A.: Ja, der Kapitalismus ist an sich sozial. Was da unsozial ist, was da nicht menschenfreundlich funktioniert in unserer Wirtschaftswelt, das ist jedenfalls nicht der Kapitalismus. Und auch nicht die Freie Marktwirtschaft. Marktwirtschaft übrigens ist – sprachlich logisch – immer eine freie Marktwirtschaft. Das Gegenteil von freier Marktwirtschaft ist die unfreie Zuteilungswirtschaft. Die Marktwirtschaft ist – im Prinzip - auch sozial, auch dann wenn man sie nicht – tautologisch – „Soziale Marktwirtschaft“ nennt. Die Marktwirtschaft ist natürlich, und Natürlichkeit entspricht dem Menschen – ist also sozial.

 

F.: Auch an der „freien und sozialen“ Marktwirtschaft muß also nicht - zu Gunsten Ihrer Wohlstandsgesellschaft – gerüttelt werden ?

A.: Nein, denn eine wirkliche, also eine wirklich freie Marktwirtschaft arbeitet optimal sozial. – Sehen Sie: In einer Marktwirtschaft steigen die Preise – die für Kapital und sonst Waren aller Art, also Konsumgüter und für die Ware Arbeitskraft -, wenn und weil sie gegebenenfalls knapp sind. Die Preissteigerung hat dann den positiven Effekt, daß mit all den knappen Waren in wünschenswerten Maße sparsam gewirtschaftet wird. Und daß nach preisgünstigeren Waren und Produktionsmöglichkeiten gesucht wird. Auch die kapitalmarktregulierende Wirkung des Zinses ist wünschenswert. Gäbe es marktwidrig niedrige Zinsen für knappes Kapital, flösse das Kapital nicht dahin, wo es vordringlich benötigt wird, sondern würde von Schlauen für sich an Land gezogen, von solchen, die gegebenenfalls auch bereit sind, ich habe das bereits angesprochen, für die Kapitalvermittlung Provisionen oder Schmiergelder - also doch eigentlich Zinsen ! - zu zahlen.

Und es stellt sich dann wohl schon auch die Frage, ob nicht doch für ausgewählte und besonders dringend benötigte Investitionen – im Interesse des Umweltschutzes oder zu Gunsten von unterentwickelten Völkern - gezielt niedrigere Zinsen eingeräumt werden sollten. Antwort: Vielleicht sollten sie das, aber in der Praxis wird das nur selten möglich sein, weil sich für solche „Humaninvestitionen“ einfach nicht viel Kapital anbieten wird und außerdem zu viele fragwürdige Investoren sich Billigkredite erschleichen würden. Wenn unbedingt ein Projekt gefördert werden soll, das nur niedrige Zinsen erwirtschaften kann, muß man den Investor durch Direktzahlungen so subventionieren, daß er marktgerechte Zinsen bezahlen kann. – Und noch folgendes: Könnten alle Beschäftigten den gleichen Lohn etc. durchsetzen – oder würde er ihnen zugestanden -, hätten die Trägen und Uneffizienten den Nutzen von dieser Regelung – und die Fleißigen würden sich bald ebenfalls nicht mehr um Effizienz bemühen.

 

F.: Gezielt und konkret gefragt: Sind der Kapitalismus, die Zinswirtschaft wenigstens mitschuld an der heute herrschenden Massenerwerbslosigkeit ?

A.: Nein, der Kapitalismus - und nicht die Markt- und Unternehmerwirtschaft – sind absolut nicht schuld an der aktuellen Geißel der Menschheit, der in Deutschland und weltweit herrschenden Massenerwerbslosigkeit. – Jedenfalls in Deutschland stellen Leihgeber allen seriösen investitionsinteressierten Unternehmern, solchen also, die - sichere und dauerhafte - Produktionseinrichtungen schaffen, dazu erforderliche Rohstoffe einkaufen wollen, derzeit Investitionskapital in Fülle und zu günstigen Bedingungen zur Verfügung. Noch nie haben die "Kapitalisten" sich so sehr wie heute darum bemühen müssen, ihr Kapital an einen Investor – einen mit Zukunft selbstverständlich - zu bringen, es zu verleihen. Deshalb ist Kapital aktuell sehr billig. Zentralbank- und Geschäftsbankenzinsen liegen auf so niedrigem Niveau, daß kein Unternehmer, kein sicher aufgestellter, klagen muß, Investitionen seien zu teuer – deshalb könne er "keine Arbeitsplätze schaffen". - An den sogenannten Kapitalisten liegt es – entgegen allen Kassandrarufen – also gewiß nicht, wenn wir heute allein in Deutschland viele Millionen Erwerbslose zu verzeichnen haben.

 

F.: Sondern ?

 

Es mangelt nicht an Kapital

sondern an kaufaktivem Geld

 

A.: Habe ich im Prinzip immer wieder erklärt: Die Unternehmer investieren heute kaum in neue zusätzliche Produktionseinrichtungen, Arbeitsplätze, weil sie das Mehr an Gütern, das in den zusätzlichen Produktionseinrichtungen produziert werden könnte, wegen Kaufkraftmangels auf dem Markt nicht absetzen können. Es fehlt auf dem Markt die Kaufkraft-/Geldmenge, die erforderlich wäre, das heutzutage mögliche größere Produktionsvolumen kaufen zu können. Es fehlt den entsprechend schon interessierten Kunden der Bauwirtschaft die Kaufkraft, das Geld, um genügend viel Bauaufträge – hinreichend viel Arbeitsplätze begründend – vergeben zu können. Es mangelt den Warenhauskunden an Kaufkraft/Geld, um, ihrem Bedarf entsprechend und umsatzsteigernd, Arbeitsplätze schaffend, konjunkturnotwendig viel einkaufen zu können. Es fehlt dem Staat das Geld, um Bildung, Kultur, Umweltschutz, wie an sich gewünscht – arbeitsplatzträchtig –, finanzieren zu können. Es fehlt auf dem Markt insgesamt an Geld, an Kaufkraft. Wohl gemerkt: Es fehlt nicht an Kapital, das von hinreichend flüssigen Geschäftsbanken – wie gesagt - überall reichlich und billig angeboten wird – so daß dynamisch investiert werden könnte. Es fehlt deshalb an Geld, Kaufkraft, weil die entsprechend zuständige Notenbank (in Deutschland die Deutsche Bundesbank als Filiale der Europäischen Zentralbank) davon seit vielen Jahren viel zu wenig Euro in Umlauf gebracht hat und derzeit in Umlauf hält – so daß der Geldmarkt in katastrophalem Maße eingetrocknet, geschrumpft ist. – Fazit: Um die Massenerwerbslosigkeit zu überwinden, muß nicht der Kapitalismus abgeschafft werden – gemeint ist hier der wirkliche Kapitalismus -, sondern muß – seitens der zuständigen Notenbank – die umlaufende Geldmenge/Kaufkraftmenge wesentlich vergrößert werden. Sie muß – ich wiederhole - so weit vergrößert werden, daß die Summe aller Güter – nach der vernünftiger Bedarf besteht und deren Einzelgüter umweltunbedenklich sind -, welche die derzeit beschäftigten Bürger plus die derzeit Erwerbslosen herzustellen bereit und in der Lage sind, gegen Geld abgesetzt werden kann. Danach gibt es dann keine wirkliche Erwerbslosigkeit mehr.

 

F.:  Ist es tatsächlich sicher, daß Geschäftsbanken Interessenten – jedenfalls sicheren – immer ausreichend viel Kapital zur Verfügung zu stellen in der Lage sind ? Es ist ja viel davon die Rede, sie könnten sich gegebenenfalls nicht in ausreichendem Maße refinanzieren.

A.:  An dieser Stelle also für Zweifler: Daß die Banken nie so kapitalliquide und - im Grunde - kreditgebefreudig waren wir heute, ist unbestreitbar. Sie wehren sich geradezu dagegen, von ihren Anlegern, Sparern Kapital zum Weiterverleihen anzunehmen, in dem sie nur so niedrige Zinsen zu zahlen bereit sind, daß es für einen Sparer überlegenswert ist, ob er sich nicht den Gang zur Bank sparen und sein Geld zu Hause in einer Kasette aufbewahren soll. Es ist einfach Tatsache, daß, wenn jemand eine überzeugend sichere Geschäftsidee hat, er gegebenenfalls sogar sogenanntes Risikokapital bekommt. Es genügt in einem solchen Fall selbstverständlich nicht, daß die Idee nur in den subjektiven Augen eines Möchtegern-Unternehmers "gut" ist, denn die Banken müssen ja hinreichend sicher sein können, daß sie das ausgeliehene Geld auch zurückbekommen. Und: Da in einer Zeit der Vollbeschäftigung, in einer Zeit ausreichender Geld-/Kaufkraftversorgung des Marktes also, die Absatzchancen eines jeden Unternehmens gut und stabil sind, ist dann das Risiko einer Investition umgekehrt besonders gering. Dann ist es noch leichter als heute, einen Investitionskredit zu bekommen. – Darum immer wieder meine Forderung nach ausreichend viel umlaufenden Geldes, umlaufender Kaufkraft.

 

Fazit

 

F.: Fazit ?

A.: Fazit: Um die Massenarbeitslosigkeit zu überwinden, muß nicht der Kapitalismus abgeschafft werden – gemeint ist hier der wirkliche Kapitalismus -, sondern muß – seitens der zuständigen Notenbank – die umlaufende Geldmenge/Kaufkraftmenge wesentlich vergrößert werden. Sie muß so weit vergrößert werden, daß die Summe aller Güter – nach der vernünftiger Bedarf besteht und die umweltunbedenklich ist -, welche die derzeit beschäftigten Bürger plus den derzeit Arbeitslosen herzustellen bereit und in der Lage sind, gegen Geld abgesetzt werden kann. Danach gibt es dann keine wirkliche Arbeitslosigkeit mehr.

l) An dieser Stelle für Zweifler: Daß die Banken nie so kapitalliquide und im Grunde kreditgebefreudig waren wir heute, leugnen nur Autisten. Tatsache ist, daß wenn jemand eine überzeugend sichere Geschäftsidee hat, er auch Risikokapital bekommt. Es genügt selbstverständlich nicht, daß die Idee nur in den subjektiven Augen des Möchtegern-Unternehmers "gut" ist, denn die Banken müssen ja sicher sein können, daß sie das ausgeliehene Geld auch zurückbekommen. Es gehört ja ihren Einlegern, den Sparern etc. – Da in einer Zeit der Vollbeschäftigung, in einer Zeit ausreichender Geld-/Kaufkraftver-sorgung die Absatzchancen eines jeden Unternehmens gut und stabil sind, ist dann das Risiko einer Investition umgekehrt gering. Dann ist es noch leichter als heute, einen Investitionskredit zu bekommen.

 

Der Wert unseres Geldes bleibt sicher

 

F.: Immer wieder, dabei laut und entschieden, wird die Befürchtung geäußert, eine zwecks Überwindung der Arbeitslosigkeit – seitens der zentralen Notenbank und/oder gegebenenfalls der Geschäftsbanken – praktizierte echte Geldmengenvergrößerung bewirke eine Geldwertminderung. Ist diese Befürchtung total abwegig ?

A.: Ja, total abwegig, denn: Eine allgemeine Geldwertminderung kann nur eintreten, wenn die Geldmenge in einem Maße vergrößert wird, daß die ihr gegenüberstehende beziehungsweise gegenüberstellbare Gütermenge nicht in gleichem Maße steigen kann, weil die entsprechenden produktionstechnischen Möglichkeiten nicht gegeben sind. Eine derartige Situation kann aber in Deutschland nie und nimmer eintreten: Freie Arbeitskräfte zwecks Ausweitung der Produktivität gibt es genug; es warten rund sieben Millionen Arbeitslose. – Uns so viel Rohstoffe zu liefern, wie wir haben mögen, darauf wartet die Welt, interessiert an unserer Währung, um mit dieser Währung deutsche Produkte bei uns einkaufen zu können.

Es ist geradezu absurd, von der Gefahr einer Inflation zu sprechen, während wir in Deutschland seit Jahrzehnten – gemessen am Durchschnittspreis aller auf dem Markt gehandelten Güter, und nur dieser Durchschnittspreis weist den Geldwert aus – eine Deflation, das heißt eine Geldwertsteigerung zu verzeichnen haben. Gestiegen sind in der mittelfristigen Vergangenheit nur die Preise für Monopolangebote und für tatsächlich auch wertgesteigerte Güter.

Von der Gefahr einer Geldwertminderung wird grundsätzlich zu viel geredet. Man bedenke, daß in Deutschland von Privaten durchgehend über ein Jahr im Durchschnitt höchstens Euro 300,-- in bar in Geldbörsen beziehungsweise auf Girokonten aufbewahrt werden. Wenn der Geldwert während eines Jahres tatsächlich um 3 Prozent sinken würde, würden die deutschen privaten Geldbesitzer im Durchschnitt jährlich einen Wertverlust von – sage und schreibe – nur Euro 9,-- erleiden !

 

F.: Aber, aber, wenn der Geldwert doch einmal sinkt. Weil die Politik, die Notenbank oder die Geschäftsbanken doch einmal die Geldmenge unverhältnismäßig – in dem Sinne, wie sie ihn angesprochen haben – erhöhen. Aus welchen dummen oder unmoralischen Motiven auch immer. Oder weil die Güterproduktion sinkt, zwangsläufig aufgrund höherer Gewalt oder weil die Menschen nicht mehr so viel wie zuvor produzieren möchten, weil ihr Bedarf ihnen gedeckt zu sein scheint oder ihre Bedürfnisse als Folge einer aufkommenden neuen Bescheidenheit zurückgeht. Dann bekommen wir aber doch eine Inflation, oder ?

A.: Wenn die Güterproduktion – aus welchen Gründen auch immer – zurückginge, dann müßten und könnten wir auch die umlaufende Geldmenge jederzeit entsprechend reduzieren, so daß wieder ein Gleichgewicht herrscht oder erhalten bleibt.

 

F.: Wie ?

A.: Wollen wir die Geldmenge vergrößern, kann die Zentrale Notenbank zusätzliiches Geld dem Staatshaushalt zur Verfügung stellen, auf daß dieser die Steuern entsprechend senkt, so daß das Mehr an Geld den Bürgern zufließt. Diese Möglichkeit habe ich oft angesprochen. – Wenn der Bürger umgekehrt weniger Güter produzieren kann oder möchte, so daß jetzt weniger Güter mittells Geld/Kaufkraft umgesetzt werden sollen, benötigt der Bürger auch weniger Geld. Er muß dann entsprechend viel Geld per Steuern an den Staat und dieser das überflüssige Geld an die Notenbank – ach ja: ich möchte diese Notenbank ja in ein Währungsamt umformen und umbenennen – zurückgeben. Dort wird dieses überflüssige Geld vernichtet, wie man das nennt. Banknoten und Münzen werden in Tresore eingeschlossen, für eine Zeit vielleicht, zu der man sie wieder einsetzen möchte, Giralgeld wird schlicht und einfach ausgebucht.

 

F.: Und wenn die Politik die Geldmenge nicht verkleinert, obwohl das im gegebenen Fall geboten wäre ? Dann haben wir eben doch eine Geldwertminderung, eine Inflation. Und die Forderungen, Rücklagen, Guthaben der Bürger verlieren an Wert. – Was sagen Sie dazu, Herr Woltmann-Zeitler ?

A.: Sie sind hartnäckig, sage ich zunächst einmal. Wohl weil Sie von der deutschen Inflation von 1920/1923 gelesen haben. Von dieser Inflation, tatsächlich einer sozialen Katastrophe, die allerdings nicht sein mußte sondern von dummen, panischen und/oder verbrecherischen Politikern damals einfach organisiert worden ist. Diese Geschichte ist spannend zu erzählen. Sie ist ein tragisch-komischer Krimi. Vielleicht bei anderer Gelegenheit. – Aber vor der Wiederholung einer solchen Katastrophe haben die Bürger noch heute tatsächlich Angst. Die ich ernst nehme. Deshalb biete ich gegen diese Angst – wegen dieser Angst wehren sich die Menschen ja dagegen, im erforderlichen Fall die Geldmenge zu erhöhen, was Wirtschafts-/Konjunkturkrisen zur Folge hat – ein Sicherheitsinstrument an – für alle Fälle, zur Beruhigung also.

 

F.: ???

A.: Unabhängig von der eventuellen Geldwertentwicklung kann der Wert aller Geldguthaben, Kredite, also von Kapital, durch ein "Kreditwert-Sicherungssystem" ziemlich absolut gesichert werden. Zu diesem Zweck müssen erwähnte Anlagen in den entsprechenden Verträgen lediglich an einen Index gebunden werden, was ganz ohne Umstände möglich ist. – Ich habe dieses „Kreditwert-Sicherungssystem“ bei Gelegenheit eines veröffentlichten Interviews beschrieben. Lesen Sie es !

 

Es entsteht keine Gefahr für die Umwelt

 

F.: Ist dieverbreitet geäußerte Sorge, daß ein relevantes Anwachsen des Brutto-Sozialprodukts, also sogenanntes Wirtschaftswachstum, als Mittel gegen Erwerbslosigkeit, eine zunehmende Umweltschädigung verursachen müsse, abwegig ?

A.: Güterproduktion als Summe ist nicht prinzipiell umweltschädlich. Ob eine Gütermenge schädlich ist für unsere Umwelt hängt nicht von ihrer Größe als solcher ab, sondern davon, wie wir die Gütermenge im einzelnen produzieren, mit welchen Mitteln und zugelassenen Konsequenzen. Selbst wenn wir unser Sozialprodukt auf einen Bruchteil reduzierten, könnten wir mit diesem Bruchteil unsere Lebensbedingungen auf dieser Erde immer noch leicht zugrunderichten. Ein Gramm Seveso-Gift ist quantitativ eine Minimale, in seiner Wirkung aber gleichwohl von verheerender Relevanz. Und: Die extrem gefährliche Atomenergie beispielsweise schließt weniger Sozialprodukt ein als eine verbreitete Energiespartechnologie. – Außerdem muß sich Wirtschaftswachstum ja prinzipiell nicht überwiegend aus materiellen Gütern zusammensetzen, sondern kann zu einem wesentlichen Teil aus ideellen Gütern, aus Dienstleistungen bestehen.

 

F.: Muß denn die Wirtschaft überhaupt keine Rücksicht nehmen auf unsere Umwelt ?

A.: Doch, doch, das muß sie unbedingt. Dazu muß sie der Gesetzgeber, die Politik also, kompromißlos zwingen. Aber das ist, wie ich soeben sagte, eben keine Frage des Umfangs der Produktion, des Sozialproduktes, eventuellen Wirtschaftswachstums sondern der Produktionsmethoden, der Konsequenzen, die eine jeweilige Produktions- oder Konsummethode hat. - Umweltschutz ist deshalb keine wirtschaftspolitische Aufgabe sondern eine ordnungspolitische. - Die Menschen, die Wirtschaftswachstum ablehnen, verstehen offensichtlich nicht recht, was eigentlich da wachsen sollte. Dabei wird Wirtschaftswachstum ja nicht in Metern oder in (Müll-)Tonnen gemessen, sondern in Währungseinheiten, also irgendwie nach seinem Wert; was bedeutet, daß, wenn ein Mehr an Sozialprodukt gefordert wird, im Prinzip nicht von dessen materiellem Umfang, von dessen Quantität die Rede ist, sondern von dessen Qualität. – Richtig verstandenes Wirtschaftswachstum ist per Definition immer ein Wertewachstum. Mehr Qualität auf allen Gebieten unseres Lebens bedeutet mehr Wert, und mehr Wert bedeutet Wirtschaftswachstum.

 

F.: Bitte erläutern Sie !

A.: Ja. - So würde die Schaffung neuer energiesparender und hinreichend emissionsarmer Strukturen auf den Gebieten Produktion, Verkehr, Wohnen – die gigantische aber existentielle Aufgabe unserer Zeit – mehr Qualität, zusätzliche Werte bringen, also nichts anderes als eben einen volkswirtschaftlichen Wachstumsprozeß darstellen.

Eine Landwirtschaft ohne Gifte erzeugt bessere, gesündere Nahrungsmittel, das heißt: solche von größerem Wert. Diese Nahrungsmittel statt der verseuchten und gegebenenfalls weniger geschmackvollen herzustellen, ist ein Vorgang von Wirtschaftswachstum. Gemüse ohne Herbizide, Fleisch ohne Hormone und Antibiotika, Rinderzucht ohne BSE-vergiftete Tiermehlfütterung, Öko-Frischmilch in Flaschen, Wasser ohne Nitrat ist gleich Wachstum – setzt das Vorhandensein von genügend Kaufkraft im Markt und so den Verzicht auf deflationären Preisdruck voraus. Und wenn man all diese Qualität will, dann muß man dieses Wachstum zulassen beziehungsweise ermöglichen, handelbar, absetzbar machen – eben durch die Ausgabe von mehr Geld/Kaufkraft.

 

F.: Ist Wachstum denn etwa gar eine Voraussetzung für mehr Umweltschutz ? Fördert Wirtschaftswaschstum, also Wertewachstum den Umweltchutz ?

A.: Im Prinzip ja. - Viele, die meisten Umweltschäden verursacht die Wirtschaft heute nicht, weil wir zuviel Wachstum anstreben, sondern weil – wegen Kaufkraftmangels – nur zu wenig von diesem Wachstum möglich ist. Ist eine Branche gezwungen, ein Produkt billig in den Markt zu drücken, weil es dort an Kaufkraft fehlt, versucht sie, dieses Produkt ebenfalls billig, das heißt dann meistens: unter umweltschädigenden Bedingungen, herzustellen. Milch beispielsweise kann eben nur verhältnismäßig teuer als Frischmilch zur Verfügung gestellt werden; da muß man sie dann als Altmilch und in Kunststoff verpackt vermarkten. Eine Umstellung unserer gesamten Landwirtschaft auf ungespritztes Gemüse, hormonfreie Schweine und scharrende Bodenhühner setzt sehr viel Wirtschaftswachstum voraus beziehungsweise bedeutet dann eben sehr viel Wirtschaftswachstum. Von der anderen Seite betrachtet: Unsere Bauern haben ja - beispielsweise - die Hühner deshalb in enge Käfige sperren müssen, weil wegen allgemein herrschenden Kaufkraftmangels der für ein Huhn gebotene Kaufkraftanteil zurückging, also hier speziell ein Negativwachstum zu verzeichnen war, und die Bauern jetzt dem Kaufkraftminus billigere Hühner gegenüberstellen mußten.

Deshalb ist eine konsequente Umweltschutzgesetzgebung nur in Zeiten von annähernd Vollbeschäftigung durchzusetzen, weil nur in diesen Zeiten genügend Kaufkraft zur Verfügung steht, um eine gegebenenfalls teurere Umweltschutzpolitik bezahlen zu können, weil dann nicht immerzu gegen Umweltschutzmaßnahmen aus Kostengründen gewarnt wird, wegen der Kosten Erwerbslosigkeit befürchtet beziehungsweise angedroht wird. ...

 

F.: ...

A.: ... Bitte, lassen Sie mich hier noch etwas Wichtiges pro Wirtschaftswachstum sagen !

Die Forderung nach einem Verzicht auf Wirtschaftswachstum ist zudem heute meist eine ungerechte Forderung. Wenn heute etwa die Hälfte unserer Bevölkerung in einer hinreichend großen Wohnung oder in einem Eigenheim irgendwo im Grünen lebt und die andere Hälfte in alten und engen Behausungen in grauen Industriestädten; wenn der eine Teil mehrmals im Jahr Ferien macht und der andere nur gerade das Eintrittsgeld für ein Fußballmatch zusammenbringt; wenn sich die einen teure weil gesunde "Naturkost aus biologischem Anbau" leisten können und die anderen sich mehr schlecht als recht mit Brot und Fleisch aus der Fabrik ernähren müssen, dann ist es eine Zumutung, wenn zu wirtschaftlicher Bescheidenheit und zu einem Verzicht auf Wirtschaftswachstum aufgerufen wird. – Wer nicht die verwegene Auffassung vertreten will, die wünschenswerte "ausgleichende Gerechtigkeit" solle durch eine per Revolution erkämpfte "Umverteilung von oben nach unten" erzwungen werden, wird einsehen müssen, daß nach Lage der Dinge und bis auf weiteres sehr viel Wirtschaftswachstum auch in unserem Land zugelassen werden muß. Unabdingbar ist.

 

F.: Aber wieviel Wachstum darf es denn letztlich geben ? Wo liegt die Grenze ?

A.: Wir wollen die Erwerbslosigkeit überwinden durch entschieden viel mehr Wirtschaftswachstum, dieses bewirkt durch Bereitstellung von wesentlich viel mehr Geld, wesentlich viel mehr Kaufkraft im Markt. - Fragen jetzt vorsichtige Mitbürger besorgt: Würden wir da nicht bald oder jedenfalls mittelfristig im sogenannten Wachstum ersticken? Wie weit soll es denn mit dem Wachstum gehen ? – Ich antworte:

Erste Antwort: Bis alle Erwerbslosen einen Erwerbsarbeitsplatz gefunden haben. - Die Wirtschaft muß – in der Summe - so viel mehr absetzen - können, wie die jetzt Erwerbslosen herzustellen in der Lage sind. Wenn alle heute Erwerbslosen eine Erwerbsstelle gefunden haben, müssen wir nicht unbedingt noch mehr produzieren; dann brauchen wir, jedenfalls um die Erwerbslosen zu beschäftigen, kein Wachstum mehr.

Aber, wird gefragt: Wenn dann schließlich alle entsprechend Bereitwilligen eine bezahlte Beschäftigung gefunden haben, und der Bedarf steigt dann noch – bei Vollbeschäftigung also -, wird es dann auch noch weiteres Wirtschaftswachstum geben sollen ? – Antwort: Ja, bis aller Bedarf befriedigt ist. – Der bis dato noch unbefriedigte Bedarf besteht ja – fairerweise festgestellt - heutzutage tatsächlich immerhin überwiegend aus Bedürfnissen, die befriedigt zu bekommen beziehungsweise sich selbst befriedigen zu dürfen die Menschen ein Recht haben; besonders dann, wenn vielen ihrer Mitmenschen diese Bedürfnisse bereits befriedigt worden sind. – Haben doch alle Menschen – dieser Umstand wurde schon einmal ausführlich angesprochen - beispielsweise einen berechtigten Anspruch auf eine optimale Behausung, groß genug, hell und gesund und so weiter. Und die erforderlichen Wohnungen - einmal die, wie überhaupt die gesamte Infrastruktur, in der Menschen leben (Produktions- und Verkehrswesen) - müssen umweltschonend gestaltet beziehungsweise umgestaltet werden – was einen gewaltigen Prozeß von Wirtschaftswachstum darstellt. Weiter haben alle Menschen ein Recht auf maximal gesunde Nahrungsmittel; diese gesunden Nahrungsmittel zu erzeugen bedeutet so gut wie immer Wirtschaftswachstum. – Schließlich, da, wo es sich nicht gleich um Grundbedürfnisse handelt, ist es jedenfalls ein Erfordernis von Gerechtigkeit, daß alle Bürger die selben Bedürfnisse anmelden dürfen. Es wäre nicht fair und wohl auch nicht durchsetzbar zu sagen, wir – die bereits Bevorzugten - gönnten uns diese oder jene Bevorzugung, aber eure entsprechenden Bedürfnisse erklären wir nun für nicht mehr tragbar.

Allerdings, zur Beruhigung von – im übrigen durchaus ernst zu nehmenden - Beschränkungsphilosophen sei gesagt: Wenn die legitimen Grundbedürfnisse aller Menschen gleichermaßen befriedigt sind und wenn hinsichtlich der Befriedigung von – nennen wir sie so – Luxusbedürfnissen Gerechtigkeit in der menschlichen Gesellschaft herrscht, dann sind die Bedürfnisse, die materiell befriedigt werden müssen, doch am Ende einmal weitgehend befriedigt, der Bedarf gedeckt, so daß das Sozialprodukt nun nicht mehr noch weiter wachsen muß. - Noch einmal anders gesagt: Wenn die wichtigen menschlichen Bedürfnisse einmal weitgehend befriedigt sind, jedenfalls dieser Bedarf also ziemlich gedeckt ist, dann wollen die Menschen auch nur noch weniger arbeiten – um Geld zur Bedarfsdeckung verdienen zu können, dann wollen sie nur noch weniger produzieren - und nun nicht mehr unbedingt weiteres Wachstum schaffen.

 

 

 

 

 

 

Noch einmal ausführlich:

Erwerbslosigkeit ist nicht international bedingt -

sondern national zu verantworten

 

F.: Aber, Herr Woltmann-Zeitler, wir leben im Zeitalter der Globalisierung; ist da eine Wirtschaftskrise, gegebenenfalls Erwerbslosigkeit, nicht die Folge weltweiter Entwicklungen ? Kann da eine Wirtschaftskrise autonom von einem Staat vermieden, überwunden werden ?

A.: Sie kann innerhalb eines Währungsgebietes autonom überwunden werden. - Auch für Mitbürger, die sich nicht professionell mit Wirtschafts- beziehungsweise Währungswissenschaft befassen, wird sogleich einsichtig sein, daß eine Konjunkturkrise mit verbundener Erwerbslosigkeit kein Problem internationaler Wirtschaftsbeziehungen sondern allein national zu verantworten ist – wenn sie sich zwei fiktive aber mögliche Szenarien vor Augen halten:

a) Einen Staat – mit einer eigenen Währung -, der außenwirtschaftlich total isoliert ist – freiwillig oder gezwungenermaßen -, der völlig autark wirtschaftet, nur die Güter verarbeitet beziehungsweise konsumiert, die er im eigenen Land zur Verfügung hat; der nicht importiert - und auch nicht exportiert. (Wozu sollte er exportieren, wenn er keine Devisen benötigt, um importieren zu können ?) – Wer will da behaupten, daß dieses Land nicht auch unter Konjunkturkrisen, Absatzschwierigkeiten, Erwerbslosigkeit zu leiden haben könnte ? Im Inland, weil da nur zu wenig Geld/Kaufkraft umläuft, um alle produzierbaren und bedarfsinteressanten Güter absetzen zu können. Und hier wäre die Krise zweifelsfrei kein internationales sondern ein innerstaatliches Problem, ein Problem innerhalb eines Staates, innerhalb seines Währungsgebietes.

b) Einen einzigen globalen Weltstaat, in dem alle zuvor Nationalstaaten aufgegangen wären. Dieser Staat würde also niemals "mit anderen Ländern" Außenwirtschaft betreiben, niemals exportieren oder importieren. – Aber gewiß würde auch dieses "Globalien" Erwerbslosigkeit kennen, wenn man mangels ausreichender Versorgung des dann nur noch einen ("innerstaatlichen") Marktes mit Geld nicht alle erstellbaren und gewünschten Güter verkaufen könnte.

Die Konjunkturkrise mit Erwerbslosigkeit ist also erkennbar ein Problem innerhalb eines Währungsgebietes. Wenn in einem Staat, einem Währungsgebiet genügend Kaufkraft zirkuliert, gibt es dort keine entsprechenden Probleme, unabhängig davon, wie es damit im Nachbarland (mit eigener Währung – selbstverständlich) aussieht beziehungsweise, ob und in welchem Umfang mit diesem Land Wirtschaftsbeziehungen/Handelsbeziehungen unterhalten werden.

 

F.: Wirkt die Europäische (Währungs-)Union beziehungsweise überhaupt die sogenannte Globalisierung der Wirtschaft jedenfalls im Prinzip gegen die herrschende Erwerbslosigkeit beziehungsweise die Gefahr von Erwerbslosigkeit ?

A.: Nein ! Beide vergrößern prinzipiell die Gefahr von Erwerbslosigkeit. – Auf zwei Wegen.

Erstens: Die Versorgung eines Währungsgebietes mit ausreichend viel umlaufendem (Bar- und/oder Giral-)Geld (Kaufkraft) ist für eine Wirtschaft von existentieller Bedeutung – haben wir gesehen. Nun ist eine optimale Geldversorgung eines Marktes – und hier ist jetzt speziell gemeint eine gleichmäßige Geldverteilung über die gesamte Fläche eines Währungsgebietes - in einem kleineren Währungsgebiet leichter zu bewerkstelligen und sicherzustellen als in einem großräumigeren.

Man vergleiche etwa die Gegebenheiten und die aus diesen resultierenden Auswirkungen beispielsweise in der Schweiz mit denen etwa in den USA oder gar in Rußland. Die Wirtschaft beispielsweise in der Schweiz, einem begrenzteren Währungsgebiet, floriert wesentlich besser als die in den weiträumigen Vereinigten Staaten von Amerika. – Das liegt daran, daß in der eidgenössischen Republik alle Regionen ziemlich gleich stark von Kaufkraft erreicht beziehungsweise mit dieser versorgt werden, während in den USA die Währung einerseits überdurchschnittlich stark an der Ost- und Westküste und am Golf von Mexiko kaufaktiv ist, andererseits die übrigen Teile des Landes entsprechend chronisch unterversorgt sind.

 

F.:Warum ist das – Ihrer Ansicht nach - so ?

A.: Der diesbezügliche Unterschied zwischen der Schweiz und den USA ist folgendermaßen zu verstehen: Man stelle sich zwei Tabletts vor, auf dessen einem zahlreiche kleinere Schälchen – jeweils einen Zentimeter hoch gefüllt mit Wasser – installiert sind, während das andere – ohne Schächen - nur aus einem einzigen – auch auf einen Zentimeter Höhe mit Wasser gefüllt – quasi Becken besteht. Wenn man jetzt beide Tabletts in eine Schräglage versetzt, bleiben alle kleinen Gefäße auf dem einen weitgehend, vielleicht auf ihrer gesamten Bodenfläche, mit Wasser bedeckt, demgegenüber der Boden des großen Beckens zum großen Teil trockengelegt wird.

So "läuft" es auch mit den Währungen kleinerer (währungsautonomer) Staaten beziehungsweise – andererseits – großer Währungsgebiete. Während die kleineren Staaten alle ihre Teile optimal mit Kaufkraft versorgt halten können, fließt das Geld in den großen Territorien immer weitgehend dort hin ab, wo bereits viel Geld/Kaufkraft "arbeitet", wo es rentabel angelegt werden kann, wo viel und vielseitig viel Waren angeboten werden. Und wo viel Kaufkraft aktiv ist, da floriert die Konjunktur (besser), da gibt es wenig(er) Erwerbslose.

Auf Euroland bezogen bedeutet das: Auch in Euroland wird die Kaufkraft unabdingbar laufend aus bereits weniger entwickelten Schattenzonen (also in Zukunft aus eventuell hinzugekommenen Ost-Europa-Ländern, wie heute aktuell bereits aus den neuen deutschen Bundesländern) in bereits "blühende" Gebiete abfließen. In den so währungsmäßig austrockenden Gebieten wird die Wirtschaft dann stagnieren, der Rückstand sich hier verstetigen; während die Konjunktur dort, wo das Geld hinfließt, sprießt, den Wohlstand dort gegebenenfalls weiter mehrend. - Es wäre besser gewesen und könnte sich noch einmal als für den Frieden zwischen den europäischen Völkern als existentiell bedeutend erweisen, daß alle Staaten zum eigenen Nutzen und Frommen für sich autonome Währungsgebiete geblieben wären. Jeder Staat kann seinen eigenen Markt in eigener Zuständigkeit und eigener Verantwortung viel besser mit ausreichend viel Kaufkraft versorgen als eine multinationale europäische Währungsunion – wobei nationale Währungen selbstverständlich zu allen Fremdwährungen immer frei konvertierbar gestellt werden müssen.

Und was für die Euro-Währungszone gilt, gilt im Prinzip auch für einen "globalisierten Weltwährungsraum".

 

F.:Wie man vermittels eines so kleinen Beispiels große Zusammenhänge erklären kann ...

A.:Ja, nicht wahr ? - Aber denken Sie auch einmal an Rußland. Dort gilt von der polnischen Grenze bis hin zum Pazifischen Ozean der Rubel als nationale Währung. Aber glauben Sie: Von allen umlaufenden Rubelchen „ersäufen“ – im übertragenen und gewissermaßen auch tatsächlich Sinn - 90 Prozent die Städte Moskau, St.Petersburg – und noch ein paar. In den Weiten des Landes wissen die Menschen aber meist nicht, wie ein höherwertiger Geldschein überhaupt aussieht. Diese Prachtnoten sind entweder nie bis in die ausgetrockneten Flächen unseres „Tabletts“ gekommen oder jedenfalls schnellstens wieder in die immer schon blühenden Landschaften zurückgeflossen. Wenn jetzt aber Rußland aus – sagen wir – zehn oder mehr „Schälchen“ mit jeweils eigener Währung bestünde, bliebe die weitgehend im eigenen Land und würde dort befruchtend wirken.

 

F.:Aber jetzt die zweite Gefahr, die von „Großraum-Währungen“ ausgeht.

A.:Das zweite Problem für ein supranationales Euroland beziehungsweise für eine globale Währungswelt resultiert aus dem vorhergehend beschriebenen ersten: Weil es zwingend, systembedingt, so ist, daß – beispielsweise - in Euroland ein Wohlstandsgefälle zwischen reichen und armen Staaten herrscht, werden die Staaten mit unterschiedlichem sozialem Niveau andauernd gegensätzliche währungspolitische Maßnahmen fordern und sich nicht wirklich auf eine entsprechende gemeinsame Politik einigen können. Und ein eventueller Kompromiß wird beide Seiten frustrierend unbefriedigt lassen. – Es wird voraussichtlich so sein, daß die Staaten mit eventuell boomender Konjunktur und Angst vor einer ihnen möglich erscheinenden Geldwertminderung nach einer Reduzierung der im Währungsbereich Euroland umlaufenden Geldmenge rufen werden, die entsprechend "ausgetrockneten" Regionen dagegen nach einer Politik des lockeren Geldes. Sieger bei einem diesbezüglichen Tauziehen werden dann immer die wohlhabenden Staaten sein. Die werden den Armen die Akzeptanz einer restriktiven Geldpolitik mit Subventionen beziehungsweise Krediten abkaufen – und – wie gesagt – Frustration bis hin zu Wut und Feindschaft (man denke: innerhalb einer sogenannten Gemeinschaft !) zurücklassen.

Ich wiederhole: Es ist besser und kann für den Frieden zwischen den Völkern von existentieller Bedeutung sein, daß alle Staaten – die europäischen und alle auf unserem Globus - zum eigenen Nutzen und Frommen für sich autonome Währungsgebiete bleiben, ihre nationale Währungspolitik betreiben.

Daß auch Länder mit unterschiedlichen sozialen Traditionen – unterschiedlichen Vorstellungen von optimaler staatlicher Versorgungs-, Steuer- und Sozialpolitik besser führen mit jeweils eigenen Währungen, will ich hier nicht sondern vielleicht später erklären.

 

F.:Aber, in Gottes Namen, jetzt haben wir den Euro als Währung für eine große Zahl von – zwar alle im geografischen Europa gelegenen aber doch - sehr unterschiedlichen Staaten. Wie kann es da jetzt weitergehen ? Oder ist der Zug abgefahren ?

A.:Die Frage ist in diesem Zusammenhang: Inwieweit wird die Europäische Währungsunion (EWU) eine Politik der ausreichenden Geldversorgung des Marktes in ihrem Bereich behindern - oder gar verhindern können ?

Antwort: Nun, da ist viel Überzeugungsarbeit zu leisten; und wenn man die Regierungen fast aller europäischen Staaten einzeln überzeugen muß, dürfte sich das aufwendiger gestalten, als wenn nur ein Staat aufgeklärt werden müßte. Unter anderem diese Tatsache, die vielleicht zu befürchtende entsprechende Schwerfälligkeit, sprach gegen die Etablierung der Europäischen Währungsgemeinschaft. – Andererseits: Was für Deutschland und die DM logischerweise gegolten hätte, ist ebenso logisch zwingend für Euro-Land und den Euro. Das heißt: Die zuständige Notenbank, in Euro-Land also die Europäische Zentralbank, muß so viel Geld in Umlauf bringen, daß alle Güter abgesetzt werden können, die produzierbar sind und nach denen Bedarf besteht. (Daß es den rückständigen Staaten in der Europäischen Währungsunion von vornherein, zwangsläufig, fortdauernd, immer schlechter gehen muß als den "fortgeschrittenen" Staaten, soll hier nur – noch einmal – nebenbei bemerkt werden.)

Ist die Schaffung von entsprechender Übereinstimmung in Euro-Europa am Ende doch zu zeitaufwendig, kann jedes Land für sich einen beispielgebenden Anfang machen, in dem es bei sich neben dem Euro eine regionale Zweitwährung einführt, entsprechend dem Muster, das ich bei anderer Gelegenheit unter dem Namen "Aufbau-Mark" für Ostdeutschland vorgeschlagen habe. Es kommt letztlich nicht darauf an, daß genügend speziell Euro im Umlauf sind; wichtig ist das insgesamt genügend Kaufkraft marktwirksam ist.

Also: Der Euro muß letztlich kein Verhindernis sein, vielleicht ist er ja nur ein Hemmnis.

 

F.:Zweitwährung DM ? – Am Ende gar Wiederausritt aus der Europäischen Währungsunion ?

A.:Meine Antwort: a) Aus den vorab beschriebenen Gründen geriete es allen derzeit beteiligten Ländern schon zum Vorteil, wenn die EWU - im Prinzip - wieder aufgelöst würde. Jedes Land betriebe dann wieder seine eigene Wirtschafts-, das heißt in erster Linie Währungspolitik. Smal is beautifull. Eine autonome nationalstaatliche (keines Falls nationalistische – selbstverständlich !) Wirtschaftspolitik – und Sozialpolitik im übrigen – entspräche auch dem Interesse des überwiegenden Teils der Menschen in allen involvierten Ländern. Völlige Handelsfreiheit zwischen den dann wieder autonomen Staaten – ja ! Freie Konvertierbarkeit ihrer jeweiligen Währungen – ja ! Aber auch: Währungsautonomie sowie dort mehr Sozialstaat, wo das Volk diesen als humaner empfindet, und nur dort mehr strenge Eigenverantwortlichkeit, Eigenzuständigkeit des Einzelnen in sozialen Bereichen, wo die Menschen entsprechend ihrem Naturell einem entsprechenden Prinzip tatsächlich zuneigen. Es ist dann deren Problem, ob ein "Selbstversorger-Versicherungssystem" klappt und gut tut oder nicht. – Jetzt habe ich doch vorgegriffen auf das, wo von ich noch zu sprechen kommen werde.

b) Wahrscheinlich allerdings wäre eine Auflösung der EWU eine –jedenfalls relativ - dramatische Aktion. Man müßte sie deshalb gegebenenfalls diplomatisch moderat ablaufen lassen, vermeiden, daß es zu Schuldzuweisungen kommt, nationalistische Töne aufkommen. Bestimmt auf jeden Fall müßten die oben angesprochenen Handelsfreiheiten gesichert werden und den Völkern auch sonst die Gewißheit vermittelt, daß eine "Reform" zurück gut tun würde. Hier wäre Aufklärungsarbeit erforderlich.

c) Vielleicht sollte man die Europäische Union (EU) also offiziell beibehalten, sie aber – verantwortungsvoll - als absolute Freihandelszone, wie vorerwähnt, als Zone zwar freihandelbarer aber nationaler Währungen definieren. Damit wäre alles wirklich Gute an der EWU überlebensgesichert.

d) Hier kann man es kurz machen: Die Wiedereinführung nationaler Währungen wäre kein wirkliches Problem. Zwar wird immer wieder von befangener Seite behauptet, die Einführung des Euro sei "unumkehrbar", jedenfalls sei die Rückkehr zu nationalen Währungen "nicht vorgesehen". Mag sein, daß sie nicht vorgesehen ist; warum hätte man sie bei Einführung des Euro auch bereits ausdrücklich vorsehen sollen ? Aber sie ist unbedingt möglich – und keinesfalls schwerer zu bewerkstelligen als die Einführung des Euro es war. ...

 

F.: ... Wie ? ...

A.: e) Die im Prinzip einfachen Schritte: 1. Schritt: Die einzelnen Staaten drucken und prägen wieder überkommene und beliebte nationale Geldscheine und Münzen. 2. Schritt: Sie tauschen am Tag X eine Euro-Einheit gegen eine Einheit ihrer neuen/alten traditionellen Zahlungsmittel ein (1:1). 3. Schritt: Sie handeln ihre nationale Währung fortan international frei zu freien Wechselkursen. 4. Schritt: Sie versorgen den Markt ihres Währungsgebietes zukünftig autonom so reichlich mit Geld/Kaufkraft, daß im Lande alle Güter gegen Geld abgesetzt werden können, nach denen Bedarf besteht und die produktivkraftentsprechend herstellbar sind. Sie betreiben die "bedarfs- und produktivkraftorientierte Geldversorgung des Marktes", wie ich sie vorschlage.

f) Sollten sich wünschenswerte Verhandlungen mit den EU-Partnern in der Euro-Frage sehr schwierig oder sehr zeitraubend gestalten (was sie nicht dürfen, denn die Überwindung der Erwerbslosigkeit ist eine eilige Aufgabe), kann jedes Land – beispielhaft für die anderen – vorübergehend zusätzlich bereits erwähnte Zweitwährung einführen, das heißt, zwecks ausreichender Vergrößerung der im Land umlaufenden Geldmenge zum Euro hinzu eine – sagen wir für Deutschland – Konjunktur-Mark ("KM") ausgeben.

Der Vorgang liefe so ab– das Thema wurde schon bei anderer Gelegenheit durchgesprochen; es ist aber vielleicht zweckmäßig, an dieser Stelle noch einmal zu wiederholen: Ein staatseigenes "Währungsamt" stellt einmal dem eigenen Staatshaushalt zig Milliarden "KM" zur Verfügung, mit denen der Staat dann alle möglichen Investitionen finanzieren könnte: Umweltschutz (zum Beispiel zur Förderung erneuerbarer Energien, umweltschonender Verkehrs- und sparsamer Energie-Verbrauchssystem), Bildung, Kultur. Der Staat würde seine Projekte tatsächlich teilweise in der Zweitwährung bezahlen. Die Zweiwährung liefe dann im Markt neben der Euro-Währung um. Zum zweiten könnte der Staat die Steuern senken (da er ja "KM" als zusätzliche Einnahmen zur Verfügung hat); in erster Linie die Steuern für Geringverdiener. Drittens wäre er imstande, größere Zuschüsse an die Rentenkassen zu zahlen, damit die (speziell kleinen) Renten angehoben werden könnten. Schließlich wäre es möglich, die Wohngelder zu erhöhen, was Bedürftigen besseren Wohnraum und der Wohnungsbauwirtschaft arbeitsplatzträchtige Aufträge ermöglichen beziehungsweise verschaffen würde.

Im Handel und bei jeder anderen Verrechnung wäre die Zweitwährung im Verhältnis zum Euro 1:1 zu bewerten.

 

Die Einführung einer Zweitwährungwürde auf andere zögernde Staaten motivierend und beispielhaft wirken. Am Ende der Aktion "Zweitwährung" könnte dann irgendwann ein jeder Staat den Euro im Verhältnis 1:1 wieder in nationales Geld eintauschen, so daß das Zweitgeld nun wieder zum alleinigen Zahlungsmittel würde. – Jetzt könnte jeder Staat mit seinem eigen Geld seine eigene autonome "bedarfs- und produktivkraftorientierte Geldpolitik betreiben, also so viel DM, Franc, Pfund, Lira und so weiter ausgeben, wie dies konkunkturmäßig erforderlich ist.

 

Die Erwerbslosigkeit in Deutschland ist kein Strukturproblem

F.: Ist beziehungsweise wann ist Erwerbslosigkeit ein Strukturproblem?

A.: Einen Moment noch ! Ich habe noch eine Bemerkung zum Problem Euro nachzuschicken: Die Anhänglichkeit am Euro wird sich gegebenenfalls in Grenzen halten. Denn EU-Partner lieben gar nicht in erster Linie den Euro - sondern die Eurotransfers aus den befreundeten Nachbar-Eu-Staaten. Keine Vorwurf ! Jeder Mensch ist bereit, einen Lottogewinn anzunehmen und zu diesem Zweck beim Lotto mitzuspielen. O.K. – Und Transfers zu Gunsten von ärmeren Freunden sind ja auch in einem Europa mit mehreren Währungen immer möglich. Und die Umrechnung und der Umtausch von France in Euro war schon früher kein Problem und wird erst recht in der Post-Euro-Zeit – jetzt in jedem Dorf „computer-gestützt“ – kein Problem sein. – So. - Jetzt also zum sogenannten „Strukturproblem“.

 

F.: Ja, bitte.

A.: Vorab: Wenn ich behaupte, die heutige Massenerwerbslosigkeit habe eine konjunkturelle, also eine währungspolitische Ursache – zu wenig Geld, Kaufkraft im Markt -, wird manchmal eingewandt, jedenfalls übersähe ich deren doch auch strukturelle Ursache. Ich antworte dann: Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist allenfalls eine Folge-Ursache, die ihrerseits von der konjunkturellen Hauptursache gespeist wird. - Die sogenannte strukturelle Arbeitslosigkeit ist – jedenfalls in den Industrieländern - immer nur eine Umstellungskrise, ist der Zwang zu einer erforderlich gewordenen Produktionsumstellung, deren Meisterung allerdings davon abhängig ist, daß diejenige Produktivität, auf die umgestellt werden sollte, auch abgesetzt werden kann – gegen Kaufkraft. In Zeiten einer Strukturkrise ist vielleicht der Absatz der Gütergruppe A, aus welchen Gründen auch immer, unmöglich geworden - vielleicht zu teuer oder aus dem Trend gekommen; Güter der Gruppe B allerdings, nach denen jetzt aktuell möglicherweise statt dessen Bedarf besteht, können dann gegebenenfalls aber auch nicht im Markt untergebracht werden, da es dort insgesamt an Kaufkraft mangelt. Erst dann, wenn auf dem Markt ganz allgemein beziehungsweise hinsichtlich ihrer Summe hinreichend Nachfrage herrscht, lohnt sich der innovative Wechsel von einem Produkt auf das andere, die Schaffung neuer Arbeitsplätze, die Bemühung um Überwindung der Strukturkrise also.

 

 

F.: Kann „Überproduktion“ eine Ursache für Erwerbslosigkeit sein ?

A.: Also, es wird immer wieder von jemandem behauptet, wenn Güter – in Wirklichkeit aus Kaufkraftmangel – nicht abgesetzt werden können, es seien zu viel von diesen Gütern produziert worden, es herrsche da eine sogenannte Überproduktion. Ich sage es hier: Dies ist meist eine sehr dumme Argumentation. Es kann doch beispielsweise heute nicht von einer entsprechenden Überproduktion gesprochen werden, wenn Zehntausende Wohnungen zwar leer stehen, aber das in Wirklichkeit nur weil die potentiellen Käufer im Markt kein Geld haben, sie zu erwerben, obwohl sie gegebenenfalls dringend eine leer stehende Wohnung benötigen. – Hier herrscht nicht Überproduktion sondern Kaufkraftmangel. Ich habe an anderer Stelle schon einmal eine Geschichte von einem Lehrer vorgetragen, der eine Wohnung nicht erwerben konnte, weil er selbst arbeitslos ohne hinreichendes Einkommen war. Wenn der Staat das Geld zur Verfügung gehabt hätte, ihn einzustellen, hätte er eine Wohnung kaufen können, die sodann keinesfalls "überproduziert" worden war.

 

 

Kostensenkungen bewirken nicht mehr Erwerbsarbeitsplätze

 

F.: Die Vertreter der sogenannten angebotsorientierten Wirtschaftspolitik fordern fortlaufend und vehement eine relevante Kostensenkung auf der Produktionsseite. Sie rufen nach Reduzierung der Lohnkosten (gegebenenfalls der sogenannten Lohnnebenkosten), der Kapitalzinsen, der Steuern. – Herr Woltmann-Zeitler, was sagen Sie in solchen Fällen ?

A.: Die entsprechenden Forderungen sind lediglich subjektiv verständlich, weil man immer verstehen muß, wenn jemand – eigennützig, zu Gunsten seines Gewinns - seine Kosten senken möchte; insgesamt volkswirtschaftlich gesehen sind sie aber abwegig; das heißt: eine Befolgung der entsprechenden Forderungen hilft hier keineswegs gegen unsere Massenerwerbslosigkeit.

Objektive Realität ist, daß in Deutschland derzeit große, mittlere und kleinere Unternehmen – sofern ihr Absatz stimmt – im Durchschnitt satte Gewinne erzielen – Großunternehmen Milliardengewinne. Meist sind die Produktionsstückkosten ausgesprochen niedrig. Diese Unternehmen brauchen nicht durch Lohnverzicht, Zins- und Steuersenkungen gefördert zu werden. Fördert man sie dennoch, steigert man lediglich ihre Gewinne, ohne daß sie etwa diese Gewinne in die Schaffung weiterer Erwerbsplätze reinvestieren, da ihre Absatzmöglichkeiten auf dem Markt ja, kaufkraftgebunden, beschränkt sind und sie deshalb vernünftigerweise gar nicht mehr produzieren beziehungsweise mehr Produktionsmöglichkeiten einrichten sollten, "Arbeitsplätze schaffen", zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. - Fördert man auf der anderen Seite Unternehmen, deren Absatz bereits stockt, weil die Nachfrage auf dem Markt zurückgeht, richten die erst recht keine zusätzlichen Erwerbsarbeitsplätze ein – auch nicht, wenn man ihre Kosten senkt. Sie schaffen sich allenfalls moderne, leistungsstärkere Maschinen an, um noch weitere Arbeitskräfte "einsparen" zu können.

 

F.: ... ? ...

A.: ... Lassen Sie mich noch ergänzen, bitte. - Bliebe die theoretische Frage, ob nicht eine allgemeine Kosten- und allgemeine Preissenkung, also eine Deflationspolitik, einen umfangreicheren Güterabsatz ohne Geldmengenvergrößerung ermöglichen könnte, ob sich nicht bei niedrigeren Durchschnittspreisen eine größere Gütermenge in eine Geldmenge wie bisher aufteilen ließe. – Antwort: Spätestens seit Reichskanzler Heinrich Brüning, der – Entschuldigung – maßgebliche Verantwortung für den Untergang der ersten deutschen Republik, der sogenannten „Weimarer“, trägt, wissen wir, daß das eben nicht funktioniert. Damals haben wir feststellen müssen, daß bei fallenden Preisen, die Geldumlaufgeschwindigkeit und damit die Kaufkraftmenge sinkt. Die Käufer, die Geldbesitzer üben wegen der Erwartung niedrigerer Preise Kaufzurückhaltung. Und damit sinken wieder weiter die Preise, und damit geht – wie auf einer schiefen Ebene, wegen weiter zunehmender Kaufzurückhaltung – wieder die Kaufkraft auf dem Markt zurück. Der Absatz ist seinerzeit durch die Brüningsche Politik gedrosselt, keineswegs als Mittel gegen die damalige Erwerbslosigkeit stimuliert worden. Stimuliert wurde der Absatz erst, als später Finanzierungsmethoden, progressive Geldschöpfungsmethoden des Währungspolitikers Schacht die Geldmenge/Kaufkraftmenge vergrößerten. - Der Vollständigkeit sei an dieser Stelle angeführt, daß sich damals nicht nur die Reduzierung der Geldumlaufgeschwindigkeit sehr schädlich auswirkte sondern gleichzeitig der Rückgang der bankengeschöpften Giralgeldmenge. Wegen der unsicheren Wirtschaftslage reduzierten beziehungsweise plünderten die Bankkunden damals verbreitet ihre Giralgeldkonten, was die Banken dazu zwang, beträchtliche Anteile ihres selbstgeschöpften Giralgeldes wieder aus dem Verkehr zu nehmen, Geld, Kaufkraft – wie es im Fachjargon heißt - zu "vernichten". - Es verdient dargelegt zu werden, daß auch dieser Zusammenhang als Grund dafür aufgezeigt werden muß, daß die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken eingestellt, verboten gehört. – Vielleicht sprechen wir darüber noch bei anderer Gelegenheit. Jetzt vielleicht einige weitere andere Einzelüberlegungen zum Thema "angebotsorientierte" Kostensenkungen, ja ?

 

 

Nicht die Lohnkosten eines Unternehmens

sind eventuell zu hoch,

sondern sein Absatz ist vielleicht zu gering

 

F.: Ja, bitte.

A.: Wenn der Staat Wirtschaftsunternehmen aus Steuermitteln subventionieren soll, muß gefragt werden, ob die entsprechend klagenden Unternehmen gegebenenfalls tatsächlich zu teuer arbeiten, weil sie wirklich zu hohe Kosten zu tragen haben, Lohnkosten etwa, oder weil konjunkturbedingte allgemein verbreitete Absatzschwierigkeiten bestehen, also wegen Kaufkraftmangels zwangsläufig nur insgesamt weniger Erträge erwirtschaftet werden können, als sie zum Ausgleich ihrer Kosten erforderlich sind. Im letzteren Fall müssen nämlich nicht die Kosten gesenkt werden – also nicht etwa die Löhne/Gehälter, weder unmittelbar noch über die Lohnnebenkosten - sondern es muß die Konjunktur, der Absatz belebt werden – durch Zurverfügungstellung von mehr Geld/Kaufkraft für den Markt als Ganzes. – Die nicht unmittelbar produktionsgebundenen, gewissermaßen fixen Kosten eines Betriebes gehen ja nicht in dem Maße zurück, wie – konjunkturbedingt – der Absatz sinkt; also muß gegebenenfalls durch eine progressive Konjunkturpolitik die Absatzmöglichkeit gesteigert werden. Kann der Absatz – entsprechend konjunkturbegünstigt – gesteigert werden, verteilen sich die fixen Lohnkosten auf eine größere Produktivität und sind dann nicht zu hoch. Was natürlich nicht nur dann gilt, wenn der Absatz konjunkturbegünstigt steigt, sondern auch, wenn erfolgreicher Absatzmöglichkeiten akquiriert oder die Angebotspalette dem Markt besser angepaßt worden sind.

Daß der Versuch, die Konjunktur, die Absatzmöglichkeit vielleicht durch eine Deflationspolitik nach Brüning zu beleben, das Gegenteil vom Angestrebten bewirkt, habe ich soeben bereits angesprochen.

 

 

Die häufig erhobene absurde Forderung speziell nach

Senkung von Löhnen und Gehältern

 

F.: Anfangs war nur von einer Senkung der Lohnnebenkosten die Rede, später hielt es der eine oder der andere Unternehmer, Wissenschaftler, Politiker, Publizist auch für opportun, – "zwecks Belebung der Konjunktur und Überwindung der Erwerbslosigkeit", so hieß es – sogar eine direkte Senkung von Löhnen und Gehältern – unter das bestehende Tarifniveau – vorzuschlagen beziehungsweise zu fordern. – Dazu Sie, Herr Woltmann-Zeitler?!

A.: Gern. - Sofern Arbeitgeber in diese Richtung argumentierten, war dies legitim, denn Eigennutz ist menschlich; sofern dies allerdings Wissenschaftler, Politiker oder Publizisten taten, begann es sich hier um eine Absurdität zu handeln. – Denn: (Da wir über die negativen Folgen einer Lohn-Preis-Spirale nach unten bereits gesprochen haben, an dieser Stelle lediglich noch eine mehr grundsätzliche Feststellung zum Thema).

Im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert hat die Wissenschaft Materialien und Produktionsmethoden entwickelt (Stichwort Automatisierung), welche die Herstellung und Verteilung von Gütern für den menschlichen Bedarf wesentlich erleichtern. Es können heute viel mehr Bedarfsgüter hergestellt werden und dies bei Einsatz von viel weniger menschlicher Arbeitskraft. Alles das ist ein Segen, der uns via menschlichem Geist zuteil geworden ist. Der technische und technologische Fortschritt ist ein Fortschritt, den die Menschheit getan hat.

Und jetzt kommt die Absurdität: Während wir einerseits den Segen des menschlichen Fortschritts erfahren, während uns Menschen dieser Fortschritt zur Verfügung steht, wird gleichzeitig die Reduzierung des menschlichen Wohlstands vorgeschlagen, weil angeblich für unvermeidbar gehalten. Es wird so argumentiert, als wäre der Fortschritt ein Fluch, als müsse uns menschlicher Erfindergeist unvermeidbar schaden. Als gereichte uns die Tatsache, daß der Mensch jetzt – aufgrund des technischen Fortschritts – für den gleichen Ertrag nur noch weniger arbeiten muß, nicht zum Vorteil sondern insofern zum Schaden, als daß er jetzt nur noch weniger verdienen darf. – Ich mag hier eigentlich nicht polemisieren, aber das nenne ich absurd.

Vernünftig ist dagegen doch wohl folgende Überlegung: Wenn der technische Fortschritt eine größere Produktivität ermöglicht, ist das für die Menschheit ein Fortschritt; und den entsprechenden Vorteil, dürfen wir nutzen, können wir auch nutzen, wenn wir uns nur in den Stand versetzen, diese größere Produktivität auch auf dem Markt – gegen mehr Geld ! – umzusetzen.

 

 

Bei Preissenkungen kann die Konkurrenz oft/meist mitziehen

 

F.: Können Preissenkungen – gegebenenfalls ermöglicht durch Lohnsenkungen – nicht doch den Absatz steigern und so Erwerbsarbeitsplätze schaffen oder sichern ?

A: Wenn jemand Kostensenkungen, gegebenenfalls Lohnkostensenkungen fordert, weil seine Konkurrenz angeblich billiger anbietet und er gleichziehen möchte, kann die entsprechende Darstellung einmal ein Trick sein, mit dem er nur sich einen Vorteil verschaffen möchte. Zum anderen ist es vorstellbar – wir haben das schon gesehen – daß der betreffende Unternehmer seine durchschnittlichen Stückkosten auch dann gesenkt bekäme, wenn er durch eigene Leistungen – erfolgreichere Akquisition beziehungsweise Gestaltung eines besser marktangepaßten Produktangebots – seine verkauften Stückzahlen, seinen entsprechenden Absatz vergrößern würde – beziehungsweise – entscheidend – wenn die staatliche Konjunkturpolitik, sprich die Geldmengenpolitik der zentralen Notenbank, ihm einen umfangreicheren Umsatz ermöglichen würde.

 

F.: Und ?

A.: Beachtet werden muß hier aber nicht zuletzt, daß ein Konkurrent auf eine angeblich anpassende Preissenkungsmaßnahme unseres Unternehmers nicht selten wieder mit einer erneuten Preissenkung seinerseits reagieren kann; er bekommt ja die gleichen Lohnkostensubventionen (sowie eventuell auch Zins- und Steuervergünstigungen). Außerdem hat er ja gegebenenfalls noch "Spielraum" in seinen Preisen. Er lag zuvor vielleicht nur geringfügig unter dem Konkurrenzpreis, weil er sein Kosten-Preis-Verhältnis ja noch gar nicht ausreizen mußte. Er wollte ja nur leicht billiger anbieten, um das Geschäft machen zu können, dabei seinen Gewinn aber zunächst nicht unnötig schmälern. – Stellen Sie sich vor, ein „Tante-Emma-Laden“ senkt seinen Preise, um etwa gegen den Diskounter „Li-di“ bestehen zu könen. Die Folge ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, daß „Li-di“ weiter reduziert. Denn „Li-di“ hatte vorher keineswegs ausgereizte „Tiefstpreise“ angeboten sondern nur relativ geringfügig niedrigere als „Tante Emma“, gerade entsprechend niedrigere, um die Kunden von dieser wegzulocken. Es entbehrt nicht einer gewissen Tragikomik, daß „Tante Emma“ mit ihren – höheren – Preisen geradezu sicherstellt, daß „Li-di“ nicht wirklich billig sein muß sondern eben nur billiger, dabei immer noch locker relativ teuer bleiben kann, um selbst viel zu verdienen.

Eine Preissenkungspolitik, ein entsprechender Trend ist immer eine mißliche Sache – wir zeigten das an anderer Stelle auf. Besser ist, die umlaufende Geldmenge ist groß genug, damit insgesamt genug abgesetzt und somit die Preise gehalten werden können und ein Verdrängungswettbewerb über den Preis nicht stattfinden muß.

 

 

Auch Zinssenkungen können nicht helfen

 

F.: Arme „Tante Emma“ ! Und jetzt zu den Zinsen !

A.: Hinsichtlich einer Absenkung der Zentralbankzinsen sind zwei Aspekte zu beachten:

Einerseits wirkt sich eine solche Zinssenkung - im Prinzip - günstig für die Konjunktur aus. Je niedriger die Zinsen sind, desto prinzipiell größer wird das Interesse, Zentralbankkredite aufzunehmen und damit eine Geldschöpfung und damit eine Vergrößerung der umlaufenden Geldmenge, der Absatz belebenden Kaufkraftmenge zu bewirken. – Aufgewogen wird der aufgezeigte - theoretische - Vorteil durch die praktischen Umstände, daß einmal in Zeiten schlechter Absatzkonjunktur trotz niedriger Zinsen weniger Kredite gefragt sind, weil sich Investition jetzt nicht lohnen; so wird also trotz niedriger Zinsen wenig Geld "geschöpft", was konjunkturmäßig wünschenswert gewesen wäre. - Darüber hinaus ist es überhaupt so, daß Zinssätze für Kreditnehmer eigentlich von sekundärer Wichtigkeit sind. Denn: Wenn sich eine kreditfinanzierte Investition durch günstige Absatzchancen gut zu amortisieren verspricht, dann ist der aufzubringende Zinssatz immerhin nur ein zweitrangiges Problem. – Vor Beginn der derzeitigen Wirtschaftskrise, bis zu den Siebziger Jahren, waren die Zinsen in Deutschland verhältnismäßig hoch; da aber der Absatz florierte, wurden Kredite zu diesen hohen Sätzen aufgenommen – noch und noch – und voller Absatzerwartung investiert.

Also: In Zeiten einer Krise mag eine Zinssenkung den Gewinn eines Kreditnehmers rechnerisch vergrößern, die Konjunktur belebt eine Zinssenkung nicht relevant. Die Konjunktur muß durch die Vergrößerung der Kaufkraftmenge belebt werden.

 

 

Auch Steuersenkungen

bringen nicht die notwendige Konjunkturbelebung

 

F.: Herr Woltmann-Zeitler. Lohnsenkungen bringen nichts, Zinssenkungen helfen auch nicht wirklich – jedenfalls nicht der Konjunktur auf die Sprünge. Sagen Sie. Aber Steuersenkungen ?

A.: Steuersenkungen bringen – an der Konjunktur gemessen – auch nichts. – Es ist für einen Steuerzahler zunächst angenehm, wenn die Steuersätze gesenkt werden; es bleibt ihm selbst mehr, der Staat bekommt weniger. Es kann allerdings jetzt passieren, daß der Staat, der Leistungen nun nicht mehr mit Steuergeldern finanzieren kann, die Gebühren für seine Leistungen erhöhen oder die entsprechenden Leistungen einschränken muß. Dann hat der Steuerzahler in seine eine Tasche verdient und aus der anderen wird ihm genommen.

Von tatsächlicher Relevanz ist allerdings der Umstand, daß eine Steuersenkung die im Markt wirksame Kaufkraft nicht vergrößert. Ob jetzt der Steuerbürger mehr ausgeben kann – für den Konsum oder indem er investiert – und der Staat entsprechend weniger, ist hinsichtlich der Konjunkturbedingungen gleich; es geht immer um die nämliche Kaufkraftmenge. Auch bei einer Steuererhöhung verändert sich die Grundsituation nicht. Zwar kann jetzt der Steuerzahler weniger Geld ausgeben, aber der Staat dafür genau die gleiche Summe mehr. Ein Null-Summen-Spiel. – Man darf sich durch die Forderungen nach Steuerermäßigungen nicht verwirren lassen. Diese Forderungen sind egoistisch schon legitim, aber sie sind keine konjunkturpolitischen Forderungen.

 

Der Anstieg der Rohölpreise beeinträchtigt die Wirtschaftskonjunktur in Deutschland tatsächlich nicht !

 

F.: Immer geht ein Aufschrei durch unser Land, wenn der „Konjunktur-, Wachstums- und Job-Killer“ Rohölpreis-Erhöhung“ zugeschlagen hat. ...

A.:... auch Unsinn. -

a) Zu Beginn unserer richtigstellenden Überlegungen zu entsprechender These setzen wir das von den Menschen in Deutschland produzierte Sozialprodukt mit 100 Prozent an. – Dann nehmen wir als Beispiel, daß die Deutschen davon 90 Prozent selbst kaufen. Zehn Prozent transferieren sie in die Öllieferländer, importieren dafür den Energie- und Rohstoff Öl. Die Ölländer bekommen also für ihr Öl zehn Prozent des deutschen Sozialproduktes.

b) Nehmen wir weiter als Beispiel, daß die Öllieferanten vom Tag X an ihre Preise erhöhen, das heißt für ihr Öl nicht mehr nur zehn sondern fortan 20 Prozent des deutschen Sozialproduktes beanspruchen.

c) Dann fließt in die Ölländer jetzt 20 Prozent des deutschen Arbeitsertrages; für die Menschen in Deutschland verbleiben nur noch 80 Prozent. 20 Prozent können die ölliefernden Länder erwerben, 80 behalten die Deutschen. 20 Prozent plus 80 Prozent machen immer noch 100 Prozent – wie zuvor.

d) Es kann also festgestellt werden: Die Konjunkturlage in Deutschland ist durch die Ölpreiserhöhung tatsächlich nicht beeinträchtigt worden. Sie erlaubt und erbringt weiterhin wie zuvor ein Sozialprodukt von 100 Prozent. Auch auf dem Arbeitsmarkt kann demzufolge weiterhin die gleiche Zahl von Menschen beschäftigt werden wie vor der Ölpreiserhöhung.

e) Aber immerhin: Der Lebensstandard der Menschen in Deutschland ist aufgrund der Ölpreiserhöhung gesunken. Man kann jetzt nur noch 80 statt vorher 90 Prozent des eigenen Sozialproduktes selbst konsumieren. Man hat zehn Prozent weniger Geld zur eigenen Verfügung.

f) Will man diese Wohlstandseinbuße nicht hinnehmen, kann man sie kompensieren, indem man statt am Anfang der Entwicklung 100 Prozent Sozialprodukt zehn Prozent mehr, also nun 110 Prozent erstellt – durch entsprechende Mehrarbeit. Dann bekommen die Ölländer ihre eingeforderten 20 Prozent und für die Deutschen verbleiben wieder 90 Prozent.

g) Doch dann wieder: Will man in Deutschland zehn Prozent mehr Sozialprodukt erzeugen – 110 statt 100 Prozent – muß man eine Währungspolitik betreiben, die es ermöglicht, daß das Sozialprodukt-Mehr von zehn Prozent auch auf dem Markt zusätzlich abgesetzt werden kann – gegen mehr Geld/Kaufkraft.

h) Das heißt: Unsere Zentrale Notenbank muß gegebenenfalls - dann unabdingbar - entsprechend viel zusätzliches im Markt kaufaktiv wirkendes Geld neu in Umlauf setzen.

i) Fazit: Wird mehr Geld/Kaufkraft im Umlauf gesetzt, ist entsprechend mehr Sozialprodukt möglich. Wird mehr Sozialprodukt produziert, wird Wohlstandseinbuße durch Ölpreiserhöhung vermieden.

 

F.: Frage: Was kann dagegen getan werden, daß durch eine Erhöhung der Öl-Energie- und Rohstoffpreise deutsche Exporte teuerer und damit im Ausland nicht absetzbar werden ?

A.: Antwort: Wenn die Verkaufspreise nicht erhöht werden können, ein Kostenfaktor aber unvermeidbar größer wird – hier der Energie-/Rohstoffpreis -, muß – wenn man auf den Verkauf und damit auf die Produktion der entsprechenden Güter nicht verzichten will - ein anderer Kostenfaktor – hier der Kostenfaktor Löhne – gesenkt werden. Die entsprechende Wohlstandseinbuße – zunächst - könnte wiederum dadurch kompensiert werden, daß man entsprechend mehr arbeitet. Geringerer Stundenlohn, dafür aber mehr - bezahlte selbstverständlich – Arbeitsstunden.

 

F.: ...“mehr bezahlte Arbeitsstunden“ – und das in Zeiten von Erwerbslosigkeit. ...

A.: ... Wenn man trotz Ölpreiserhöhung und zwecks Erhaltung des überkommenen Wohlstands mehr arbeiten, das heißt: mehr produzieren will, muß man dafür sorgen, daß das Mehr an Produktion auch auf dem Markt gegen Geld/Kaufkraft abgesetzt werden kann. Siehe vor ! Eine grundsätzliche Bemerkung hier zum Schluß: Die immer mal wieder in Rede stehende, von den Ölländern betriebene Ölpreiserhöhung ist einwandfrei moralisch gerechtfertigt. – Denn: Die Menschen in den Ölförderländern verfügen heute noch über einen im Durchschnitt viel niedrigeren Lebensstandard als die Menschen in den Ölverbraucher-Ländern. Man hat also einen gewaltigen und berechtigten Nachholbedarf. Zudem wissen die Menschen dort, daß sie – einerseits - ihren Ölverkaufspreis bis heute - zu Lasten ihre eigenen Haushaltung - relativ niedrig gehalten haben, während die ölkonsumierenden Länder - andererseits - auf ihre relativ niedrigen Einstandspreise oft spektakulär hohe Steuern aufgeschlagen haben – zu Gunsten wiederum ihrer Haushalte. Man bedenke: Ölland X "verzichtet" auf beträchtliche Einnahmen – Verbraucherland Y kassiert – entsprechend – zig Milliarden an Mineral- und Ökosteuern. Wenn man die Ökosteuer wenigstens in Entwicklungshilfeprojekte investieren würde ! - Speziell auf die Frage, ob den Deutschen Mehrarbeit zu Gunsten einer akzeptierten Ölpreiserhöhung zugemutet werden darf, ist zu antworten: Erstens: Wenn das erkrankte Kind eines Erwerbstätigen aufwendiger als bisher versorgt werden muß, der Vater aber den Lebensstandard seiner Gesamtfamilie nicht reduzieren möchte, ist dieser auch mehr oder weniger fraglos zu Mehrarbeit bereit. Es gibt also entsprechende Gründe, die auf Verständnis stoßen. Zweitens: Die Menschen in Deutschland müssen in unserer Zeit im allgemeinen nur weniger als 40 Stunde pro Woche arbeiten. Diese relativ kurzen Arbeitszeiten verdanken sie unter anderem dem bis heute billigen Öl. Wenn die Bewohner der Ölstaaten nun inzwischen mehr Nutzen auch für sich aus ihren Bodenschätzen ziehen wollen, werden die Deutschen nicht daran vorbeikommen, wieder ein wenig länger zu arbeiten. Drittens: Die angesprochene Ölpreiserhöhung zu akzeptieren ist am Ende nicht nur ein moralisches Gebot sondern wahrscheinlich auch eines der Vernunft. Denn wenn die sogenannten Entwicklungs- oder Schwellenvölker zukünftig nicht im größeren Ausmaß am Wohlstand auf dieser Erde partizipieren können als bisher, werden diese die reichen Länder wohl unabdingbar mit einem andauernden Aufruhr und Terror bekämpfen, vor dem es dann kein Entrinnen gibt. Akzeptanz der Ölpreiserhöhung sichert oder bringt also denkbar Frieden.

 

 

Arbeitszeitverkürzungen

verringern die Erwerbslosigkeit nicht

 

F.: Weniger Arbeit – kürzere Arbeitszeiten ?

A.: Die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung als angebliches Mittel gegen die Erwerbslosigkeit ist, klar gesehen, keine Forderung zugunsten der Überwindung oder Milderung der Krise, sondern nur nach einer möglichst gerechten Verteilung von deren Folgen. Die Befürworter von Arbeitszeitverkürzung wollen nach der Maxime vorgehen: Wenn etwas Lebenswichtiges knapp ist, muß es gerecht verteilt werden. Aber die Wirklichkeit ist: die Erwerbsarbeit ist eigentlich nicht wirklich knapp. ...

 

F.: ...nicht knapp ? ...

A.: Überlegen wir: Menschen möchten Erwerbsarbeit verrichten, um Geld zu verdienen, mit dem sie dann ihre Bedürfnisse befriedigen könnten. Sie würden auf Dauer nicht zu Erwerbszwecken arbeiten, sprich: Geld verdienen mögen, wenn ihre Bedürfnisse bereits befriedigt wären. Wenn also die Tatsache, daß sie Erwerbsarbeit leisten wollen, beweist, daß sie unbefriedigte Bedürfnisse haben, und wenn ihre Bedürfnisse nur durch die Schaffung von Gütern per Arbeit befriedigt werden können, beweist der Wunsch, Erwerbsarbeit zu leisten, das Vorhandensein von ausreichend viel Erwerbsarbeit. Es muß also nicht Arbeit "gerecht" verteilt werden, durch Verkürzung der Wochenarbeitszeit (30 Stunden ?) oder der Lebensarbeitszeit (60 Jahre ?), oder durch das Verbot von Überstunden oder die Verhinderung von Teilzeit-Nebenbeschäftigungen. Es ist in Wirklichkeit genügend Erwerbsarbeit da für jeden, der Erwerbsarbeit leisten möchte; sein Arbeitswille beweist es. Woran es mangelt ist – in unserer heutigen arbeitsteiligen Wirtschaft – die hinreichende Handelbarkeit, Tauschbarkeit der produzierten Güter - aufgrund unzureichender Versorgung der Wirtschaft mit unserem Tauschmittel Geld. Wir brauchen also keine verordnete Arbeitszeitverkürzung – weder eine ohne einen sogenannten Lohnausgleich, noch eine mit Lohnausgleich. Beide Maßnahmen sind im übrigen – wie Praktiker wissen - politisch nicht durchsetzbar.

 

 

Relevante Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich

sind politisch nicht durchsetzbar oder sind eine Zumutung

 

F.:Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich.

A.: Unter keinen Umständen ist es beispielsweise politisch durchsetzbar, jenen Bürgern in unserem Land, die heute über einen ihnen Wohlstand (Haus, Pkw, Urlaub und so weiter) gewährleistenden Erwerbsarbeitsplatz verfügen – diese Bürger bilden die Mehrheit der Wähler aller Parteien -, einen für sie entscheidenden Teil ihres bisherigen Einkommens zugunsten bisher Erwerbsloser zu nehmen. Personalchefs wissen davon zu berichten, wie Spitzenkräfte, auf welche die Firmen angewiesen sind, darauf bestehen, Überstunden machen zu dürfen. Überstunden werden längst als Teil der normalen Arbeitszeit verstanden.

Jeder Politiker, der wiedergewählt werden möchte, würde sich denn auch, wenn es zum Schwur käme, bestimmt immer hüten, nach mehr als nach Brosamen auf den Tischen der Arbeitsplatzbesitzer zu greifen; und diese Brosamen - Arbeitszeitminuten und Lohnpfennige - würden im Fall des Falles nicht einmal für diejenigen Menschen reichen, die in Zukunft zusätzlich dann erwerbslos werden, wenn die Produktivität der Erwerbstätigen weiter steigt, aber nicht mehr Produktion abgesetzt werden kann. Und sie würden auch nicht den Alterwerbslosen zugutekommen – Auch die Arbeitgeber würden das Spiel nicht wirklich mitspielen, weil sie niemals Arbeitsstunden altbewährter Mitarbeiter gegen Arbeitsstunden neuer, noch unerfahrener Arbeitskräfte eintauschen mögen beziehungsweise ohne Not jene Leute wiedereinstellen wollen, die sie angesichts herrschender schlechter Auftragslage vielleicht erst kurz zuvor bewußt als erste freigesetzt haben.

Und wenn eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich doch durchsetzbar wäre, hätten jedenfalls die von einer solchen Politik zu ihrem Nachteil Betroffenen meist drückenden Grund, sie als unzumutbar abzulehnen: Die Empfänger niedriger Löhne und Gehälter verdienen meist so wenig, daß jede Einkommensminderung für sie nur bedeuten kann, daß bei ihnen das Geld nicht mehr für den nackten Lebensunterhalt ausreicht; und bei den Besserverdienern dürfte es so sein, daß diese ihre bisherigen – höheren – Einkünfte nicht schmälern lassen können, weil sie gerade den Teil ihres Einkommens zur Abzahlung etwa ihres Eigenheims unbedingt benötigen, der da umverteilt werden soll. Eine Erwerbsarbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich bedeutet eine Reduzierung des Lebensstandards in einer Zeit, in welcher der technische Fortschritt den Menschen eigentlich mehr Wohlstand bringen könnte – und sollte.

 

 

Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich

ist derzeit eine Utopie

 

F.: Aber eine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich wäre doch eine Möglichkeit. Viele Unternehmen, Arbeitgeber verdienen doch genug, um diese finanzieren zu können, oder ?

A.: Ich halte nichts von Utopien. - Eine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich kann - in unserer heutigen gesellschaftlichen Wirklichkeit - deshalb nicht in einem relevanten Maß realisiert werden, weil die Produktionsstätten in unserem Land den sogenannten Arbeitgebern gehören und diese Arbeitgeber jenen Ertragsanteil ihrer Betriebe, der über die Löhne und Gehälter, die auf dem freien Arbeitsmarkt gezahlt werden müssen, hinausgeht, für sich, die Eigentümer der Produktionsmittel, beanspruchen. Die schütten genannten Ertragsanteil niemals freiwillig und in relevantem Maße als "Lohnausgleich für weniger geleistete Erwerbsarbeit" an ihre Arbeitnehmer aus. Wollte man sie entsprechend zwingen, käme das einer Enteignung gleich, und die kann man nur durchsetzen, wenn man eine neue "Oktoberrevolution" inszenieren wollte. Eine grausige Utopie !

 

 

Nicht Investitionen in Arbeitsplätze sind primär gefragt

sondern Absatzplätze im Inland

 

F.: Herr Woltmann-Zeitler. – Wenn ein Mensch arbeiten soll, benötigt er einen Arbeitsplatz. Wer erwerbslos ist, hat keinen solchen. Müssen da nicht Arbeitsplätze geschaffen werden, um die derzeitige Erwerbslosigkeit zu verringern, zu überwinden ?

A.: Oh ! Entschuldigung ! Jeder Straßensänger verfügt über einen potentiellen Arbeitsplatz. Prinzipiell jeder Mensch kann auf der Straße singen, ist also nicht eigentlich ohne Arbeit, arbeitslos. Aber er verfügt nicht über einen Erwerbsarbeitsplatz, weil das „Publikum“ nicht einer unbegrenzt großen Zahl von Sängern Münzen in den Hut zu werfen bereit und in der Lage ist. - Die immer wieder apodiktisch an die Unternehmer gestellte Forderung, sie sollten mehr Mut zeigen und "mehr in Arbeitsplätze investieren" ist deshalb in unserem Land und in unserer Zeit eine Zumutung. Wir sollten den Durchschnitt unserer Unternehmerschaft nicht unterschätzen und ihr zutrauen, daß sie meist "mutig" investiert, wenn nur eine Investition als vernünftig angesehen werden darf. In unserer Zeit wäre es aber übermütig, also nicht vernünftig, in mehr Erwerbsarbeitsplätze zu investieren, da in Deutschland heute insgesamt nicht mehr Güter abgesetzt werden können – mangels Kaufkraft -, als bisher absetzbar sind. - Investitionen in Produktionseinrichtungen lohnen sich heute nur, wenn es sich in einzelnen Unternehmen um Ersatzinvestitionen oder Investitionen in einem Verdrängungswettbewerb handelt – dann schaffen diese aber gewiß keine neuen zusätzlichen Erwerbsarbeitsplätze – oder wenn "rationalisiert" werden soll, um Arbeitskräfte sogar einzusparen. Wenn in Deutschland in insgesamt mehr Erwerbsarbeitsplätze investiert werden soll, muß zuerst sichergestellt werden – von der zentralen Notenbank, daß sich auch ein Mehr an Absatzplätzen auf dem Markt anbietet, daß die Nachfrage nach Gütern durch ein Mehr an Kaufkraft, Geld entsprechend steigt.

 

 

Exportförderungen helfen nicht

 

F.: Wir sind ein Exportland. Unsere Industrie lebt überwiegend vom Export. Deutsche Arbeiter produzieren überwiegend Exportgüter. Wir müssen den Export unterstützen, fördern, um Erwerbsarbeitsplätze zu sichern, neue zu schaffen ...

A.: ... so heißt es, ja.- Aber: Wer die Bedeutung des Exports für den deutschen sogenannten Arbeitsmarkt richtig, nützlich bewerten will, muß sich mit zwei tatsächlichen Gegebenheiten auseinandersetzen. Erstens: Um den Export zu fördern, muß man adäquat den Inlandsmarkt für Importe öffnen. Zweitens: Wenn der Export zurückgeht, steigen im Prinzip die Absatzmöglichkeiten auf dem Inlandsmarkt.

Zu erstens: Es ist im Prinzip so, daß ein ausländischer Importeur, der Güter der deutschen Exportwirtschaft erwerben möchte, dazu deutsche Devisen benötigt. Die muß er selbst oder ein Geschäftspartner, dem er sie abkauft, durch Verkäufe nach Deutschland erwerben. Oder die Variante: Ein deutscher Produzent erwirbt durch seinen Export ins Ausland ausländische Devisen. Dann muß er oder sein Geschäftspartner, dem er die Devisen verkauft, im Prinzip anschließend mit diesen Devisen im Ausland Importgüter erwerben, um die in Deutschland zu verkaufen; damit er mit dem Verkaufserlös seine Produktionskosten für die Exportgüter abdecken kann. - Je mehr nun in Deutschland Importgüter abgesetzt werden müssen, um wechselseitig Export zu ermöglichen, desto weniger deutsche Kaufkraft bleibt übrig, mit der Inlandsgüter im Land abgesetzt werden können. Es ist also nicht etwa so, daß man mit einer Steigerung des Exports prinzipiell das deutsche Sozialprodukt insgesamt erhöhen und die Erwerbslosigkeit mindern kann. Fazit: Je mehr Export zu Gunsten des deutschen Arbeitsmarktes, desto mehr Import insgesamt , also desto weniger Inlandsabsatz in der Summe – dies andererseits wieder zu Lasten des deutschen Arbeitsmarktes. Hier haben wir ein arbeitsmarktpolitisches Null-Summen-Spiel.

Zwar ist es so, daß ein deutscher Exporteur seine im Ausland erworbenen Devisen nicht zwingend – direkt oder indirekt – wieder für den Import verwenden muß. Die zentrale Notenbank kauft ihm diese Devisen gegebenenfalls gegen Inlandswährung ab; aber sie verkauft diese Devisen im allgemeinen auch wieder gegen nationale Währung. So sie die Devisen nicht wieder verkaufen kann sondern deponieren muß, verwaltet sie einen sogenannten Exportüberschuß. Der hat dann allerdings wieder einen geradezu absurden Aspekt: Hat ein Land auf Dauer einen Exportüberschuß zu verzeichnen, hat seine Wirtschaft den Wert des Überschusses für diese Zeit dem Ausland quasi geschenkt. Es hat Güter ins Ausland geliefert und dafür jedenfalls zunächst nichts zurückerhalten; den Preis für die Exportgüter hat vielmehr die landeseigene Notenbank vermittels Geldschöpfung bezahlt. Der Vollständigkeit halber ist hier allerdings festzuhalten, daß der sogenannte Exportüberschuß, so absurd, wie er einerseits ist, den Vorteil zeitigt, daß er die Geldmenge, die Kaufkraftmenge im Inland vergrößert, denn die zentrale Notenbank gibt ja für den bei ihr deponierten Devisenüberschuß neu geschöpfte Inlandswährung aus. Die sie allerdings dann auch wieder – kaufkraftmindernd - einzieht, wenn ihr die Devisen von inländischen Importeuren gegen in diesem Zusammenhang von der Notenbank zu vernichtende Inlandswährung abgekauft werden. Dann vergrößert sich der Kaufkraftmangel wieder. ...

 

F.: ...

A.: ... Einen Moment noch, bitte ! - Zu zweitens - noch ein arbeitsmarktpolitisches Null-Summen-Spiel im Zusammenhang mit dem Export: Die Produktmenge, die die Wirtschaft nur weniger für den Exportzieren kann, die kann sie jetzt als Plus für den Inlandsmarkt mehr erzeugen.

Zusammengefaßt die Lehre: Exportförderungen können dem Arbeitsmarkt im Prinzip nicht helfen. Vielmehr gilt: Je mehr exportiert wird, desto weniger Inlandsgüter können im Inland abgesetzt werden, weil entsprechend Importgüter angeboten werden. Andererseits: Je mehr Absatz im Inland insgesamt möglich ist (aufgrund einer progressiven Versorgung des Marktes mit Inlandswährung), desto mehr kann importiert werden. Und dann erst: Je mehr importiert wird (weil die Importgüter gegen genügend Inlandswährung absetzbar sind), desto mehr kann ins Ausland exportiert werden. Auf den Inlandsabsatz kommt es also an. ...

 

 

Importbeschränkungen schaden dem Export

 

F.: ...

A.: ... Lassen Sie mich das noch ausführen. Das gehört zum vorher Gesagten: Dem Vorhergesagten ist zu entnehmen, daß eine Drosselung des Imports – wie auch immer bewerkstelligt – zwar den Absatz deutscher Güter auf dem deutschen Inlandsmarkt begünstigt, dafür aber die Exportmöglichkeiten entsprechend einschränkt. - Arbeitsmarktpolitisch wieder ein Null-Summen-Spiel. – Wenn wir – aus welchem Grund auch immer – weniger importieren, bekommt das Ausland weniger von unserer Währung zu seiner Verfügung und kann dann entsprechend weniger von unserem Exportangebot kaufen. Unsere Exportmöglichkeiten gehen also entsprechend zurück. – Das ist auch dann so, wenn wir gegen ausländische Devisen importieren respektive weniger importieren. Wenn wir weniger ausländische Devisen benötigen, sind wir nur noch geringer daran interessiert, deutschen Exporteuren diese Devisen, die diese für ihre Exporte hereinholen, abzukaufen. Die deutschen Exporteure müssen aber die von ihnen erworbene Fremdwährung, im Prinzip, gegen Inlandswährung eintauschen können, damit sie mit dieser Inlandswährung ihre Produktionskosten im Inland abdecken können. Es sei denn, sie verkaufen ihre Devisen an die zentrale Notenbank, diese nimmt die Devisen ins Depot, gibt neu geschöpftes Inlandsgeld dafür aus – und "schenkt" dem Ausland die entsprechende Exportüberschußmenge quasi – jedenfalls vorübergehend. Ich zeigte diesen Zusammenhang soeben auf.

 

 

Sind wir vom Export abhängig -

und wenn ja wie weit ? –

Antwort: Exportmeister zu sein ist schädlich für Deutschland

 

F.: Nun dann, wie ist das mit der Exportabhängigkeit Deutschlands ?

A.: Da sollten wir folgendes mitdenken: Der Mensch arbeitet – wenn er sich nicht wirklich karitativ bemüht – immer explizit für sich selbst. Direkt, wenn er Güter produziert, die er selbst benötigt oder sich wünscht. Indirekt arbeitet er auch dann für sich selbst, wenn er Leistungen erstellt, die zwar für andere bestimmt sind, er dies aber letztlich doch nur tut, weil er zu Geld kommen will, um bei den Anderen Güter erwerben zu können, an denen wiederum er interessiert ist. - Und diese Feststellung ist auch auf den Warenexport zu übertragen.

Auf Deutschland bezogen heißt das, daß wir eigentlich nur dann Güter vernünftigerweise exportieren, wenn wir – hier erneut abgesehen von den Fällen, in den wir karitativ wirken wollen - Devisen erwirtschaften möchten, für die wir danach Waren im Devisen-Ausland einkaufen können, Waren, die wir selbst benötigen oder haben möchten. Wir sollten dagegen nicht deswegen exportieren wollen, weil wir im Inland nicht so viel absetzen können, wie wir zu produzieren in der Lage sind. (EU-Ausland ist in diesem Zusammenhang als Währungsinland zu verstehen.) Sinn des Exports sollte nicht der Export an sich sein sondern die Möglichkeit von Import.

Nun ist Deutschland Exportmeister, sogar Export-Weltmeister. Was besagt das beziehungsweise was hat das für Folgen ?

a) Wir exportieren – von allen gefordert, gefördert und begrüßt - außerordentlich viel.

b) Unsere Wirtschaft ist in diesem Zusammenhang unverhältnismäßig stark auf die Produktion von Exportgütern ausgerichtet, was zur Folge hat, daß, wenn das Ausland weniger kaufen kann oder mag, die entsprechenden deutschen Unternehmen Absatzschwierigkeiten, jedenfalls Umstellungsschwierigkeiten bekommen.

c) Wir nehmen außerordentlich viel Devisen ein, was nach sich zieht, daß wir außerordentlich viel mit diesen Devisen importieren (müssen) und deshalb bei uns die Absatzmöglichkeiten für Inlandsprodukte entsprechend eingeschränkt sind. Wenn unsere Wirtschaft insgesamt weniger exportieren würde, könnte sie – insgesamt – mehr Produkte im Inland absetzen – und zwar unbeeinflußt vom Ausland, nur gesteuert durch die Größe der Euro-Kaufkraft im eigenen Land.

d) Zwischenbemerkung: Hier soll nicht einer ungebührlichen Einschränkung des Imports das Wort geredet werden. Was an Notwendigem oder auch nur Wünschenswertem nur im Devisen-Ausland anzuschaffen ist, was dort billiger oder besser angeboten wird, das sollte durchaus weiterhin importiert werden. Aber wir importieren heute nicht nur derartige Waren. Wir importieren wesentlich auch, weil wir aufgrund unseres – von allen Seiten gestützten - großen Exportvolumens ungesund viel Importe fordernde Devisen hereinholen. Beziehungsweise weil das Ausland, in das wir unsere Exportgüter mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – einschließlich des der Bestechung – hineinpressen, seinerseits nach Deutschland exportieren muß, der Devisen wegen, die die entsprechenden Länder zur Bezahlung unserer Lieferungen doch benötigen. Umgekehrt ist das Ausland viel weniger, als es vielleicht den Anschein hat, auf unsere Exporte wirklich angewiesen, keinesfalls in einem Umfang, daß wir dort geradezu helfen müssten. Die USA könnten schon auch sparsamere Autos produzieren, die asiatischen Länder solche mit repräsentativem Komfort.

e) Zu den Folgen des aufgeblähten Außenhandels: Dieser zu große Außenhandel erfordert viel mehr Transport-Infrastruktur, viel mehr Ressourcen (Häfen, Flugplätze, Energie, Treibstoff), schadet viel mehr der Umwelt als ein auf einen kleineren Radius beschränkter bescheidener. Neue Pisten für die Flughäfen in Frankfurt und München, bessere Bedingungen für die Schiffahrt in Hamburg wären bei einem maßvolleren internationalen Handel entbehrlich – auch kostensparend.

f) Devisenerlöse aus Exporten (siehe c)) müssen in der Praxis nicht vollständig und sogleich zur Bezahlung von Importen verwendet werden (durch die Exportfirmen selbst oder durch Importeure, die ihnen die Devisen mehr oder weniger direkt abnehmen), die Exporteure können sie auch bei der Deutschen Bundesbank gegen Euro eintauschen; und so geschieht es auch tatsächlich und in großem Maße. Die Bundesbank nun gibt diese Devisen in so weit wieder her, wie deutsche Importeure sie mit Euro zurückkaufen oder wie sie diese auf dem internationalen Finanzmarkt gegen Euro absetzt – den Rest der Devisen hebt sie in ihren Tresoren auf. Die in den Tresoren bewahrten sogenannten Devisenreserven haben allerdings einen absurden Aspekt: In dem Maße, in dem Deutschland mehr Devisen einnimmt, als es ausgibt, hat es mehr Waren ins Ausland, hier: in die Nicht-Euro-Zone, selbst geliefert, als es aus diesem Bereich geliefert bekommen hat (wertmäßig). Das heißt dann, daß der Exportüberschuß von Deutschland dem Euro-Ausland auf Kredit verkauft oder, wenn die Bundesbank die Devisenbestände dauerhaft hält, de facto geschenkt wurde. Das einem dauerhaften Devisen-Überschuß entsprechende Exportvolumen wurde der deutschen Exportwirtschaft dann nicht durch die Käufer in den Importländern sondern durch die Deutsche Bundesbank bezahlt. Abenteuerlich ! Und noch etwas: Wenn die Bundesbank Exporteuren Devisen gegen Euro abkauft und die eingenommen Devisen irgend wann wieder verkauft, muß damit gerechnet werden, daß der Wechselkurs der Fremdwährung inzwischen gefallen ist. Dann hat die Bundesbank mehr bezahlt als von ihr eingenommen wurde, das heißt Verlust gemacht. Sie hat das entsprechende Verlustgeschäft dem deutschen Exporteur abgenommen, der vorher ohne Kursrisiko hat verkaufen können. Der hier angesprochene Bundesbankverlust geht sodann in die Bundesbankbilanz ein, mindert den Bundbankgewinn – und das zu Lasten des Bundeshaushalts, dem dieser Gewinn jährlich zukommt, also letztlich zu Lasten des Steuerbürgers. So gesehen zahlt schlußendlich der Steuerzahler in Deutschland einen Teil der Waren, die Deutschland zuvor ins Nicht-Euro-Ausland geliefert hat. Angemessener wäre es, wenn ein Exporteur die von ihm eingenommenen Devisen selbst und zum jeweiligen Tageskurs verkaufen müßte. Dann würde er vorsichtiger verkaufen und sich statt dessen mehr um den Inlandsmarkt kümmern, das heißt: Produkte herstellen, nach denen dort Bedarf besteht. Selbstverständlich müßte er dann gleichzeitig bei der Politik darauf drängen, daß diese für eine ausreichende Versorgung des Inlandsmarktes mit Kaufkraft beziehungsweise also mit Geld sorgt, was leicht möglich ist.

 

 

Ausländer "stehlen" nicht Arbeitsplätze

 

F.: Im Zusammenhang mit dem Problem Erwerbslosigkeit gilt es offenbar, zwei Fragen zu klären: a) Nehmen Ausländer Einheimischen in ihrem Gastland Arbeitsplätze weg ? Und b) Nehmen die Menschen im Ausland den Menschen etwa in Deutschland Arbeitsplätze weg, vielleicht dann, wenn Unternehmen in Deutschland Produktionsstätten aus Deutschland ins Ausland verlagern ?

A.: Zu a): Ausländer "stehlen" in ihrem Gastland den einheimischen nicht wirklich Erwerbsplätze. Es grassiert zwar die Sorge, ja der Vorwurf, Ausländer würden Einheimischen "Arbeitsplätze", sprich "Erwerbsarbeitsplätze" wegnehmen. Dieser Vorwurf ist jedoch falsch, die Sorge  tatsächlich nicht sachlich begründet.

Ausländer nehmen Einheimischen niemals – in der Summe – angesprochene "Arbeitsplätze"/"Arbeit" weg. Denn: Sie wollen sämtlich arbeiten, um mit ihrem Lohn ihre Bedürfnisse befriedigen zu können. Und diese Bedürfnisse bedeuten Arbeit, müssen durch Arbeit abgedeckt werden. Demnach: Mehr Ausländer, mehr Bedürfnisse, – in der Summe - mehr Arbeit. Selbst wenn Arbeitsplätze, technische, im engen Sinn des Wortes verstanden, fehlen würden, so müßten diese immer auch geschaffen werden – durch Arbeit.

Allerdings erfordern mehr Menschen (Einheimische plus Zugewanderte) auch mehr Umsatz, mehr Absatzmöglichkeiten – durch Einsatz von mehr Kaufkraft; und dieses Mehr an Kaufkraft/Geld muß die zentrale Notenbank zur Verfügung stellen. Das müßte sie ja ebenfalls, wenn die Zahl der einheimischen, der deutschen Bevölkerung sich entsprechend vergrößert hätte. - Glaubte man wirklich, Erwerbslosigkeit durch Zuzugsbeschränkungen für Ausländer mildern beziehungsweise überwinden zu können, zu müssen, (weniger Menschen – weniger Erwerbslose ?), müßte man logischerweise auch eine Geburtenbeschränkung für ein entsprechend geeignetes Mittel halten. (Man argumentiert ja manchmal sogar in diese Richtung, wenn man verlautbart, die Erwerbslosigkeit sei zurückgegangen, weil entsprechend der Alterspyramide viele Menschen in Renten gegangen sind und nur ein geburtenschwacher Jahrgang nachgerückt ist.)

 

F.: Da ist dann aber das leidige Thema von der Auslandsverlagerung von Produktionsstätten.

A.: Ja, zu b): Auch ein solches Vorgehen muß im Inland keine Arbeitsplätze kosten. Überlegen wir:

Erstens: Wenn ein – nehmen wir diesen – deutscher Investor im Ausland eine Produktionsstätte einrichtet, vielleicht eine solche aus dem Inland nach dort verlagert, könnte diese Produktionsstätte im Ausland gerade so gut ein Ausländer aufgebaut haben. Und mit dieser neuen Produktionsstätte müßten die Menschen in unserem Inland dann leben. Würden sie auch. Das wäre ja normal, hätte es immer schon gegeben. Im Laufe der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich immer wieder Produktionsstätten im Ausland aufgetan, die es dort vorher nicht gegeben hat, deren entsprechende Produkte zuvor vielleicht aus dem überkommenen Industriestaat Deutschland dort hin geliefert worden waren. Nur zwei Beispiele: Früher hat Deutschland sehr viel Kohle gefördert, später liefert diese Kohle dann zum großen Teil US-Amerika. Früher lieferte Deutschland Betonstahl und sonstiges nicht spezialisiertes Eisenmaterial auch nach Indien, später bauten deutsche Industriewerk-Einrichter Stahlwerke dort in Indien, und seit dem produziert man die früher aus Deutschland importierten entsprechenden Waren dort selbst.

Zweitens: Wenn wie vorerwähnt Arbeitsplätze aus Deutschland ins Ausland verlagert werden, verursacht das in Deutschland unausweichlich Erwerbslosigkeit ? - Nein ! Die auf diese frei werdenden Arbeitskräfte müssen in Deutschland nur anderweitig produktiv eingesetzt werden. Das war, wie gesagt, in der Vergangenheit immer so. Freiwerdende Arbeitskräfte wechselten in andere meist attraktivere Berufe über. Diese entsprechenden attraktiveren Erwerbsmöglichkeiten gab es damals; im Ruhrgebiet etablierten sich seinerzeit statt schmutziger Kohlenzechen zahllose vergleichsweise saubere Industriezweige. – Vergleichbare Möglichkeiten müssen auch heute sichergestellt werden, wenn heute – quasi für Deutschland überholte – Produktionen ins Ausland abwandern. Dabei ist ja Bedarf nach neuen oder jedenfalls zusätzlich anderen Produkten, die es vielleicht heute noch zu wenig gibt, in gewaltigem Ausmaß vorhanden – ich habe es schon aufgezählt: Gesunde Nahrungsmittel, mehr ausreichenden (Familien-)Wohnraum, umweltunbedenkliche Energieträger und Verkehrssystem, Bildung, Kultur. - Voraussetzung für die Lösung des Problems "Neue, andere Arbeitsplätze" ist lediglich, daß dafür gesorgt wird, daß die neuen zusätzlichen Produkte auch auf dem Markt – gegen Geld/Kaufkraft – abgesetzt werden können, was heute nicht der Fall ist, da unsere Zentrale Notenbank die umlaufende Geldmenge viel zu klein hält.

 

F.: Und wenn – drittens - die neuen – aus Deutschland verlagerten oder ganz und gar neu errichteten – ausländischen Produktionsstätten den innerdeutschen Markt mit billigeren Angeboten überschwemmen und damit dann auch weitere in bisher in Deutschland verbliebene entsprechende deutsche Unternehmen aus dem Markt drängen – was dann ?

A.: Diese Frage habe ich teilweise schon unter „zweitens“ beantwortet. - Und dann: Dann sollten wir die preiswerteren Angebote solange genießen, wie sie preiswerter bleiben. (Was nicht für immer währt: Auch die Lohnansprüche der Menschen im Ausland steigen mit der Zeit – nach Angebot und Nachfrage, wenn dort die Arbeitslosigkeit zurückgeht –; und danach steigen auch die von dort geforderten Preise.) Wenn uns das Ausland Waren billiger liefert, als wir sie selbst herstellen können oder herstellen mögen, weil wir an diesen Produkten mehr verdienen möchten, als wie es die ausländischen Anbieter – noch - verlangen, ist das mißlich für die gering verdienenden, billigen Ausländer – aber ein "Segen" für uns Deutsche. Wenn wir ausländische Waren billiger, für weniger Geld kaufen können, ist es uns selbst möglich, weniger zu arbeiten, da wir weniger Geld brauchen, um die gleiche Menge Güter kaufen zu können wie früher. Wir müssen dann allerdings gegebenenfals selbst etwas anderes herstellen – und absetzen können – gegen dann ausreichend viel umlaufende Kaufkraft.

Fazit: Fürchten wir uns nicht vor dem "fremden Mann" – lösen wir unser Währungsproblem.

 

 

„Schwarzarbeit" bewirkt nicht Erwerbslosigkeit

 

F.: Viele Unternehmer schimpfen über „parasitäre“ Schwarzarbeiter. Wenn die ihnen nicht Aufträge wegnähmen, könnten sie weitere Arbeitsplätze schaffen, - jetzt vielleicht erwerbslose – Arbeitskräfte einstellen.

A.: Ich kann mir ehrlich vorstellen: Ich würde gegebenenfalls auch schimpfen. Dieses Schimpfen ist durchaus verständlich; wären Sie Unternehmer, würden Sie im entsprechenden Fall ebenso reagieren. Es ist doch nachvollziehbar "ärgerlich", wenn der "Arbeitnehmer" eines Firmeninhabers außerhalb der offiziellen Arbeitszeit mit seinem Fahrrad irgendwohin in die Nachbarschaft fährt, um sich dort durch sogenannte Schwarzarbeit ein paar Euro für seinen Lebensunterhalt hinzuzuverdienen. Und – wie gesagt "ärgerlich": unser Unternehmer verdient da nicht mit. – Auch daß der Fiskus höchst unzufrieden darüber ist, wenn er von dem Schwarzarbeitslohn keine Steuern kassiert, kann man sich denken. Obwohl man hier schon Vorbehalte anmelden darf: Es ist letztlich nicht moralisch, wenn der Staat von einem Bürger deshalb mehr Steuern einzieht, weil dieser –  doch im Schweiße seines Angesichts – mehr arbeitet. Mehrarbeit darf doch gerechterweise nicht bestraft werden. Aber über steuerpolitische Fragen kann hier aus Platzgründen nicht diskutiert werden.

 

F.: Nun im Ernst !

A.: Gut. – Eindeutig ernst meine ich, wenn ich sage – und über diesen Aspekt sollte Meinungsübereinstimmung angestrebt werden -, daß Schwarzarbeit in keinem Fall Erwerbslosigkeit bewirkt oder vergrößert und daß die Verhinderung von Schwarzarbeit herrschende Erwerbslosigkeit auch nicht verringert. - Mag ja sein, daß Unternehmer nach Abschaffung von Schwarzarbeit mehr "reguläre" Arbeitsplätze einrichten könnten und vielleicht würden. Was mit Fug und Recht bezweifelt werden darf, denn das hieße, daß sie sich personalmäßig üppiger als vorsichtig ausstatten müßten, was sie angesichts herrschender Konjunkturkrise, das heißt permanent herrschender Absatzunsicherheit in der Regel sicherheitshalber nicht tun werden. Eher fiele der Schwarzarbeiter dann in eine Art von Teilarbeitslosigkeit zurück, könnte jetzt nur noch weniger arbeiten als zuvor. Der Schwarzrarbeiter arbeitet ja nicht deshalb zusätzlich zu seiner "regulären" Berufstätigkeit, weil er als "Volksschädling" Unwesen treiben möchte, sondern weil er zusätzlichen Arbeitslohn benötigt oder zu benötigen meint und sein "offizieller Arbeitgeber" ihm nicht die Möglichkeit bietet – bieten kann -, sich diesen zu verdienen. Der sogenannte Arbeitnehmer hätte ja gar nichts dagegen – im Gegenteil -, seinen angestrebten Mehrverdienst – voll rentenversichert und mit professioneller technischer Ausrüstung versehen – bei seinem "weißen" Unternehmer abzuleisten. Erlaubt dieser aber nicht. Und würde der Arbeitgeber es einrichten, daß der Arbeitnehmer jetzt länger bei ihm arbeiten kann (Überstunden !), weil es ihm gelungen ist, die sonst Schwarzarbeit in seine offizielle Auftragsliste aufzunehmen, wäre wieder kein zusätzlicher Arbeitsplatz entstanden. - Sehen wir Arbeitslosigkeit und Schwarzarbeit also nicht mehr ernsthaft in einem Zusammenhang.

 

 

Die sogenannte regionale Wirtschaftsförderung

ist nicht wirklich hilfreich

 

F.: Jeder Bürgermeister, jeder Ministerpräsident ist stolz auf seine „regionale Wirtschaftsförderung“, mit der er die Erwerbslosigkeit in seinem Wirkungsbereich bekämpft. – Zu recht ?

A.: Die Summe des möglichen Güterabsatzes innerhalb eines Währungsgebietes ist quasi eine fixe Größe, bestimmt durch die Kaufkraftmenge, die Güter kaufen will, das heißt: durch die im Markt umlaufende Geldmenge. Sie kann nicht dadurch insgesamt vergrößert werden, daß man irgendwo die Neugründung einer Produktionsstätte – wie auch immer – fördert. Die Absatzchancen einer jeden Neugründung gehen – als Wertsumme gesehen - immer absolut in gleichem Umfang zu Lasten von Absatzchancen bereits etablierter beziehungsweise sonst wo geplanter Betriebe. Erzielt die Neugründung A einen neu geschaffenen Absatz von A1, muß der Absatz des Alt-/Konkurrenzbetriebes B wertmäßig um B1 zurückgehen. Das gleiche gilt für „Verschiebungen“ von Erwerbsarbeitsplätzen. Wenn beispielsweise ein Bürgermeister Unternehmensgründungen anwirbt, um in seinem Bezirk "Arbeitsplätze zu schaffen", konkurriert er nur mit anderen Regionen, denen er gegebenenfalls Erwerbsarbeitsplätze wegnimmt oder vorenthält. Wenn er sich seine Werbeaktivitäten gar Steuermittel kosten läßt, ist also zu bedenken, daß er mit seiner Subvention keinesfalls insgesamt das Sozialprodukt im gesamten Währungsgebiet erhöht. Im Falle des Falles und wenn ausreichend Absatzmöglichkeiten gegeben sind, würde der neue Betrieb auf jeden Fall irgendwo gegründet; die Staatshilfe begünstigt eventuell eine einzelne Region gegen die Interessen anderer Regionen - und den Gewinn des umworbenen Unternehmens – wenn dasselbe subventioniert, steuerbegünstigt oder etwa mit billigen Immobilien angelockt worden ist.

 

 

J.M.Keynes kann nicht helfen

 

F.: Etwa die Hälfte unserer Wirtschaftswissenschaftler glaubt irgendwie, die entsprechenden Lehren des englischen Nationalökonomen J.M.Keynes wiesen den Weg aus unserer heutigen Wirtschaftskrise.

A.: Der für manche Zeitgenossen heute berüchtigte, für manche immer noch hoch geachtete englische Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes hatte richtig erkannt, daß es zwingend von der aktiven Kaufkraftmenge im Markt abhängig ist, ob der Markt boomt oder kriselt, ob eine Vollbeschäftigung oder eine Erwerbslosigkeit verzeichnet werden muß. Folgerichtig wollte er in Zeiten von Absatzschwierigkeiten, einer depressiven Krise die Nachfrage im Wirtschaftskreislauf angebot- und bedarfentsprechend steigern. – Wobei er also im Prinzip in die richtige Richtung dachte; leider war jedoch seine Vorstellung von der Realisierung seiner Absicht unzureichend.

 

F.: ... ? ...

A.: Keynes schlug nämlich – vereinfacht wiedergegeben – vor, der Staat solle in entsprechenden Zeiten vermehrt Kredite, Schulden aufnehmen ("deficit spending"), Steuern erheben und die ihm auf diese Weise zufließenden zusätzlichen Finanzmittel beschäftigungswirksam investieren, auf daß mehr Absatz ermöglicht, Erwerbsbeschäftigung geschaffen werde. Dabei übersah er freilich, daß seine Maßnahmen die insgesamt im Markt kaufaktive Geldmenge gar nicht wirklich vergrößerten, daß der Staat das in seine Beschäftigungsprogramme investierte Geld der Wirtschaft gegebenenfalls zuvor weggenommen hat, so daß diese die entsprechende Kaufkraft nun nicht mehr selbst einsetzen kann. Eine "Jacke-wie-Hose-Maßnahme" also, die die Konjunktur in Wirklichkeit eben doch nicht belebt.

Insoweit wie das vom Staat investierte Geld direkt oder indirekt als neu geschöpftes Geld von der Zentralen Notenbank kommen soll, vermehrt es zwar tatsächlich die umlaufende Kaufkraftmenge; die Tatsache aber, daß es ich bei diesem zusätzlichen Geld immer um als Schuldengeld verstandenes Geld handelt – Zentralbanken verleihen Geld nur und Schulden, besonders Staatschulden, sind nun einmal in der öffentlichen Meinung verpönt -, diese Tatsache also wirkt jedoch immer so stark als Bremse, daß die auf diese Weise zufließende Geldmenge niemals ausreichen kann.

Bewußte oder unbewußte Anhänger der entsprechenden Theorie von Keynes haben immer wieder versucht, Erwerbslosigkeit mit solchen aufgelegten schulden- und steuerfinanzierten Konjunkturprogrammen zu bekämpfen; sie sind allerdings immer gescheitert. Keynes' Programm erwies sich immer als ein Programm für ein "Hornberger Schießen", denn dazu, die Geldmenge wirklich, tatsächlich zu vergrößern, durch tatsächliche Neuemessionen, dazu konnten sich die "Keynesianer" nicht durchringen. – Deshalb: Dieser Keynes ist – sagt man heute - out !

 

 

Heilmittel Geldwertstabilität ?

 

F.:Wirtschaftswissenschaftler, Wirtschaftspolitiker, Wirtschaftsjournalisten verlautbaren immer wieder, Voraussetzung für Wirtschaftswachstum, für eine Überwindung oder nur Milderung der derzeitigen Massenerwerbslosigkeit sei eine möglichst weitgehende Geldwertstabilität. – Herr Woltmann-Zeitler, was meinen Sie ?

A.: Diese Verlautbarungen sind eindeutig falsch. Eine – wenn nicht gerade dramatische – Geldwertminderung mag vielleicht in irgend einer anderen Hinsicht unangenehm sein, arbeitsmarktpolitisch schädlich ist sie nicht. – Richtig ist umgekehrt, daß eine laufend leichtere Geldwertminderung die Wirtschaft belebt: Wenn in Aussicht steht, daß der Geldwert leicht sinkt, die Preise im allgemeinen leicht anziehen, besteht bei den Geldbesitzern das Interesse, Anschaffungen eher heute als morgen zu tätigen. Das Geld läuft schneller um, die Kaufkraftmenge wächst, der Absatz steigt. Es gibt Grund, mehr zu produzieren, mehr und neue Erwerbsarbeitsplätze einzurichten, Erwerbswillige einzustellen. Die Krise auf dem Erwerbsstellenmarkt geht zurück. Anders zu Zeiten allgemeiner - sogenannter - stabiler Preise, „sogenannter“, weil die Preise – im Durchschnitt - dann meist rückläufig sind. In solchen Zeiten wartet jeder immerzu mehr oder weniger auf seine Chance sinkender Preise, darauf, daß man billiger einkaufen kann. Wenn man eine Anschaffung nicht unbedingt sofort tätigen muß, stellt man sie zurück bis zu einer günstigeren Gelegenheit. Der Absatz stagniert – bestenfalls. Und die Warenanbieter locken zwecks Absatzbelebung mit Preisreduzierungen; ein neuer Grund für die potentiellen Käufer, mit dem Kauf noch weiter zu warten bis zum besonderen Schnäppchen. Ein solch depressiver Trend setzt sich meist Stufe um Stufe fort. Mehr und mehr geht unter solchen Bedingungen der Absatz zurück, wird die Produktion – vernünftigerweise - eingeschränkt, können beziehungsweise müssen Arbeitskräfte freigestellt werden, wächst die Erwerbslosigkeit. - Es ist eben für die Wirtschaft insgesamt besser, wenn viel Geld, wenn es denn sein müßte, eventuell ein leicht im Wert zurückgehendes, hinter einem im Prinzip knapperen Warenangebot herläuft, ein sogenannter – für die Verkäufer günstigerer – Verkäufermarkt herrscht, als wenn sich die Verkäufer oft geradezu prostituieren müssen, um ihre Waren gegen sich zurückhaltendes Geld loswerden zu können – wenn ein Käufermarkt gegeben ist.

 

F.: Haben Sie nicht doch Angst, sich zu sehr unbeliebt zu machen, wenn Sie erklären, stabiles Geld sei von zweitrangiger Bedeutung ? Wo doch die Menschen immerzu eben um die Sicherheit ihrer Geldanlagen fürchten.

A.: Die Sicherheit von Geldanlagen kann durch das von mir empfohlene „Kreditwert-Sicherheitssystem“ gewährleistet werden. Ich habe es immer wieder ausführlich dargestellt. An einer Geldwertstabilität im engen Wortsinn oder gar an einem Wertzuwachs beim Geld - als Kaufkraft - ist die Wirtschaft dagegen in ihrer Gesamtheit im Prinzip nicht interessiert, sondern immer nur vielleicht ein Geldbesitzer, der abwarten möchte, weil er abwarten kann. Es wurde von mir zudem bereits darauf hingewiesen, daß eine moderate Geldwertminderung beim Geld dem Geldbesitzer nicht relevant schadet. Rechnen Sie einmal nach, was der Geldlbesitzer, der über ein Jahr im Durchschnitt 300 Euro in seiner Geldbörse beziehungsweise auf seinem Girokonto hält, bei einer Geldwertminderung um 3 Prozent verliert !

 

F.: Neun Euro ...

A.: ... ja, mehr nicht. - Und dafür hätten wir dann eine gesunde Konjunktur.

 

 

Selbstbetrug ABM

 

F.: Der Staat bemüht sich, die Zahl der Erwerbslosen durch sogenannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) zu vermindern. – ist er da immerhin erfolgreich ?

A.: Nein ! Sie sind zwar gut gemeint, aber diese „Maßnahmen“ verringern die Zahl der Arbeitslosen keinesfalls wirklich. Sie praktizieren lediglich eine besondere Art von Erwerbslosengeld-Zahlung: Während sonst bei Erwerbslosigkeit direkt an den Erwerbslosen gezahlt wird, fließt das Geld hier indirekt über einen eingeschalteten Unternehmer. Der bekommt seine Lohnzahlung subventioniert und stellt dann eine entsprechende ABM-Kraft - vielleicht - zusätzlich ein, weil sie subventioniert wird, also billig ist, oder gegebenenfalls gar statt einer "normalen" Arbeitskraft. Auf jeden Fall begünstigt die ABM-Regelung so gut wie ausschließlich die Interessen des eingeschalteten Unternehmens. Generell wird ein Unternehmer ja nur dann zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, wenn er ein Mehr an Produktion absetzen kann, was ja nicht dadurch bewirkt wird, daß die von ihm beschäftigten Arbeiter kostengünstig sind, das heißt ganz oder teilweise von der sogenannten Arbeitsagentur bezahlt werden. – Daß die ABM-Beschäftigten in der Statistik nicht als Erwerbslose gezählt werden, ist eine Augenwischerei.

 

 

Die Scheinlösungen

"Kombilohn", "Ich-AG", "1-Euro-Job" etc.

 

F.: Herr Woltmann-Zeitler, ich möchte nicht als Politiker von Ihrer Bewertung abhängig sein. – Vor Ihren Augen findet  auch nichts Gnade. – Die Instrumente „Kombilohn“, „Ich-AG“, „1-Euro-Job“ auch nicht ?

F.: An dieser Stelle also eine Bemerkung zum vorgeschlagenen sogenannten Kombilohn beziehungsweise zur Ich-AG, zum 1-Eur-Job:

Bei den entsprechenden Konzepten darf zwar schon erwartet werden, daß eine – wenn auch nur eine im Verhältnis zur Millionen-Erwerbslosenzahl sehr kleine - Anzahl erwerbsloser Mitbürger einen staatlich subventionierten Job – unselbständigen beim Kombilohn, selbständigen bei der Ich-AG - annehmen beziehungsweise selbst einrichten wird, wenn also der Staat denen zum niedrigen Lohn einen Zuschuß ("Kombilohn"/Zuschuß zur Ich-AG) zahlt. Und daß also beim Kombilohn der eine oder andere Arbeitgeber auch gegebenenfalls tatsächlich einen zuvor erwerbslosen Arbeitnehmer neu einstellt, beziehungsweise die Ich-AG bewirkt, daß ein Erwerbsloser zum Unternehmer wird und damit die Arbeitslosenverwaltung entlastet - wenn die beiden Konzepte sich rechnen, weil die Öffentliche Hand einen Teil des Lohnes respektive der Betriebskosten übernimmt. Ein zusätzlicher Mitarbeiter wird dann auch die Produktivkraft des betreffenden Unternehmens entsprechend vergrößern beziehungsweise ein Ich-AG-Unternehmer neue Produktivkraft schaffen.

 

F.: ...aber ? ...

A.: Allerdings gibt eine solche Ausweitung der Produktivkraft tatsächlich absolut keinen Sinn, wenn doch nicht ebenso die Absatzmöglichkeiten in der Wirtschaft insgesamt größer werden. Und das werden sie auf keinen Fall, weil ja die Kaufkraftmenge, die Geldmenge im Markt nicht dadurch ausgeweitet wird, daß der Staat Lohn- oder Betriebskostenzuschüsse zahlt und zudem deshalb unabdingbar die entsprechenden Gelder irgendwo anders abziehen muß.

Durch die – zusätzliche - Einrichtung beziehungsweise Förderung von – im Kern - Billiglohnstellen schafft der Staat lediglich Überkapazitäten, die zweifellos in absehbarer Zeit wieder abgebaut werden müssen, indem bei passender Gelegenheit konsequenterweise andere Arbeitsplätze gestrichen werden - müssen.

Dann bleiben als Ergebnis einer sogenannten Kombilohn-/Ich-AG-Aktion am Ende nur zwei Konsequenzen übrig. Erstens: der Staat hat hunderte Millionen ausgegeben, die er wo anders dringend benötigt hätte. Und zweitens: Arbeitgeber haben Kosten eingespart und auf diese Weise ihre Gewinne erhöht beziehungsweise stabilisiert, oder Ich-AG-isten haben ihren Lebensunterhalt zum Teil als Staatsbedienstete verdient. – Eine Massenerwerbslosigkeit dagegen wird nicht tatsächlich zurückgeschraubt. - Der Kombilohn, die Ich-AG sind deshalb in Bezug auf die Lage auf dem Arbeitsmarkt schlicht Unsinn.

Lassen Sie ich noch kurz darauf hinweisen, daß jede zweite „Ich-AG“ binnen kurzr Zeit wieder „schließt“ – mindestens jede zweite – und daß dann oft die „Ich-Aktionäre“ ihr vielleicht gespartes Vermögen, ihre eventuellen Rücklagen verbraten haben.

 

 

Subventionierung von Lohnkosten ?

 

F.: Von Subventionen halten Sie nichts, oder ?

A.: Nun, ich halte die Marktwirtschaft für die beste Wirtschaftsform. Und Subventionen passen tatsächlich nur in wenigen strategisch bestimmten Ausnahmefällen zur Marktwirtschaft. Unter bestimmten Zukunftsperspektiven. Ich meine, wir haben diese schon einmal kurz angesprochen.

Es ist jedenfalls festzuhalten, daß eine Subventionierung von Lohnkosten (von sogenannten Lohnnebenkosten, die ja in Wirklichkeit auch vollgültige Lohnkosten sind) zwar aus dem Staatshaushalt bezahlt, dadurch dann aber immer in vollem Umfang vom Steuerzahler, das heißt vom Bürger aufgebracht wird. Falls dem Bürger die Subventionierung also nicht klar mehr Nutzen bringt, als sie ihn kostet, schadet sie ihm zunächst einmal per saldo. Deshalb ist auf jeden Fall zu prüfen, ob die Subventionierung arbeitsmarktpolitisch etwas bringt beziehungsweise ob ein vielleicht wünschenswerter Kostensenkungseffekt nicht auf andere Weise erzielt werden kann.

Wenn die Lohnkosten aus Steuermitteln subventioniert, aus Steuern, die ja der Bürger aufbringen muß, könnte man dann nicht – einfacher - gleich seinen Lohn, sein Gehalt reduzieren. Oder ? Das käme doch für den Beschäftigten auf das ungefähr Gleiche heraus. – Und es stellt sich in diesem Zusammenhang ganz allgemein die – zugegeben: polemische - Frage an die Forderer von Lohnkostensenkungen: Wenn man die Erwerbslosenzahl durch eine Lohnkostensenkung reduzieren möchte, würde man dann die Erwerbslosigkeit als solche nicht - folgerichtig - durch eine Lohnkostenabsenkung auf nahe Null fast gänzlich überwinden können ? In einem solchen Fall wären ja alle Beschäftigungswilligen in Arbeit. Wären sie aber auch in Brot - bei einem Nahe-Null-Einkommen ? Das ist die Frage. Die Frage ist: Ist es tatsächlich unabdingbar nötig, ist es nicht statt dessen eher absurd, daß Erwerbsarbeitnehmer auf Erwerbseinkommen verzichten sollen, damit sie einer Erwerbsarbeit überhaupt nachgehen können ?

 

F.: Zwischenfrage: Es wird von bestimmter Seite vorgeschlagen, die Lohnkostensubventionierung solle nicht direkt aus dem Staatshaushalt finanziert werden sondern durch eine zusätzliche andere Steuer – die "Ökosteuer" beispielsweise ...

A.: Da muß dann erwidert werden, daß in einem Fall von Lohnkostensubventionierung - plus – bei gleichzeitiger Verpflichtung zur Zahlung einer zusätzlichen Steuer (der Öko-Steuer oder, wenn diese zur Refinanzierung der Lohnkosten staatlicherseits nicht ausreicht, einer anderen Steuer) - minus - ein Kostensenkungseffekt für das "angebotsorientierte" Unternehmen überhaupt nicht eintritt.

Und noch einmal die Frage: Ist die Lohnkostenreduzierung überhaupt notwendig ? – Antwort: Ganz gewiß nicht für alle Unternehmen. Also nicht linear für die, aus welchen Gründen immer, bedürftigen und gleichzeitig ebenso für diejenigen Unternehmen, welche auskömmlich wirtschaften können oder sogar mehr oder weniger große Gewinne machen. Wer Gewinne macht, der braucht ja nicht unbedingt Kosten einzusparen beziehungsweise diese subventioniert zu bekommen, damit sich der Gewinn gegebenenfalls noch weiter erhöht. – Und wer da geltend machen will, er benötige Gewinne – hohe – um diese in seinen Betrieb reinvestieren zu können, der sei darauf hingewiesen, daß er ja – derzeit besonders billiges - Fremdkapital zur Ausweitung beziehungsweise eventueller Modernisierung seines Unternehmens einsetzen kann – eventuell seinen Mitarbeitern den Lohn teilweise in Form von Mitarbeiteraktien auszahlen könnte. Dem Betrieb ist es egal, ob er nur mit Eigenkapital oder eventuell auch mit dem Kapital aus Mitarbeiter- und/oder Fremdbeteiligungen arbeitet. – Wenn er nur genügend viel Produktion absetzen kann.

 

 

Ist Kurzarbeit die Lösung des Problems ?

 

F.: Kann Kurzarbeit das Problem lindern ?

A.: Entschuldigen Sie, diese Frage macht mich traurig.

 

F.: Wieso ?

A.: Also: Wenn die Summe der möglichen Arbeitsplätze und Arbeitszeitstunden tatsächlich knapp ist, ist es vielleicht gerecht, diese Summe auf alle oder möglichst viele Erwerbsarbeitsplatzsuchenden aufzuteilen. Den bisher schon beschäftigten Menschen Arbeitszeiten wegzunehmen und diese Arbeitszeiten den bisher arbeitslosen zuzuteilen. Die Summe der Arbeitszeiten wird dadurch nicht erhöht. Und die Erwerbslosigkeit tatsächlich, logisch nicht verringert sondern auf Teilarbeitszeiten, Kurzarbeitszeiten aufgesplittet. – Ich möchte nicht sarkastisch werden, also formal unsachlich, aber ich möchte fragen: Wenn wir Kurzarbeit 10 Stunden pro Woche einführen, haben wir dann, wenn dann tatsächlich alle Menschen so einen Arbeitsplatz bekommen können, 10 Stunden in der Woche, haben wir dann die Erwerbslosigkeit beseitigt, oder …

 

 

Was tun gegen wirkliche Drückeberger ?

 

F.: … gut, ich habe verstanden. – Nächste Frage: Was tun gegen sogenannte Drückeberger, diese Parasiten des für wirklich unvermeidlich erwerbslose Menschen gedachten „Sozialen Netzes“ ?

A.: Es gibt keine „wirklich unvermeidlich erwerbslose Menschen“; das argumentiere ich ja gebetsmühlenmäßig immer wieder herunter. Und beweise die Richtigkeit meiner Argumente. – Zu Ihrer Frage: Es gibt selbstverständlich nicht nur echte, tatsächliche Arbeitslose, die – trotz größter zumutbarer Anpassungsbereitschaft sogar – keinen Erwerbsarbeitsplatz finden können und denen das zuständige Arbeitsamt ("Arbeitsagentur") trotz größten Bemühens keine angemessene Stelle vermitteln beziehungsweise zuweisen kann; es gibt auch Drückeberger, die gar keinen offiziellen Erwerbsarbeitsplatz annehmen mögen, die sich vom sogenanntem Arbeitslosengeld und einem eventuellen schwarzen Hinzuverdienst einen schönen Tag machen. Was kann man gegen Letztere unternehmen, die keine Erwerbslosen sind sondern irgendwie Arbeitsfreigänger ? – Antwort: Wir müssen die "echte" Arbeitslosigkeit - durch eine hinreichende Geld-/Kaufkraftversorgung des Marktes – überwinden; wir müssen wie beschrieben dafür sorgen, daß Vollbeschäftigung herrscht und niemand mehr einen Erwerbsarbeitsplatz suchen muß, vielmehr von Unternehmerseite auf dem Markt Arbeitskräfte gesucht werden.

Wenn wir einen solchen Zustand erreicht haben, können wir die Auszahlung an dann nur noch scheinbare Arbeitslose, solche, die nicht invalid sind, einstellen. Dann bemühen sich die Drückeberger schon um eine Erwerbsstelle, und anschließend gibt es keine Drückeberger mehr. – Wenn wir vorher gegen nur vermeintlich zur Leistung von offizieller Erwerbsarbeit unwillige Bürger polemisieren und vielleicht sogar restriktive Maßnahmen treffen, ist die Gefahr zu groß, daß wir wirklich leidende Arbeitslose treffen und ihnen mit unserer Maßnahme ungerechtfertigt Schaden zufügen.

Es ist angebracht, an dieser Stelle speziell darauf hinzuweisen, daß es einem Arbeitslosen immer dann – verständlicherweise - schwer fällt, eine ihm zugewiesene neue Erwerbsstelle anzunehmen, wenn er nicht hinreichend sicher sein kann, daß der neue Arbeitsplatz ein Arbeitsplatz für die Dauer ist – ich komme auf dieses Problem gleich noch einmal zu sprechen -, oder wenn die Annahme eines neuen Erwerbsarbeitsplatzes für ihn eine soziale Zurückstufung bedeutet. Ein Erwerbsstellenwechsel bedeutet ja nicht selten einen Wechsel auch des Wohnortes und des gesamten sozialen Umfeldes, also einen Einschnitt in eine Biographie – von den entstehenden Kosten (eventueller Verkauf eines Eigenheims) einmal ganz abgesehen. Einen solchen Einschnitt mag man, nachvollziehbar, nur akzeptieren, wenn man an die Zukunft glauben kann. Ein vom Arbeitsamt in eine neue Stelle vermittelter Arbeitsloser muß einen unsicheren neuen Arbeitsplatz auch eventuell schon deshalb fürchten, weil jede seitens des Unternehmens ausgesprochene Entlassung den dokumentierten sogenannten beruflichen Werdegang des Arbeitnehmers weniger attraktiv werden läßt. Selbst wenn ein Mitarbeiter aus konjunkturellen Gründen entlassen wurde, ist er immerhin vielleicht als erster entlassen worden; und das sagt scheinbar nichts Gutes. - Auch wenn ein Stellensuchender eine niedriger eingestufte neue Tätigkeit übernimmt, beeinträchtigt er seinen hier angesprochenen Werdegang vielleicht entscheidend. Er hat immerhin eine Zurückstufung akzeptiert, und von der weg kann er sich in Zeiten von Arbeitslosigkeit gegebenenfalls nur schwer wieder hocharbeiten. – Denken wir auch an den Prestigeaspekt: Ein "zurückgestufter" Handwerksmeister muß seinem Sohn, dem der Vater Vorbild ist, gestehen, daß der Vater nun nicht mehr Meister sondern nur noch nachgeordneter Arbeiter ist. Ein solches Eingeständnis gibt der Psyche des Vaters und der des Sohnes möglicherweise einen Knacks.

Verlautbart wird auch immer wieder, Arbeitslose würden im Falle des Falles lieber Arbeitslosengeld beziehen als eine niedriger entlohnte Arbeitsstelle anzunehmen. Hilft es in solchen Fällen, das Arbeitslosengeld zu reduzieren ? Oder wäre es nicht richtiger, die niedrigen Löhne zu erhöhen ? – Nur ein Beispiel: Es werden gegebenenfalls von der Deutschen Post Briefzusteller dringend gesucht, obwohl im Lande doch Arbeitslosigkeit herrscht. Die Lösung: Erhöht man die verhältnismäßig niedrigen Gehälter der Postboten leistungs- und arbeitsumständegemäß, so wechseln vielleicht an sich branchenfremde Arbeitslose gern auf die freien Erwerbsarbeitsplätze. Entsprechend hält sie heute nicht das zu hohe Erwerbslosengeld ab sondern das zu niedrige Einkommen eines Postzustellers. (Selbstverständlich muß die Post die höheren Gehälter bezahlen können. Da müßte gegebenenfalls dann das Briefporto erhöht werden. Was wiederum nur dann politisch machbar ist, wenn den Postkunden ein höheres Porto zugemutet werden kann, weil die nicht arbeitslos sind beziehungsweise - in einer Zeit von Arbeitslosigkeit - zu nur mäßig hohen Löhnen oder Gehältern arbeiten müssen. Womit wir wieder bei der unglückseligen Kausalkette Arbeitslosigkeit wären.) Vermitteln kann man einem Arbeitslosen eine neue Stellung umso eher, je mehr freie Stellen tatsächlich am Markt sind. Woraus sich die Faustregel ergibt: Haben wir erst keine echte Arbeitslosigkeit mehr, gibt es am Ende auch keine Drückeberger.

 

 

Bildungspolitik hilft nicht gegen Arbeitslosigkeit

 

F.: Ist mangelnde Bildung nicht auch oder oft Ursache von allgemeiner Arbeitslosigkeit ? – Schafft eine gute Bildungspolitik Erwerbsarbeitsplätze ? Es wird doch immer wieder erklärt, Ursache der heutigen Arbeitslosigkeit beispielsweise in Deutschland sei auch die mangelnde und mangelhafte berufliche Qualifikation der Stellensuchenden. Schließlich gäbe es insgesamt eine relevante Fehlzahl an Fachkräften.

A.: Nein, nicht Fachkräftemangel ist schuld an Arbeitslosigkeit – Arbeitslosigkeit ist schuld an eventuellem Fachkräftemangel. - Denn Wirklichkeit ist, daß die Wirtschaft in ihrer Gesamtheit Fachkräfte absichtlich, das heißt: letztlich vernünftigerweise nur in begrenzter Zahl ausgebildet hat, eben weil zu wenig Erwerbsarbeitsplätze vorhanden beziehungsweise vor allen Dingen für die überschaubare Zukunft gesichert sind. In einer Krisenzeit, also in einer Zeit, in der höchst ungewiß ist, ob sich die Verhältnisse nicht noch verschlechtern, stellen Unternehmen nur gerade die Zahl von Mitarbeitern ein, die sie aktuell benötigen (beziehungsweise die sie kurzfristig und problemlos wieder entlassen können); nur dann wenn man sicher sein kann, daß die Konjunktur stabil ist oder gar expandiert, schult man um, bildet man weiter, bildet man aus, stellt man, strategisch vorausschauend, Lehrlinge und überhaupt Einarbeitungskräfte zu einer längerfristigen Schulung und Vorbereitung ein.

Vor 1970 etwa, als die Wirtschaft in Deutschland noch wirklich boomte, herrschte auch Fachkräftemangel. Deshalb stellte man, auf Jahre in die Zukunft schauend, freiwillig und ohne daß man sich dazu von Politikerseite auffordern ließ, ausreichend viel Schulabgänger ein, die man, rechtzeitig, zu Fachkräften selbst heranbilden wollte, und beschäftigte neben den bereits vorhandenen Fachkräften weniger ausgebildete, vielleicht noch branchenfremde Hilfskräfte, unterstützende "Assistenten", die den hinreichend qualifizierten Mitarbeitern die führende Betreuung eines größeren Bereichs ermöglichten - bis sie selbst zu Fachkräften geworden waren.

Und so wie damals würde die Wirtschaft auch heute verfahren. Sie würde nicht über einen Mangel an qualifizierten Kräften klagen (und allenfalls einmal in einem dringenden aktuellen Bedarfsfall ohne entsprechende eigene Investition eine Fachkraft bei einem Konkurrenten abwerben) sondern selbst qualifizieren. Aber die Zeiten, sie sind nicht so. Wenn man heute in Aus- und Umbildung investiert, kann es passieren, daß einen die Depression einholt, bevor man die Berufsbildungsmaßnahme abgeschlossen hat. Dann muß man vor einer Amortisation wieder entlassen, hat die Kosten in den Sand gesetzt. - Fazit: Fachkräftemangel ist nicht Ursache von Arbeitsbslosigkeit – umgekehrt wird ein Schuh draus !

 

 

Mehr Mobilität ?

 

F.: Nächste Frage …

A.: …. Nein lassen Sie mich bitte ergänzen ! -In diesem Zusammenhang sollte folgender Aspekt bedacht werden – ich hab diesen Aspekt unter dem Stichwort "Drückeberger" schon angesprochen: Mehr Mobilität darf von Arbeitslosen gerechterweise nur dann gefordert und erwartet werden, wenn ein offerierter neuer Arbeitsplatz auch sicher genug ist. Es darf von einem Arbeitslosen nicht verlangt werden, daß er Haus und Heimat aufgibt, vielleicht sogar sich von Frau und Kindern zu sehr abtrennt, irgendwo in der Ferne ein möbliertes Zimmer als "Zweitwohnsitz" teuer anmietet, wenn er befürchten muß, von seinem neuen Arbeitgeber gegebenenfalls schon bald wieder als erster auf die Straße gesetzt zu werden – konjunkturbedingt. Schon gar nicht darf man – beispielsweise - Eltern aus – sagen wir dem Allgäu – zumuten, ihre sechzehnjährige Tochter – "mobil" – nach – sagen wir – Hamburg umziehen zu lassen, nur weil dort eine – vielleicht nur bedingt zukunftsträchtige – Lehrstelle "frei" ist. Hier ist gegebenenfalls Elternfürsorge das erste Gebot.

 

 

Im Zweifelsfall

besser keine fachspezifische Lehrlingsausbildung

 

Und noch ein spezielles Wort zur Lehrlingsausbildung: Wenn Unternehmen nicht von sich aus Schulabgänger einstellen, um ihnen eine Berufsausbildung zu vermitteln, sollte man sie in der Regel dazu auch nicht von außen animieren. Ein zukunftsorientierter Unternehmer stellt einen Lehrling aus eigenem Entschluß ein, wenn und weil er vorausplant, vorausplanen zu können meint, daß er in zwei bis drei Jahren eine voll ausgebildete Fachkraft benötigt. Hat er die entsprechende Voraussicht nicht und bildet er trotzdem eine später eher überflüssige "Fachkraft" aus, treibt er eigentlich Schindluder mit der Berufsvita des jungen Menschen. Denn keine Erfahrung ist für einen heranwachsenden Menschen deprimierender, als wenn er während beziehungsweise nach einer Berufsausbildung wahrnehmen muß, daß er gar nicht gefragt ist, daß er Jahre seines Lebens wohl vertut respektive vertan hat.

Ein Unternehmer sollte nur dann Lehrlinge ausbilden, wenn er oder jedenfalls seine Branche dem Lehrling eine einigermaßen gesicherte berufliche Lebensperspektive bieten kann. Ansonsten ist es besser, der junge Mensch kann eine eventuell notwendige Wartezeit – noch ohne Lehrvertrag – auf die Weise für sich nützlich gestalten, daß er an einem allgemeinen aber fundierten Berufsvorbereitungsschulunterricht teilnimmt – gegebenenfalls einen mit einer staatlich finanzierten "Lehrlingsvergütung".

 

 

Auch ein Zuviel an Bürokratie ist nicht Ursache

 

F.: Es wir viel über ein zu viel Bürokratie geklagt. Ursache von Erwerbslosigkeit ?

A.: Ja ich wäre von mir aus hierauf zu sprechen gekommen. Also: Manche Unternehmer, die in Wirklichkeit Absatzschwierigkeiten sehen beziehungsweise sich aus anderen Gründen bei Investitionen zurückhalten zu sollen meinen, schimpfen auf die Bürokratie, die ihnen bei ihren innovativen Aktivitäten unüberwindliche oder jedenfalls zu stark hemmende Hindernisse in den Weg lege.

Ich will nicht behaupten, daß hier immer eine Ausrede gebraucht wird, möchte jedenfalls aber wie folgt Stellung beziehen: Unsere Unternehmer sind sehr wohl durchweg – Ausnahmen bestätigen die Regel – kompetent, kreativ und durchsetzungsfähig genug, um sich – wenn sie von ihrer Idee und deren Realisierbarkeit überzeugt sind, vor allem, wenn sie von der Überzeugung motiviert sind, ihre Idee sei rentabel -, sich gegenüber behördlichen Schwierigkeiten, verständlichen leichteren, aber vor allen Dingen unzumutbaren, geschickt und sachkundig zu behaupten beziehungsweise durchzusetzen. Die Behauptung ist im allgemeinen abwegig, ein Unternehmer verfolge ein legales und auch sonst überzeugendes ökonomisches Projekt und die Bürokratie würde ihn, über eine normale Verhandlungsdauer hinaus, die der Unternehmer durch seine unternehmeraktive Initiativen noch abkürzen kann und abkürzen muß – deshalb ist er ja schließlich Unternehmer und nicht eben Bürokrat –, aufhalten oder das Projekt gar am Ende völlig verhindern. Wir dürfen ja wohl auch davon ausgehen, daß Unternehmer, wenn sie von mehr gewünschter Kooperationsbereitschaft der Behörden sprechen, nicht nur überwiegend die Bereitschaft meinen, die Behörden sollten mehr Subventionen zur Verfügung zu stellen. – Nein, wenn ein  befähigter Unternehmer weiß, daß sein Projekt wirklich wirtschaftlich aussichtsreich ist, machen ihm die Ämter nur selten wirklich unüberwindliche Schwierigkeiten. Ein dynamischer Unternehmer läßt sich ja auch nicht durh eine unangenehme Schlechtwetterzeit stoppen; allenfalls ärgerlich aufhalten, um die Verzögerung anschließend dann mit dem Schwung, den ihm seine Begeisterung und sein Vertrauen in eine - gesamtwirtschaftlich gesehen - gute Zukunft verleiht, die Verzögerung aufzuholen.

 

 

Werbung schafft keine zusätzlichen Arbeitsplätze

 

F.: Von Seiten der Werbewirtschaft wird immer wieder behauptet, Werbung in den Medien sei notwendig, belebe die Wirtschaftskonjunktur, schaffe Erwerbsarbeitsplätze, baue die Arbeitslosigkeit ab. – Ist diese Behauptung ist falsch ?

A.: Richtig ist:

a) Der mögliche Gesamtumsatz in der Wirtschaft, an dem sich die Konjunktur mißt, der die Frage Vollbeschäftigung oder Arbeitslosigkeit entscheidet, wird allein von der Geldmenge bestimmt, die auf dem Markt kaufkraftaktiv ist. Werbung jeglicher Art beeinflußt diesen Gesamtumsatz, die Größe des Bruttosozialproduktes, nicht.

b) Werbung kann allein Teile des durch die Kaufkraftmenge bestimmten Gesamtumsatzes von einer Branche zur anderen beziehungsweise von einem Anbieter zum anderen der gleichen Branche verlagern, während der Gesamtumsatz von ihr unbeeinflußt bleibt.

c) Sofern Werbung steuerbegünstigt oder subventioniert ist, stellt diese staatliche Unterstützung ein volkswirtschaftliches Null-Summen-Spiel dar: Einmal unterstützt der Staat eine Umsatzverschiebung von A nach B, zugleich oder danach von B nach A. Denn B betreibt auch steuerbegünstigte Werbung, ja ?

d) Daß Werbung die Medien mitfinanziert, ist für den Käufer von Waren nicht relevant. Müßte zum Beispiel eine Zeitung ohne Werbung teurer sein, könnten die Warenanbieter ihre Preise im Prinzip um die Werbekosten senken.

e) Werbung verbraucht also meist, völlig unnötiger- und gegebenenfalls schädlicherweise, knappe und kostbare Ressourcen (Holz für Papier) sowie Energie - und ist gegebenenfalls sogar noch lästig.

f) Entschuldigung: Wenn irgendwo ein Auto angeboten wird, das nichts kosten soll, dann sollten die Zeitungen diese Sensation – ihrem Auftrag gemäß – als redaktionelle Nachricht bekanntmachen .

 

 

Auch die Rationalisierung ist nicht schuld

 

F.: Weniger Rationalisierung ? Mehr Manpower ? Weniger Maschinen, mehr Menschen ?

A.: Ach ! - Seitdem es den Menschen gibt, versucht dieser, sich sein Leben leichter zu machen, trachtet er danach, Verfahren zu erdenken, zu entwickeln, mit deren Hilfe er bei gleicher Arbeit mehr von dem gewinnen kann, was er benötigt oder haben möchte, beziehungsweise Verfahren, die bewirken, daß er sich für Gleiches weniger anstrengen muß. Im Zuge dieses Bemühens hat er gelernt, das Feuer zu hüten, das Rad zu nutzen, sich der Kraft des expandierenden Dampfes zu bedienen und so weiter. Und mit Hilfe dieser Errungenschaften ist es ihm gelungen, sein ursprüngliches Höhlenleben zu überwinden und schließlich unsere heutige Kultur und Zivilisation zu begründen und auf den aktuellen Stand zu bringen. Wir sagen heute, der Mensch hat sein Wirken rationalisiert, und die segensreiche oder glückliche Entwicklung von den Anfängen bis her zu unserem heutigen Höchststand war dabei stetig und kontinuierlich. – Und diese segensreiche beziehungsweise glückliche Entwicklung, diese Rationalisierung hat über die Jahrtausende hinweg zu keiner Zeit – direkt – Arbeitslosigkeit, Erwerbsunmöglichkeit verursacht. Der Mensch bekam immer nur mehr oder bekam es leichter.

Wenn der Mensch im Verlaufe seiner Entwicklungsgeschichte dennoch von Arbeitslosigkeit heimgesucht wurde - um nur zwei Beispiele anzuführen: als er den maschinenbetriebenen Webstuhl oder die Dampfmaschine erfand -, war nie dieses technische Fortschreiten Ursache der in der jeweiligen Zeit aufgekommenen Krise sondern die Unmöglichkeit, das mögliche Mehr an Produktion auf dem Markt gegen Geld/Kaufkraft abzusetzen. Erfindergeist hatte zwar – glücklicherweise - bewirkt, daß mehr (beziehungsweise leichter) produziert werden konnte – eigentlich also wohl zum Segen der Menschheit –, nicht aber war es gleichzeitig opportun oder möglich gewesen, auch entsprechend mehr Geld in Umlauf zu setzen, um die Mehrproduktion auch vom produzierenden Menschen zum bedürftigen Menschen leiten zu können.

An der Wende vom zwanzigsten zum einundzwanzigsten Jahrhundert liegen die Dinge wie zu jener Zeit, als die soeben angesprochenen Weber protestierten: Wie damals nicht der Webstuhl ist diesmal nicht der Roboter oder ähnliches Gerät Schuld an der herrschenden Erwerbslosigkeit sondern wieder das Fehlen von ausreichend viel umlaufender Kaufkraft, um den erfundenen Segen auch realisieren zu können.

 

 

Längere Ladenzeiten bringen nichts

 

F.: Der Handel meint manchmal, längere oder flexible Ladenöffnungszeiten belebten den Absatz und hülfen so gegen Arbeitslosigkeit. – Ja ?

A.: Nein ! - Konjunkturbelebung, Absatzvergrößerung durch längere Ladenöffnungszeiten ? Dieser Wunsch kann insgesamt gesehen nicht in Erfüllung gehen.

Denn: Ich erkläre immer wieder, daß die Menge des von der Wirtschaft, vom Handel handelbaren, absetzbaren, arbeitsmarktrelevanten Umsatzes, das entsprechende Sozialprodukt, abhängig ist von der Menge des im Markt wirksamen, kaufaktiven Geldes, der Kaufkraft; daß also, einfach ausgedrückt, die Geschäfte aller Handelsstufen insgesamt nur so viel Waren verkaufen können, wie die entsprechenden Kunden Geld zum Kaufen zur Verfügung haben. - Und hier gilt nun, daß die benötigte Geldmenge nicht dadurch größer wird, daß eventuell die Ladenöffnungszeiten verlängert werden.

Vielmehr: Was - die Menge, die - aufgrund einer neuen Regelung abends um 20 Uhr verkauft werden kann, kann dann nicht mehr am nächsten Tag am Nachmittag verkauft werden. Kein größerer Absatz also; und es wird auch in der Praxis dann nicht tatsächlich mehr Personal eingesetzt. Statt dessen beschäftigt man am Tage per Saldo so viel Mitarbeiter weniger, wie man am Abend zusätzlich einsetzen muß. – Aber die Warenhäuser in den Stadtzentren setzen doch – wie ermittelt wurde – tatsächlich mehr um – und brauchen dann auch mehr Verkäufer ? So lautet ein Einwand. Ja, aber die Geschäfte in den Vororten entsprechend weniger. Summa summarum daher kein Vorteil für den Arbeitsmarkt.

 

 

Gegen die Interessen der Verkaufsmitarbeiter

 

F.:

A.: Lassen Sie mich vielleicht ! Es kommt noch etwas: Kein Vorteil für den Arbeitsmarkt, habe ich gesagt. Aber ein Nachteil für die Verkaufsmitarbeiter. Die werden bei längerer Ladenöffnungszeit gegebenenfalls genötigt, während der Zeit ihres eventuell gewünschten Familienabends zur Verfügung zu stehen; und diejenigen, die das vielleicht freiwillig tun wollen, können dann nur schwer eine Extravergütung "für Spätarbeit" vereinbaren, wo doch am Arbeitsmarkt – zu Zeiten von Arbeitslosigkeit – genügend entsprechend Bereitwillige warten.

Gewiß ist eine möglichst lange Verkaufszeit für die Kunden wünschenswert; aber für das Personal ist sie erst richtig akzeptabel in Zeiten von Vollbeschäftigung. Nur in solchen Zeiten können sie auch für sich günstige Bedingungen erzielen.

 

Und: Längere Verkaufszeiten – vielleicht mehr Erwerbslosigkeit. - Im Prinzip vergrößert die längere Ladenöffnungszeit die Arbeitslosenzahlen sogar . Insofern: Bei vielleicht dann eventuell doch mehr erforderlichen Verkaufskräften und insgesamt doch gleich großem Umsatz steigen die Kosten für das verkaufte Einzelstück. Wenn die entsprechende Kostensteigerung auf die Verkaufspreise umgelegt wird, steigen die Preise, sinkt - im Prinzip – die effiziente Kaufkraft, kann nur entsprechend weniger umgesetzt werden – steigt die Arbeitslosigkeit – rechnerisch.

Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten ist also jedenfalls immer eine "zweischneidige Angelegenheit".

 

 

Auch Staatsschulden verursachen nicht Arbeitslosigkeit

 

F.: Welche Bedeutung, Wirkung haben die Staatschulden, welche Folgen werden sie haben ? Können entstehen ?

A.: Ich muß etwas ausführlicher werden. - Man kann über Schulden im allgemeinen und Staatsschulden im besonderen denken, wie man will; wer das "einfache Leben von der Hand in den Mund" bevorzugen, keine Zukunftsinvestitionen machen möchte, kommt tatsächlich auch ohne das Schuldenmachen aus. (Daß das sehr schlimme Folgen für die Menschen hätte, die sparen – sich etwas zurücklegen - wollen, weil sie sparen müssen, ist eine andere Sache, die bei anderer Gelegenheit zu erörtern ist.) – Aber eine negative Wirkung auf den sogenannten Arbeitsmarkt haben Staatsschulden jedenfalls nicht.-  Hierzu :

Die Anzahl der möglichen erwerbsbeschäftigten Arbeitnehmer ist abhängig von der Größe der im Markt aktiven Kaufkraftmenge, ganz gleich, ob der einfache Bürger die entsprechende Kaufkraft handelt oder ob das der "Schuldenmacher" Staat tut. Wenn der Staat beim Bürger, bei der Wirtschaft Schulden macht, entzieht er nicht dem Markt insgesamt – etwa konjunkturschädlich - Kaufkraft, sondern er setzt das geliehene Geld auf Heller und Pfennig gerechnet nun seinerseits kaufaktiv ein. Die Kaufkraftsumme im Markt bleibt gleich hoch. - Wenn er umgekehrt seine Schulden verringert, kann er jetzt weniger kaufen, vielleicht weniger investieren, aber dafür kann nun der Bürger, die Wirtschaft um die entsprechende Summe mehr kaufen – Erwerbsbeschäftigte "in Arbeit und Lohn setzen". Jacke wie Hose also.

 

 

Andererseits gilt auch:

Staatsverschuldung hilft nicht gegen Massenarbeitslosigkeit

 

In letzter Zeit wird in einem Teil der Medien vermehrt eine Ausweitung der Staatsverschuldung als Mittel gegen unsere Massenarbeitslosigkeit ins Gespräch gebracht. - Diese Staatsverschuldung ist jedoch tatsächlich keinesfalls ein Mittel gegen die diesbezügliche Krise. – Wieso nicht ? – Antwort:

a) Die Anzahl der möglichen Erwerbstätigen ist logischerweise davon abhängig, welche Menge Güter – Sachgüter und Dienstleistungen – als Summe auf dem Markt absetzbar ist. Die gegebenenfalls erstellten Güter – die entsprechende Summe Sozialprodukt - müssen verkauft werden können, sonst kann man deren Produzenten nicht (mit dem Verkaufserlös) entlohnen.

b) Die Summe der auf dem Markt absetzbaren Güter wiederum ist abhängig von der Summe der kaufaktiven Geldmenge, der sogenannten Kaufkraft, die auf dem Markt Nachfrage nach Gütern, nach dem Sozialprodukt hält. – Steigt die Kaufkraftmenge, können mehr Güter verkauft, können mehr Arbeiter und Angestellte erwerbsbeschäftigt werden. Bleibt die Kaufkraftmenge dagegen konstant, kann sich der Güterabsatz nicht vergrößern, die Erwerbslosigkeit nicht verringern.

c) Nimmt nun der Staat auf dem freien Kapitalmarkt Kredite auf (bei der zentralen Notenbank Kredite zu "schöpfen" ist dem Staat durch Gesetz beziehungsweise Vertrag verwehrt), greift er notgedrungen im Prinzip immer nur auf Kaufkraft zurück, die bereits im Markt zirkuliert. Er vergrößert die Kaufkraftmenge so nicht. So daß auf diese Weise auch die Arbeitslosigkeit nicht gemindert werden kann. - Wenn der Staat aus dem Kapitalmarkt Kapital und damit Kaufkraft auf sich zieht, um etwa in Infrastrukturmaßnahmen zu investieren, verzichten im Prinzip im gleichen Ausmaß andere Wirtschaftsobjekte darauf, diese Kaufkraft kaufaktiv und damit arbeitsmarktrelevant einzusetzen. Die Kaufkraftmenge bleibt auf dem Niveau plus/minus null und die Arbeitslosenzahl ebenfalls.

d) Der Vollständigkeit halber: Der einzige wirkliche Effekt, den eine erhöhte Kreditaufnahme des Staates (auf dem Kapitalmarkt) hat, ist der, daß die entsprechende vermehrte Kapitalnachfrage die Kapitalzinsen im Prinzip in Richtung nach oben stabilisiert. - Man bedenke: Die Zinsen im Prinzip steigen läßt. Und das zur selben Zeit, während verbreitet ebenfalls eine Senkung der Zinsen als angebliches Mittel gegen die Arbeitslosigkeit eingefordert wird ! – Absurdes Theater !

 

 

Wem nutzt die Arbeitslosigkeit ?

 

F:: Die Erwerbslosigkeit sei überwind- und vermeidbar, sagen Sie, Herr Woltmann-Zeitler. Warum ist sie nicht schon oder wird sie dann nicht überwunden ? Hat jemand Interesse an dieser Dauerkrise ?

A.: Sehen Sie ! -Die Größen von Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis der Ware Arbeitskraft. Ein ehernes Gesetz des Marktes, der Wirtschaft besagt, daß das Verhältnis zwischen dem Angebot und der Nachfrage nach einer Ware deren Preis bestimmt. (Dieses Gesetz gilt immer auch in sogenannten Planwirtschaften; in diesen bestimmt das Gesetz den Preis auf dem freien "schwarzen" Markt.) Wir haben entsprechendes auch schon in der Schule gelernt: Ist die Nachfrage nach einer Ware groß und das entsprechende Angebot gering, liegt der Preis der Ware hoch. Ist das  Angebot dagegen groß und die Nachfrage gering, ist der Preis niedrig.

 

 

Nutzt die Erwerbslosigkeit den Unternehmen ?

 

F.: Nutzt die Arbeitslosigkeit den Unternehmen ?

A.: Sehen Sie ! - Nun ist die Arbeitskraft auch eine Ware, die auf dem sogenannten Arbeitsmarkt - entsprechend dem Gesetz von Angebot und Nachfrage – gehandelt wird; und das Angebot ist hier – rund sieben Millionen Arbeitslose – groß, während die Nachfrage im allgemeinen ziemlich schwach, sprich: gering ist. Also liegt der Preis für die Ware Arbeitskraft derzeit auf niedrigem Niveau – was den Unternehmen nutzt.

Hätten wir in Deutschland eine Hochkonjunktur und wären die Arbeitskräfte entsprechend knapp, weil (fast) alle bereits an die Produzenten von gefragten Gütern vergeben wären, müßte der Unternehmer Arbeitskräfte mit möglichst hohen Löhnen/Gehältern geradezu anlocken, seine diesbezüglichen Möglichkeiten voll ausreizen. In den Sechziger/Siebziger Jahren, während einer Hochkonjunkturphase, hatten wir in Deutschland eine entsprechende Situation, als so ziemlich an alle Arbeitnehmer Löhne und Gehälter gezahlt wurden, die weit über den Tarifentgelten lagen. – Heute, in einer Zeit mit hoher Arbeitslosigkeit, wird nur in Ausnahmefällen über Tarif gezahlt, und bei Tarifverhandlungen denken die Gewerkschaftsvertreter offensichtlich im vorhinein daran, daß höhere Lohnkosten – angeblich – Arbeitslosigkeit verursachen - sollen. Sie stellen, entsprechend angepaßt, moderate Forderungen, die sie sich danach noch kräftig herunterhandeln lassen – und das in einer Zeit, in der die Produktivkraft aufgrund des – kapitalbilligen ! - technologischen Fortschritts laufend imponierend steigt und die jeweiligen Unternehmergewinne meist sehr zufriedenstellend ausfallen.

Nun, hier soll nicht etwa polemisiert werden. Die Unternehmer nutzen nur ihre durchaus Chance. Wenn Arbeitnehmer angemessen höhere Löhne beziehungsweise Gehälter erzielen wollen, muß vorher die Massenarbeitslosigkeit überwunden werden.

 

F.: Herr Woltmann-Zeitler, Sie haben mir nun sehr vieles und ausführlich über Ihr Konzept gegen die Erwerbslosigkeit vorgetragen. Ich habe verstanden und gelernt, bin beeindruckt. – Um so stärker drängt sich mir jetzt aber noch eine Frage auf: Weshalb ist Ihr Konzept bis heute praktisch unbeachtet geblieben?

A.: Ganz bestimmt nicht weil es entscheidende grundsätzliche Gegner hätte. Von seinem Ziel und seinem Ergebnis her entspricht es den Interessen aller Bürger. - Auch nicht, weil es den Menschen zuviel abverlangt – wirtschaftliche Opfer gar. Hier gilt das Gegenteil, es ist weitgehend belastungsfrei umzusetzen - wie übrigens alle wirklich guten Erkenntnisse. Das Konzept ist heute vielmehr deswegen noch ziemlich unbekannt, weil es nur sehr schwer bekanntzumachen ist.

 

F.: Ist dann jedenfalls die Theorie zu kompliziert, um angemessen schnell verstanden zu werden ?

A.: Nein, sie ist nicht kompliziert. - Aber es ist so, daß die Menschen heute - im Durchschnitt - von fast keiner wichtigen Frage weniger verstehen, als von der, wie Geld funktioniert. Es fehlt hier an Grundkenntnissen; und deshalb ist allgemein die Lust gering, sich für ein nur schwierig erscheinendes Thema zu interessieren, obwohl das doch spannend wäre. – Das gilt auch für die sogenannten Gebildeten: Die wissen vielleicht, wie es auf dem Mond zugeht; was aber beispielsweise die zuständige Zentrale Notenbank mit ihrer Geldpolitik für die Wirtschaft eines ganzen Volkes bewirkt, davon haben sie meist tatsächlich wenig Ahnung. Und das wiederum, weil es auch mit der Kompetenz ihrer Lehrer und der von Lehrbüchern und Fachzeitschriften ähnlich bestellt ist, die oft – schrecklich - mehr verwirren als erklären, Allgemeinplätze verbreiten. - Letztlich leiden selbst unsere Universitäten unter diesem Dilemma, wo zu viel alte aber schon seit Langem erfolglose Lehren – zudem dabei oft total gegensätzliche – nur reproduziert werden und kaum wirklich nach Konzepten gegen die ökonomischen Probleme unserer Zeit geforscht wird. Um heute den Wirtschaftsnobelpreis gewinnen zu können, muß man nicht ein Konzept zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit auf der Welt vorlegen, sondern genügt es oft, nur die existierende, scheinbar für unüberwindlich gehaltene Massenarbeitslosigkeit anschaulich statistisch aufbereitet zu haben.

 

F.: Weshalb ist die Wissenschaft auf diesem Gebiet nicht erfolgreich ? Fehlt dazu die notwendige Motivation ?

A.: Offenbar ja. Und – Entschuldigung ! – das vielleicht, weil sich etablierte Wirtschaftswissenschaftler nicht persönlich von Wirtschaftskrisen betroffen fühlen. Sie haben sich ja gegebenenfalls habilitiert; ihnen geht es jetzt persönlich gut – sie stehen besser da als beispielsweise Mediziner, die schließlich, wenn sie forschen, noch auch gegen ihre eigenen Krankheiten anforschen müssen. Zu viele Wirtschaftswissenschaftler pflegen beziehungsweise verteidigen heute hauptsächlich ihr eigenes überkommenes Wissen, statt sich gegebenenfalls um notwendige neue Erkenntnisse zu bemühen.

 

F.: Sie meinen also, insgesamt herrscht Lähmung ?

A.: Es herrschen in der Konsequenz verbreitet zu wenig wirkliche Fachkenntnis, deshalb zu oft überhebliches Festhalten am bisherigen eigenen Wissensstand, deshalb gegebenenfalls Hilflosigkeit und Resignation – leider von oben bis unten. - Diese Kette von Demotivation ist letztlich die Ursache dafür, daß man die Massenerwerbslosigkeit in unserem Land bisher nicht überwinden konnte.

 

F.: Dürfen wir trotzdem hoffen ?

A.: Wir sollten nicht nur passiv hoffen, auf "die da oben" warten, sondern uns besser selber aktiver als bisher, entsprechend konstruktiv engagieren ! Zuvor und/oder gleichzeitig dabei intensiver über die Probleme nachdenken, nachdenken, die Materie hinsichtlich ihres Kerns studieren, studieren - so nach Lösungen suchen.

Lassen Sie mich hier bitte noch ein paar Sätze nachreichen !

Ich las kürzlich in einer Zeitung eine Reportage über jenen Spitzenbanker, den ich am Anfang unseres Gespräches schon einmal zitiert habe. Dieser Mann hält von Politikern so wenig, daß er es, wie er sagt, als eine Bedrohung empfindet, wenn ein solcher ihn besucht mit der Ankündigung: „Ich komme von der Regierung und will Ihnen helfen !“ Diesem Bankmanager, der es keineswegs als Ausdruck von Hybris empfindet, wenn er sein persönliches Wirken als „Segen“, ja als unentbehrlich für das Wohl und Wehe der Wirtschaft und damit der Menschen einschätzt, wird in Berliner Regierungskreisen als „das Schwergewicht der deutschen Wirtschaft“ gehuldigt, gegen den die Politik letztlich nichts ausrichten könne, „weil er schneller als die Regierung erkennt, wo es brennt“. Oder: „Ohne ihn und sein Wissen hätten wir ... nicht zustande gebracht“. Oder: „Ein Wirtschaftstreffen im Kanzleramt ... ohne (ihn) und seine Kenntnis globaler ökonomischer Zusammenhänge (macht) nun einmal keinen Sinn“. - Prahlend konnte denn auch dieser unser Führer einmal fragen, nachdem ihn die deutsche Kanzlerin nachts um eins telefonisch um Wegweisung gebeten hatte: „Was wäre gewesen, wenn sie mich nicht erreicht hätte ?“ -

Diese Art von Selbstverherrlichung und Götzendienerei prägt das wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftspolitische Niveau in unserem Land. Das Volk bewundert demütig, es damit den Politiker gleichtuend, die anscheinend nur wenigen Kenner, ja Weisen aus dem scheinbar für normale Menschen unerklärbaren und unverständlichen Wirtschaftsuniversum, versucht gar nicht erst, auf diesem Gebiet zu lernen, sich Sachkenntnis anzueignen – und schickt immer nur wieder Laien in die zu vergebenden politischen Ämter. Ein Teufelskreis. Und die wenigen – wirtschaftsabhängigen – „Wissenschaftsexperten“ beschränken sich überwiegend darauf, für die „Kaiser in den Neuen Kleidern“ mehr oder weniger nur die Schreiber abzugeben. – Die Frage, ob wir unsere wirtschaftspolitischen Probleme lösen können, ist also von der Frage abhängig, ob es gelingt, dem Volk, der „Basis“ zunächst mehr wirtschaftliches Grundwissen und damit dann schließlich mehr kompetente Kompetenz zu vermitteln.