Ist „Wohlstand für alle“ machbar ?



Grundsätzliche Überlegungen


Was ist Wohlstand ?


Frage: Herr Woltmann-Zeitler, „Wohlstand für alle - ist machbar“ lautet der – wohl gewollt werbewirksame – Titel Ihres letzten Buches. Bitte antworten Sie jetzt aber einmal ganz nüchtern und sachlich, keine Spur euphorisch ! – Meine Frage: Ist nicht in unserer Zeit und bleibt nicht für alle Zeit "Wohlstand für alle" - gemessen an der möglichen Wirklichkeit – immer ein freundliches Märchen ?

Antwort: Nein und noch einmal nein ! Wohlstand für alle ist absolut eine von Menschen realisierbare Möglichkeit – lassen wir Naturkatastrophen oder einen vielleicht entgegengesetzten Willen Gottes hier einmal außer Betracht. Allerdings besagt der Begriff "realisierbare Möglichkeit" schon auch, daß wir Menschen auf gemeinten Wohlstand keinesfalls bloß geduldig und brav zuwarten dürfen, sondern ihn unabdingbar - vermittels einer entsprechend ausgerichteten richtigen Politik, was primär heißt: Wirtschaftspolitik - aktiv selbst schaffen müssen.


F.: Damit Sie von den Milliarden Menschen auf der ganzen Welt und den Millionen bei uns in Deutschland, die alle Wohlstand herbeiwünschen oder gar herbeibeten, nicht enttäuschend missverstanden werden können, möchte ich, daß Sie sich festlegen. Frage also: Genau welchen Wohlstand verschaffen Sie den Menschen?

A.: Ich, Woltmann-Zeitler, kann gar keinen „Wohlstand für alle“ schaffen. Aber wenn die Menschen - mehr oder weniger zahlreich und konsequent - die Politik betreiben, die ich empfehle, sind sie selbst es, die den notwendigen, beziehungsweise den wünschenswerten möglichen Wohlstand für sich und alle anderen Wirklichkeit werden lassen.


F.: Also, was ist – der mögliche – Wohlstand ?

A.: Es gibt zwei Stufen von - im Prinzip möglichem - Wohlstand: Den lebensnotwendigen und den - darüber hinaus – gewünschten Wohlstand. Wenn - zunächst einmal – Menschen fortlaufend und sicher nicht weniger Güter zur Verfügung haben, als sie benötigen, um niemals zu verhungern, zu erfrieren oder sich von vermeidbaren, beziehungsweise heilbaren Krankheiten fernhalten beziehungsweise heilen zu können, leben sie in einem – sagen wir es also so – lebensnotwendigen Wohlstand. Der ist schon einmal zuvörderst mit Hilfe einer von mir vorgeschlagenen Politik möglich.


Der sich dann von den Menschen - über den existenziell notwendigen Wohlstand hinaus - nur gewünschte Wohlstand ist der Wohlstand der zweiten Stufe, also eben der gewünschte Wohlstand. Auch der ist nach meinem Konzept realisierbar. …


Die „Superreichen“ und der

Wohlstand für alle“


F.:... Entschuldigung, schon weil Sie Wohlstand so definieren, wie Sie es jetzt hier tun, werfen Ihnen Ihre Kritiker vor, eine, wie man heute sagt, populistische, eine gefährliche Utopie zu verlautbaren. Diese - vielleicht doch - Realisten fürchten, daß man doch damit rechnen müsse, daß in Ihrer "Wohlstandsgesellschaft für alle" am Ende alle Menschen nur noch von goldenen Tellern essen mögen. Und das geht eben nicht für "alle". …

A.:... Ach, bitte, ich möchte den von Ihnen ins Feld geführten Kritikern nicht zu nahe treten; aber die sind, tatsächlich und genau gesehen, keine Realisten, sondern doch irgendwie bedauernswerte Alpträumer. – Wirklichkeit ist: Jedenfalls der psychisch gesunde Mensch, der sich Wohlstand wünscht, wünscht sich niemals ernsthaft exzessiven materiellen Aufwand; den fürchtet er vielmehr sogar. Der Milliardär empfindet seinen Reichtum – jedenfalls in seinem Unterbewusstsein – als Last, Stress. Der Hyperreichtum macht ihm immer letztlich Angst: Vor der "Verpflichtung", ihn zu erhalten, davor gekidnappt, Opfer eines Raubüberfalls, gegebenenfalls von "Terroristen", nur ob seines Vermögens "geliebt" zu werden - oder auch nur von Neidern missachtet. Auch der Vermögensmulti isst, wenn er sein Inneres entspannt befragt, am liebsten profane Röstkartoffeln aus der Pfanne oder jedenfalls ähnliches bescheidenes.


F.: Herr Woltmann-Zeitler, Sie vertrauen offenbar darauf, jedenfalls der "gesunde" Mensch sei immerhin hinreichend bescheiden. Sind dann unsere berüchtigten Vorstandsbosse, die mehrfach achtstellige Jahresbezüge kassieren, Gierkranke ?

A.:Ach, wissen Sie, ich vertrete keinesfalls die Image-Interessen dieser Superreichen – ich würde diese Personen gegebenenfalls auf Distanz zu halten versuchen, wenn ich ihnen begegnen müsste -; ich bin nicht deren PR-Agent, wenn ich auf Ihre Frage so antworte: Nicht besagte Einkommensgiganten sind krank, sondern unser ganzes Wirtschaftssystem, unser gesamtes von uns Menschen geschaffenes - also dann auch von diesen möglich veränderbares - Gesellschaftssystem, jenes Gesellschaftssystem, das die angesprochenen erschreckenden Bezüge ermöglicht beziehungsweise zu seiner ziemlich automatischen Folge hat werden lassen. ...


F.: ... Entschuldigung, sind die Herren X,Y,Z Ihrem Urteil nach also nicht verantwortungslose Raffer sondern gar Opfer ?

A.: Ich habe deren - quasi – "Opferstatus" soeben andeutungsweise erklärt. Jedenfalls kennt das Publikum die tatsächlichen Abläufe nur selten und stellt sie sich deshalb wirklichkeitsfern vor. Aber es ist ja in der Praxis nicht etwa so, daß sich ein Bankchef oder Industriebaron sein – sagen wir – 50-Millionen-Salär skrupellos erpresst. Ihm werden derartige Summen vielmehr – letztlich zu seinem eignen inneren Staunen – sage und schreibe angeboten. Und danach ist es dann - realistischerweise - nicht mehr vorstellbar, daß er "nein" sagt. Absolut kein Mensch täte das; auch keiner von denen, die heute über die tatsächlich „unverschämt hohen Bezüge“ schimpfen. - Oder der Manager antwortet auf die Frage "Wie viel fordern Sie ?" – versuchsweise – "XX-Millionen"; und man akzeptiert diese "Forderung" dann. Was soll der Bewerber jetzt machen ? Sagen: "Das war nur ein Scherz" ? – Dieser phantastisch anmutende Aspekt ist interessant. Ich würde gern noch erklären, was solche Zahlungen bewirkt oder möglich macht.


F.: ... Ja, gewiss ergibt sich dazu später die Gelegenheit.

A.:Bitte, ja, ausführlich, wenn wir über Löhne reden. Nehmen wir uns diese Gelegenheit, denn dieser Aspekt von Zwangsläufigkeit, den es da gibt und den ich beschreiben möchte, ist entscheidend, wenn wir „Wohlstand für alle“ schaffen wollen.

Oder Halt ! Wir sollten auf die Frage nach dem Zustandekommen der exorbitant hohen Managerbezüge doch schon hier mit den Worten eines bekannten deutschen „Großverdieners“, eines Großbankers, antworten. Dieser führte einmal in einem Zeitungsinterview aus: „Solch hohe Bezüge sind kein Muss. Gehälter und Boni sind Preise. Sie werden in einer Marktwirtschaft zunächst einmal von Angebot und Nachfrage bestimmt. Hätten wir ein größeres Angebot von Leuten mit den nachgefragten Eigenschaften, würden die Preise sinken.“


F.: Um Gottes Willen ! Denkt der Mann wirklich so unerträglich überheblich, es gäbe in unserem Lande nur so viel entsprechend qualifizierte Leute, wie es XX-Millionen-„Verdiener“ gibt?

A.: Ich glaube nicht, daß der das glaubt. Aber was soll er Ehrlicheres sagen ? Tatsache ist jedenfalls, daß sich nicht viele durchaus hinreichen kompetente Menschen um das Amt eines Großbankenvorstandes bewerben, weil sie zu viel Respekt vor den derzeitigen Amtsinhabern haben. Dabei sind die Amtsinhaber in Wirklichkeit auch nicht grundsächlich befähigter als ihre Stabsmitarbeiter. Ohne diese oft Hundertschaft, die ihrem Chef alles, was er sagt und – formal – entscheidet, bis ins Detail vorbereitet, ist so gut wie jeder strahlende Vorstandsvorsitzende ein Kaiser ohne Kleider. Stellen wir uns vor, in allen Großbanken würden sich alle Prokuristen öffentlich für solch ein Amt bewerben ? Manche würden sich dabei vielleicht überschätzen, aber das „größere Angebot“, diese qualifizierte Mehrheit der Mutigen würde die „Boni und Preise“ der Bosse purzeln lassen. Auch die Öffentlichkeit, die Medien und das breite Publikum, bewundern die „Götter da oben“, deren persönlichen Anteil am Erfolg ihrer Unternehmen nur so dienerisch, weil sie – nun – sich nicht die Mühe geben, selbst einigermaßen viel von der Sache zu verstehen.


F.:Gut, aber jetzt erst einmal die Frage nach der tragbaren und realisierbaren Obergrenze des von Menschen, von allen Menschen, gewünschten Wohlstandes. Was ist der – gewünschte – "Wohlstand für alle", was macht ihn aus, welchen Umfang hat er ?

A.: Aufgepasst ! – Über den definierten notwendigen Wohlstand hinaus wünscht sich der – gesunde – Mensch keine goldenen Teller und auch keine prächtigen Schlösser. Die Besitzer von goldenen Tellern und auf den ersten Blick imponierenden Schlössern hält er – wenn er sie nüchtern wahrnimmt - für geradezu abnorme Zeitgenossen. Er bestaunt sie primär wie Exponate in einem Wachsfigurenkabinett; diese sehen zwar prächtig aus, doch wirklich tauschen möchte der Betrachter mit diesen eigentlich armen Schauspielpuppen nicht. Und auch die Superreichen selbst fühlen sich - tatsächlich - am wohlsten, wenn sie sich inkognito inmitten des Volkes wie normale Menschen loslassen können. Warum „genießt“ denn ein Prinz und Thronfolger – wir wollen seinen Namen hier nicht nennen – nicht goldenen Wein aus goldenen Bechern, sondern säuft – johlend, genau wie ein – im Kern – seinesgleichen – so oft er darf (!) lieber profanes Bier aus profanen Billiggläsern, in einer profanen Kneipe ? Der gesunde Mensch hat tatsächlich geradezu Angst davor, so abnorm zu leben, wie der Traumreiche scheinbar lebt. Achtung: Der gesunde Mensch wünscht sich vielmehr in seinem tiefen Inneren, tatsächlich also, als Mitglied einer Sozialgemeinschaft – im Prinzip – materiell ebenso ausgestattet zu sein, wie die übrigen – gesunden (!) – Menschen ausgestattet sind…


F.: ... Halt ! Könnte es nicht wirklich und tatsächlich eben doch so sein, daß alle Menschen - von Natur aus - tatsächlich eben doch unersättlich sind, nach immer mehr Wohlstand – streben, nach mehr jedenfalls, als die Gesamtheit aller Mitmenschen unter den praktischen Bedingungen dieser Erde jemals ihr eigen nennen kann ? ...

A.: ... Nein, beruhigen Sie sich wieder ! Das ist – naturgegeben – nicht so. – Der Mensch ist ein Herdentier. Und als solches ist er prinzipiell entsprechend angelegt, sich an die Herde anzupassen, ihr nicht zu enteilen. Denn die Herde lässt den "Unsozialen" verhungern, wenn der nicht gemeinsam mit ihr jagt, fischt, erntet. Sie lässt den "überheblichen" Einzelgänger elend im reißenden Fluss ertrinken. Und die Kreatur Mensch möchte auch – wenn sie gesund ist - nicht "die Größte" sein; viele Lebewesen in der Vorzeit sind ausgestorben, explizit weil sie als die größten zu groß waren. Die Menschen möchten auch im Prinzip nicht siegen, sondern eigentlich lieber zur Gruppe dazu gehören, dabei sein, dabei bleiben. Man kennt beispielsweise Tennischampions von einst, Sieger also; die sind nach ihrer großen Zeit nicht erfolgreich und glücklich geblieben; bescheidenere Mitspieler von damals dagegen spielen heute noch zufrieden mit ihresgleichen und kommen auch ganz allgemein im Leben besser zurecht.


F.:Also, Sie meinen, Herr Woltmann-Zeitler, die „Superreichen“ und die Gier verhindern, beziehungsweise beeinträchtigen einen „Wohlstand für alle“ letztlich und grundsätzlich nicht ?

A.:Ja, zu dieser Einschätzung wollte ich Sie hinführen.

Lassen Sie mich hier nur noch kurz einfügen: Der sogenannte Superreiche lebt unbestreitbar besser als der Arme, aber er lebt zunächst einmal nicht so viel besser als der Ärmere, wie er „reicher„ ist. Das weiß der Superreiche wie der Arme. Das, von dem Reichen nicht selbst gelebte Mehr an Wohlstand empfindet der Reiche dann tatsächlich nur als Aufgabe, als Verpflichtung. Und dieses Empfinden ist dann unabhängig davon, ob diese Aufgabe tatsächlich die seine ist und ob er ihr gewachsen ist, ob er sie gut oder falsch lösen kann beziehungsweise lösen wird, ob er irrt. Er hat jedenfalls kein persönlich egoistisches Motiv, diesen „Mehrreichtum“ anzustreben, beziehungsweise zu erhalten. Er meint ihn zu verwalten, für einen jedenfalls vermeintlich guten Zweck. Wenn jemand anderes sein, von ihm nicht benötigtes Vermögen für einen von ihm aber als guten Zweck erkannten Zweck einsetzen würde, ohne daß ihm dabei von seinem immer doch relativ bescheidenen für sich gewünschten Wohlstand genommen würde, hätte er dagegen am Ende nichts einzuwenden. Es ist ein Trugschluss anzunehmen, ein Super-Bankvorstand könne sich kein anderes Leben wünschen als das eines Super-Bankvorstandes mit 50 Millionen im Jahr. Sehen wir hier einmal von tatsächlich kranken Geistern und Gemütern ab; diese Kranken kommen aber nie wirklich zu der Chance, 50 Millionen zu kassieren, eben weil die dann krank sind.


Wohlstand für alleist gleich

Soziale Gerechtigkeit“


F.: Und wie sieht also der – gewünschte - Wohlstand für alle aus ?

A.: Ich fange gerade an, das für Sie herauszuarbeiten. – Also: Der Mensch möchte, beziehungsweise muss also eigentlich nicht über andere Menschen hinauswachsen, in Richtung über diese hinaus die Gemeinsamkeit verlassen. Aber es tut ihm andererseits ebenso nicht gut – und diese Tatsache ist von entscheidender Bedeutung -, unten ausgesperrt zu werden, weniger zu sein, zu haben als die anderen – Achtung: gemeint ist hier: saldiert nicht weniger…


F.:... Noch einmal ein denkbarer Zwischeneinwand: Man erlebt doch nun nicht selten Menschen, die gezielt und insgesamt über andere Menschen hinaussteigen, auch summa summarum mehr besitzen wollen als andere; die sind dann eben offensichtlich nicht bereit, sich einem Mittelstandard der Gruppe anzupassen, sich mit diesem zufriedenzugeben. ...

A.: ... Ich verstehe Sie. - Aber es ist Ursache Ihres Einwandes, daß Sie nicht bedenken, daß auch der mächtigste Löwe nur dann – aber eben dann schon – gefährlich ist, wenn er Hunger hat. – Das besagt hinsichtlich des Menschen, daß auch dieser dann sehr wohl nach oben oder unten ausgreift, zugreift, angreift, wenn er oben ausgegrenzt oder von unten bedroht wird. Dann muss er in Richtung auf oben gleichziehen, beziehungsweise sich für die Verteidigung gegen unten stärken. Dann – nur dann - verschafft er sich gegebenenfalls eine überproportionale Macht. – Auch kann es passieren, daß Menschen, die sich vorher andauernd darum bemüht haben, entsprechend kämpfen mussten, nach oben gleichzuziehen, also aufzuholen, für einige Zeit, im „alten Schwung" noch, über das Ziel – der Gleichstellung mit oben – hinausschießen, und das dann gierig wirkend. – Ansonsten, im Normalfall wünscht sich der Mensch, daß es ihm – so gut - geht wie seinem Mitmenschen, dem ihm bekannten Mitmenschen, von dem er weiß oder zu wissen meint, wie es dem geht. Das heißt: Wenn beispielsweise Urwaldmenschen einerseits nicht wissen, daß es beispielsweise Europäern - als besser verstanden - anders geht als ihnen, und sie zudem wahrnehmen, daß jedenfalls auch ihre Stammesgenossen nicht über mehr "Glücksressourcen" verfügen als sie selbst – und wenn ihnen selbstverständlich der notwendige Wohlstand gegeben ist, dann sind diese Menschen – wie "arm" sie in den Augen der Europäer auch immer erscheinen – subjektiv immer hinreichend reich, leben sie auch insgesamt in einem – in ihrem persönlichen – gewünschten Wohlstand. Wenn sie nicht weniger zur Verfügung haben als ihre unmittelbaren Nachbarn und von dem Vielmehr in der fernen Welt nichts wissen, erleben sie Soziale Gerechtigkeit, sind sie nicht ausgegrenzt, diskriminiert – und das ist dann ihr Wohlstand, ihr gewünschter. Sehen andererseits halbverhungerte Menschen im Fernsehen, wie anderer Menschen anderswo geradezu prassen, fühlen sie sich „arm“, diskriminiert, werden sie so bald wie möglich versuchen – gegebenenfalls mit aller Gewalt – ihre empfundene – soziale - Ungerechtigkeit zu überwinden, auszugleichen. Selbst dann auch, wenn sie sich bei ihrem Bemühen aufzuholen, - naturgesetzlich - nicht selten objektiv schaden, gewissermaßen „überfressen“.


F.: Achtung ! Definieren Sie dementsprechend Wohlstand also generell als Soziale Gerechtigkeit ? Meinen Sie also, Soziale Gerechtigkeit sei möglich, wenn Sie "Wohlstand für alle" als ein realisierbares Projekt bezeichnen ?

A.: Genau so ist es. - Wohlstand existiert im Prinzip immer – gemeint ist hier also der gewünschte Wohlstand, der notwendige musssowieso vorhanden sein –, wenn Soziale Gerechtigkeit gegeben ist. – Wenn der Mensch erst einmal nicht verhungert und nicht erfriert, empfindet er sich im Wohlstand, wenn er von dem Darüber hinaus nicht weniger zur Verfügung hat als sein wahrnehmbarer Mitmensch. – Der Königsweg zum "Wohlstand für alle" ist also tatsächlich die "Soziale Gerechtigkeit".


Soziale Gerechtigkeit

ist nicht soziale Gleichheit


F.: Herr Woltmann-Zeitler, hier dürften Sie erneut auf Unverständnis stoßen. Also klären Sie bitte die Frage: Ist Ihre – soziale – "Gerechtigkeit für alle" auch als Gleichheit aller gedacht ?

A.: Das ist sie selbstverständlich nicht, nein. – Soziale Gerechtigkeit – also gewünschter Wohlstand - bedeutet natürlich nicht – nur dumm denkende oder gewollt destruktiv diskutierende Zeitgenossen argumentieren so -, daß der nämliche Wohlstand gewissermaßen mit der Gießkanne auf alle Menschen herabgeregnet wird. Soziale Gerechtigkeit herrscht vielmehr dann, wenn jeder Mensch – sehen wir hier nur von den entscheidend körperlich und/oder geistig behinderten Menschen ab; die sind Aufgabe für eine uneigennützige Humanität –, wenn jeder gesunde Mensch die Chance hat, in der Summe - in der Summe (!) - gegebenenfalls auf den verschiedensten Bereichen, soviel gewünschten Wohlstand durch seine Arbeit zu erwerben, wie es demjenigen Mitmenschen möglich ist, mit dem er sich vergleicht - per Augenschein oder entsprechender Information. ...

F.: ...Also keine "sozialistische Gleichheit", in der alle, "der Gemeinschaft verpflichtet und planmäßig", gleichviel in einen Topf hinein produzieren – jedenfalls sollen – und dann mit "Gleichviel" aus eben diesem Topf versorgt werden ? ...

A.: ... Nein, jeder – gesunde – Mensch soll nur so viel arbeiten, wie er mag, wie er Eigenprodukte konsumieren möchte oder Geld verdienen, um mit diesem andere Produkte erwerben zu können; aber er darf dann auch nur so viel Güter konsumieren können, wie er selbst Erwerbsarbeit verrichtet hat. – Das ist Soziale Gerechtigkeit, Wohlstand für alle. – Es entspricht also durchaus diesem "Ideal" von sozialer Gerechtigkeit, wenn der eine Mensch – freiwillig – "faul" in der Hängematte träumt, kaum mal arbeitet und sich deshalb mit nur wenig mehr – wenn auch immer noch gesund - als paradiesischem Obst, kernigem Brot und köstlich frischem Wasser ernährt, während sich ein vielleicht Workaholic mit seinem Erwerbseinkommen wer weiß was auch immer leistet. Es mussnur jeder – gesunde – Mensch die Chance haben, sich – selbst und frei - seinen Platz im breiten Spektrum möglichen gewünschten Wohlstands, also irgendwo zwischen Diogenes da und Epikur dort, zwischen "Wasser und Wein" auszusuchen.


F.:Das also ist machbarer "Wohlstand für alle" – und nicht etwa Utopie, ja ? ...

A.: ... Ja, die entsprechende politische Gesellschaft ist durch eine durchaus realistische, eine entsprechende, eine richtig gute Politik, Wirtschaftspolitik zu gestalten. Und in Deutschland ginge das sogar schnell. Vielleicht würde es in einigen "weniger entwickelten" Ländern, da oder dort, dann oder wann, etwas länger dauern – je nachdem, ob man sich schon noch in Behausungen gleich der der berühmten Tonne des Diogenes wohlfühlen oder man erst dann soziale Gerechtigkeit, also Wohlstand empfinden würde, wenn man – gleich den Deutschen etwa – auch „Epikureer“ geworden ist.


F.: Bevor wir auf die einzelnen Bausteine Ihrer Wohlstandsgesellschaft zu sprechen kommen ...

A.: ... unserer Wohlstandsgesellschaft ...


F.: ... Ja, wir Menschen als politische Gemeinschaft müssen sie schaffen, sagen Sie. Aber, Herr Woltmann-Zeitler, und zwar nach Ihrem speziellen Konzept, denken Sie wohl.

A.: Wenn Sie dieses Konzept sorgfältig und gründlich durchdacht haben, ist es auch Ihr Konzept.


F.: Zuvor also noch eine Angstfrage von Bedenkenträgern. – Sie, Herr Woltmann-Zeitler, wollen Wohlstand für alle in der Form von sozialer Gerechtigkeit schaffen ...

A.: ... das soll genau heißen: Chancengleichheit, nach der sich jeder die gleiche Summe von Wohlstand schaffen kann, egal aus welchen "Bausteinen" der jeweils individuell gewünschte Wohlstand bestehen soll ...


Soziale Gerechtigkeit -

durch Umverteilung von oben nach unten ?


F.: ... Ja, und das wird dann nicht etwa bedeuten, daß ein doch bekanntermaßen heute – und gewissauch in unserem Land - bestehendes Wohlstandsgefälle im Endeffekt dadurch nivelliert wird, daß den Ärmeren von dem gegeben wird, was man den schon heute Wohlstandsbürgern nimmt ? Bringt Ihr Bemühen, Herr Woltmann-Zeitler, um soziale Gerechtigkeit in der Konsequenz einen Wohlstandstransfer von oben nach unten ?

A.: Ich danke Ihnen, daß Sie mich das fragen, denn so kann ich Ihnen jetzt eine sehr wichtige Antwort geben. - Also: Es gibt keine Umverteilung von oben nach unten. Nein und noch einmal nein ! – Ich bin nämlich kein Sozialist. Und deshalb hielte ich die hier angesprochene "Umverteilung" schon einmal für unrechtens. ...


F.: ... unrechtens oder nur ungesetzlich ?

A.:Ich achte im Allgemeinen penibel darauf, daß zwischen diesen beiden Begriffen unterschieden wird; aber hier gelten beide. - Wenn den Menschen, die sich bereits im Wohlstand lebend fühlen, zu Gunsten der noch ärmeren genommen würde, wäre das nicht nur ungesetzlich – konkret also wohl gegen Verfassungsrecht verstoßend – sondern auch moralisch unrecht. Denn die Wohlhabenderen haben sich ihren größeren Anteil am Wohlstand so gut wie nie geraubt sondern auf jedenfalls gesetzmäßige und auch sonst nicht allgemein als anstößig empfundene Weise erworben. Daß ein Teil der Menschheit – nehmen wir hier zweckmäßigerweise einmal zunächst nur die Deutschen in den Fokus, dann erkennt man das besser – daß also ein Teil der Menschen über mehr Wohlstandsressourcen verfügt als der andere, ist im Prinzip nicht die Schuld der "Reicheren" – man darf ihnen also nichts strafend nehmen -, sondern ist darauf zurückzuführen, daß unser Gesellschafts- sprich: Wirtschaftssystem krank ist. Die heutige soziale Ungerechtigkeit auf Erden ist nicht die Folge von Ungesetzlichkeit oder auch nur von Unmoral – sondern sie ist systemimmanent, sie ist zwangsläufige Folge davon, daß wir Menschen eine schlechte, also eine Wirtschafts-, sprich: Währungspolitik betreiben, die nicht hinreichend gut funktioniert. – Unsere "armen" Multimillionäre habe ich zu Beginn unseres Gespräches schon einmal moralisch entlastet ...


F.: ...

A.: Bitte, lassen Sie mich fortfahren ! Es gibt noch ein zweites entscheidend wichtiges Argument gegen eine eventuelle "Umverteilung". – Ich bin nicht nur kein Sozialist, ich bin darüber hinaus ein beinharter Realist. Und als solcher sage ich warnend: Eine Umverteilung funktioniert nicht, sie ist – jedenfalls in Deutschland – niemals politisch durchzusetzen. Für eine derartige Politik kann – bei uns – nie eine Mehrheit gewonnen werden. Denn die schon "Reichen", die unter der sozialen Ungerechtigkeit jedenfalls nicht leiden, sind "die Mehreren". Denen könnte man also wegen machtmäßiger Überlegenheit niemals wirklich Wesentliches wegnehmen. Selbst eigentlich Arme solidarisieren sich im Falle des Falles eher mit den Privilegierten als mit ihren ärmeren Genossen; denn im Vergleich zu den noch ärmeren Menschen sind sie ja immer noch Wohlhabende.


F.: Und wenn sich die sozial Zurückgelassenen ihre entsprechende "Gerechtigkeit" einmal mit Gewalt nehmen wollten ? ...

A.: ... so würde in einem sozialrevolutionären Bürgerkrieg so viel Ressourcen, Wohlstand, Lebensqualität vernichtet, daß jetzt zwar auch die sogenannten Reichen "arm dran" wären - aber die dann militanten "Kämpfer für Soziale Gerechtigkeit" immer noch nicht wohlhabend.


F.: Jetzt aber: Butter bei die Fisch !. – Wie sieht Ihr – Entschuldigung: der „machbare“ - "Wohlstand für alle" konkret aus ? Was sind seine Voraussetzungen, die wir Menschen schaffen können, jedenfalls könnten ? Durch welche politischen Maßnahmen ist Soziale Gerechtigkeit realisierbar – ohne "Umverteilung", wie Sie erklären ? Das entsprechende Programm.

A.: GewünschterWohlstand – den notwendigen haben wir jedenfalls in Deutschland Gott sei Dank schon - besteht – je nachdem, wie ihn sich der Mensch wünscht – aus mehreren möglichen Zutaten. Und er hat mehrere Voraussetzungen. – Weil ich nun hier aber kein Buch diktiere sondern nur ein Gespräch führe, kann ich nachfolgend nur die wichtigsten Elemente unserer – machbaren – Wohlstandsgesellschaft offerieren und die entsprechend notwendigen politischen Maßnahmen nur hinsichtlich ihres Prinzips verständlich machen.



Wohlstand für alle

ist nicht Utopie sondern reale Möglichkeit


Alles nur Theorie ? - Merke: Alles was in der Theorie - tatsächlich - richtig ist, hat auch in der Praxis Bestand. - Bringt eine "richtige" Theorie in der Praxis keinen Erfolg, ist sie in Wahrheit falsch.


Ich behaupte also, Wohlstand für alle sei möglich. - Bevor wir allerdings über das Programm sprechen, das in die gemeinte Wohlstandsgesellschaft führen soll, sollten wir uns mit dem Einwand befassen, der Pessimisten und Resignierenden vielleicht in den Sinn kommt, wenn sie von einer solchen "Wohlstandsgesellschaft" reden hören. - Das sei doch eine Utopie, meinen die gegebenenfalls - scheinbar klug und weise. – Deshalb also die Frage: Ist unser Wohlstandsgesellschaft eine Utopie, darf sie Utopie genannt werden ?


Was ist eine Utopie ?


Unter Utopie muss - richtig - ein Menschheitswunsch verstanden werden, der – gewissermaßen naturgesetzmäßig - absolut niemals in Erfüllung gehen kann. - Und demnach dürfte unser "Wohlstand für alle" nur dann als Utopie bezeichnet werden, wenn entweder die Welt von Natur aus erkennbar eindeutig so angelegt wäre, daß diese „paradiesischen“ Verhältnisse objektiv als unerreichbar bezeichnet werden müssen, oder wenn jedenfalls die Mehrheit der Menschen durch alle Zeiten hindurch außerstande wäre, den - unterstellt, grundsätzlich vorhandenen - Weg in dieses „Paradies“ zu finden, beziehungsweise in ihrer Gesamtheit so destruktiv, besagten Weg nicht gehen zu wollen.

Drei Kriterien haben wir hier; und jetzt: Spricht immerhin eines dieser drei Kriterien gegen die Realisierbarkeit der hier vorgestellten "Wohlstandsgesellschaft" ? - Ich sage nein, und zwar aufgrund folgender Überlegungen:


Nicht Wunderland sondern praktikable Gesellschaftsordnung


Erste Überlegung: Die Elemente unserer "Wohlstandsgesellschaft" sind keineswegs tatsächlich so außergewöhnlich, etwa wundersam, daß man geradezu logischerweise schließen muss, die Welt sei von ihrem Prinzip her nicht ihnen entsprechend angelegt. - Nehmen wir die wesentlichsten Elemente:

Seitdem Menschen auf dieser Erde leben, haben sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. "Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen", heißt es im Alten Testament. Das Problem, daß viele Millionen Menschen heute nicht mehr für ihren Lebensunterhalt arbeiten können, dürfen, arbeitslos, besser: erwerbslos, sind, obwohl der Menschheit die zum Arbeiten erforderlichen Geräte, Einrichtungen, Grundstoffe im Prinzip in durchaus ausreichendem Maße zur Verfügung stehen beziehungsweise zur Verfügung gestellt werden können und diese Menschen im allgemeinen auch arbeiten wollen, ist in der Menschheitsgeschichte ein noch junges Problem. Es entstand erst – wie ausführlicher erläutert werden sollte; das vielleicht später - mit dem Aufkommen der von einem voll funktionierenden Geldsystem abhängigen arbeitsteiligen Wirtschaft. - Wieso soll dieses Problem grundsätzlich unlösbar, seine gedachte Überwindung eine Utopie sein, wenn es der Menschheit doch mitnichten als Urproblem auferlegt worden ist ?


Eine erklärende Zwischenbemerkung: Man darf frühere oder anderenorts feststellbare Sachverhalte nicht falsch deuten: Da wo unsere Vorfahren in der Zeit vor Ausbreitung der arbeitsteiligen Wirtschaft weniger gearbeitet haben als wir, war das meistens so, weil die Menschen weniger als wir zur Arbeit motiviert waren, weil ihnen ihre Phantasie nicht so viele Arbeitsziele eingab als die unserige uns heute, weil sie meinten, das ihnen Angemessene und Mögliche bereits geschaffen zu haben, weil sie nicht mehr arbeiten wollten - nicht weil sie nicht mehr arbeiten konnten, durften, nicht weil sie - so wie wir heute sagen - "arbeitslos" waren. - Und es sind auch die Menschen, die heute, etwa in der sogenannte Dritten Welt, nur mit einem - von uns so verstandenen - ärmlichen Gelegenheitsgeschäft ihren Unterhalt bestreiten, oft keineswegs eigentlich erwerbslos, im richtig verstandenen volkswirtschaftlichen Sinn, wie bedrückend wenig produktiv ihre Tätigkeit auch immer sein mag. Die rückständigen Wirtschaftsstrukturen in den betreffenden Ländern lassen nur eine größere Produktivität als die ihres kleinen Handels noch nicht zu.

Die durch Menschen verursachte globale Gefährdung unserer natürlichen Umwelt besteht erst seit – grob gerechnet - hundert Jahren. Zuvor schon haben sich Menschen da und dort, dann und wann immer schon ökologisch falsch verhalten, aber sie gefährdeten dadurch die Umwelt nicht zwangsläufig global. Warum soll jetzt die Überwindung des entsprechenden jungen - wenn auch inzwischen so brisanten - Problems eine Utopie sein ?


Weiter: Schließlich weist die Entwicklungsgeschichte des Menschen aus, daß der Mensch von seiner Grundanlage her keineswegs darauf programmiert ist, seine Mitmenschen – etwa kriegerisch - bekämpfen zu müssen. Im Gegenteil. Der Mensch ist von Natur aus darauf angewiesen, eng mit seinen Artgenossen zu kooperieren, um als Individuum bestehen zu können. Schon als frühe Jäger mussten die Menschen in einer kooperationsbereiten Horde jagen; auch die spätere bäuerliche Wirtschaft, musste, wenn sie effizient sein sollte, von Gruppen betrieben werden.

Sich menschenfeindlich, also im Grunde naturgegensätzlich zu verhalten – denn auch die anderen Lebewesen neben dem Menschen trachten Angehörigen der eigenen Art im Grunde nicht nach dem Leben; alle wollen ihre Art erhalten, nicht dezimieren oder gar auslöschen -, begann der Mensch tatsächlich ebenfalls erst vor – menschheitsgeschichtlich - kurzer Zeit, als er sich scheinbar vor Situationen gestellt sah, die er glaubte, nicht anders als mit Gewalt auch gegen Menschen meistern zu können. Als die Menschheit im Laufe ihrer Entwicklung immer zahlreicher wurde, musste sie eine Zeitlang davon ausgehen – zwangsläufig aber irrigerweise, weil sie es noch nicht besser wusste-, daß die Erde nicht Lebensgrundlage für alle Menschen zu bieten imstande wäre. Die Menschen sahen da oft keine andere Chance als die, entgegen ihrer Grundanlage Artgenossen zu verdrängen, zu bekämpfen und notfalls zu vernichten. - Inzwischen ist aber durchaus erkennbar geworden, kann man es besser wissen, daß die Erde im Prinzip sehr wohl groß und reich genug ist, alle auf unserem Planeten geborenen Menschen hinreichend zu versorgen - da mag noch so viel über "Überbevölkerung" lamentiert werden -, so daß es - in diesem Zusammenhang - heute keinesfalls mehr "notwendig" ist, Artgenossen zu töten, um selbst überleben und gut leben zu können. - Gelöst werden mussallerdings das Verteilungsproblem - entsprechend dem Programm "Wohlstandsgesellschaft", das hier vorgelegt wird.


Das angebliche Problem "Überbevölkerung", das immer wieder angeführt wird, ist im Grunde ein Scheinproblem, oder jedenfalls nur eine Folgeproblem: Die auf der Erde gegebenen Ressourcen und möglichen Produkte können in Wirklichkeit alle Menschen auf unserem Planeten versorgen; es gibt gegebenenfalls gar zu viel von diesen Produkten. Nur die Verteilung der insgesamt sehr wohl hinreichenden Ressourcen ist sicherzustellen, ist heute noch nicht sichergestellt. Und sowieso ist der derzeit große Geburtenüberschuss nicht Ursache sondern Folge der Not der Menschen in den betreffenden Regionen (unter anderem zu dem Zweck setzen sie viele Kinder in die Welt, damit diese in wirtschaftlich schwieriger Situation als Mitversorger – gegebenenfalls der Alten - eingesetzt werden können); lässt die Not nach, gehen die Geburtenraten zurück. Die Bevölkerungszahl in Deutschland (die Zahl der Einheimischen jedenfalls) geht ja auch nicht deswegen zurück, weil wir nur über zu wenig Versorgungsgüter verfügen können, sondern – eher schon – weil wir zu viel oder immerhin genug davon haben. Lassen Sie mich an dieser Stelle kurz bemerken, daß es heute zahlreiche hoch angesehene Wissenschaftler gibt, die auf Grund seriöser Studien bereits für die Zeit nach rund 50 Jahren ab heute einen relevanten Rückgang der gesamten Erdbevölkerung prognostizieren. Ich sagte schon: Steigt der Wohlstand, jedenfalls weil die Menge der Ressourcen größer geworden ist, nimmt die Menge der auf diese Weise begünstigten Art ab. Das entspricht dem Naturgesetz der Arterhaltung.


Oder: Wenn Menschen früher auf Artgenossen mit fremdartigen religiösen Vorstellungen stießen, meinten sie oftmals, diese Menschen und ihre "Irrlehren" in quasi "göttlichem Auftrag" kriegerisch bekämpfen zu müssen. Diese Motivation für kriegerische Auseinandersetzungen ist in unserer heutigen, immerhin relativ aufgeklärten Zeit nun – in Wirklichkeit - nicht mehr oder nur noch vordergründig gegeben. Da wo es heute noch so aussieht, als würden Kriege für religiöse Ziele geführt, ist der tatsächliche Beweggrund ein anderer - ein sozialer. – Die heutigen, durchaus gefährlichen Spannungen beziehungsweise kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Islamisten und Christen, Islamisten und Juden, Islamisten und Hindus im afrikanischen, asiatischen und am Ende auch im europäischen Raum haben tatsächlich so gut wie ausschließlich einen sozioökonomischen Hintergrund oder wären ohne diesen Hintergrund ohne Bedeutung, gewissermaßen nicht aufrecht zu erhalten.

Und dem alles entsprechend wurde denn schließlich zur einzigen in der Gegenwart noch - tatsächlich - wirksamen Ursache kriegerischer Konflikte die soziale Ungerechtigkeit. - Dieses Problem kam auf, als - erstens - die Menschen so zahlreich wurden, daß gleicher persönlicher Bodenbesitz für alle fortan nicht mehr möglich war, sich also zeigte, daß persönlicher Besitz an Boden a priori ungerecht ist, und nachdem - zweitens - im Zuge der Entwicklung des technischen Fortschritts und der arbeitsteiligen Produktionswirtschaft, das Geld als Tauschmittel einerseits unentbehrlich geworden war, dieses Geld andererseits dann aber seiner wesentlichen Aufgabe tatsächlich durchgängig – mal weniger, mal gar nicht mehr - gerecht zu werden vermochte. – Fast unaufhaltsam entwickelte sich jetzt diese soziale Ungerechtigkeit zur entscheidenden Kriegsursache und führte schließlich in der Vergangenheit zu jener Rivalität zwischen sogenanntem kapitalistischem und sozialistischem Wirtschaftssystem, die zeitweise die gesamte Menschheit mit Vernichtung bedrohen sollte. – Es sei an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht, daß auch heute, aktuell, alle kriegerischen und/oder terroristischen Auseinandersetzungen auf unserer Erde im Kern auf das Problem soziale Ungerechtigkeit zurückzuführen sind. Die Konflikte im Irak, in Afghanistan, Pakistan, Iran, Thailand, China/Tibet, Korea, Israel/Palästina/Libanon, Irland, Spanien/Baskenland, auf dem afrikanischen Kontinent, die Terroranschläge in den USA, Spanien, England, der diplomatisch verleugnete Krieg zwischen den USA und Russland (in Weißrussland, der Ukraine, Polen), auf dem Balkan (Jugoslawien/Serbien/Kroatien/Kosovo) sind mehr oder weniger als solche erkannte und wahrgenommene Kriege um Soziale Gerechtigkeit, Auseinandersetzungen zwischen zwei konkurrierenden Wirtschaftssystemen, dem soeben schon angesprochenen sogenannten kapitalistischen, das sich bereits als das ziemlich optimale System versteht, das es zu verteidigen gälte - obwohl es größten Hunger und größtes Elend, wirtschaftliche Katastrophen überall auf Erden bis heue nicht überwinden beziehungsweise vermeiden konnte, und dem ein „Paradies auf Erden“, verheißenden sogenannten sozialistischen System, das aber ebenfalls bis heute keinen Segen gebracht hat sondern allenfalls Unfreiheit, Unterdrückung, Diktaturen, Gewaltherrschaften, Faschismus. Über die Grundursache von Krisen, Terrorismus, Kriegen wird an anderer Stelle ausführlich referiert.


Hier sei eine Erklärung eingefügt: Unter dem sogenannten Kapitalismus verstehen die meisten Menschen - undifferenziert und unpräzise - eine ungerechte Wirtschaftsordnung schlechthin, unter Kapitalisten deren Nutznießer/Befürworter; wobei es dann verschiedene Theorien darüber gibt, wie die unterstellte Ungerechtigkeit entsteht, funktioniert, und Gegner oft schon eine Privat- beziehungsweise von staatlicher Lenkung unabhängige Wirtschaft "Kapitalismus" nennen; was dann zur Folge hat, daß sie, vermeintlich um der Gerechtigkeit willen, Privateigentum und freie Marktwirtschaft bekämpfen beziehungsweise einschränken. – Im Prinzip – allerdings nur im Prinzip - einer Problemlösung näher steht der – sogenannte – Kapitalismus. Bei diesem handelt es sich um eine Wirtschaftsordnung, die am Ende schließlich ebenfalls zwangsläufig ungerecht ist, weil sie nur unzureichend funktionstüchtig ist - und dies wiederum, weil sie auf einem unzulänglichen Währungssystem basiert. Das in diesem Buch vorgestellte Programm für sozial Gerechtigkeit auf Eden führt genannte Mängel des sogenannten kapitalistischen Systems absolut nicht auf den Einsatz von Privateigentum sowie die Zulassung von Marktfreiheit zurück und ebenso nicht auf die – in Grunde segensreiche - Verwendung von Kapital. - Kapital soll hier als ausgeliehenes Nutzungsrecht verstanden werden. – Über den sogenannten Kapitalismus, über den Zins soll an anderer Stelle ausführlich referiert werden.


Wie groß also das Problem soziale Ungerechtigkeit auch heute sein mag und wie lange auch - absolut gesehen - die Menschheit bisher unter ihm gelitten hat, ein Urproblem ist dieses Problem jedenfalls nicht. Soziale Ungerechtigkeit ist - insgesamt gesehen - erst ein relativ junges Problem, letztlich nur ein sachliches politisches Problem der mangelhaften Funktionstüchtigkeit unseres derzeitigen Wirtschaftssystems - an dessen Lösung zu denken keinesfalls ein Denken in Utopien bedeutet.

Die "Wohlstandsgesellschaft", von der hier gesprochen wird, ist kein Schlaraffenland, kein Reich vollkommener Glückseligkeit, sie ist also keine phantastische Welt. Vielmehr ist es eine absolut unphantastische, praktikable Gesellschaftsordnung, die vermeidbare Probleme, Gegenwartsprobleme unserer real existierenden Welt heute, zu überwinden vermag. Es kann und soll noch eingehend dargelegt werden, wie die Probleme überwunden werden können.


Gibt es den Weg zu einer Wohlstandsgesellschaft ?


Zweite Überlegung: Kann die Menschheit den Weg in unsere "Wohlstandsgesellschaft" überhaupt finden, zweite Voraussetzung dafür, daß hier tatsächlich nicht nur von einer Utopie geschwärmt wird ? Hierzu wurde also einmal bereits angekündigt, daß ein solcher Weg im Einzelnen aufzeigt werden kann; danach gilt es dann, diesen Weg zu prüfen. Und selbst wenn dieses aufgezeigte Konzept sich als irrig beziehungsweise nicht durchführbar, unser aufgezeigter Weg sich als nicht begehbar erweisen würde, wäre das kein hinreichender Grund zu behaupten, der rechte Weg könne grundsätzlich niemals gefunden werden, das Ziel müsse deshalb eine Utopie sein. - Was die Menschheit tatsächlich nicht zu finden in der Lage und was folglich eine Utopie ist, könnte objektiv allenfalls nach dem Ende dieser Menschheit festgestellt und behauptet werden. So ziemlich alle Problemlösungen, die uns heute selbstverständlich sind, konnten ja irgendwann in der Vergangenheit noch nicht realisiert werden, weil man da noch nicht weit genug zu denken imstande war. - Wir Menschen dürfen eine Utopie eigentlich niemals unterstellen, da es immer so sein kann, daß man vielleicht nur bisher die entsprechende Problemlösung noch nicht gefunden hat.


In dem Zusammenhang, um den es hier geht, ist es außerdem geradezu töricht, von Utopie zu reden. - Da unsere "Wohlstandsgesellschaft", wie hier behauptet wird, die Alternative zu einer Vernichtung unserer natürlichen Lebensgrundlagen auch in Friedenszeiten, zu sozialer Ungerechtigkeit auf Dauer, schließlich zu einem ansonsten jederzeit möglichen Krieg sein soll, müssen wir uns einfach entsprechend bemühen, weil wir so immerhin eine diesbezügliche Chance wahrnehmen. Bemühen wir uns hingegen nicht, haben wir gar keine Chance, gibt es für uns ganz bestimmt keine Alternative. - Jemand, der die Wohlstandsgesellschaft als Utopie abtun zu müssen glaubt, verhält sich wie einer, der es für utopisch hält, aus einem brennenden Haus zu fliehen, und deshalb in der Gefahr verharrt, bis er in den Flammen umkommt. Oder weniger dramatisch: Wenn jemand sich weigert, ein Los zu ziehen, nur weil er nicht sicher ist zu gewinnen, weil er fürchtet, der versprochene Gewinn könne eine Utopie sein, so macht er gewisssein Glück nicht.


Folgender Aphorismus soll nachdenklich machen: Wenn Menschen an Möglichkeiten glauben und es zeigt sich am Ende doch deren Unmöglichkeit, dann haben die Menschen – salopp gesagt – „Pech gehabt“. Glauben die Menschen dagegen nicht, daß etwas Wichtiges zu realisieren ist, und klappt ein entsprechender Versuch schließlich doch, dann können sie sich freuen, haben sie „Glück“ gehabt. Sollen die Menschen allerdings so fatalistisch sein, zu glauben, zu glauben (!), daß das Wichtige unmöglich ist, dann sind sie verloren. Denn sie werden durch ihr Inaktiv sein dann beweisen, daß das Notwendige „wirklich“ nicht eine Möglichkeit sondern, eine „Utopie“ war.


Der Mensch darf und mussan den Menschen glauben


Dritte Überlegung: Ist der Mensch prinzipiell positiv und konstruktiv genug eingestellt, einen grundsätzlich als richtig erkannten Weg auch gehen zu wollen ? Oder ist er im Prinzip destruktiv, das heißt selbstzerstörerisch angelegt? – Hier sollte man meinen, daß wir auch diese Frage optimistisch beantworten, auch in diesem Punkt an den Menschen glauben dürfen. - Und glauben müssen, weil wir sonst in der Konsequenz davon ausgehen - und das dann bei allem unserem Tun -, daß die Menschheit zum Untergang verurteilt ist; wovon wir doch keinesfalls ausgehen dürfen, wenn wir diesen Untergang nicht selbst besiegeln wollen. - Von einer diesbezüglichen pessimistischen Theorie dürfen wir uns auch dann nicht bestimmen lassen, wenn wir - noch - nicht beweisen können, daß sie ungerechtfertigt ist. - Zudem spricht - wenn auch nicht der letzte Beweis - so doch ziemliche Wahrscheinlichkeit für eine positive Einschätzung. Die entsprechende Rechnung sagt da folgendes:

Wäre der Mensch - in seinem Kern - destruktiv oder besäße er nicht über hinreichend Kraft, sich - jedenfalls am Ende - immer für das in seinem Interesse Richtige und Notwendige zu entscheiden, dann wäre er längst ausgestorben. - Wenn der Mensch heute noch existiert, obwohl er seine gesamte Entwicklungsgeschichte hindurch immerzu vor der Alternative Positiv oder Negativ, Konstruktiv oder Destruktiv, Gut/Richtig oder Schlecht/Falsch gestanden hat, liegt das daran, daß er sich im Großen und Ganzen immer für sein Interesse, für den Fortbestand seiner Art, also positiv, konstruktiv entschieden hat - sofern er tatsächlich mehrere Möglichkeiten zur Auswahl vor sich sah. Selbst Kriege hat er nur geführt, wenn und solange er meinte, diese in seinem Interesse mehr oder weniger notwendig führen zu müssen oder doch führen zu sollen. Kriege waren in der Vergangenheit immer so etwas wie „Völkerwanderungen“ – erfolgreiche oder gescheiterte. Zu diesen „Völkerwanderungen“ sahen sich die Menschen immer subjektiv gezwungen, also moralisch berechtigt. Dagegen, befreit von einem entsprechenden Zwang, war der Mensch immer friedlich, haben auch die schlimmsten Haudegen immer das angenehmere friedliche Leben vorgezogen. - Wäre der Mensch nicht programmiert, konstruktiv für seinen Fortbestand zu wirken, hätte er im Laufe seiner Entwicklung seine Lebensbedingungen nicht so gefördert, wie er das grundsätzlich - von Ausnahmen abgesehen, für die es Erklärungen gibt, die unserer These hier nicht widersprechen, - immer getan hat; hätte er sich nicht durch alle Zeiten bemüht, die Landwirtschaft zu entwickeln, die Technik voranzubringen und Krankheiten erfolgreich zu bekämpfen.

Da wo der Mensch tatsächlich gegen sein Interesse gehandelt hat und handelt, wusste beziehungsweise weiß er es nicht besser oder fühlte beziehungsweise fühlt er sich entsprechend gezwungen. Da liegt nicht Destruktivität vor sondern fehlt Aufklärung. Heute gibt es einen unwiderlegbaren Zwang zu einer sogenannten Völkerwanderung nämlich nicht mehr. - Wäre der Mensch von Natur aus destruktiv, hätte er nicht bis zur Erfindung der Massenvernichtungswaffen des zwanzigsten Jahrhunderts zu warten brauchen, die eigene Art auszurotten; da hätte es schon vor Jahrtausenden ausgereicht, den Epidemien freien Lauf zu lassen. - Er hat ihnen aber nicht freien Lauf gelassen; er hat vielmehr immer um seinen Fortbestand gekämpft.


Und so wird hier die Auffassung vertreten, daß der Mensch auch heute bereit ist - wenn er über entsprechende Optionen verfügen kann -, alles zu seiner Erhaltung zu tun beziehungsweise zu unterlassen, von dem er glaubt, sicher sein zu können, daß es zu seiner Erhaltung augenblicklich nötig beziehungsweise schädlich ist. - Entsprechende Gebote und Gesetze müssen allerdings mit einer praktikablen Gebrauchsanweisung versehen sein. - Beispielsweise ist es keine wirkliche Überlebenshilfe, vom Menschen Umweltschutz zu verlangen, ohne ihm das sichere Gefühl zu geben, daß er an diesem nicht verhungert; oder ihn zu Abrüstung aufzufordern, ohne ihm deutlich zu machen, daß ihm keine Gefahr droht, gegen die es sich mit Pfeil und Bogen, Feldhaubitze oder Atomrakete zu schützen gilt.


Nicht über Dummheit klagen – bessere Argumente bringen


Wenn man es auch für nicht gerechtfertigt, statt dessen für gefährlich halten darf, die grundsätzliche Befähigung des Menschen zur Realisierung unserer "Wohlstandsgesellschaft" zu bestreiten, so sollten wir doch über die Frage nachdenken, aus welchem Beweggrund heraus viele Menschen solchermaßen pessimistisch über ihre Artgenossen urteilen. Zu oft hört man ja die resignative Klage: Die wollen einfach nicht verstehen, nicht wahrhaben. - Wollen die tatsächlich nicht verstehen ? Sind sie also doch destruktiv ? Nein, wollen sie nicht, sind sie nicht. Wer so urteilt, macht es sich zu leicht. - Statt über die vermeintliche Unverständigkeit beziehungsweise über den vermeintlich mangelnden guten Willen von Mitmenschen zu lamentieren und schließlich in Resignation zu verfallen, sollte man besser kritischer mit den eigenen Wahrheiten, Vorschlägen und Forderungen umgehen. - Wenn eine vordergründige Wahrheit nicht so akzeptiert wird, wie es ihr Verkünder gern hätte, liegt das vielleicht gar nicht an der diesbezüglichen Unfähigkeit der Angesprochenen sondern im Grunde an der mangelnden Qualität der "Wahrheit". Vielleicht haben, wenn sich zwei Parteien auf die Dauer nicht verständigen können, beide Unrecht. Außerdem braucht es Geduld. Auch dieses Programm hier für unsere "Wohlstandsgesellschaft" ist natürlich nicht gleich von heute auf morgen bekannt zu machen und durchzusetzen.

Noch einmal: Die Wahrheit etwa, eine konsequente Umweltschutzpolitik sei im Interesse der Menschheit notwendig, ist so lange auch eine bedenkliche Wahrheit, wie ihr andere elementare Menschheitsinteressen entgegenstehen. Wer Umweltschutz fordert und dabei nicht vermeidet, daß die Menschen Angst vor eventuellen negativen Folgen dieser Politik empfinden - vor Erwerbslosigkeit zum Beispiel oder vor einer relevanten Steigerung der Lebenshaltungskosten -, hat keinen rechten Grund, sich über die interessenlose oder gar ablehnende Haltung seines Publikums zu mokieren. - Oder: Menschen, die, trotz der dem – sogenannten - kapitalistischen Wirtschaftssystem offensichtlich innewohnenden und letztlich nicht hinnehmbaren Ungerechtigkeit, nicht den in der Vergangenheit in zahlreichen Ländern der Erde praktizierten sogenannten sozialistischen Sozialismus als Alternative akzeptieren mögen, sind deswegen nicht bösartige Befürworter von sozialer Ungerechtigkeit. Sie sehen lediglich Grund zu der Befürchtung, besagter sogenannter Sozialismus brächte am Ende noch schlechtere Lebensbedingungen als die sogenannte kapitalistische Ordnung; und die jüngste Geschichte liefert doch auch Indizien, die diese Befürchtung begründen mögen. - Wer die Ungerechtigkeit des immer wieder angeprangerten Kapitalismus überwinden will, musseine Alternative vorschlagen, die sowohl besser ist als dieser – das heißt also gerechter - wie auch besser als der abgelehnte "Sozialismus" - hier dann zuerst: funktionstüchtiger. – Unsere „Wohlstandsgesellschaft“ ist diese Alternative.


Und auch noch einmal das: Schließlich sind selbst die Befürworter der gefährlichsten Rüstungspolitik nicht bösartig oder destruktiv; sie sind keineswegs daran interessiert, die Welt und damit sich selbst zu vernichten. Sie fühlen sich zu ihrer Politik, mag sie noch so wahnwitzig erscheinen, aus ihrem Selbsterhaltungstrieb heraus gezwungen. - Wer die Rüstung nicht will, darf sich also nicht darauf beschränken, zu ihrem Verzicht aufzurufen, und darf schon gar nicht schimpfen oder resignieren, wenn diesem Aufruf nicht sogleich Folge geleistet wird; sondern er mussder sich bedroht fühlenden Menschheit diejenige Bedrohung nehmen, gegen die sie rüstet, oder ihr vermitteln, daß sie in Wirklichkeit nicht unter einer Bedrohung lebt. Nur so ist eine durchgreifende, eine konsequente Abrüstungspolitik zum Erfolg zu führen.

Also noch einmal: Wer nicht verstanden beziehungsweise nicht erhört wird, soll nicht über die "dummen Menschen" klagen sondern bessere Argumente bringen.


An dieser Stelle sollte noch folgender klärende Gedanke eingefügt werden: Wenn hier die Auffassung vertreten wird, der Mensch sei keineswegs grundsätzlich destruktiv veranlagt, wird damit selbstverständlich nicht geleugnet, daß er von Natur aus Egoist ist. Davon, daß er das ist, mussvielmehr immer ausgegangen werden; und hier wird denn auch die Meinung vertreten, daß jeder politische Wille, der konstruktiv sein soll, diese entsprechende naturgesetzliche Tatsache niemals aus den Augen verlieren darf. - Der Mensch ist zwar prinzipiell bereit, sich positiv zu bemühen, aber das dann im Wesentlichen zu Gunsten seines eigenen persönlichen Interesses, nur weniger bis gar nicht zu Gunsten seiner Mitmenschen beziehungsweise im Hinblick auf die Zukunft der Menschheit insgesamt. - Der Mensch als Individuum empfand wohl nie und empfindet auch heute in Wahrheit und Wirklichkeit nicht eine tatsächlich relevante Verantwortung beziehungsweise Zuständigkeit für die heutige Menschheit als Ganzes sowie für deren Zukunft; er fühlt sich statt dessen primär zuständig beziehungsweise verantwortlich für sein eigenes persönliches Ich. Aus dieser Zuständigkeit und Verantwortlichkeit heraus entwickelt er seine wesentliche Dynamik und Kraft. - Für seinen Mitmenschen arbeitet der Mensch nur dann, wenn und soweit dieser für ihn wichtig ist, womit er in der Praxis dann durchaus auch dem Gesamten dient; und auf die Zukunft der Menschheit achtet er insoweit, wie ihn die Vorstellung von einer bedrohten Zukunft der Menschheit - insbesondere seiner unmittelbaren Nachkommen - im Augenblick persönlich psychisch bedrückt - und zwar stärker bedrückt, als es ihn belasten würde, müssteoder wollte er die Bedrohung für die Zukunft durch eigenen Einsatz oder Verzicht abwenden.


Wenn der Mensch also etwas für den Mitmenschen tun, das heißt sozialverantwortlich handeln soll, darf ihm das entsprechende Bemühen nicht all zu sehr persönlich beeinträchtigen; und soll er die Möglichkeiten nachfolgender Generationen bewahren, also Zukunftsverantwortung praktizieren, tut er das nur, wenn das nicht seinen gegenwärtigen Lebensbedingungen zu sehr abträglich ist.

Es gilt, eigennütziges Streben für das Interesse des Ganzen nutzbar zu machen, auf jeden Fall hier eine Gegenläufigkeit zu vermeiden beziehungsweise auszuschließen. - Gesellschaftliche Verhältnisse dadurch verändern zu wollen, daß man den Menschen zu verändern sucht, das - nur das – ist in Wirklichkeit eine Utopie.


Wer bei „Wohlstandsgesellschaft“ beziehungsweise

"Paradies auf Erden" nur an "Himmel" denkt,

macht es sich zu leicht


Mit den Menschen, die aus ihrer religiösen Einstellung heraus an "paradiesische", soll heißen zufriedenstellende, soziale Zustände hier auf Erden grundsätzlich nicht glauben mögen, die - so gesehen - "Paradies" nur mit "Himmelreich" gleichsetzen können und für die ein sogenanntes "Paradies auf Erden" deshalb eine "Utopie" ist, sollten wir uns auf der Grundlage folgender Gedanken verständigen können.

Zwar sollten wir demütig akzeptieren, daß nur Gott ideale Verhältnisse schaffen kann und deshalb allenfalls das "Himmelreich" ideal ist - was immer man sich unter einem "idealen" Zustand vorstellt; aber wir sollten ebenso davon ausgehen, daß nicht nur der Himmel sondern auch die Erde zum Reich Gottes gehört und daß wir Menschen die Erde deshalb mitnichten - gegebenenfalls - als Hölle akzeptieren müssen, als Hölle mit Not und Elend, Krise und Krieg. Wir sollten glauben, daß die Erde uns Menschen überlassen ist, damit wir sie gestalten, wie es Gott gefällt; und darauf vertrauen, daß es Gott gefällt, wenn wir sie so organisieren, daß beispielsweise jeder Mensch hier wie viel er wünscht gerechten Ertrag bringende Arbeit verrichten und dann in Wohlstand und Frieden leben kann. Die entsprechende Gesellschaft mag man nennen, wie man will; hier wird sie "Wohlstandsgesellschaft" genannt.


Wir sollten nicht so arrogant sein, unserem Schöpfer die Erde gleichsam als misslungenesExperiment vorzuhalten, unsere Möglichkeiten hier entsprechend destruktiv in Frage zu stellen und Wünsche, deren Realisierung uns vielleicht Schwierigkeiten bereiten mag, bequem auf ein Paradies im Himmel zu projizieren; statt dessen sollten wir verstehen, daß wir Menschen unser Schicksal auf Erden - im Rahmen der göttlichen Vorsehung - sehr wohl sehr weitgehend selbst bestimmen können, sehr viel weitgehender, als es den Anschein hat, wenn wir unsere tatsächliche Situation heute in Betracht ziehen. Es steht zu befürchten, daß es sich manche, die bei "Paradies" nur an Himmel denken wollen, zu leicht machen, daß die sich möglicherweise einem Auftrag Gottes entziehen.


Wenn wir uns ohne Zögern ans Werk machen, geht es schnell


Manche mögen geneigt sein, die "Wohlstandsgesellschaft" als eine Utopie zu bezeichnen, weil sie das Gefühl haben, es werde gar zu lange dauern, es zu realisieren; wenn sie denn überhaupt glauben können, daß dies prinzipiell möglich ist. - Wie lange dauert es also, das attraktive Ziel zu erreichen – so es für uns grundsätzlich erreichbar ist ?


Meine Antwort: Wenn wir uns ohne Zögern ans Werk machen, geht es ziemlich schnell; für den Aufbau der "Wohlstandsgesellschaft" müssen ja nicht von der Natur gesetzte Widerstände überwunden sondern - im Grunde - lediglich eine Anzahl bestimmter Gesetze erlassen werden - von uns Menschen und in jedem Staat für sich. - Natürlich ist der Endzustand nicht schon mit einem Schlag zu erreichen; wesentlicher Erfolg liegt aber schon von Anfang an darin, daß jener positive Prozess, der zu ihm führen wird, in Gang gesetzt worden ist. Die von mir vorgeschlagene Gesellschaftsform, die man auch "Krisenfreie Wohlstandsgesellschaft" nennen könnte, ist eine "wirtschaftskrisenfreie" Gesellschaft. Wohlstand zu schaffen, insbesondere weltweit, dauert dabei seine Zeit, auch zumal Wohlstand eine relative Größe ist, unter der man fortlaufend mehr und überall anderes verstehen kann. Und für Wohlstand mussja auch in unserer Wohlstandsgesellschaft" gearbeitet werden; je ungünstiger die Startbedingungen sind und je mehr Wohlstand man anstrebt, umso länger. - "Krisenfrei", das heißt keiner Wirtschaftskrise, Konjunkturkrise mehr unterworfen, kann unsere Gesellschaft allerdings weitgehend ab sofort sein, direkt nach Erlassder einschlägigen Gesetze.

Eine Krise ist ein labiler Zustand, der sich sowohl zum Besseren als auch zum Schlechteren hin verändern kann. Deshalb ist das Problem unserer derzeitigen Krisengesellschaft nicht nur der Mangel oder die Not als solche – dort wo es die gibt -, sondern ebenso sehr die Angst der Menschen, es könnte ihnen in Zukunft schlecht gehen oder noch schlechter als bisher. - Die "Krisenfreie Wohlstandsgesellschaft" hingegen, selbst wenn sie nicht von Anbeginn das Eldorado der wunschlos Glücklichen ist, entwickelt sich in den Bereichen, deren Steuerung Aufgabe der Menschen ist, nur noch aufwärts. Krisen, das heißt politische Krisen, wirtschaftspolitische, gesellschaftspolitische Krisen, das heißt die Möglichkeit einer Entwicklung rückwärts, nach unten, zum Schlechten hin, sind da ausgeschlossen. Erwerbslosigkeit etwa wird im Eiltempo abgebaut werden, sehr bald völlig überwunden sein. Jedermann wird für den Wohlstand, den er für sich anstrebt, angemessen arbeiten können. - Diese mögliche Krisenfreiheit, Freiheit von Krise, ist ein entscheidendes Element unserer – wir können sie auch so bezeichnen - "Gesellschaft von morgen", das die Bedeutung der Frage sehr stark relativiert, wie absolut groß der Wohlstand ist, den sie am Ende bietet. In gewissem Sinne beziehungsweise mancherorts bedeutet diese Krisenfreiheit bereits Wohlstand an sich.

Es ist müßig, kalkulieren zu wollen, wie viele Tage, Monate oder Jahre die Schaffung dieses "Paradieses auf Erden" in Anspruch nehmen wird; es gibt jedoch selbst für einen Siebzigjährigen keinen vernünftigen Grund, sich nicht sofort an die Arbeit zu machen, seinen Teil zur Schaffung unseres "Paradieses" zu leisten; und das in der begründeten Erwartung, auch noch er selbst könne die Früchte seines Einsatzes genießen. – Die „Wohlstandsgesellschaft“, die ich meine, liegt nicht in den Sternen sondern ist aktuell realisierbare Aufgabe hier auf Erden.




Unsere Wohlstandsgesellschaft

ist keine Überflussgesellschaft


Manche Menschen empfinden vielleicht Sorge, wenn sie von Wohlstand für alle in unserem "Paradies auf Erden" reden hören, fürchten da eventuell um das ökologische Gleichgewicht auf unserem Planeten, um die Erhaltung unserer Natur. - Ich werde an anderer Stelle zeigen, daß diese Sorge unbegründet ist, daß unsere "Wohlstandswirtschaft" vielmehr - umgekehrt - Voraussetzung ist für eine hinreichend wirksame Umweltschutzpolitik. - Hier soll unter ethischer beziehungsweise psychologischer Perspektive erörtert werden, ob unsere "Paradiesgesellschaft" eine Überflussgesellschaft ist. - Und da kann ich bestimmt mit "nein" antworten. - Allgemeiner Wohlstand - den das von mir vorgelegte Programm bringen soll - und Überfluss schließen sich sogar wechselseitig aus. – Zunächst: Was ist in diesem Zusammenhang unter Wohlstand zu verstehen, unter materiellem Wohlstand - lassen wir an dieser Stelle einmal andere Wohlstandselemente wie etwa Frieden oder Umweltsicherheit außer Betracht, da wir ja hier eine Abgrenzung zu Überfluss vornehmen wollen ?


Wohlstand = Soziale Gerechtigkeit


Der Begriff "Materieller Wohlstand" kann quantitativ nicht befriedigend definiert werden. Objektiv gleiche bescheidene wirtschaftliche Verhältnisse können von einem Hippie, einem Aussteiger aus der Konsumgesellschaft, vielleicht als Wohlstand empfunden werden, wenn dieser sie selbst gewählt hat, freiwillig; während ein Erwerbsstellenloser sie gegebenenfalls als Ausdruck größter Armut bewertet, weil ihm die beschränkten Lebensbedingungen aufgezwungen wurden. - Die Anwendung quantitativer Maßstäbe erbringt nur eine ungenaue Definition, nur einen relativen Begriff.

Deshalb sollten wir allgemeinen materiellen Wohlstand qualitativ definieren, und zwar als die "soziale Gerechtigkeit, - einerseits - materielle Güter genau in dem Maße - nicht weniger und nicht mehr - erwerben zu können, wie man dafür persönlich zu arbeiten bereit ist, und – andererseits - nicht mehr arbeiten zu müssen, wie dies dem persönlichen Nutzen dient". - Der Mensch fühlt sich im Prinzip dann "wohl" - von gesundheitlichen beziehungsweise psychologischen Aspekten einmal abgesehen -, wenn er sich in dieser Hinsicht nicht benachteiligt sieht; wobei für Arbeitsunfähige, von denen wir unterstellen wollen, daß sie an sich bereit wären zu arbeiten, gilt, daß denen materielle Güter im entsprechenden Maße ohne eigene Arbeit, das heißt: von der Gesellschaft, zur Verfügung gestellt werden müssen. - Die Tatsache, daß man sich materielle Güter auch schenken lassen kann, darf in diesem Zusammenhang vernachlässigt werden.


Überflussist immer Folge von Ungerechtigkeit


Überflussdagegen ist, wonach der Mensch aus seinem tiefsten Inneren heraus, niemals wirklich bedürftig ist – der Mensch möchte nur befriedigt werden, nicht überbeansprucht. - Und folglich: Da es gewissso ist, daß kein vernünftiger Mensch auf Dauer für solch einen Überfluss, dessen er also nicht wirklich bedürftig ist, tatsächlich und persönlich arbeiten mag - vielleicht erzeugt er einmal Überfluss, wenn er bei der Befriedigung eines Nachholbedarfsvorübergehend übers Ziel hinaus schießt -, ist auch einsichtig, daß es in einer Gesellschaft allgemeinen materiellen Wohlstands, sozialer Gerechtigkeit also, im Prinzip Überfluß nicht geben kann. - Überfluss- im bedrohlichen Sinne - ist vielmehr immer eine Folge von Ungerechtigkeit. - Nur wer - ungerechterweise - Güter zu erwerben in der Lage ist, für die er nicht voll und ganz selbst arbeiten muss, kann über längere Zeit geneigt sein, sich Überflussschaffen - zu lassen. - Dort aber, wo man sich Überfluss schaffen lassen kann, ist der allgemeine Wohlstand entsprechend beeinträchtigt; denn was so dem einen an Überflusszufließen mag, musseinem anderen - gegen die Gerechtigkeit – genommen, arbeitsmäßig zugemutet worden sein. - So also schließen sich allgemeiner Wohlstand und Überflusswechselseitig aus.


Wo liegen die Grenzen für unsere

"Wohlstandsgesellschaft" ?


Natürlich eröffnet unser Programm für unsere "Wohlstandsgesellschaft" nicht den Weg in ein Reich der vollkommenen Glückseligkeit und wird das "Paradies auf Erden" nicht ein Schlaraffenland sein; auch im "Paradies auf Erden" sind die Möglichkeiten selbstverständlich begrenzt. - Es wird dort - Gott gewollt beziehungsweise natürlich - weder ewiges Leben noch ununterbrochene Gesundheit noch Sicherheit vor Naturkatastrophen noch garantiertes Wohlbefinden auch im seelischen Bereich geben. Und nicht zuletzt: man wird auch in der "Paradiesgesellschaft" arbeiten müssen. - Aber immerhin:


Mit mehr materiellem Wohlstand, wie es ihn im "Paradies auf Erden" auf jeden Fall geben wird, lässtsich zwar nicht der Tod, wohl aber - beispielsweise - die dem Tod heute sehr oft nachfolgende materielle Not der Hinterbliebenen überwinden. - Und: Viele Krankheiten, die uns heute Sorgen bereiten, können in der Gesellschaft, die ich als "machbar" bezeichne, viel stärker gemildert oder zurückgedrängt werden, als dies bis heute möglich gewesen ist. Inwieweit Fortschritte in der Medizin und ganz allgemein Erfolge auf dem Gebiet der Krankheitsbehandlung erreichbar sind, ist ja in hohem Maße eine wirtschaftliche Frage; und in unserem "Paradies" werden die entsprechenden wirtschaftlichen Voraussetzungen optimal sein. - Schließlich können in unserem "Paradies auf Erden" Menschen mehr als bisher über die Frage mitentscheiden, ob ein an sich unabwendbares Naturereignis sie am Ende auch in eine Tragödie stürzen muss.- Ein Beispiel: Wurden etwa bisher Häuser in erdbebengefährdeten Regionen zu schwach gebaut - aus wirtschaftlichen Gründen - beziehungsweise musstendiese Häuser, trotz akuter Gefährdung, überhaupt dort stehen - weil eine Ansiedlung ihrer Bewohner anderenorts aus den gleichen Gründen nicht möglich war - und wurden die Bewohner dieser Häuser am Ende dann unter einstürzenden Mauern begraben, so durfte man angesichts der nun eingetretenen Katastrophe keinesfalls nur vom unergründlichen Willen Gottes oder von der sogenannten Macht des Schicksals sprechen, sondern mußte ebenso eine tragische Unfähigkeit des Menschen feststellen. - Unser "Paradies auf Erden" wird in der Lage sein, die Folgen auch eines gefährlichen Naturereignisses beträchtlich einzuschränken, indem es eine Tragödie in diesem Zusammenhang nicht, wie es oft der Fall ist, geradezu herausfordert, sich ihr vielmehr widersetzt oder ihr ausweicht. - Es hat dazu die wirtschaftliche Kraft.


Die Überwindung von Hungersnöten auf Erden


An dieser Stelle sollte bestimmt darauf hingewiesen werden, daß die heute über die Welt verbreitete Hungersnot keineswegs eine Naturkatastrophe ist, die der Mensch letztlich nicht verhindern kann. - Tatsächlich ist dieser Hunger eben nicht ein Nahrungsmittelproduktionsproblem und ebenso wenig ein Problem einer eventuellen Überbevölkerung der Erde, ein bevölkerungspolitisches Problem also, sondern in seinem Kern ausschließlich ein wirtschaftspolitisches Problem. - Die Nahrungsmittelproduktion, die heute möglich gemacht werden kann, würde - unter der Bedingung einer besseren Wirtschaftspolitik als der heute weltweit betriebenen, also bei voll funktionierender Verteilung - zur hinreichenden Ernährung der gesamten Menschheit sehr wohl voll ausreichen; und sie könnte gewissauch zukünftig noch mit einem weiteren Ansteigen der Erdbevölkerungszahl schritthalten. Die zur Überwindung des Hungers notwendige Wirtschaftspolitik ergibt sich aus dem Programm der "Wohlstandsgesellschaft". - Hier sei lediglich vorab angemerkt, daß es ja schon einmal nicht natur- oder sonst wie systembedingt ist, daß die Bevölkerungszahl auf unserer Erde auf Dauer weiter und weiter - und so vielleicht doch am Ende auf eine untragbare Höhe - ansteigt. Ganz offensichtlich besteht zwischen der Vermehrungsrate eines Volkes und seinem sozialen Standard ein regulierender Zusammenhang: Je mehr die Menschen zu essen haben, desto weniger Nachkommen setzen sie in die Welt. Notleidende Völker vermehren sich ja oft unter anderem so stark, weil sie – irgendwie paradoxerweise – meinen, auf diese Weise die Not, unter der sie leiden, lindern oder gar überwinden zu können. Die Zahl der Deutschen in Deutschland auf der anderen Seite ist dagegen bekanntlich rückläufig - und das gewissnicht deshalb, weil wir hier zu wenig Nahrungsmittel zur Verfügung haben. - Es ist ein Naturgesetz: Alle Lebewesen auf Erden bemühen sich letztlich um eine umso höhere Vermehrungsrate für ihre Population, je größer die Not und deshalb die Gefahr ihrer Dezimierung ist, unter der sie existieren müssen.


Emanzipation des Menschen

durch Vollbeschäftigungswirtschaft


Ich habe gemeint - um nicht anmaßend zu wirken, also aus Bescheidenheit -, erwähnen zu sollen, daß unser "Paradies auf Erden" seelisches Wohlbefinden nicht garantieren könne - obwohl ich schon auch Grund gehabt hätte, mich weniger zurückhaltend zu äußern. - Tatsache ist nämlich, daß die Vollbeschäftigungswirtschaft, Element der „Wohlstandsgesellschaft“, der "Paradiesgesellschaft", dazu beitragen kann, den Emanzipationsprozessder menschlichen Individuen im allgemeinen und den der Frauen im Besonderen entscheidend nach vorn zu bringen. - Die Vollbeschäftigungswirtschaft, eine Wirtschaft absolut ohne Erwerbslosigkeit, wird jedem unselbständig Tätigen, darüber hinaus aber auch allen Selbständigen, jede Sorge und Angst vor durch Wirtschaftskrisen verursachter wirtschaftlicher Not nehmen, dadurch sein Selbstwertgefühl stärken und ihm eine weitgehend autonome Position im Wirtschaftsleben verschaffen. - Die Vollbeschäftigungswirtschaft wird die oft angesprochene - sogenannte – "Gleichberechtigung von Arbeit und Kapital" (gemeint ist eigentlich die Gleichberechtigung zwischen unselbständigem Mitarbeiter und Unternehmer. Interessenantipode des - sogenannten - "Arbeitnehmers" ist ja nicht der – sogenannte "Kapitalist", also der Kapitaleigner, sondern der Unternehmer. Dem schmälert der unselbständige Mitarbeiter den Unternehmerlohn. Da dies der Kapitalgeber ebenso tut – Löhne und Zinsen sind für den Unternehmer durchaus ähnliche Kosten, die seinen Unternehmerlohn reduzieren -, stehen der Kapitalgeber und der Arbeitnehmer also gleichermaßen dem Unternehmer gegenüber und nicht etwa der Unternehmer und der Kapitaleigner auf der einen Seite dem Arbeiter beziehungsweise Angestellten auf der anderen.); die Vollbeschäftigungswirtschaft also wird die oft angesprochene – sogenannte – "Gleichberechtigung von Arbeit und Kapital" Wirklichkeit werden lassen, die in unserem derzeitigen krisenanfälligen Wirtschaftssystemen niemals Realität werden kann. - Im besonderen Maße wird die Vollbetriebswirtschaft den Beziehungen zwischen Männern und Frauen gut tun, da wirtschaftlich unabhängige Männer ganz gewissweniger dazu neigen, gegebenenfalls Frauen zu unterdrücken, als es Männer tun, die sich selbst – an ihrem Arbeitsplatz - unterdrückt fühlen. Schließlich wird Vollbeschäftigung auf dem Arbeitsmarkt die wirtschaftliche Gerechtigkeit zu Gunsten der Frauen unmittelbar fördern und vollenden. Der Bedarf an Arbeitskräften in einer Vollbeschäftigungswirtschaft wird es unmöglich machen, eine – wirklich gleich leistungsfähige und leistungsbereite - Frau geringer zu entlohnen oder mehr zu diskriminieren als einen entsprechenden Mann.


Wohlstand für alle"

ist nicht Luxus sondern Notwendigkeit


Ich habe festgestellt, wieso unsere "Wohlstandsgesellschaft" keine Utopie ist und weshalb sie auch nicht als eine solche bezeichnet werden darf. - Was sage ich nun aber zu den Menschen im Lande, die sich schon heute so wohl und so sicher fühlen, daß sie glauben, bereits in so etwas wie einem "Paradies auf Erden" zu leben, und die deshalb eine Verbesserung der politischen Bedingungen nicht eigentlich für erforderlich, eine Veränderung nicht einmal für wünschenswert halten – also jedenfalls nicht in Deutschland ? - Denen sage ich: Ich gönne euch euren schönen Traum, aber ich muss euch auch warnen - mit Nachdruck. Es kann am Ende ein böses Erwachen für euch geben. - Trotz schönen Scheins leben wir alle, auch wir in Deutschland, immerzu unter akuter Bedrohung. Und das in mehrerlei Hinsicht: Nehmen wir also Deutschland.

Wenn wir bei uns die Vollbeschäftigungswirtschaft, das bedeutendste Element der "Wohlstandsgesellschaft", nicht einführen, wird - erstens - zur gegebenen Zeit, früher oder später, unser freiheitlich demokratischer Rechtsstaat kaputt gehen, wird - zweitens - die derzeit praktizierte Verseuchung unserer biologischen Umwelt nicht aufzuhalten sein und wird - drittens - irgendwann, mag es derzeit auch nicht direkt danach aussehen, ein dritter und dann wahrscheinlich ein mit ABC-Waffen geführter Weltkrieg ausbrechen und auch uns hier heimsuchen.


Obwohl auch in unserem Land heute Erwerbslose und deren Angehörige gegebenenfalls in wirtschaftlicher Bedrängnis leben, mag deren Lage tatsächlich zunächst nicht als ein wirklich dramatisches Problem erscheinen. Unstreitig werden ja diese Erwerbslosen in aller Regel durch die Gesellschaft jedenfalls so weit unterstützt, daß ihr Lebensstandard immer noch unvergleichlich höher ist als der der überwiegenden Zahl der Menschen dieser Erde; weshalb es auch keineswegs als Zynismus verstanden werden muss, wenn jemand behauptet, der Lebensstandard speziell der Erwerbslosen beweise geradezu die hohe Qualität unserer heutigen Gesellschaft.

Ebenso wenig muss die Tatsache, daß Erwerbslose sich eventuell nutzlos und diskriminiert fühlen, daß sie immerhin fortlaufend in Angst vor einer weiteren Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage leben, daß sie in ihrer persönlichen Entfaltung gehemmt sind und mit der Zeit seelischen Schaden nehmen, mussdiese Tatsache jedenfalls die Nichtbetroffenen in großer Zahl dazu veranlassen, nach einer grundlegenden Veränderung, sprich: Verbesserung unserer politischen Verhältnisse zu rufen.

Und oft wohl auch können sich diejenigen, denen es wirtschaftlich gut geht, relativ leicht mit der Tatsache abfinden, daß sie fortlaufend für ihre erwerbslosen Mitbürger und deren Angehörige mitarbeiten müssen, daß sie als Erwerbstätige die Erwerbslosen durch ihre Arbeit unterhalten - heute immer etwa zehn Beschäftigte einen Erwerbslosen. Die Nettoeinkommen der Erwerbstätigen könnten ja heute rund zehn Prozent höher liegen, gäbe es bei uns die Erwerbslosigkeit nicht.


Erwerbslosigkeit droht unseren Rechtsstaat

am Ende zu zerstören


Gefährlich für alle - und deshalb auch für die scheinbar nicht Betroffenen - ist dann aber die Tatsache, daß, wenn wir die derzeitige Wirtschaftspolitik beibehalten, die Erwerbslosigkeit in unserem Lande durchaus ein Dauerproblem bleiben beziehungsweise gar noch weiter ansteigen und sich mit der Zeit unter den direkt Betroffenen mehr und mehr eine negative Grundeinstellung gegenüber unserer Gesellschaft ausbreiten kann, sich so eine Klasse von Verweigerern heranbildet und ausbreitet. Und diese Klasse von Verweigerern stellt dann bestimmt auch für die Menschen, die sich heute keine Sorgen machen mögen, eine Bedrohung dar. Es gibt heute schon da und dort warnende Anzeichen in dieser Richtung. Ohne positive gesellschaftliche Erfahrung und ohne positive Zukunftsperspektive, destruktiv, mehr und mehr kriminell oder politisch radikal und terroristisch motiviert, wird die angesprochene Klasse der Verweigerer zunehmend, mit Mitteln der Gewalt, allgemeine Unruhe, Unsicherheit, Angst, schließlich Chaos verbreiten und damit auch den Wohlstand der bis dahin Privilegierten entscheidend beeinträchtigen, ja deren Existenz gefährden. Und weder eine im Prinzip zunächst noch friedvolle Mehrheit in unserem Volk noch staatliche Autorität werden dann auf Dauer der unfriedlichen Entwicklung wirklich Befriedendes entgegenzusetzen haben. - Am Ende wird "das Establishment" nur noch versuchen können, seine Ordnung und seine Sicherheit mittels Einsatz von Gegengewalt zu verteidigen, was dann zur Einschränkung beziehungsweise zur Aufgabe von Freiheiten allgemein führen wird und zur Machtergreifung einer prinzipiell autoritären Staatsform, das heißt zum Untergang unserer Demokratie führen kann. –

Alle Menschen, die heute glauben, Grund zu ruhiger Zufriedenheit zu haben, stehen dennoch unter der Bedrohung, daß die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, von denen sie heute noch nicht direkt betroffen sind, am Ende auch ihren Wohlstand, den ideellen wie den materiellen, zerstören werden. Ein Wohlstand, den man schließlich fortwährend gegen kriminelle und politisch aggressive Angriffe zu verteidigen gezwungen ist, den man mit Unsicherheit und Angst bezahlen muss, wird kein Wohlstand mehr sein. Deutschland hat eine solche Entwicklung ja schon einmal während der Weimarer Republik erlebt: Die Wirtschaftskrise der Dreißigerjahre führte am Ende über zuvor schon bürgerkriegsähnliche Zustände konsequent in die NS-Diktatur. - Bringen wir es auf den Punkt: Wenn wir die Wirtschaftskrise in unserem Land, die Massenerwerbslosigkeit mit ihren Folgen nicht rechtzeitig weitestgehend überwinden, wird es bei uns am Ende eine neue "Rote-Armee-Fraktion" und schließlich einen Hitler 2 geben.


Darf uns hier der Einwand: "Damals gab es aber glatte sieben Millionen Erwerbslose, heute haben wir doch immerhin glücklicherweise weniger – vielleicht, je nachdem, wie man rechnet; und heute geht es den Menschen ohne Job jedenfalls durchweg wirtschaftlich besser als den Erwerbslosen damals. - Noch haben wir wohl weniger Erwerbslose als 1931/32. Aber die Erwerbslosigkeit kann durchaus noch weiter ansteigen. Wenn wir heute vielleicht nur sechs Millionen Erwerbslose – wie gesagt: je nachdem, wie man zählt - nicht von der Straße bringen können, vermögen wir mit der Politik wie gehabt am Ende auch eine noch größere Zahl von Jobsuchenden wie in den Dreißigern nicht zu verhindern.


Zudem ist die entsprechende Gefahr einer lang dauernden Massenerwerbslosigkeit unter einem speziellen Gesichtspunkt gesehen heute grundsätzlich noch viel größer, als sie es Anfang der Dreißigerjahre war, als zunächst auch nur erst weniger Erwerbslose "stempeln gehen" mussten: Wenn unser damals wie heute praktiziertes Wirtschaftssystem schon seinerzeit den Erfordernissen des damals noch biederen Industriezeitalters nicht gerecht zu werden vermochte, ist es heute, im Zeitalter der global und elektronisch gesteuerten Massenproduktion, noch viel weniger imstande, seiner Aufgabe hinreichend zu entsprechen, ist ein langandauernder und gefährlicher Siechenzustand unseres Arbeitsmarktes für unsere Zeit geradezu programmiert.

Wir können deshalb heute bestimmt nicht ausschließen, daß mittelfristig noch einmal ein "Führer" die "Quasselbude", diesmal unseren Bundestag, nach Hause schickt, weil jetzt der es nicht fertig bringt, die Erwerbslosigkeit zu beseitigen und für die Zukunft zu verhindern.

Geißnicht nur um der Millionen Erwerbslosen willen oder etwa um den Bürgern in ihrer Gesamtheit zukünftig mehr materiellen Wohlstand bieten zu können, brauchen wir also das "Paradies auf Erden", sondern ebenso, damit es uns allen, das heißt auch den heute Zufriedenen, nicht bald entscheidend weniger gut geht als heute, damit am Ende nicht wieder eine soziale und politische Katastrophe über unser Land kommt.


An dieser Stelle noch weitere Perspektiven, aus denen man erkennen kann, daß Erwerbslosigkeit nicht nur den Erwerbslosen schadet:

Unter dem im Zusammenhang mit einer Erwerbslosigkeit gegebenen Kaufkraftmangel leidet einmal und in hohem Maße auch der Handel, der Mittelstand. Der Kaufkraftmangel bringt diesen um den gerechten Ertrag seiner Arbeit, wenn die betreffenden Unternehmen fortwährend größere, aufwendigere und teurere Kapazitäten bereit halten müssen - sie sind ja in der Regel für Zeiten von Vollbeschäftigung eingerichtet worden -, als es dem augenblicklich niedrigeren Absatz entspricht. Ein solcher Kaufkraftmangel und damit Absatzmangel bedroht mittelständische Existenzen, schränkt sie bedeutsam ein, vernichtet sie in zahlreichen Fällen.

Und weiter: Jeder in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis Stehende, der selbst nicht erwerbslos ist, muss in Zeiten, in denen es Erwerbslosigkeit jedenfalls gibt, immer fürchten, daß auch er zur gegebenen Zeit erwerbslos wird. Wie das ihn in seinen Möglichkeiten, sich beruflich zu entfalten, sich dem Arbeitgeber gegenüber als gleichberechtigter Partner zu behaupten, einschränkt, wie es ihn gegebenenfalls daran hindern kann, für sich eine gerechte Entlohnung zu erreichen, brauche ich nicht zu erklären. Auch die Höhe der Löhne richtet sich ja nach Angebot und Nachfrage; und in Zeiten von Erwerbslosigkeit ist das Angebot an Arbeitskräften so groß, daß Löhne automatisch unter Druck stehen. Auch so gesehen ist Erwerbslosigkeit ein Problem, das keinesfalls nur die Erwerbslosen betrifft.


Konsequente Umweltschutzpolitik

nur in einer Vollbeschäftigungswirtschaft möglich


Die heute notwendige Umweltschutzpolitik, über die sich im Grunde alle Menschen einig sind - alle wissen, daß wir unbedingt aufhören müssen, unsere Luft, unser Wasser, unseren Boden zu vergiften -, erfordert einen riesigen wirtschaftlichen Aufwand. Unausweichlich viele zig Milliarden DM müssen in den Umweltschutz gesteckt werden. - Genau genommen ist es im Interesse einer gesunden Umwelt erforderlich, die heute existierenden materiellen Strukturen menschlichen Erdenlebens auf den Gebieten Energie, Verkehr, Wohnen, industrielle und landwirtschaftliche Produktion sehr weitgehend umzugestalten beziehungsweise neu zu gestalten. - Allerdings: Die wirtschaftliche Kraft, die für eine solche Um- und Neugestaltung eingesetzt werden muss, kann keinesfalls aufgebracht werden, wenn wir uns Millionen unproduktiver Arbeitsloser, Erwerbsloser, leisten. Die notwendige industrielle Revolution pro Natur und pro Ökologie erfordert vielmehr den vollen Einsatz aller zur Arbeit fähigen Menschen.

Ebenfalls unter diesem Gesichtspunkt – das sollte hier aufgezeigt werden - haben auch diejenigen, denen es heute wirtschaftlich gut geht, ein elementares Interesse an der Überwindung unserer derzeitigen Wirtschaftskrise. Dieser Problemzusammenhang soll uns noch intensiv beschäftigen.


Ohne Vollbeschäftigungswirtschaft kein wirklicher Frieden


Zu drittens: Wenn wir auch von 1945 bis heute in Europa – außer dem Jugoslawienkrieg – so gut wie keinen Krieg mehr zu erleiden hatten, dürfen wir nun nicht den Kopf in den Sand stecken, die entsprechende Bedrohung unserer Zukunft nicht sehen zu müssen. - Solange die soziale Ungerechtigkeit, die in unserem "Paradies auf Erden" überwunden sein wird, nicht überwunden ist, sind Kriege im Prinzip unvermeidbar - überall in der Welt und selbstverständlich auch in Europa.

Wir müssen davon ausgehen: Wenn wir das Wirtschaften nicht überall auf der Erde optimal organisieren und damit Wirtschaftskrisen überall überwinden und für die Zukunft ausschließen, wenn wir nicht weltweit Wohlstand, soziale Gerechtigkeit schaffen, bekommen wir die Kriegsherde auf der Erde, dort wo eben Ungerechtigkeit, Wirtschaftskrisen und Not revolutionäre Potentiale entstehen lassen, bekommen wir sie in Asien, Afrika, Süd- und Mittelamerika, in der sogenannten Dritten Welt, aber auch in Europa und in den USA (die teilweise katastrophalen sozialen Verhältnisse in den USA machen auch diese zu einem Krisen- beziehungsweise Kriegsherd) nicht weg; und dann lebt die gesamte Menschheit andauernd auf einem Pulverfaß.

Auch die Ost-West-Spannungen unseligen Angedenkens, die ihre Ursache ebenfalls letztlich in der auf der Welt verbreitet herrschenden sozialen Ungerechtigkeit hatten – der Jugoslawienkrieg stellt übrigens eine Fortsetzung der sogenannten Ost-West-Spannungen, die soziale Spannungen sind, dar - können trotz allen scheinbar von beiden Seiten gezeigten guten Willens, Frieden zu wahren, und ungeachtet laufender erfolgreicher Bemühungen um Verständigung und Zusammenarbeit immer noch jeden Augenblick wieder aufkommen und zu einem dritten Weltkrieg führen. Russland mit seinen herausragenden ungelösten sozialen Problemen stellt heute immer noch eine Gefahr für den Weltfrieden dar. - Was alles nicht besagt, daß konkret zu befürchten ist, daß ein dritter Weltkrieg schon bald ausbrechen wird. Vielleicht hat unsere Generation ja Glück; wir dürfen schon hoffen, daß ein solcher Krieg erst nach unserer Zeit kommt. Doch eben nur hoffen; ebenso begründet ist es, damit zu rechnen, daß er schon in naher Zukunft ausbrechen wird.


Die große Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Antikapitalismus, zwischen sozialer Ungerechtigkeit und Sehnsucht nach Gerechtigkeit, zwischen West und Ost, wie sie nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Osteuropa im Augenblick nur scheinbar nicht akut befürchtet werden muss, beziehungsweise zwischen Nord und Süd, wie sie speziell wegen der eingetretenen relativen West-Ost-Entspannung zukünftig wahrscheinlicher ist denn je, können wir zwar verhindern - durch die Gesellschaft, die ich "Paradies auf Erden" nenne -; aber wenn wir sie nicht verhindern, vermögen wir keinesfalls zu bestimmen, wann sie ausbricht. Der Zeitpunkt, zu dem der große Krieg beginnt, wenn er, weil nicht verhindert, beginnen muss, wird nicht geplant sondern mehr oder weniger zufällig und plötzlich über die Menschheit kommen.

Es sei an dieser Stelle nur angesprochen – später soll dieser Aspekt ausführlicher behandelt werden - daß auch die letzten Kriege in Afghanistan und im Irak letztlich sozioökonomische Ursachen hatten. Und ganz gewissgilt das auch für den verbrecherischen Terroranschlag auf das World-Trade-Center von New York. Gäbe es keine soziale Ungerechtigkeit auf der Erde, gäbe es keinen relevanten politischen Terrorismus.

Das Thema "Kriegsursachen und deren Beseitigung" ist eines unserer Hauptthemen, dem wir uns also noch ausführlich widmen werden - ebenso wie der - vierten - Tatsache, die das "Paradies auf Erden" zu einer Notwendigkeit macht, der daß unser deutsches Sozialversicherungssystem nur auf der Grundlage einer Vollbeschäftigungswirtschaft – Element unserer politischen "Paradiesgesellschaft" - verbessert, gesichert, wirklich solide saniert werden kann.


Niemand wird unter der „Wohlstandsgesellschaft“,

dem "Paradies auf Erden" leiden


Aber müssen sich nicht eine Anzahl Menschen, bestimmte Gruppen, Sorgen machen, unsere "Paradiesgesellschaft" könnte jedenfalls ihnen am Ende nicht nur Gutes bringen ? Werden zum Beispiel nicht manche zum Vorteil der Umwelt auf Gewohntes verzichten müssen ? Müssen nicht, wenn wirklich Frieden herrscht, jedenfalls die Beschäftigten der Rüstungsindustrie um ihre Arbeitsplätze fürchten, die Aktionäre der Branche mit einer Wertminderung ihrer Beteiligungen rechnen ? Und gar: Wird die "Wohlstandsgesellschaft" nicht die bereits jetzt Wohlhabenden ärmer machen müssen, damit auch die Armen zu Wohlstand kommen können ?

Alle drei Befürchtungen sind absolut unbegründet. - Abgesehen davon, daß eine gesunde Umwelt tatsächlich für alle Menschen unverzichtbar ist, wird der Umweltschutz letztlich und per saldo von niemandem Abstriche beim Lebensstandard fordern. Der Umweltschutz wird ausschließlich aus zusätzlichen Produktionsleistungen finanziert, die wiederum durch die Vollbeschäftigungswirtschaft möglich werden.

Auch der wirkliche Frieden nutzt zunächst einmal allen, da umgekehrt ein eventueller großer Krieg niemanden verschonen wird. Und der Frieden wird niemandem wirtschaftliche Nachteile bringen. - Alle Unternehmen, die derzeit Kriegsgüter produzieren, sind technisch so ausgestattet und verfügen über ein so umfangreiches und vielfältiges Know How, daß sie in kürzester Frist auf eine Friedensproduktion umstellen können. Die uneingeschränkt günstige Konjunkturlage, die der Vollbeschäftigungswirtschaft zugrunde liegen wird, stellt dabei sicher, daß die Friedensgüter der ehemaligen Kriegsbetriebe auch voll und ganz auf dem Markt abgesetzt werden können, so daß kein Waffenschmied erwerbslos und kaum jemand, der sein Geld in der Rüstungsindustrie investiert hat, unabdingbar ärmer werden muß.


Nicht Gleichheit sondern Gerechtigkeit


Besonders nachdrücklich möchte ich feststellen, daß der Wohlstand für alle in absolut keinem Fall durch eine Umverteilung von Vermögen - wie man sich eine solche auch immer vorstellen mag - erreicht werden wird. - Niemandem, der hat, wird etwas genommen; diejenigen, die bisher entbehren, werden in den Stand versetzt, ihre Situation durch eigene Leistung hinreichend zu verbessern. Dies ist ein Prinzip unserer "Wohlstandsgesellschaft". Diese "Wohlstandsgesellschaft" schafft nicht Recht für den einen Teil der Gesellschaft, indem sie Rechte des anderen abbaut; sie bedeutet vielmehr "Gerechtigkeit für alle".


Pessimisten könnten jetzt noch vorbringen, daß die heute bevorzugten Menschen sich möglicherweise gegen das Prinzip Gerechtigkeit wehren würden. - Ich bin sicher, daß es nicht so kommen wird. - Der Mensch als Individuum lehnt lediglich die Gleichmacherei ab, die ihm den Erlös seiner persönlichen Leistung zugunsten anderer schmälert. Erlebt er dagegen, daß es seinen Mitmenschen dadurch besser und ebenso gut geht wie ihm selbst, daß dieser für sich, durch sich, erfolgreich ist, ohne anderen etwas wegzunehmen, hat er gegen diese Gerechtigkeit im Prinzip keine entscheidenden Vorbehalte – höchstens eine Zeit lang, so lange er sich seines eigenen Wohlstandes noch unsicher ist. - Der Mensch fühlt sich sonst nicht in dem Maße wohler, wie es seinem Nächsten schlechter geht, im Gegenteil; er empfindet - sicher auch begründet - die eventuelle Zurücksetzung und den sich daraus eventuell ergebenden Neid seiner Mitmenschen als Bedrohung. Diese Bedrohung möchte er im Grunde gern abbauen. Auch weil ihn eine eventuelle Not neben sich schlicht stört oder weil sie ihm die Angst eingibt, es könnte ihm gegebenenfalls auch einmal – so – schlecht gehen. Der Mensch bemüht sich um den dauerhaften Erhalt eventueller Privilegien nur dann, wenn er meint, sich gegen aggressiven Neid lediglich mittels einer Vormachtstellung wehren zu können.


Es ist so: Das politische "Paradies auf Erden", Wohlstand für alle, ist eine Notwendigkeit für alle und wünschenswert für alle.


Wohlstand für alle“ –

Ergebnis richtiger Politik autonomer Staaten


Ich habe dargelegt, daß und wieso unsere "Wohlstandsgesellschaft" grundsätzlich keine Utopie ist beziehungsweise nicht Utopie genannt werden darf. Allerdings wäre die hier gemeinte Gesellschaftsform am Ende zwangsläufig doch eine Utopie, wenn sie auf der ganzen Welt unbedingt gleichzeitig verwirklicht werden müsste, gewissermaßen auf einen Schlag, "global" durch einen weltweiten Beschluss. - Muß sie aber glücklicherweise nicht. – Eine entsprechende Weltpolitik zu realisieren, supranational zu vereinbaren, wäre gewiss viel zu schwierig, dauerte viel zu lange. Das politische Programm "Paradies auf Erden" kann dagegen sehr wohl ab sofort und sukzessive durch Maßnahmen einzelstaatlicher Politik umgesetzt beziehungsweise umzusetzen begonnen werden.

Ich werde zeigen, wie es letztlich möglich ist, das Programm durch nur nationale Maßnahmen zu verwirklichen, und daß diese Realisierung keineswegs unbedingt international abgestimmt zu werden oder überall gleichzeitig zu erfolgen braucht, daß vielmehr – wenn es denn sein muss- Land für Land sie im Prinzip unabhängig und für sich vornehmen kann. Nichts hindert einen Staat tatsächlich daran, die zentralen Probleme unserer Zeit - Erwerbslosigkeit, Umweltzerstörung, Kriegsgefahr – wenn es gewünscht wird beziehungsweise notwendig ist - jeweils autonom, für sich allein anzugehen und so zunächst auf seine eigene nationale und erst damit dann schließlich auch – indirekt - auf eine weltweite "Paradiesgesellschaft" hinzuarbeiten.


Eine gesunde Weltwirtschaft ist die Summe gesunder

Volkswirtschaften


Speziell von der Erwerbslosigkeit wird immer wieder behauptet, sie sei ein nur international lösbares Problem. Ich werde deutlich machen, wieso diese Behauptung falsch ist. Ich werde erklären, daß Erwerbslosigkeit zwar weltweit verbreitet ist, sehr wohl aber national, Staat für Staat, genauer: Währungsgebiet für Währungsgebiet, verantwortet werden mussund entsprechend national überwunden werden kann. Hier möchte ich lediglich zwei Überlegungen vorausschicken:

Hätte Erwerbslosigkeit im nationalen Bereich ihre Ursache in internationalen Bedingungen, in der tatsächlich immerhin gegebenen internationalen Verflechtung der nationalen Wirtschaften - beziehungsweise in der Verflechtung der gegebenen verschiedenen Währungsgebiete -, dann dürfte ein fiktiver Staat, der sich wirtschaftlich nach außen abgeschlossen, abgeschottet hat, Erwerbslosigkeit nicht kennen. - Will das jemand im Ernst behaupten ? Die Wirklichkeit sähe doch allenfalls so aus, daß ein solcher Staat lediglich keine Güter aus dem Ausland beziehen könnte; dagegen die Erwerbslosigkeit, die hausgemachte, wie ich behaupte, für ihn durchaus ein bekanntes Problem wäre.

Und: Es wird heutzutage im Prinzip so etwas wie ein Weltstaat angestrebt; man errichtet kontinentale beziehungsweise globale Handels-, Wirtschafts- und Währungsgemeinschaften oder ähnliches. Wenn ein derartiges Verbundsystem einmal komplett wäre, danach also gewissermaßen nur noch eine Welt-Wirtschaftsgemeinschaft, eine einzige Wirtschaftsnation existierte, will man für diesen Fall glauben machen, daß es dann keine Erwerbslosigkeit mehr gibt, weil diese doch angeblich ein internationales Problem ist und wir dann doch nur noch einen Staat hätten, keine Internationalität mehr ? Es wird dann ganz gewissnoch die Erwerbslosigkeit geben; heutige Bedingungen unterstellt, wird eine eventuelle Welt-Wirtschaftsgemeinschaft sogar noch mehr Erwerbslose zählen als – zusammengezählt - die aller Staaten, die heute unter diesem Problem zu leiden haben. Beachten wir in diesem Zusammenhang, daß es im Bereich der derzeit bereits bestehenden Europäischen Währungsunion (EWU) sehr wohl gravierende konjunkturelle Unterschiede gibt und daß man sehr wohl auch innerhalb Deutschlands, also innerhalb eines Staates, von Bundesland zu Bundesland, regional stark unterschiedliche Erwerbslosenquoten verzeichnet. - Ich behaupte und werde die Behauptung begründen: Für die Qualität des in einem Land wirksamen Wirtschaftsgeschehens ist jedes Land - genau: jedes Währungsgebiet - für sich zuständig und kompetent. Wenn beispielsweise wir in Deutschland die erforderliche Wirtschafts- beziehungsweise Währungspolitik betreiben, wird der Arbeitsmarkt hier von der internen Wirtschaftspolitik anderer Länder/Währungsgebiete dieser Erde nicht im mindesten tangiert. Auch die EWU kann eine entscheidend konjunkturfördernde Währungspolitik innerhalb Deutschlands nicht verhindern. Zu diesem Thema wird nachfolgend noch ausführlich und konkret argumentiert.


Müsstenwir nur noch prüfen, ob sich ein Staat, der ein eigenes wirtschafts- und währungspolitisches Konzept autonom verfolgt, gegebenenfalls von notwendigen Rohstofflieferungen aus dem Ausland abschneidet. – Wird er nicht. Eine dementsprechende Reaktion wird es nicht geben, da alle Rohstoffländer dieser Welt, letztlich unbeeinflusstvon ihrer nationalen Wirtschaftspolitik und völlig unabhängig von den wirtschaftspolitischen Prinzipien ihrer möglichen Handelspartner, grundsätzlich sogar sehr daran interessiert sind, so viel wie möglich von dem, was sie anbieten können, ins Ausland, also auch an Deutschland, zu liefern, damit sie entsprechend viele Industrie- und Konsumgüter dort, bei uns, kaufen können. Sie werden ein Land mit einer anderen Wirtschaftspolitik niemals boykottieren.


Die globale Umweltzerstörung ist die Summe nationaler Sünden


Ebenso kann eine effizient erfolgreiche Umweltschutzpolitik durchaus in nationalem Rahmen betrieben werden. Läuft auch die derzeitige Zerstörung der Umwelt grenzüberschreitend ab, so ist sie jedenfalls doch eine Summe umweltschädigender Einwirkungen, in die jeder einzelne Staat für sich seinen mehr oder weniger großen Summanden einbringt - oder eventuell nicht einbringt. Wenn einmal zunächst wenigstens ein Land keine nennenswerten Giftmengen mehr in die Luft blasen oder ins Wasser ablassen würde, brächten die entsprechenden Sünden der Nachbarländer zwar weiterhin ihre umweltgefährdenden Wirkungen, insgesamt aber würde die Gefährdung beziehungsweise Schädigung abnehmen.


Außerdem wirkt eine effiziente nationale Umweltschutzpolitik international vorbildhaft. Wenn beispielsweise Deutschland davon absieht, Atomkraftwerke zu betreiben, und so zeigt, daß man sich eine Energiepolitik ohne diese leisten kann, was machbar ist, werden bald auch die Nachbarn die Gefahren der Kernenergie nicht mehr leugnen und auf Möglichkeit zu einem entsprechenden Verzicht hinarbeiten. Die wollen ja auch gesund und ungefährdet leben, wenn das ökonomisch einzurichten ist. Und grundsätzlich gilt ja sowieso: Wenn zu Anfang erst einmal nur ein Land aus dem Atom-Club aussteigt, wird die Atomgefahr schon dadurch weltweit prozentual verringert. - Der entscheidende nationale Beitrag zum Umweltschutz aber, den jede einzelne nationale Politik für sich erbringen kann – und muss, ist der, erst einmal die wirtschaftlichen, sprich: die finanziellen, Voraussetzungen für hinreichende Umweltschutzmaßnahmen zu schaffen. Ich weise immer wieder darauf hin, daß schon die heute vordringlich notwendigen Umweltschutzmaßnahmen, wenn sie konsequent durchgeführt werden sollen, unzählige Milliarden erfordern, die von krisengeschwächten Volkswirtschaften, die beispielsweise hohe Erwerbslosenzahlen zu verzeichnen haben, sicher nicht aufgebracht werden können. Umweltschutzpolitik ist also in entscheidendem Maße zunächst Finanzpolitik, Wirtschaftspolitik, Konjunkturpolitik - und diese – entsprechend richtige - Politik kann und muss jeder Staat – ich präzisiere noch einmal: jedes Währungsgebiet - für sich betreiben.


An dieser Stelle möchte ich auch darauf aufmerksam machen, daß die außerordentlich großen Umweltschädigungen, die in den letzten Jahrzehnten speziell von den Industrien Osteuropas ausgingen beziehungsweise noch ausgehen, ursächlich zum großen Teil auf die nach 1945 erfolgte Teilung - genauer gesagt: auf die wirtschaftliche Teilung - Europas und der Welt zurückzuführen sind. Aufgrund dieser Teilung haben sich die in Osteuropa wirtschaftenden Staaten gezwungen gesehen, eilig eigene Produktionsanlagen zu errichten, die bei ihnen vorher nicht vorhanden waren, zu deren auch umweltverträglicher Ausstattung ihnen aber die finanziellen Mittel fehlten. - Man stelle sich vor: Während die Industrien in den überkommenen Industriezentren Westeuropas, die - vergleichsweise - umweltverträglich arbeiteten, gewaltige Kapazitäten gar nicht ausnutzen konnten, wurden in den ehemals überwiegend Agrarländern Osteuropas – gewissermaßen zwangsläufig - von oftmals fast provisorisch zu nennenden Fabrikationsanlagen katastrophal große Giftmengen in die Luft geblasen, in die Gewässer abgelassen oder ins Erdreich versenkt !


Internationaler Frieden ist Frieden zwischen friedlichen Staaten


Schließlich, wie kann nationale Politik internationalen Frieden schaffen und sichern ? - Wenn wir das Wirtschaftsprogramm unserer "Paradiesgesellschaft" kennengelernt haben, werden wir es wissen. - Zunächst nur eine These hierzu: Jedenfalls in der heutigen Zeit unternimmt ein Staat eine kriegerische Aktion gegen einen anderen Staat nur dann, wenn er meint, wirkliche oder vermeintliche elementare Lebensinteressen seines Volkes nicht mit anderen als kriegerischen Mitteln befriedigen zu können, oder wenn er eigene lebenswichtige Interessen durch einen anderen Staat wesentlich beeinträchtigt sieht - beziehungsweise jedenfalls beeinträchtigt glaubt. Ein Land dagegen, das in seinem Bereich die von mir vorgestellte Wirtschaftspolitik realisiert hat, wird es nicht "nötig haben", solche "elementare Interessen" gegen andere Länder durchzusetzen, und wird auch nicht einen in diese Richtung weisenden Eindruck erwecken. Es wird sich also kein Staat von einer nationalen "Paradiesgesellschaft" bedroht fühlen. Vielmehr wird eine solche "Paradiesgesellschaft" Beispiel dafür geben, wie man sich national so erfolgreich organisieren kann, daß man zur Befriedigung eigener lebenswichtiger Interessen niemals "gezwungen" ist, zu kriegerischen Maßnahmen zu greifen. Und diesem Beispiel werden die anderen Länder folgen, so daß auch unser Land bald nicht mehr fürchten muss, von anderen Ländern um deren "Interessen" willen angegriffen zu werden.

Alle Völker wollen im Prinzip den Frieden; aber sie wollen oft - und das meist mit entweder gleicher oder gar größerer Intensität - außerdem noch etwas anderes, nämlich wirklich zufriedenstellende soziale Bedingungen, wollen Wohlstand. Ein gesellschafts- und wirtschaftspolitisches Programm, das diese zufriedenstellenden sozialen Bedingungen, diesen Wohlstand, erkennbar unter Verzicht auf kriegerische Handlungen, zu schaffen und dauerhaft zu gewährleisten in der Lage ist, wird jede Motivation für kriegerische Aktivitäten auflösen, wird den Menschen und Völkern die Möglichkeit, die Freiheit geben, Frieden zu bewahren.


Das politische "Paradies auf Erden", wenn man darunter über die ganze Erde verbreitete allseits zufriedenstellende soziale Verhältnisse verstehen will, beginnt unweigerlich sich zu entwickeln, wenn Staaten dieser Erde, jeder für sich, eine entsprechende Politik einleiten und betreiben. Hat erst einmal ein maßgeblicher Staat mit einer solchen Politik begonnen, wird von ihm eine Attraktivität ausgehen, die nacheinander alle Staaten der Erde zur Nachahmung anregt. Wer also für die hier gemeinte „Wohlstandsgesellschaft für alle“, das hier gemeinte "Paradies Deutschland" arbeitet, wirkt gleichzeitig schon – indirekt - für ein entsprechendes "Paradies - überall - auf Erden". Und die politischen Entscheidungen, die zum "Paradies auf Erden" führen sollen, fällt jeder Staat einzeln für sich, über die Verabschiedung von Gesetzen durch seine nationalen Beschlussorgane.- Soweit bisher wirksame internationale Gewohnheiten beziehungsweise Vereinbarungen den neuen Zielen entgegenstehen, müssen diese aufgegeben beziehungsweise gekündigt werden - falls nicht die Vorteile des Überkommenen größer wären als die Vorteile des Neuen, was im Zusammenhang mit der Einführung unserer "Paradiesgesellschaft" niemals der Fall sein wird.


Wir dürfen die Bedeutung internationaler Politik, von sogenannter Außenpolitik nicht überschätzen. Im Kern ist sie lediglich der Vollzug nationalen Wollens im internationalen Bereich oder die nationale Akzeptanz dessen, was andere Staaten wollen. Internationale Politik ist eine Funktion nationaler Politik, sie dient dieser. Daß eine gute nationale Politik anderen Ländern schaden kann, ist nicht zu befürchten, so es sich um eine wirklich gute Politik handelt. Eine wirklich gute - nationale - Politik ist für alle Menschen - weltweit - gut.


Kein "anderer Staat“


Der politische Schritt in das politische "Paradies auf Erden" ist gewiss ein großer und kräftiger, ein mutiger Schritt, kein zögerlicher; er bedeutet eine konsequente, keine halbe Entscheidung. - Da könnten sich ängstliche Zeitgenossen fragen, ob ich denn einen "anderen" Staat will. - Um diesbezügliche Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, möchte ich deutlich machen, wie ich zu unserem heutigen Staat stehe, so wie er heute organisiert und wirksam ist. - Also:



Der beste Staat, den ich kenne


Ich halte die Bundesrepublik Deutschland für den am besten organisierten Staat, den ich kenne. Unsere Verfassung und die bei uns herrschende politische Praxis sind dem überlegen, was alle anderen Staaten der Erde - das "Mutterland der Demokratie", England, und die USA ausdrücklich eingeschlossen - an Entsprechendem zu bieten haben. Idee und Wirklichkeit unseres Staates verdienen deshalb, gepflegt, umsorgt zu werden. - Trotzdem: verbessern möchte ich unseren Staat schon noch; und das nicht zuletzt, weil es ja auch zu seinen Vorzügen gehört, daß man ihn verbessern kann beziehungsweise darf, daß er offen ist für neue Ideen, ebenso wie er 1949 auf offene, demokratische Weise gegründet worden ist.

Dabei ist es nicht nötig, zwecks Einführung unserer "Paradiesgesellschaft" die Verfassung unserer Bundesrepublik, unser Grundgesetz, auch nur in einem Punkt zu ändern. Alle erforderlichen Gesetze können durch eine einfache Mehrheit des Bundestages - und vielleicht gegebenenfalls des Bundesrats (direkte politische Kompetenzen von Bundesländern und von Kommunen gar würden eigentlich nicht berührt, schon weil Bundesländer und Kommunen gar nicht über in diesem Bereich maßgebliche Kompetenzen verfügen) – beschlossen werden.


Das Konzept ist konsensfähig


Und wie kommen wir zu der immerhin erforderlichen einfachen Mehrheit in unserem Bundesparlament ? Antwort: Wenn alle wahlberechtigten Bürger Deutschlands das Programm zur Kenntnis genommen haben, das ich vorstelle, entwickelt sich diese Mehrheit so ziemlich von selbst. Das "Paradies auf Erden", man kann diese Gesellschaftsform auch "Krisenfreie Wohlstandsgesellschaft" nennen, ist in sich vernünftig und es entspricht den Interessen aller Menschen, weshalb es von Anfang an für die gesamte Bevölkerung konsensfähig ist. Sobald sein – attraktives - Konzept bekannt geworden ist, wird es von allen Menschen gewünscht beziehungsweise angenommen werden. So braucht unsere „Wohlstandsgesellschaft“ denn ganz gewissnicht etwa eine "Revolution".


Im Gegenteil, letztlich verhindert es eine solche, indem es verhindert, was wir sonst durchgängig beziehungsweise am Ende zu befürchten haben – auch wieder in unserer heutigen Zeit in Deutschland: Not, Elend, Unruhe, Aufruhr, Chaos, Krieg; und schafft und sichert dagegen, was allen Menschen – in Deutschland und in der übrigen Welt -wichtig ist: Wohlstand, Frieden, Ruhe, Ordnung. - Das "Paradies auf Erden" braucht absolut keinen anderen Staat; stattdessen ist es vielleicht – heute schon wieder - die einzige Chance, speziell unseren heutigen deutschen Staat, so wie er begründet worden ist, auf Dauer zu erhalten, überhaupt alles zu erhalten, was uns lieb und wert ist.


Idee und Wirklichkeit unseres heute bereits

existierenden Staates verdienen gepflegt und umsorgt zu werden


Das Programm „Wohlstand für alle“

im derzeit aktuellen politischen Spektrum



F.:Herr Woltmann-Zeitler, welche in unserer Zeit in Deutschland aktive politische Gruppierung wird eventuell, noch am ehesten, Ihr Programm für einen Wohlstand für alle verwirklichen ? Oder so gefragt: Welcher Gruppierung stehen Sie am Nächsten ?

A.:Ihre zweite Frage: Ich stehe allen Partenetc. neutral gegenüber. Alle wollen im Prinzip eine Politik machen, die im Prinzip, am Ende für alle Menschen gut sein soll. ...


F.:... Alle ? Auch die undemokratischen ? Und: Vertreten nicht manche Politiker oder Parteien nur oder überwiegend eigene oder die Interessen einer Klientel, einer Lobbyisten Gruppe ?

A.:Alle Parteien ! Keine Partei möchte a priori eine Politik machen, die den Menschen schadet, auch nicht denen, von denen sie nun mal gerade nicht gewählt worden ist. Eine andere Frage ist dann, ob eine Partei meint, ihre gemeint gute Absicht in demokratischer Harmonie mit allen Menschen verwirklichen zu können, oder ob sie es für legitim hält, „Druck“ auf die Menschen ausüben, sie zu ihrem Glück quasi zwingen zu müssen, zu dürfen. Da kann sich dann eine Partei umso leichter Demokratie leisten, wie überzeugender ihr bisheriger Erfolg war und wie überzeugend, glaubwürdig ihr aktuelles Versprechen ist. Wenn man undemokratische, vielleicht diktatorische Vorgehen, Maßnahmen aus Prinzip nicht mag, da gibt es gute Gründe, mussman zusehen, daß man die Wähler mit demokratischen Mitteln gewinnt, indem man einfach inhaltlich besser wirkt als die Autoritären. ...


F.:... Entschuldigung ! Eine undemokratische Minderheit kann doch einer demokratischen Mehrheit die Hölle machen, oder ?

A.:Wenn die Demokratie allen Menschen – politisch - gerecht wird, hat die Undemokratie keine Chancen. – Und über die These, daß Wohlstand für explizit alle machbar ist, sprechen wir ja gerade.

Zur Klientel-Politik: Jeder Mensch ist im Prinzip ein Egoist. Deshalb soll, so möchte er, sein Bemühen um das Wohlergehen seiner Mitmenschen auch ihm Nutzen bringen - und zwar in erster Linie. Wenn er dann sein eigenes Wohlergehen im Auge hat, hat er aber nichts dagegen, wenn es dem Nachbarn auch möglichst gut geht. Im Gegenteil: Arme stören. Ein Wohltäter muss nicht gleichzeitig ein Asket sein. Andererseits: Wenn Politiker nicht wissen, wie eine gute Politik für alle aussehen muss, streben sie – als Egoisten, die sie sind – verständlicherweise an, wenigstens für sich selbst erfolgreich zu sein. Sie wollen dann nicht auch „arm“ sein, nur weil es ihnen nicht gelingt, den anderen genug Gutes zu tun. Wirklichen – empfundenen, was das auch immer ist – Reichtum mag man am Ende schon teilen, Armut eher nicht.

Daß ein Mensch Politiker werden möchte, eine lukrative Karriere anstrebt, unabhängig von der Frage, wie kompetent er ist, liegt in der Natur des Menschen. Wenn jemand auch dann viel Geld als – beispielsweise - Artist zu verdienen sich bemüht, wenn er sportlich gar nichts drauf hat, sollte man ihm das realistischer Weise nicht übel nehmen. Ein Zauberkünstler verdient sein Geld ja auch mit Hilfe von Täuschungen. Da sollten sich eben mehr wirkliche Talente melden – wenn es die gibt.

Ja und speziell die Politik für eine Klientel ? Auch um eine von den entsprechenden Protagonisten als am Ende gut für alle geglaubte Politik praktizieren zu können, benötigen die Protagonisten zustimmende Wähler. Da mussman sich dann ein Wählerpotential aufbauen. Und da ködert man dann zunächst einmal eine – hoffentlich wachsende – Klientel. Um am Ende eine Volkspartei für alle werden zu können, „kämpft“ man gegebenenfalls erst einmal für die Interessen einer Basisgruppe, vielleicht der – Entschuldigung – Zahnärzte. Eine Klientel-Partei hat gar nichts dagegen, alle Menschen glücklich zu machen; wenn sie sich nur beschränkt, dann weil sie nicht weiter weiß, nicht weil sie nicht weiter möchte. „Volkspartei“ werden möchten alle. Die Bayern sagen es so: „Mögen täten sie scho, aber können tun‘s ned“.


F.: Und warum gründen Sie nicht eine eigene Partei ?

A.:Wenn mir das bis heute auch nicht gelungen ist, so erscheint es mir doch objektiv leichter, eigentlich nur möglich, eine gute Politik, nehmen wir die, die „Wohlstand für alle“ schafft oder zulässt, über eine der bestehenden Parteien zu verwirklichen als über eine neue weitere, von mir aufzubauende. Dazu fehlen mir absolut alle Mittel, materielle und persönliche.


F.:Interessante Frage, vielleicht: Wie würde denn Ihre Partei heißen sollen ?

A.: „Parteien“ haben heute einen sehr schlechten Ruf. Ich will nicht von Klüngel reden, wäre auch übertrieben; aber sie scheinen zu sehr Selbstzweck zu sein. Ich möchte eine Partei lieber – vielleicht kann sich ja einmal eine der bisher etablierten umtaufen – lieber Arbeitsgemeinschaft nennen. Diese Bezeichnung drückt ein anderes Selbstverständnis aus. Vielleicht: „Arbeitsgemeinschaft : Neue Politik“ – A:NP“.


F.:Ach ja, unter dieser Firma sind sie ja schon dann oder wann in Erscheinung getreten ...

A.:... habe ich versucht, in Erscheinung zu treten. – Aber lassen wir diese Nebensächlichkeiten. Das sind Themen von morgen.


Wohlstand für alle

bedingt eine echte Marktwirtschaft



F.:Diese Frage: Welche Partei verwirklicht?

A.:Ja ! – Ich bin kein Hellseher, deshalb schließe ich keine Partei aus. – Ich möchte mich so aus der von Ihnen gelegten Schlinge ziehen, daß ich sage: Die Partei, deren Gremien mehrheitlich beschließen, das von mir vorgestellte Programm für Wohlstand für alle zu verwirklichen. Einen entsprechenden Beschlusskann am Ende eines entsprechenden inneren Meinungsbildungsprozesses theoretisch jede Partei fassen.


F.:Und Ihre Wahrscheinlichkeitsrechnung ?

A.:Nun, es wird am ehesten eine politische Gruppierung die gegebenen Chance wahrnehmen, die an die Möglichkeit einer entsprechenden Wohlstandsgesellschaft wenigstens glaubt, auch schon dann, wenn sie - jedenfalls noch - den entsprechenden Weg selbst nicht gefunden hat oder eine entsprechende Wegweisung noch nicht wahrnehmen beziehungsweise einer solchen vertrauen konnte. – Wer „weiß“, daß Wohlstand für alle nicht machbar ist, wer es allenfalls für erfolgversprechend hält, Nichtwohlstand möglichst gerecht zu verteilen, d.h. den Ärmeren dadurch aufzuhelfen, daß man den noch besser Gestellten „gerecht“ etwas nimmt, schafft den Wohlstand – eben – für alle wohl eher nicht. Der schafft für die Menschen „unten“ etwas weniger Armut und für die zuvor Privilegierten etwas weniger „Wohlstand“.

Überhaupt: Ich warne immer davor, politische Entscheidungen mit moralischen Maßstäben zu messen. Manche politischen Gruppierungen beschränken sich weitgehend darauf, über die Unmoral der Konkurrenten zu zetern. „Moralisch“ sind aber nur sehr wenige Menschen auf Erden, also können die meisten gar nicht moralisch handeln. Sie können – im Prinzip und meist - nur so entscheiden, wie sie es für sich selbst – „unmoralischerweise“, aber natürlicherweise – für „richtig“, zweckmäßig halten. Wenn dann das, was ihnen persönlich nutzt, auch anderen nutzt, ohne ihnen selbst zu schaden, tun sie das dann auch. Denn daß sie gegebenenfalls eine gute Politik auch für andere betrieben haben, nutzt dann wieder – indirekt – auch ihnen selbst. „Wohltäter“ sind beliebt. Allerdings mussman über das erforderliche Know-how verfügen, sonst nutzt man eben nur – immerhin – sich selbst.

Noch ein „Auswahlkriterium“: Wohlstand für alle lässtsich unabdingbar nur in einer freien Marktwirtschaft, niemals in einer Planwirtschaft realisieren. Politische Gruppierungen, die also meinen, eine Wohlstandsgesellschaft, die ich meine, könnte auch geplant werden, dürften an dem hier vorgestellten Konzept zunächst oder gar langfristig kein Interesse haben und sie werden auch, so sie es versuchen wollten, gewissscheitern. ...


F.:... Halt, Sie stehen für eine freie Marktwirtschaft; ...

A.:... ja, entschieden ...


F.:... herrscht denn aber nicht dort, wo diese konsequent betrieben wird, nur zu oft soziale Ungerechtigkeit; wird dort nicht humanes, ökologisches und nachhaltiges Wirtschaften vernachlässigt oder gar mehr oder weniger bewusstverhindert ? Sind dort nicht Wirtschafts- und Finanzkrisen, Rezessionen, Erwerbslosigkeit, schlechte soziale Bedingungen, soziale Konflikte, soziale Unruhen, Bürgerkriege, internationale Kriege, Unfreiheit für die Menschen Folge Ihrer „freien Marktwirtschaft“?

A.:Nein, nein, die Marktwirtschaft ist keinesfalls Ursache der von Ihnen aufgezählten Probleme, keinesfalls. Wenn wir weiter diskutieren, werde ich an allen Phänomenen erklären, daß nicht die Marktwirtschaft „schuld“ ist sondern etwas anderes. Ich werde das Punkt für Punkt erläutern. Hier belasse ich es erst einmal bei der entschiedenen Feststellung. - Daß es auch in planwirtschaftlich geführten Länder, Regionen all diese Schwierigkeiten, katastrophale Schwierigkeiten, da wie dort, gibt, darf doch eigentlich keiner besonderen Erwähnung oder ? - Wir werden ausführlich darüber sprechen, daß eine freie Marktwirtschaft, eine tatsächlich freie, nicht unnötig reglementierte, monopolfreie Marktwirtschaft, eine, die man selbstverständlich durch eine vernünftige Währungspolitik Wohlstand erwirtschaften lässt, alle von Ihnen aufgezählten Probleme zu überwinden, für immer, erst möglich macht. Und zudem dann: Wohlstand für alle. – Kriminell verursachte „Finanzkrisen“, Ökoverbrechen und so weiter sind genau so wenig Folge einer Marktwirtschaft wie Bankeinbrüche, Giftangriffe und so weiter gegen unsere Umwelt. Sie sind nicht wirtschaftspolitische sondern rechts- beziehungsweise kriminalpolitische Probleme. Und soziale Krisen und Kriege wird es in unserer Wohlstandsgesellschaft nicht mehr geben. – Wir kommen darauf zu sprechen.


F.: An dieser Stelle eine Zwischenfrage: Ihr Buch verspricht „Wohlstand für alle“. Den hat auch Ludwig Erhard versprochen. Waren Sie oder sind Sie noch ein Fan von Ludwig Erhard, Herr Woltmann-Zeitler ?

A.: „Fan“ würde ich nicht sagen. Ich bin nie ein Fan. Ich mochte ihn persönlich, bin zweimal mit dem damaligen Kanzler Erhard zu relativ ausführlichen Gesprächen zusammengetroffen ...


F.: ... hielt der den allgemeinen Wohlstand auch für machbar ?

A.:Ach, Erhard war ein Pessimist. Er spielte nur den Optimisten. Er hielt das, was zu seiner Zeit in Deutschland praktiziert wurde, weder für eine wirkliche Marktwirtschaft, für eine freie Marktwirtschaft, noch gar für eine „soziale“. Er hielt „Wohlstand für alle“ schon für grundsätzlich machbar, aber nicht in absehbarer Zeit. Er sah übermächtige Mächte, die dem Erfolg seines guten Willens auf lange Zeit verhindern würden. Und er hatte nicht den Mut – ihm mangelte es überhaupt an Mut, er war ein sympathischer Weichling -, diesen Widerstand zu überwinden. – Wir haben einander aufmerksam, mit Interesse und Sympathie zugehört. Er war im Prinzip lernfähig, aber er seufzte dann immer: „Diese Dummheit überall ! Wenn ich jünger wäre und mehr Zeit zur Verfügung hätte, um langfristig die Weichen umstellen zu können !“ Er wurde dann ja auch tatsächlich gestürzt. – Vielleicht hätten wir beide mehr Zeit füreinander haben müssen. Hatten wir aber nicht. Ich hatte einen Brotberuf zu bedienen. ...


F.: Klären wir also denn jetzt, wie nach Ihrem Konzept der Wohlstand für alle verwirklicht werden kann.

A.: Ja bitte, lassen wir die Vergangenheit; sehen wir, was wir in Zukunft tun können.


Was zuerst ?


F.:In Ihrem Programm, Herr Woltmann-Zeitler, rangieren wirtschaftspolitische Reformen ...

A.:... deutlicher: währungspolitische Maßnahmen, ich mag das Wort „Reformen“ nicht mehr gebrauchen, es ist zu oft missbrauchtworden in der letzten Zeit ...


F.:... rangieren wirtschafts-/währungspolitische Maßnahmen an erster Stelle. Wie aber gegebenenfalls könnten solche Maßnahmen noch relevant werden, wenn zuvor die Erde – in Folge eines von Menschen verursachten oder naturgesetzlichen Klimawandels – von einer Sintflut heimgesucht oder in eine Trockenwüste verwandelt worden ist ? Wenn Terror und Kriege uns letztlich entscheidend daran hindern, einen eventuell erreichten wirtschaftlichen Wohlstand zu genießen ?

A.:Diese ernstzunehmenden Fragen werden mir immer wieder gestellt. Ich werde auf sie nachfolgend ausführlich und möglichst detailliert antworten, wenn wir über die Erhaltung und Sicherung unserer Umwelt, über eine wirksame und nachhaltige Friedenspolitiksprechen. – Hier vorab nur die entschiedene Behauptung, daß eine wirklich relevante und nachhaltige Umweltschutz- und Ressourcensicherungspolitik nur zu finanzieren und politisch durchzusetzen sind, sowie derzeit herrschender politischer Terror und Kriege nur überwunden und für die Zukunft so gut wie ausgeschlossen werden können, wenn zuvor der soziökonomische Wohlstand für alle Realität geworden ist.


Warum erst jetzt ?


F.:Alle Menschen wünschen sich Ihren Wohlstand. Sie behaupten aber als erster, er sei “machbar“. Wie sollte auf „Ihr Programm“ nicht schon früher jemand gekommen sein, wenn es denn realistisch sein soll ? Hat die Menschheit auf Sie warten müssen ?

A.:Ach, bitte, lassen Sie solch boshafte Fragen ! Ich bin gewissnicht der einzige Mensch, der seit gestern bis heute so denkt – jedenfalls in Teilen oder ähnlich – wie ich. – Ich möchte flapsig aber doch treffend antworten: Als es die Eisenbahn noch nicht gab, gab es die Eisenbahn auch noch nicht. Fast alles war irgendwann früher noch nicht da oder unmöglich, was heute selbstverständlich ist. Alles kam irgendwann unerwartet, zunächst unvorstellbar, unglaubhaft, war irgendwann neu.


F.:Was denn aber hat den „Irrtum“ beziehungsweise doch die Erfahrung, Wohlstand für alle sei eben nicht machbar, so lange unaufgeklärt beherrschend sein lassen ? Beziehungsweise diesen Wohlstand für alle so lange, bis heute verhindert ?

A.:Die umfassende und vielschichtige Antwort auf diese Frage kommt bald, wenn wir über die notwendige bessere Wirtschaftspolitik, Währungspolitik sprechen. Mit diesen Antworten kann man ein dickes Buch füllen. Hier nur ein paar Stichworte:

a)Die Entdeckung des Geldes war ein Segen für die Menschheit.

b)Das Geldwesen war aber von Anfang an bis heute niemals hinreichend gut. Es hat mal besser, mal weniger gut, mal wieder besser funktioniert.

c)Die Menschen hatten - wohl von Anfang an - eine nicht hinreichend wirklichkeitsnahe Vorstellung vom Wesen, von der Funktionsweise des Geldes. Sie behalfen sich lediglich mit dem, was das Geld, so wie sie es verstanden und hinnahmen – unzureichend – leistete.

d)Die unzureichende Vorstellung von der Funktionsweise des Geldes und damit dessen entsprechend falsche Definition prägte sich über die Jahrtausende in das Bewusstseinder Menschen so stark ein, daß sie ihnen letztlich zu einer Art von Dogma wurde.

e)Dieses Dogma lehrten fortan die Schulen, die Universitäten, reflektierten und publizierten die Medien, befolgten Wirtschaft und Politik.

f)Aber dieses Dogma war die Lehre von einem nur unzureichendwirkenden Geld.

g)Und dieses Dogma konnte bis heute einfach nicht korrigiert werden. Weil Dogmen eigentlich nicht hinterfragt werden dürfen. Und weil es einfacher ist, Dogmen immerzu nur nachzubeten. Da hatten und haben es „Ketzer“ schwer. So wie es Galilei seinerzeit schwer hatte, „glaubhaft“ zu machen, daß sich die Erde um die Sonne dreht.

h)Alle Fachbücher – vom Kinderbuch, geschrieben vom Nikolaus für Felix, über Lehrbücher für Grundschüler bis zu professoralen Bibeln für Professoren der nächstfolgenden Generation – lehren das verunglückte Dogma. - Es fällt mir sehr schwer, es zu sagen, denn ich mag ganz gewiss nicht polemisieren, nicht verallgemeinern, niemand herabsetzen, nicht schwarz malen; aber wenn man es prüft, wer es auch immer prüft, man musses immer wieder feststellen: Selbst Wirtschaftsfachschülern, Abiturienten, Bankangestellten, Bankbetriebswirten, entsprechenden Fachlehrern fehlt es einfach an ruhigem volks- beziehungsweise währungswissenschaftlichem Fachwissen, um die ganz alltäglichen – aber doch wichtigen – Konjunktur- und Finanzabläufe, von denen in den Medien heutzutage die Rede ist, zu verstehen, wenigstens minimal auf ihre Konsequenzen hin zu analysieren beziehungsweise zu bewerten. Alles „Wissen“ geht entweder über banale, im Prinzip nebensächliche Selbstverständlichkeiten oder über irgendwo gehörte, dabei aber dann nicht einmal verstandene oberflächliche Vorurteile nicht hinaus. - Und an der Verbreitung dieser Dogmas wird sogar noch verdient, es ist für die hauptberuflichen Dogmenverbreiter ihr Brotberuf. Und – jedenfalls – den Verbreitern dieser Dogmen schadet es ja nicht, wenn es sich um ein für die anderen, für Milliarden schädliches Dogma handelt. Diese Multiplikatoren würden sich sogar persönlich schaden, wenn sie „widerrufen“ würden. ...


F.:...Halt ! Wenn die Lage so festgefahren ist, wie Sie schildern, hat dann eine bessere Vorstellung vom Geld, die Sie ja verbreiten möchten, hat damit „Wohlstand für alle“ wirklich eine Chance ?

A.:Warum nicht: Siehe Galilei ! – Am guten Ende kommt ein Buch mit einem solch sensationellen Thema einmal schneller als erwartet auf eine Bestsellerliste.

Allerdings. Ich fühle mich zwar gewiss nicht selbst als Schwarzmaler, aber ich möchte das Problem auch nicht übersehen oder verdrängen. Das Problem: Unbestreitbar ist, daß die Politik deutschland- und weltweit im Argen liegt. Wenn man aber mit den Menschen diskutiert, „wissen“ so ziemlich alle, wie die Probleme gelöst werden könnten. Warum bloß sind die Probleme dann nicht bereits längst gelöst ?, haben auch Sie mich gefragt. Weil: Die „Oberschicht“ fordert, die „Unterschicht“ müsse sich bloß bescheiden. Die Armen verlangen, die Reichen müssen teilen. Der Papst rät, wir Menschen müssten gottgefälliger handeln und mehr beten. Alle Parteien „wissen“, nur die Opposition sei schuld. Stammtischrunden und „Fachjournalisten“ erklären die Inkompetenz der Politiker für verantwortlich. Warum sind diese „Kompetenten“ nicht alle Politiker ? Intelligente Philosophen „denken“, alle Menschen seien zu dumm und zu eigensüchtig – alle, nur sie nicht ? – Dabei: Was hält die Oberschicht davon ab – tatsächlich - , den Armen ein besseres Leben zu gönnen, wenn diese Armen nicht ihnen, den Reichen, etwas nehmen wollen, sondern aus sich heraus wohlhabender werden könnten ? Warum denken die Armen nicht über das entsprechende Wie nach ? Warum sollen wir nicht beten - und denken ? Warum schreiben, kommentieren „Fachjournalisten“ nicht weniger – und studieren dafür mehr ? – Warum „wissen“ alle schon und fragt keiner mehr ? Wo doch die Fragen offensichtlich alle offen sind, die Probleme ja noch ungelöst ? In Diskussionen wird viel zu oft nicht gemeinsam gesucht – das ist doch der eigentliche Sinn einer Diskussion – sondern nur die eigene Position verteidigt. Obwohl doch meist seit langem für alle erkennbar geworden ist, daß die jeweils eigene Position bisher nicht zu einer Lösung geführt hat und deshalb wahrscheinlich auch in Zukunft nicht zu einer Lösung führen wird ? Warum „diskutieren“ die Menschen so viel – zu früh - und denken, studieren dafür nicht zuvor und mehr ?


Versuch einer Antwort: Weil sie fürchten, die Materie sei – jedenfalls für sie – zu schwierig. Sie kämen mit ihrem Denken nicht hinreichend weiter. Das Ganze sei entweder „höhere Mathematik“ oder etwas „Mystisches“. Dabei ist Politik ganz und gar keine „höhere Mathematik“, nichts „Mystisches“; sie ist eigentlich überhaupt nichts Wissenschaftliches sondern eher etwas „Handwerkliches“. Um politische Abläufe und Zusammenhänge verstehen zu können, braucht man kein wissenschaftliches Studium sondern gesunden Menschenverstand. Eine Wissenschaft bedeutet es allenfalls, das Durcheinander zu entwirren, zu der Menschen die Politik verkompliziert, kaputtimprovisiert, kaputtrepariert haben. Als es noch keine sogenannte Politik- und Wirtschaftswissenschaft gab, lebten die Menschen zwar noch nicht auf dem wirtschaftlichen und zivilisatorischen Stand von heute, sie waren vergleichsweise arm und deshalb wilder als heute, aber ihr Zusammenleben klappte dennoch im Prinzip besser als heute. Den Fortschritt, verstehen wir ihn einmal als einen solchen, brachten im Laufe der langen Zeit die Naturwissenschaften, nicht die Sozialwissenschaften. - Ein bekannter kirchlicher Würdenträger hat kürzlich sowohl öffentlich geurteilt, die politischen Probleme könnten wir Menschen gar nicht lösen (Warum haben wir uns bloß angemaßt, eine Straßenverkehrsordnung aufzustellen oder den Regenschirm zu erfinden ?), und hat ebenso das „Wirtschaftsbuch der Bücher“ neu geschrieben. Er, der Nicht-Wirtschaftswissenschaftler ! Und jetzt „weiß“ auch er in den Experten-Diskussionen, belehrt er jeden Andersdenkenden nur noch und sucht nie mehr.

Dabei ist Politik doch so einfach. Es braucht nur etwas mehr Mut, etwas weniger als Bescheidenheit deklariertes Minderwertigkeitsgefühl. - Also: Mehr Mut !

Und nun sollten wir über das Thema „Nie mehr Erwerbslosigkeit – sondern immerwährende Vollbeschäftigung“ sprechen.